Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket. Reinhard Köhrer
"Ein Raumschiff im Orbit?", fragte Robert Berringer. Er saß vor dem Terminal. Die Nacht hatte er in seinem Büro verbracht, sich dort nur für ein paar Stunden hingelegt.
Jetzt war es drei Uhr in der Früh Ortszeit.
Der Mann auf dem Bildschirm war Major Sander Brock. "Die Meldungen von der Mondstation lassen darüber keinen Zweifel, Sir. Zwar ist das Raumschiff nur indirekt nachgewiesen worden, aber ich habe mich mit Fachleuten in Verbindung gesetzt. Es gibt gegen das Verfahren, das dabei angewandt wurde keinerlei Einwände."
"John Darran", flüsterte Berringer. "Verdammt, was will er hier im Orbit?"
"Eine gute Frage, Sir. Leider haben wir darauf keine Antwort. Möglicherweise will er sich in die Auseinandersetzung im Pazifik einmischen."
"Genau das habe ich befürchtet", murmelte Berringer. Dieser Darran ist wie ein Fluch, dachte er. Ein böser Alptraum.
"Wenn Sie mir eine persönliche Stellungnahme erlauben, Mister President."
"Bitte sprechen Sie, Major Brock."
"Ich hatte von Anfang an den Eindruck, als ob John Darran nichts anderes als die Weltherrschaft anstrebt und es könnte sein, dass er jetzt den Zeitpunkt für günstig hält."
"Ja, da könnte etwas dran sein, Major."
"Was sollen wir unternehmen, Mister President?"
"Haben Sie irgendwelche Vorschläge?"
"Wenn wir unsere Waffen einsetzen, dürfte das kaum von Erfolg gekrönt sein."
"Bislang jedenfalls sind alle Versuche Darran und seine Leute zu vernichten kläglich fehlgeschlagen."
"Sie sagen es, Mister President."
"Ich habe mir erlaubt, eine Expertenkommission mit dieser Frage zu betrauen. Alles Mitarbeiter des Geheimdienstes, absolut vertrauenswürdig."
"Gut, das ist vielleicht keine schlechte Idee."
"Wie auch immer. Ich wünsche Ihnen noch eine gute Nacht, Mister President."
Die Verbindung wurde unterbrochen. Berringer stand auf. Er ging zum Fenster, blickte hinaus auf das Lichtermeer der Stadt, der Hauptstadt der Westunion.
Darran hat alle Trümpfe in der Hand, um sich zu einer Art Weltdiktator aufzuschwingen, dachte er. Es wird verdammt schwer werden ihn zu stoppen.
Berringer schluckte. Welche Gedanken spuken jetzt in Darrans Kopf herum, überlegte er. Was hat er vor? Was bezweckt er mit seinem Eingreifen? Hat er sich auf die Seite der PAZIV geschlagen?
Zuzutrauen wäre es ihm. Schließlich genießt er dort als Verräter der Westunion sicher einen gewissen Vertrauensvorschuss. Robert Berringer atmete tief durch.
Die Entscheidung fällt im Pazifik, dachte er.
22
Lieutenant James O'Donnell schnippte mit den Fingern. In seinen Augen leuchtete so etwas wie Triumph.
"Ich hab' die Sonde jetzt am Haken, Sir. War ein ganz schönes Stück Arbeit."
John Darran nickte.
"Gut. Selbstzerstörungssequenz einleiten", befahl er.
"Wird ein ziemliches Feuerwerk geben, vermute ich."
"Aber es ist das Beste so", war sich Darran sicher.
"Einen Moment", mischte sich plötzlich Captain Ron Sohlberger ein, der an den Ortungsinstrumenten der EXPLORER II zu finden war.
"Was gibt es?", fragte Commander John Darran.
"Hier kommen einige eigenartige Werte herein. Das Objekt verändert seinen Standort."
"Was?", fragte Net Rovan.
Darran und Rovan wechselten einen Blick.
"Ist das Ding wieder zum Leben erwacht oder wie ist das zu verstehen."
"Nein", schüttelte John Darran den Kopf. "Dafür gibt es nur eine Erklärung: Einer der beiden Parteien ist es gelungen, die Sonde an Bord ihres U-Bootes zu holen."
"Also genau das, was wir eigentlich verhindern wollten", sagte Net Rovan.
Er wandte sich an James O'Donnell.
"Ein weiterer Grund um das Ding in die Luft zu jagen. Also, worauf warten Sie noch, O'Donnell?"
Lieutenant James O'Donnell stand ruhig da und rührte sich nicht. Er wirkte nachdenklich.
"Wir wissen nicht, welches U-Boot das Artefakt an Bord genommen hat, nicht wahr?"
Die Frage war an Ron Sohlberger gerichtet. Sohlberger schüttelte den Kopf. "Nein, das kann man im Augenblick noch nicht sagen, vielleicht kriegen wir das auch nie wirklich heraus. Ich sehe nur, dass die Signale von einem geringfügig anderem Ort abgesandt werden."
"Aber sie sind immer noch aktiv?", vergewisserte sich Darran.
"Ja, das schon."
O'Donnell wandte sich seinem Terminal zu. Seine Finger tickten darüber. Sein Gesicht wirkte angestrengt. "Die Signale sind minimal abgeschwächt", erklärte er.
"Sie können weiterhin den internen Rechner dieser Sonde ansteuern", vergewisserte sich Darran.
"Ja, das kann ich. Aber bedenken Sie, Sir, wenn wir das Ding jetzt in die Luft jagen, dann wird dadurch entweder eine U-Boot-Einheit der PAZIV oder der Westunion vernichtet."
"Das erscheint mir als das kleinere Übel", meinte Net Rovan.
"Das mag sein", erwidert James O'Donnell. "Auf der anderen Seite wird man vielleicht Rückschlüsse ziehen, Rückschlüsse auf uns. Und man wird unser Verhalten als Parteinahme in einem Krieg werten. Wir sind dann nicht mehr neutral." Darran verstand sofort, worauf James O'Donnell hinauswollte. Wir stecken in einem Dilemma, dachte Darran. Egal wie wir uns entscheiden in dieser Situation, man wird die Entscheidung später einmal kritisieren.
"Wir sollten auch an die Leute an Bord jenes U-Bootes denken, welches wir zerstören", mischte sich jetzt Marc Johannsen in das Gespräch ein. "Wenn wir töten, dann doch nur, wenn es wirklich nicht anders geht, aber nicht in einer Situation wie dieser. Eine einfache Sonde rechtfertigt das nicht."
"Ich weiß nicht, ob ich Ihre Ansicht teilen kann", das war Major Net Rovan.
"Sie haben Recht, Lieutenant. Gleichgültig, um wen es sich handelt, wir dürfen uns nicht dazu hinreißen lassen unsere Interessen gleichgültig und inhuman durchzusetzen. Schon gar nicht, wenn wir den Anspruch stellen, stellvertretend für die Menschheit zu sprechen, der wir doch einen Weg in die Zukunft bahnen wollen." Einige Augenblicke herrschte Schweigen auf der Brücke der EXPLORER II.
Vielleicht ist das seine größte Stärke, dachte Net Rovan, während er seinem Commander einen fast bewundernden Blick zuwandte . Er weiß in jeder Situation die richtigen Worte.
James O'Donnell verschränkte die Arme vor der Brust. "Dann legen wir also erst mal die Hände in den Schoß und warten ab?", fragte er.
"Wenn Sie es so ausdrücken wollen, Lieutenant", sagte John Darran. "Im Moment scheint uns leider nichts anderes übrig zu bleiben, bedauerlicherweise."
23
Die zylinderförmige Sonde der Außerirdischen lag im Laderaum der PRESIDENT SHARP.
Dr. Brody, der Schiffsarzt hatte zunächst gefordert, das außerirdische Artefakt unter Quarantäne zu stellen, aber das hatte Jack A. Messer kategorisch abgelehnt.
"Das Ding befindet sich schon so lange hier auf der Erde, jedenfalls lange genug, um all seine Keime ausgiebig zu verteilen. Wir werden so ein Theater nicht darum machen", hatte er bestimmt. Jetzt betrat