Die reiche Zukunft hat ein Double. Christine Schick

Die reiche Zukunft hat ein Double - Christine Schick


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übergeben, damit der ihn Suri brachte. Doch sein Chef war nirgends zu sehen.

      In dem Moment winkte Suri ihm. Er hoffte, dass sie seine Unsicherheit nicht bemerkte, und spielte mit dem Gedanken, wie es gewesen wäre, wenn sie sich einfach nur im Freizeitpark getroffen hätten. In der Schulzeit hatte er es genossen, immer wieder neu anzufangen.

      Malik ging zu ihr. Mit einem Lächeln legte er Suris Mantel über den Stuhl neben ihr.

      „Haben Sie vielen, vielen Dank“, sagte sie, nahm ihn, fuhr mit der Hand in die rechte Seitentasche, dann in die linke und schloss die Augen.

      „Irgendwas nicht in Ordnung?“, erkundigte sich Malik.

      „Nein, ich hab vergessen, Momoko zu bitten, dass sie kurz schaut, ob ich meinen privaten Highcontroller eingesteckt habe. Er liegt vermutlich oben auf dem Tisch oder in meinem Fach“, sagte sie.

      „Scheiße, ich glaube aber, dass sie jetzt in einem Meeting ist.“

      Suri winkte mit beiden Händen. „Das ist total unwichtig, ich werde jetzt sowieso unter die Bettdecke kriechen.“

      Maliks Blick fiel auf ihren Teller. Er schien fast unberührt, nur die Artischockenherzen waren weg. „Das mit dem Salat hat nicht so gut funktioniert, oder? Was ist denn Ihr Lieblingsessen? Vielleicht kann ich noch was organisieren.“ Wenn ich hier schon im Küchenderby gelandet bin, fügte er in Gedanken hinzu.

      „Mein Lieblingsessen?“ Suri fuhr sich durchs Gesicht. „Das ist interessant, dass Sie das fragen.“

      Wahrscheinlich war die Frage viel zu persönlich. Malik hoffte, dass Suri sie nicht als übergriffig empfand.

      Er wollte sich gerade höflich zurückziehen, als sie sagte: „Ich sollte wieder in genau diesen Kategorien denken. Lieblingsessen, Lieblingsorte, Lieblingsmusik.“ Sie hustete. „Ich weiß nicht, ob die Küche so etwas Einfaches wie Vanillepudding hat. Das wäre jetzt großartig. Ein ganzer Topf. Noch ein bisschen warm vom Kochen.“

      „Ich bin gleich wieder da“, sagte Malik und machte sich zur Küche auf. Die Bullaugentüren hinter ihm schwangen noch einige Male hin und her. Er passierte den Vorbereitungsraum, die Inseln der Garküche. Wo war Bart? Auch die Ladezonen lagen verwaist da.

      „Hallo, irgendjemand da?“, rief er laut. „Ich habe noch einen Wunsch zu erfüllen. Eine Mitarbeiterin möchte Vanillepudding.“ Himmel, sonst gab es doch auch überall Assistenzsysteme, warum antwortete ihm denn hier keine willfährige Software?

      Malik entdeckte einen etwas größeren Bildschirm in der Ecke neben dem Eingang. Er tippte ihn an, hangelte sich durchs Menü, rief die Suchfunktion auf und gab die Stichworte Nachspeise, Vanillepudding und Positionsangabe ein. Der Slogan Kronberg – Verabredung mit der Zukunft tauchte auf und begann, die Weltkugel zu umkreisen, um die Wartezeit zu überbrücken. Malik stöhnte.

      „Was soll das?“, hörte er Bart sagen.

      Malik fuhr herum.

      Die Stimme seines Chefs klang verärgert. „Ich wüsste nichts davon, dass Ihnen irgendjemand erlaubt hat, an die Steuerungsgeräte hier zu gehen. Nur weil Sie jetzt im Zentralkomplex waren, heißt das nicht, dass Sie sich als Boss auffuhren können.“

      „Es war niemand da, ich …“, sagte Malik. „Eben“, fiel ihm Bart ins Wort. Entweder er fühlte sich in seiner Chefposition angegriffen oder er hatte wirklich Angst, dass sein S 100 etwas anstellte. Wenn das hier so weiterging, würde es eine verdammt anstrengende Zeit werden.

      Malik nahm noch einen Anlauf. „Es war niemand da, den ich fragen konnte. Suri Temme hat sich nach einem Vanillepudding erkundigt. Ich wollte ihr den Wunsch gerne erfüllen“, sagte er und sah Bart an.

      Der schob ihn beiseite, unterbrach die Suche und klickte sich erstaunlich schnell durchs Menü. Ein Teilfenster ging auf und zeigte Malik, wie er die Räume durchstreifte und nach den anderen rief. Auch seine Suchbegriffe wurden angezeigt. Der Küchenchef musterte ihn. Malik beschlich ein ungutes Gefühl. Was wusste er über ihn? Hatte er sich nach dem Schlagabtausch mit Kronberg zu seinem Hintergrund schlaugemacht? Wundern würde ihn das nicht. Malik rieb sich die Schläfe.

      „Die Dinger hier sind für Sie tabu. Klar?“ Bart sah ihn eindringlich an.

      Er wusste Bescheid. Davon war Malik jetzt überzeugt. „Sonnenklar.“

      Sein Chef winkte mit der Hand und setzte sich in Bewegung, also folgte er ihm. Dann öffnete er eine der Türen zum begehbaren Kühlschrank, tippte auf ein Fach in mittlerer Höhe und bat Malik, ihm vom Geschirr auf der Konsole daneben eine Schale zu reichen. „In der Schublade sind Schöpfer“, sagte er.

      Als die kleine Schüssel gut gefüllt war, reichte er sie Malik. „Und jetzt schwirr ab, äh, Entschuldigung …“

      „Kein Problem.“

      „In Ordnung, ich bin Bart. Suri ist ziemlich nett, hab ich recht?“

      „Danke, Bart“, sagte Malik, ohne auf die Bemerkung einzugehen, und machte sich auf den Weg in den Saal. Er steuerte auf den Tisch zu, an dem jetzt drei Männer in ihren Teegläsern rührten. Suris Platz war leer. Scheiße, dachte Malik, das darf doch nicht wahr sein. Am liebsten hätte er den Pudding an die Wand geklatscht. Dann sah er sie. Suri saß draußen auf einer Bank. Er schob den Löffel in die Hosentasche und ging durch den Haupteingang.

      „Einmal Vanillepudding für die Dame“, sagte Malik und kam sich ziemlich blöd vor. Er klang so, als machte er gerade ein Schauspielseminar. Die S-100-Teilnehmer hatten aber nur Skripte von Filmen jenseits des 20. Jahrhunderts bekommen. Damit man sie gleich erkannte.

      Malik hielt Suri die Schale hin, dann fiel ihm ein, dass der Löffel noch in seiner Hosentasche steckte. Aber das war jetzt auch schon egal, dachte er, zog ihn heraus und reichte ihn der jungen Frau.

      „Sie sind unglaublich“, sagte sie und strahlte. „Setzen Sie sich doch noch kurz.“

      Malik freute sich. Jedenfalls schien sie ihn nicht spüren lassen zu wollen, was sie vorher mitbekommen hatte. Das rechnete er ihr hoch an.

      „Ich wollte mich noch bei Ihnen bedanken, ehrlich“, sagte sie und grinste. „Nur wenn Sie jetzt …“ Suri hielt inne. „… einen kleinen Moment.“ Dann nahm sie ihre Tasche, zog eine Metallbox heraus, legte ihren Firmenhighcontroller hinein.

      Malik zog die Augenbrauen hoch. Er war mehr als überrascht, schaltete, hob die Hand, kramte in seiner Hosentasche und packte sein Gerät dazu. Suri verschloss die Box fest. So drang nichts von ihrer Unterhaltung nach draußen beziehungsweise ins Unternehmensnetzwerk.

      „Nur wenn Sie Hans Vidal begegnen, sollten Sie sich ein wenig vorsehen“, sagte sie. „Ich fürchte, der hat Sie jetzt gefressen.“

      „Das Gepardenfrettchen“, sagte Malik vor sich hin.

      „So nennen Sie ihn? Guter Spitzname!“

      Dann mussten sie beide lachen. Suri hustete wieder.

      „Ein bisschen Pudding vielleicht?“, schlug Malik vor. Sie nickte, aß zwei Löffel und lächelte. Obwohl jetzt keiner von ihnen etwas sagte, fühlte er sich nicht wie sonst nervös und suchte schon in Gedanken nach der nächsten Frage.

      „Sollen wir nicht du sagen?“, meinte sie. „Ich bin Suri.“

      „Gerne, Malik. Meine momentane Position im Unternehmen ist dir ja auch schon bekannt“, sagte er mit einem Schmunzeln.

      Suri sah ihn jetzt ernst an. Ihm rutschte das Herz in die Hose. Vielleicht war sie doch nicht so begeistert und er hatte den Bogen überspannt. Das passierte ihm immer, wenn er begann, Vertrau- en zu jemand zu fassen. Möglicherweise wollte sie einfach einen Gesprächspartner haben, bei dem sie wegen der Situation mit dem Gepardenfrettchen etwas Dampf ablassen konnte. Verständlich. Er suchte nach einer unverfänglichen Bemerkung.

      „Jetzt wirst du erst mal wieder richtig gesund“, sagte er.

      Keine Entspannung in ihren Zügen, dann ein Seufzen.

      „Ich


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