Kates Abenteuer in Portici. Sandra Goldoni

Kates Abenteuer in Portici - Sandra Goldoni


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Schmerzen«, antwortete sie Mo. »Ihre Atmung geht nur flach. Ich könnte mir vorstellen, dass sie was mit der Lunge hat.«

      »Wie das?«, wunderte sich Granny. »Dann müssten doch auch ein paar Rippen gebrochen sein, oder?«

      »Wahrscheinlich«, meinte Hurley. »Genau wissen wir das auch nicht. Keiner von uns ist Arzt. Und ohne ein Röntgengerät würde selbst ein Arzt nicht wissen, was mit ihr los ist.«

      »Und raus, können wir hier auch nicht«, beklagte sich Rooie.

      »Das würde nichts bringen«, sagte Riccardo. »Da draußen würdest du in den Krankenhäusern eh niemanden mehr finden. Zumindest nicht hier im Umkreis. Die sind mitten in der Evakuierung.« Er sah mit prüfendem Blick auf seine Armbanduhr. »Und um diese Zeit werden sie die Krankenhäuser schon leergeräumt haben.«

      »Wenn da draußen überhaupt noch eins steht«, gab Aurora zu bedenken. »So, wie diese Felssteine den Hang heruntergekommen sind, könnte ich mir vorstellen, dass da mächtig viel kaputtgegangen ist.«

      »Beschissene Situation«, bestätigte sie Granny.

      Will kam zu ihnen zurück.

      Er flüsterte Hurley etwas ins Ohr, der die Kinder daraufhin an seine Hand nahm und sie zu ihren Eltern führte, dann wandte Will sich seinen Freunden zu.

      »Despina stirbt«, sagte er sachlich. »Jack ist sich sicher, dass sich ein abgebrochener Rippenbogen in einen ihrer Lungenflügel gebohrt hat.«

      Kate schlug sich die Hand vor den Mund. Mit großen Augen sah sie ihren Mann an.

      Auch Mo war entsetzt.

      »Das ist ja furchtbar«, kam es piepsig von ihr.

      »Die Kinder sollen sich noch von ihr verabschieden«, fuhr Will fort. »Deshalb habe ich Hurley gebeten, sie zu ihrer Mutter zu bringen.«

      »Und Allen?«, wollte Granny von ihm wissen. »Verkraftet er es?«

      Will zuckte mit den Schultern.

      Jetzt kam Jack zu ihnen.

      Kate sah zu den Kindern hinüber, die nicht weinten, aber auf dem Boden neben ihrer Mutter knieten. Allen gab seiner Frau einen sanften Kuss auf die Stirn.

      Will sah Jack fragend an, der daraufhin seinen Kopf schüttelte.

      »Was soll das heißen?«, keuchte Kate. Ihr wurde es ganz flau im Magen.

      »Despina hat es nicht geschafft, Kate«, erklärte ihr Jack. »Sie war sehr schlimm verletzt.«

      »Oh nein«, hauchte Kate.

      Sharon kam zu ihr und nahm sie tröstend in ihren Arm.

      Beide Frauen wandten sich von den anderen ab und blieben wenige Meter entfernt stehen.

      »Es ist so grausam«, murmelte Sharon. »Es sollte das schönste Fest überhaupt werden und jetzt so etwas.«

      »Es, …, es hätte, …, so wunderschön werden können«, stammelte Kate. »Es war von euch alles so großartig vorbereitet. Das schöne Anwesen, die traumhafte Kirche, …«

      »Ich glaube nicht, dass die noch steht. Und das Anwesen, …, Kate, das Anwesen, du weißt selbst, dass sich dort der ganze Boden aufgetan hat. Und jetzt sieh hinauf, da liegen massenweise Felsbrocken.«

      »Du hast recht, es wird nichts mehr sein, wie es war.«

      Schweigend sahen die beiden Frauen noch einmal zu Despina.

      Wieder war ein heftiger Erdstoß zu spüren.

      Kate sah entsetzt zu Will zurück, dabei bemerkte sie Mo.

      »Schau doch, Sharon!«, hauchte sie. Kate deutete auf die Japanerin. »Mo sitzt aufrecht.«

      »Wenigstens eine gute Nachricht«, schnaubte Sharon. Sie nahm Kate an ihre Hand. »Komm, wir fragen sie, wie es dazu kam.«

      »Ein erneuter Schock«, erklärte ihnen Jack gerade. »Das kann eine Umkehrfunktion hervorrufen. Zuvor hat ein Schock dazu geführt, dass Mo nichts fühlen und sich nicht bewegen konnte und nun hat der Schock, dass Despina gestorben ist, die Symptome wieder aufgehoben.«

      Granny beobachtete Rooie, der verwirrt an die Wand starrte.

      »Ist alles in Ordnung mit dir, mein Junge?«, fragte sie ihn.

      »Ja«, murmelte er. »Ich weiß nur nicht, ob ich mich wirklich freuen kann, dass es Mo jetzt besser geht.«

      »Wie bitte?«, wunderte sich Granny.

      »Na«, er sah sie herausfordernd an. »Ich kann mich doch nicht freuen, dass Despina gestorben ist.«

      Granny schüttelte ihren Kopf, wobei ihr der lange graue Haarzopf hin- und her baumelte.

      »Darüber sollst du dich doch auch nicht freuen. Du solltest erleichtert sein, dass Mo wieder gesund ist.«

      Mo stand jetzt vorsichtig auf.

      »Mach langsam«, riet ihr Sharon.

      Rooie sprang schnell auf und stützte sie.

      »Ich halte dich.«

      »Nein«, sagte sie. »Es geht schon.«

      »Tut dir was weh?«, wollte Riccardo wissen.

      »Nein. Mir geht es gut.« Sie sah vor sich und konnte Allen mit den Kindern auf sich zukommen sehen. »Ach herrje.«

      Hurley ging direkt auf die Kinder zu.

      »Derek, Jojo, kommt her zu uns«, sagte er und führte die beiden, gemeinsam mit Sharon, etwas weiter weg von ihren Freunden.

      Kate wunderte es, dass sie nicht weinten, sondern nur traurig ihre Köpfe hängen ließen.

      »Ich habe ihnen erklärt«, sagte Allen mit belegter Stimme, »dass ihre Mutter jetzt ein Engel ist, der über uns alle wacht.«

      »Wir müssen hier raus«, schniefte Mo, als der Boden unter ihren Füßen erneut anfing zu beben.

      Jack sah sich seine Freunde ringsum an.

      »Seid ihr alle soweit fit, dass ihr laufen könnt?«

      »Sieht ganz so aus«, meinte Riccardo.

      »Aber was machen wir mit Despina?«, hauchte Kate. »Wir können sie doch nicht einfach hier zurücklassen?«

      »Es hätte keinen Sinn«, krächzte Allen. »Sie ist«, er sah sich rasch zu Jojo und Derek um, die mit Hurley und Sharon wenige Meter von ihnen entfernt standen, sie jedoch hören konnten, dann räusperte er sich kurz und sprach weiter. »Sie ist ein Engel. Wir brauchen ihren Körper nicht zu tragen, weil sie jetzt fliegen kann. In unserer größten Not werden wir sie sicher wieder sehen können.«

      Kate bemerkte, dass bei Derek nun doch ein paar Tränen kullerten. Er sagte jedoch nichts.

      Jack wandte sich von Allen ab und trat vor seine Freunde.

      »Dann sollten wir mal nachsehen, wie weit wir hier kommen«, sagte er und führte sie zu dem Durchbruch. »Es könnte auch sein, dass der Schacht teilweise verschüttet ist.«

      Rooie sah durch den Durchbruch hindurch nach links den Gang entlang, dann wandte er sich nach rechts.

      »Und in welche Richtung gehen wir? Auf dieser Seite könnte es genauso entlanggehen, wie da.«

      »Wir müssen höher hinauf«, antwortete ihm Riccardo. »Mir kommt es so vor, als würde der Weg rechts etwas ansteigen.«

      »Versuchen wir es einfach«, schlug ihnen Jack vor. »Wenn es weiter hinten wieder bergab geht, dann wissen wir, dass wir umdrehen müssen.«

      Jack lief ihnen mit Riccardo voraus.

      Der Schacht, indem sie sich jetzt befanden, schätzte Kate auf drei Meter in der Höhe und knapp drei Meter in der Breite. Es ging hier nicht stetig geradeaus, stattdessen führte dieser Gang immer etwas nach links, um den Vulkan herum.

      Kate


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