Der wilde Weg der Honigbienen. Christoph Nietfeld

Der wilde Weg der Honigbienen - Christoph Nietfeld


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      Der wilde

      Weg der

      Honigbienen

      Ein Erfahrungsbericht

      Christoph Nietfeld

      Unter Mitwirkung von Uwe Rabe

      © 2020 Christoph Nietfeld

      Unter Mitwirkung von Uwe Rabe

Verlag und Druck:tredition GmbH,Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
Fotos:Christoph Nietfeld, Uwe Rabe
Umschlaggestaltung:www.kontinuum-art.de
Lektorat:www.schreib-vielfalt.de
Korrektorat:www.sinntext.de
ISBN
Paperback:978-3-347-06503-1
Hardcover:978-3-347-06504-8
e-Book:978-3-347-06505-5

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      Die Namen der im Buch auftauchenden Personen wurden zum Teil verändert.

      Die Bienen schaffen das,

      wenn wir sie lassen …

      Inhalt

      Zwei Neuanfänge(r)

      Die wahrscheinlich berühmteste

      Milbe der Welt

      Biene trifft Baum

      Schwarmzeit

      Wenn wir sie nur ließen …

      Bienenschweiß

      Unbezahlbar

      Löwenzahn erfolgreich

      bekämpfen

      Geduldsprobe

      Epilog

      Literatur

      Zwei Neuanfänge(r)

      Seit einigen Jahren hatte ich keine Bienen mehr, bis eines Morgens eine Kollegin in mein Büro kam und mir von ihrem Freund Uwe erzählte, der in seinem Garten gerne Bienen halten wollte. Da sie von meiner Zeit als begeisterter Imker wusste, fragte sie mich ohne Umschweife, ob ich mir vorstellen könne, Uwe ein wenig in Sachen Bienen zu helfen. Ich stimmte freudig zu. Bereits wenige Tage später fuhr ich gleich nach der Arbeit bei Uwe vorbei, denn er wohnte in der Nähe der Firma. Dabei ahnte ich noch nicht, dass diese Bekanntschaft dazu führen würde, selbst bald wieder Bienen zu haben.

      Mein erster Kontakt zu den Bienen und zur Imkerei war in meiner Kindheit entstanden, als ich hin und wieder zu unserem Nachbarn gehen durfte, um dort Honig zu holen. Er hielt ein paar Bienenvölker. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie meine Mutter mir dafür immer eine von diesen Kunststoff-Taschen mitgab, die mich an Strandsandalen erinnerten. Die Tasche war blau und es passten genau zwei Honiggläser hinein. Bevor ich den Honig nach Hause tragen konnte, wurden die Gläser sorgfältig verpackt. Unser Nachbar wickelte sie liebevoll in Zeitungspapier ein. Es glich einem heiligen Ritual. Sorgfältig wurden die Honiggläser anschließend in meiner blauen Tasche verstaut. Danach durfte ich mir manchmal noch die Bienen anschauen oder sogar bei der Arbeit an den Bienenkästen etwas mithelfen. Meine Freundschaft mit den Bienen verlief nicht immer ganz schmerzfrei.

      Als ich elf Jahre alt war und wieder einmal zusammen mit unserem Nachbarn die Bienen am Bienenstand beobachtete, klopfte er mir auf die Schulter und sagte: „Du kannst dir eins aussuchen.“ So kam ich zu meinem ersten eigenen Bienenvolk und unser Nachbar wurde mein Lehrmeister. Über die Jahre brachte er mir den Umgang mit den Bienen bei und zeigte mir, wie man Honig erntet. Später hatte ich meinen eigenen Bienenstand und pflegte durchschnittlich drei Bienenvölker. Etwa fünfzehn Jahre lang hielt ich so meine Bienen, klassisch, in Magazinbeuten. Hätte mir damals jemand gesagt, dass bei der Haltung der Honigbienen dringend ein Wandel notwendig ist, hätte ich das nicht verstanden. Ich sah mein Hobby als einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Bienen. Also warum sollte ich etwas an der Art und Weise der Haltung verändern? Ich hatte zwar abschreckende Bilder von Imkerei in industriellem Maßstab gesehen, doch beruhigte ich mich damit, dass mein Tun davon weit entfernt wäre. Zudem spielte sich der relevante Anteil dieser Honigproduktion auch noch auf einem anderen Kontinent ab, sodass die Problematik allein aufgrund ihrer örtlichen Entfernung nicht wirklich in mein Blickfeld rückte. Was ging es mich an?

      Wir wissen, dass es die Bienen, Honig- wie auch Wildbienen, heute nicht leicht haben. Die Medien berichten regelmäßig über Bienen gefährdende Pestizide und über Parasiten, allen voran die Varroamilbe, die speziell den Honigbienen zu schaffen macht. Glücklicherweise gibt es den Imker, der seine schützende Hand über die Bienen hält und sein Bestes tut, um größeren Schaden abzuwenden, so wie ich es viele Jahre versucht hatte. Ob die Bienen das ebenso empfanden, fragte ich mich dabei nie. Vor einigen Jahren hatte ich nach mehreren berufsbedingten Umzügen meine Bienen an meinen Vater abgegeben, der sie zum Einstieg in seine Rente übernahm. Erst dieser Abstand ermöglichte es mir, die Bienenhaltung mehr und mehr aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

      Was wusste ich tatsächlich über das Leben der Bienen? Mit ein paar einstudierten Handgriffen war es mir möglich gewesen, mir ihre Verhaltensweisen für mein Ziel, die Honigernte, zunutze zu machen, ohne dass ich dabei viel über ihre Bedürfnisse wissen musste. Nach dem Motto: „Wenn ich dies tue, dann passiert das und das …“ Es handelte sich dabei im Wesentlichen um Reaktionen des Bienenvolkes auf meine Eingriffe, die ich durchführte, um eine schöne Honigernte zu bekommen. Den Willen der Bienen berücksichtigte ich dabei nicht. Wie auch? Ich wusste kaum etwas über ihn. Das war sie, die „gute imkerliche Praxis“. Mit tatsächlichem Wissen über die Bienen hatte das – zumindest muss ich das heute für mich so sagen – wenig zu tun. Nach und nach erhärtete sich mein Verdacht, dass es nicht nur – wie ich bisher geglaubt hatte – die intensive Landwirtschaft und die Varroamilbe waren, die den Bienen schadeten, sondern auch ich selbst, als Mensch, der seine Bienen ausschließlich zur Honiggewinnung hielt. Das war für mich eine schwierige Erkenntnis, und es fiel mir alles andere als leicht, mir dies einzugestehen. Schlussendlich hat meine (Ego-)Krise mit der konventionellen Imkerei einen Bewusstseinswandel angestoßen: Welche Bedürfnisse haben die Bienen eigentlich, wenn man das vordergründige Ziel des Imkers, den Honig, einmal außen vor lässt?

      Uns als Autoren ist es in diesem Buch wichtig, von den Begegnungen, Gesprächen und Ereignissen zu erzählen, die unsere Einsicht prägten, dass es mit der Imkerei nicht weitergehen kann wie bisher. Um zu verstehen, warum ein Wandel in der Art und Weise der Bienenhaltung unausweichlich ist, möchten wir auch für die, die keine Imker sind, einen Einblick in die konventionelle Imkerei geben. Also in jene Sichtweise der Dinge und daraus resultierende Handlung, mit der ich, Christoph, mit dem Thema groß geworden bin.

      Obwohl Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen und Erfahrungsberichte Gleichgesinnter, die mir auf diesem Weg begegnet sind, meine persönliche Darstellung abrunden, erhebe ich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder auf wissenschaftliche Evidenz. Zwar bleiben Informationen aus aktuellen wissenschaftlichen Quellen bei der Betrachtung nicht außen vor, jedoch stützt sich das Geschriebene stets auch auf meine eigenen Beobachtungen, Schlussfolgerungen und Ideen, die natürlich von individuellen Überzeugungen oder auch Wünschen geprägt sind. In einer durch die Brille der Wissenschaft entzauberten Welt scheinen solche persönlichen Erkenntnisse wertlos zu sein. Ist es deshalb aber sinnlos, sie aufzuschreiben?

      Ich möchte meine Erfahrungen mit Interessierten teilen. Nicht, weil ich sie für die letzte Wahrheit halte, sondern weil ich sie – hier und jetzt – in einer Zeit des Wandels für wertvoll erachte. Denn sie haben einen Wandel in mir angestoßen. Es sind mitunter nicht Forschungsergebnisse, die unser persönliches Verhalten verändern, sondern es sind die eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse, die eine Veränderung hervorrufen können. Deswegen halte ich es für außerordentlich wichtig, dass jeder Mensch seine


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