Serienkiller und Mord-Schakale: 10 Krimis. A. F. Morland

Serienkiller und Mord-Schakale: 10 Krimis - A. F. Morland


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      Die Druckwelle der Explosion war enorm. In der Umgebung zersprangen Scheiben. Mit einem Hechtsprung rettete ich mich in letzter Sekunde, kam auf den Boden und rollte mich ab. Ich begrub das Gesicht unter den Händen, um mich notdürftig zu schützen, während Metallteile durch die Luft flogen. Der Flammenpilz züngelte empor. Dunkler Rauch stieg auf. Der Mann aus dem Van stürzte heraus und rannte davon.

      Von Milo konnte ich nichts sehen.

      Ich hoffte nur, dass die Flammen ihn nicht verschlungen hatten.

      Der Flammenpilz fiel in sich zusammen, aber nur um sich anschließend erneut aufzublähen. Ein dumpfes Geräusch ertönte. Die mörderische Hitze versengte mich. In meinem Hals kratzte es. Ich bekam kaum noch Luft.

      Mir war klar, dass ich schleunigst hier weg musste.

      Ich rappelte mich auf, taumelte in Richtung Straßenrand.

      Dann stellte ich mich in eine Türnische, die notdürftigen Schutz bot. Eine weitere Detonation erfolgte. Die Flammen griffen auf den Van und auf unseren Ford über. Auch der Van explodierte. Seine Vorderfront flog buchstäblich auseinander.

      Metallteile flogen wie Geschosse durch die Luft.

      Ich griff zum Handy, rief das Hauptquartier an.

      Gleichzeitig suchte ich mit den Augen nach Milo. Aber in den dicken, beißenden Rauchschwaden konnte ich nichts erkennen.

      "Milo!", schrie ich.

      Keine Antwort.

      11

      Das PARADISE lag in der Prince Street. Es war einer der nobelsten Nachtclubs des Big Apple. Ein Laden, in dem Smoking-Zwang herrschte und der Abend schnell tausend Dollar kosten konnte.

      Als Ray Torillo zusammen mit zwei Bodyguards eintraf, gab er einem der Kellner seine Karte. Auf der Showbühne tanzte derweil eine Gruppe bildschöner Girls, die völlig synchron nach und nach den Rest ihrer ohnehin sehr spärlichen Kleidung ablegten.

      Ray Torillo verzog gelangweilt den Mund.

      "Eure Mitternachtsshow ist aber auch nicht das, was sie mal war", meinte er abfällig.

      "Die Prince Street ist nicht Las Vegas", erwiderte der Kellner.

      Torillo lachte dröhnend. Einige der Gäste drehten sich um.

      "Wenn euer Boß Mumm in den Knochen hätte, würde er aus so einem Laden etwas machen! Etwas, das Las Vegas vergessen lässt!"

      Der Kellner war zu höflich, um etwas zu erwidern.

      "Wenn Sie mir bitte folgen wollen. Mister Parese erwartet Sie im Separee..."

      "Oh, dann muss es ja wichtig sein." Torillo stieß einem seiner Männer den Ellbogen in die Rippen. "Glotz nicht so, Billy! Eine so miese Show ist es nicht wert, dass du dir dafür die Augäpfel verrenkst."

      Sie folgten dem Kellner durch eine Nebentür.

      Sie gingen ein Flur entlang. Vor einer zweiflügligen Ebenholztür standen zwei martialisch aussehende Wächter.

      Einer von ihnen hatte eine Uzi über der Schulter. Bei dem anderen ragte der Griff eines Revolvers zwischen den Knöpfen seines Jacketts hindurch.

      "Waffenkontrolle", grunzte einer der beiden.

      "Wer sagt das?", rief Torilo aufgebracht. "Das kommt nicht in Frage!"

      "Mister Parese sagt das."

      "Dann gehen wir gleich wieder. Und du kannst deinem Boss sagen, dass er mich bitte nie wieder wegen einer angeblich wichtigen Sache aus dem Bett klingeln soll! Kapiert?"

      Die beiden Gorillas sahen sich ratlos an.

      "Einen Moment", meinte dann der mit dem Revolver.

      Er öffnete die Tür, verschwand für ein paar Augenblicke und kehrte dann mit hochrotem Kopf zurück. "Kommen Sie rein!", forderte er.

      Torillo grinste abschätzig.

      "Früher hätte Big Andy Parese sich nicht von solchen Volltrotteln bewachen lassen!", versetzte er, während er an den beiden Gorillas vorbeiging.

      Zusammen mit seinen Bodyguards betrat er einen Raum, in dessen Mitte sich eine lange Tafel befand. Ungefähr ein Dutzend Personen hatten bereits daran platzgenommen, aber mehr als die Hälfte davon waren Leibwächter und anderes Begleitpersonal.

      Der weißhaarige Andy - eigentlich Andrea - Parese saß am Ende der Tafel.

      Torillo sah sich um.

      Parese war nicht die einzige bedeutsame Persönlichkeit im Raum.

      Da war zum Beispiel noch 'Big Daddy' Jefferson, ein hagerer Schwarzer mit grauen Haaren. Er führte ein Glücksspiel-Syndikat in Harlem. Links von ihm hatte ein massiger, kahlköpfiger Mann platzgenommen. Er hieß Joe Jordanovich, hatte lange Zeit ein Drogenkartell angeführt, war Anfang der Achtziger auf illegale Müllentsorgung umgestiegen und hatte sich inzwischen mehr oder weniger zur Ruhe gesetzt. Zumindest, was den kriminellen Teil seiner Geschäfte anging.

      "Sie sind der letzte, Torillo", sagte Parese mit leichtem Tadel in der Stimme.

      "Ja, und ich wäre fast wieder gegangen. Nächstes mal tue ich das auch, wenn Sie Ihren Wach-Idioten nicht beibringen können, mich mit Respekt zu behandeln!"

      Parese lächelte matt.

      "Sie sind jung, Torillo. Aber wenn Sie ein ganz großer werden wollen, müssen Sie lernen Ihre Gefühle zu kontrollieren!"

      Torillo verzog verächtlich das Gesicht. Er setzte sich.

      Seine Männer nahmen neben ihm Platz.

      "Fangen Sie an, Parese. Was ist so wichtig, dass Sie eine große Versammlung einberufen müssen... Mitten in der Nacht!" Torillo lachte heiser. "Oder geht Ihr Nachtclub inzwischen so schlecht, dass Sie auf diese Weise Kunden zu Ihrer müden Strip-Show herbeilotsen müssen!"

      Pareses Gesicht erstarrte.

      Der Blick, den er Torollo nun zuwandte, war eisig.

      Er schien es als unter seiner Würde zu empfinden, darauf zu antworten.

      Stattdessen meldete sich 'Big Daddy' Jefferson zu Wort.

      "Halt den Rand, Torillo! Wenn wir nicht schnell handeln, geht es vielleicht auch um deinen Arsch!"

      Ein ungemütliches Schweigen entstand.

      Dann begann Parese zu reden.

      "Es geht um Harker", erklärte er. "Er ist wieder auf freiem Fuß, hat einen Krankenhausaufenthalt zur Flucht benutzt. Er hat versucht, seine alten Verbindungen wieder aufzunehmen, sich Waffen besorgt und setzt uns jetzt die Pistole auf die Brust. Wir sollen ihm helfen, aus alter Verbundenheit - und damit er uns nicht in Schwierigkeiten bringt."

      "Klingt interessant", sagte Torillo. "Ich weiß nur erstens nicht, wer Harker war und zweitens, was ich mit der Sache zu tun habe. Ich kenne niemanden, der so heißt."

      Parese sah Torillo mit seinen eisgrauen Augen an.

      Der alte Mann nippte an der Espresso-Tasse, die vor ihm auf dem Tisch stand. Er lehnte sich etwas zurück.

      "Harker war ein Hitman. Ein Lohnkiller. Einer der besten seines Fachs. Vor 25 Jahren hat das FBI ihn geschnappt, seitdem saß er auf Riker's Island ein. Er hat Glück gehabt, in einer Zeit verhaftet zu werden, in der es in New York State keine Todesstrafe gab..."

      "Wo liegt das Problem?", fragte Torillo.

      "Wir alle gehörten zu seinen ehemaligen Auftraggebern, deswegen habe ich Sie hier zusammengerufen. Harker will, dass wir ihm helfen. Er ist ein krebskranker alter Mann, der nichts mehr zu verlieren hat und kompromisslos über Leichen gehen wird. Er wird nicht einmal mehr lange genug leben, um die Vollstreckung eines Todesurteils zu erleben, das man wegen eines


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