Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket. Reinhard Köhrer
ihrer Konsole gleiten ließ.
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Zur gleichen Zeit im Alpha-Picus-System…
»Datentransfer von den Sandström-Sonden eins, vier und sieben!«, meldete Lieutenant Commander Seiichi Ishikawa, der Kommunikationsoffizier der LIBERTY, einem Dreadnought.
Die LIBERTY war das Flaggschiff von Commodore Thorbjörn Soldo, dem Kommandanten der Space Army Corps-Einheiten, die zur Verteidigung des Picus-Sektors gegen die sich sammelnde Armadas der Fulirr und der mit ihnen verbündeten Naarash zusammengezogen worden war.
Nachdem die Meldung von der NEPTUN unter Commander Raphael Wong eingetroffen war, dass der Großangriff offenbar begonnen hatte, wartete man nun im gesamten Picus-Sektor auf den drohenden Angriff. Mehr Sandström-Sonden als sonst üblich waren abgeschossen und auf 0,4 LG beschleunigt worden, um anschließend in den Zwischenraum einzutreten und von dort aus wertvolle Daten über herannahende Angreiferschiffe zu liefern.
Funkoffizier Ishikawa leitete die bei im eingehenden Signale der Sandström-Sonden an die Ortungsoffizierin Lieutenant Joline Pranavindraman weiter, die dann mit Hilfe einer speziellen Software für die Auswertung zuständig war.
»Es nähern sich mehrere Gruppen von Raumschiffen dem System«, erklärte Lieutenant Pranavindraman. »Den von den Sonden aufgezeichneten Signaturen nach beträgt das Verhältnis zwischen Naarash und Star-Schiffen etwa eins zu zehn! Die voraussichtlichen Austrittspunkte aus dem Sandström-Raum lassen sich bereits mit einer Sicherheit von 70 Prozent bestimmen. Je näher die Angreifer kommen, desto größer wird die Genauigkeit, mit der wir diese Punkte vorhersagen können!«
Ein Teil des Panoramaschirms zeigte jetzt eine Positionsübersicht des Gebiets rund um die planetenlose Sonne Alpha Picus, in deren unmittelbarer Nähe sich das Wurmloch geöffnet hatte.
Mit Hilfe k'aradan'scher Raumminen war der Durchgang durch die eigentliche Porta des Wurmlochs versperrt. Eine Abwehrmaßnahme, die sich gegen die in Trans-Alpha wartenden Schiffe der Etnord richtete, die den bisherigen Erkenntnissen nach eine Invasion des Alpha-Sektors planten.
Soldo erhob sich von seinem Kommandantensessel und trat ein paar Schritte auf den Panorama-Schirm zu.
»Es gibt fünfzehn Austrittspunkte?«, wunderte sich der Commodore.
»Ja, Sir!«, bestätigte Lieutenant Pranavindraman.
»Mit wie vielen Schiffen rechnen Sie pro Austrittspunkt?«, fragte der Kommandant der Space Army Corps Einheiten im Picus-Gebiet.
»Etwa dreißig mittlere bis große Kampfschiffe«, gab Joline Pranavindraman sofort Auskunft. »Der Austritt erfolgt voraussichtlich in etwa 12 Stunden.«
»Kommunikation!«, wandte sich Soldo an Ishikawa.
»Sir?«
»Stellen Sie eine Konferenzschaltung für alle Schiffe im Alpha-Picus-System her!«, verlangte der Commodore.
»Aye, Sir!«, bestätigte Ishikawa.
Wenig später war die Verbindung hergestellt und Soldo konnte seine Befehle an alle weitergeben. Etwa zweihundert Space Army Corps Schiffe unterschiedlicher Größe – vom Leichten Kreuzer bis zum gigantischen Dreadnought – hatten sich in der Nähe des Wurmlochs versammelt.
Die Sandström-Sonden hatten die Taktik der Space Army Corps-Verbände im Hinblick auf die Fulirr grundlegend geändert. Da man den Austrittspunkt eines feindlichen Schiffs voraussagen vermochte, wurden die Space Army Corps Einheiten genau an diesen Punkt konzentriert. Sie standen dann in fester Formation, wie sie bei den Schiffen der Humanen Welten ohnehin üblich war.
Das Feuer wurde deutlich vor dem Austrittszeitpunkt eröffnet, sodass die Fulirr direkt in einen wahren Hagel aus Gauss-Geschossen fliegen mussten.
Auf diese Weise hatte das Space Army Corps die überlegenen Sauroiden schon einmal aus dem Picus-System vertrieben.
Bis die Space Army Corps Schiffe ihre Gefechtspositionen erreicht hatten, würden Stunden vergehen.
Inzwischen waren ein paar verbündete Einheiten der K'aradan, der Ontiden und der Genetics eingetroffen.
Die Ontiden hatten etwa fünfzig ihrer Schiffe genau dort positioniert, wo die drei Sternenreiche das Nalhsara der Fulirr, das Königreich der Ontiden und die Humanen Welten aufeinander trafen.
Die Genetiker-Föderation der Drei Systeme, die sich erst vor wenigen Monaten aus dem Verbund der Humanen Welten herausgelöst hatte, war mit einer Flottille von zehn ihrer hochmodernen Schiffe vor Ort. Der Verband der Genetics stand unter dem direkten Kommando von Admiral Nobusuke M. McGrath, der bereits mit Soldo Kontakt aufgenommen hatte.
Erstaunlicherweise gab es bei der Integration der Genetic-Einheiten in das taktische Konzept des Oberkommandos des Space Army Corps keinerlei Schwierigkeiten. Soldo war bei dem Gedanken nicht wohl, auf die Hilfe der Genetics bauen zu müssen. Schließlich hatten sie selbst erst vor gar nicht so langer Zeit einen allerdings recht zaghaften Vorstoß unternommen, um Wurmloch Alpha dem Zugriff der Humanen Welten zu entziehen und in eigener Regie die Möglichkeit einer Passage von 50.000 Lichtjahren wirtschaftlich auszuschlachten.
Doch inzwischen waren auch die Genetics zu der Erkenntnis gelangt, dass sie das Wurmloch Alpha im Alleingang weder erobern noch halten konnten – zumal bereits mehrere Mächte wie Bluthunde auf jeden Fehler derjenigen lauerten, die im Moment die Kontrolle über das Wurmloch ausübten.
Commodore Soldo wünschte zum Abschluss seiner Befehlsausgabe allen beteiligten Crews viel Glück. »Ich hoffe, dass wir nicht allzu viele Verluste zu beklagen haben werden«, sagte er – aber er ahnte, dass die Wirklichkeit anders aussehen würde…
Die LIBERTY blieb zusammen mit dem Kernverband, der im Picus-Sektor operierenden Space Army Corps Einheiten in einem Abstand von 0,5 AE zur Porta des Wurmlochs. Wenn die Angreifer dieses Wurmloch bekommen wollten, mussten sie sich hier zum Kampf stellen. Soldo spekulierte im Übrigen auch darauf, dass es sich die Fulirr zweimal überlegen würden, ihre gefürchteten Antimateriewaffen in der Nähe des Wurmlochs einzusetzen.
Die Folgen konnten unabsehbar sein. Wenn bei einer Antimateriedetonation ein Mini Black Hole entstand, konnte niemand die Auswirkungen auf die Stabilität von Wurmloch Alpha vorhersagen.
Es gab in dieser Hinsicht verschiedene Berechnungen. Sie schwankten von einem kurzzeitigen katastrophalen Einfluss bis zur nachhaltigen Destabilisierung des Wurmlochs.
Möglicherweise verschwand es dann für immer, sodass den Angreifern dann nichts von ihrer angestrebten Beute blieb.
Wenn man an die Etnord auf der anderen Seite denkt, wäre es vielleicht sogar das Beste, überlegte Soldo.
Insgesamt zehn Dreadnoughts und zahlreiche kleinere Einheiten gehörten zu dem Verband, dem Soldo nun befahl, sich zur formieren. Bis zum Eintreffen der Feinde würden noch Stunden vergehen. Und diese Zeit musste zur bestmöglichen Vorbereitung genutzt werden.
»Commodore! Eine Transmission von der TAJ MAHAL!«, meldete Lieutenant Commander Seiichi Ishikawa.«
»Dann schalten Sie den Kanal frei!«, erwiderte Soldo.
Auf einem der Nebenbildschirme erschien das Gesicht von Commander Abdul Rajiv, dem Kommandanten des Leichten Kreuzers TAJ MAHAL.
Als die NEPTUN vom Rand des Samtran-Systems aus, den Aufbruch der Armada aus Fulirr und Naarash meldete, hatte Soldo die TAJ MAHAL mit einer ganz besonderen Mission betraut. Sie hatte die Aufgabe erhalten, die Forschungsstation Space Army Corps Base 567 zu evakuieren. Sowohl das gesamte Wissenschaftler-Team unter Professor Jack Metz, als auch alle Datenspeicher sollten gesichert werden. Beides sollte nicht in die Hände der Fulirr gelangen.
»Commodore, Professor Metz weigert sich, die Station zu verlassen«, meldete Rajiv. »Wir haben vor zwei Stunden an der Station angedockt und verhandeln seitdem mit ihm.«
»Geben Sie mir Metz«, knurrte Soldo. Es gibt auch wirklich nichts, womit man mich nicht behelligen würde, ging es ihm ärgerlich durch den Kopf. Für wen hält sich dieser arrogante Kerl eigentlich,