Serienkiller und Mord-Schakale: 10 Krimis. A. F. Morland
Problem ist nur, dass wir ihm nicht helfen können", ergänzte Joe Jordanovich. "Er bringt uns in Schwierigkeiten. Die Spur, die er zieht führt direkt zu uns - und dann können auch Dinge aus der Vergangenheit ans Licht kommen, die besser begraben bleiben."
"Na, schön, dann regeln Sie mal Ihr Problem, Gentlemen. Wird Ihnen sicher nicht schwerfallen. Wie ich sehe, habe ich nichts damit zu tun - und ich möchte auch nichts weiter darüber wissen!"
Torillo erhob sich.
"Bleiben Sie sitzen, Torillo!", fauchte Parese, dessen Geduld nun am Ende war.
Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch.
Torillo erstarrte, schließlich setzte er sich wieder.
Unnötigen Streit mit der Parese-Familie konnte er im Moment nicht gebrauchen. Es gab schon genug Ärger mit seinem Cousin Eric Hernandez, der dumm genug gewesen war, sich vor Gericht ziehen zu lassen.
"Okay", sagte Torillo. "Schießen Sie los!"
"Harker hat unter anderem für Ihren Vater gearbeitet, Torillo. Und für einige Leute, die sich inzwischen unter Ihren Schutz gestellt haben. Und deren Probleme können ganz schnell auch die Ihren werden. Also wie Sie's auch drehen und wenden, Sie hängen mit drin."
Torillo wurde kleinlaut.
"Das wusste ich nicht", sagte er.
"Aber jetzt wissen Sie's. Und es fragt sich, was wir machen."
"Lässt Harker sich aufspüren?", fragte 'Big Daddy' Jefferson.
"Möglicherweise. Er hat Kontakt mit einem meiner Leute aufgenommen, um an falsche Papiere zu kommen."
"Auf jeden Fall brauchen wir einen Klassemann, der ihn hinstreckt", war Jordanovich überzeugt.
"An wen denken Sie?", fragte Parese.
'Big Daddy' Jefferson wandte sich an Torillo.
"Torillo, Sie haben doch gute Leute an der Hand!"
"Kommt nicht in Frage."
"'Ne große Klappe, aber wenn's drauf ankommt kneifen, was?"
"Vielleicht sollten wir tatsächlich jemand Außenstehenden nehmen", meinte Parese. "Wie wär's mit dem Basken? Er soll in der Stadt sein."
Jordanovich zuckte die Achseln. " Der Baske? Warum nicht! Wenn er's diskret macht..."
"Macht er", versprach Parese. "Jemand dagegen? Also beschlossen!"
Jefferson sagte: "Es muss sehr schnell gehen. Am besten, Sie nehmen noch heute Nacht Kontakt mit dem Basken auf... Am Finanziellen soll's nicht liegen!"
12
Sirenen von Polizei und Feuerwehr heulten durch die Nacht.
Die ersten Einsatzwagen brausten um die Ecke.
Ich hatte zu einem kleinen Spurt angesetzt, einen parkenden Lastwagen umrundet und war dann über die Straße gerannt.
Milo befand sich in einer Hausnische.
Seine Kleidung war ziemlich ruiniert.
Und an der Stirn hatte er eine unübersehbare Schramme.
Aber sonst schien er in Ordnung zu sein.
"Hey, alles klar, Milo?", rief ich.
"Einigermaßen", kam es zurück. "Wo ist der Kerl?"
"Über alle Berge. Jedenfalls habe ich ihn nicht mehr gesehen."
"Die Kollegen der City Police sollen die Gegend absuchen."
Milo steckte seine Waffe ein.
"Was ist mit deinem Kopf?"
"Ich habe irgendetwas abgekriegt, Jesse. Da flog einiges durch die Gegend."
"Das war 'ne Falle, Milo. Der Killer wusste genau, was er tat. Er wollte, dass wir den Wagen stoppen, uns der Puppe zuwenden und..."
"..in die Luft fliegen."
"Ja, sieht ganz so aus."
Ich holte mein Handy hervor, wählte Mister McKees Nummer. Ich war froh, den Chef wenig später am Hörer zu haben. In knappen Worten berichtete ich, was geschehen war. Als ich den Apparat einklappte, sagte ich an Milo gewandt: "Der Chef ist gut in Queens angekommen. Fred LaRocca bleibt heute Nacht bei ihm."
"Auf jeden Fall kann ihm jetzt niemand mehr gefolgt sein."
Ich nickte.
"Weißt du, was ich mich frage?"
"Raus damit."
"Der Kerl ist ziemlich schnell gerannt."
"Richtig."
"Ich frage mich, ob Allan Harker dazu in der Lage wäre... Schließlich ist er nicht mehr der jüngste und todkrank."
"Morgen früh werden wir uns seine Krankenunterlagen 'rüberfaxen lassen, Jesse."
"Okay."
"Aber selbst wenn er ein Rollstuhlfahrer wäre, würde ich Harker nicht vorzeitig von der Verdächtigenliste streichen. Er könnte Komplizen haben."
Ich warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr.
Ein paar Stunden Schlaf standen noch in Aussicht...
Im Moment konnten wir nichts tun.
13
Als wir am nächsten Morgen im Hauptquartier eintrafen, war Mister McKee bereits in seinem Büro.
"Ich möchte Ihnen beiden danken, für das, was Sie gestern Abend getan haben", erklärte er. "Sie hatten den richtigen Instinkt."
"Ich hoffe, dieser Alptraum ist bald vorüber, Mister McKee."
"Das hoffe ich auch."
Die nächsten Stunden verbrachten wir am Telefon und am Computer. Wir sprachen mit dem Arzt der Gefängnisklinik von Riker's Island. Er faxte uns die entsprechenden Unterlagen rüber. Sein Arzt im St. Patrick's Hospital, in dessen onkologische Abteilung Harker zuletzt verlegt worden war, war dazu nicht bereit. Und auch am Telefon war er ziemlich zugeknöpft. Also mussten wir uns zu ihm hinbemühen.
Eine halbe Stunde brauchten wir durch den Vormittagsverkehr.
Dr. Jessup Mariner war ein schmallippiger Mann mit eisgrauen Augen.
Wir sprachen auf dem Flur mit ihm.
"Sie werden mir verzeihen, wenn ich das mit der Schweigepflicht sehr ernst nehme", erklärte er etwas kleinlaut, als Milo ihm eine Verfügung unter die Nase hielt, die ihn dazu zwang, uns Auskunft zu geben.
"Ich weiß nur eins", sagte Milo. "Da draußen läuft ein Killer frei herum - und es sieht danach aus, dass auch 25 Jahre Riker's Island ihn keineswegs gebessert haben."
"Mister Harker ist todkrank. Der Krankheitsverlauf lässt sich in seinen Symptomen etwas abmildern, mehr kann man nicht für ihn tun."
"Wäre er in der Lage, einen kleinen Spurt hinzulegen?"
"Wenn er nicht zu lange dauert, ja. Dann bekäme er Atemprobleme. Seiner Kondition sind daher Grenzen gesetzt, aber seine Muskulatur ist für einen Mann seines Alters ungewöhnlich gut trainiert." Er zuckte die Achseln. "Aber es wäre nun wirklich nicht das erste Mal, dass sich Häftlinge in Ermanglung anderer Möglichkeiten über Jahre hinweg hauptsächlich im Kraftraum aufhalten."
"Beeinträchtigt ihn seine Krankheit sonst noch irgendwie?"
"Nicht, sofern er regelmäßig seine Portion Morphium bekommt... Wenn er das nicht hat, leidet er unter höllischen Schmerzen..."
"Wann hätte er die nächste Dosis gebraucht?", fragte ich.
"Zwölf