Conclusio. Thorsten Klein

Conclusio - Thorsten Klein


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Schukow zuversichtlich. „Eure Schwester wird mir dabei helfen.“

      „Dann ist das in Ordnung“, war Gerrich einverstanden.

      „Mit Wissarews Tod endet dessen Gewaltherrschaft. Etwas anderes lassen wir nicht zu. Egal wie russisch die euch erschien“, stellte Huldrich klar.

      „Ich glaube, die meisten werden euch bei diesem Punkt unterstützen. Es wird zwar ungewohnt sein, plötzlich keine Angst mehr zu haben. Aber es wird gut sein“, war Schukow einverstanden.

      „Dann sind wir uns einig, Genosse Marschall? Das ist schön. Sie übernehmen den militärischen Aspekt, wir den politischen. Wir werden alle Hände voll zu tun haben.“

      „Und wer uns danach nicht unterstützt?“, wollte der Marschall wissen.

      „Zwei Worte, Genosse Marschall, Lubjanka und Suchanowka. Sie kennen die Vorzüge dieser Einrichtungen? Wir würden sie nochmals nutzen. Ein letztes Mal. Warum sollen die Genossen Mercheulow, Abakumow oder Rjumin nicht die Vorzüge politischer Gefangenschaft kennenlernen dürfen, bevor wir sie vor Gericht stellen?“, bemerkte Gerrich mit bitterem Sarkasmus.

      Huldrich stand ebenfalls auf. „Soweit muss es gar nicht erst kommen. Wir bevorzugen einen friedlichen Coup d´Etat. Machen Sie einen entsprechenden Plan, Genosse Marschall. Und versagen Sie nicht dabei.“

      Ort: Psyche, Pazifischer Ozean, Tinian, North Field

      „Wir dürfen nicht versagen, Leute, die ganze Nation blickt auf uns“, hatte der Colonel seine Besatzung motiviert.

      Das war natürlich nur bildlich gemeint, denn im Moment blickte nur die Besatzung des Flugplatzes auf den riesigen Bomber und seine zwei Begleitflugzeuge, die alles aufzeichnen würden. Auch die Auswirkungen des Bombenabwurfes.

      Sie hatten ihn mit der Tonnenschweren Bombe beladen, als sei die ein rohes Ei, und dabei Blut und Wasser geschwitzt.

      Dieses Privileg hatte nun nur noch die dreiköpfige Besatzung des Bombers, der ohne Probleme startete und sich mit einer Leichtigkeit in die Luft erhob, als gelte es wieder nur, Kürbisse zu Testzwecken auf die Insel zu werfen.

      Aber es war ernst. Bitterer Ernst und der ließ die Besatzung schweigen.

      Seine Männer konnten das. In wichtigen Situationen schweigen. Der Oberst steuerte das Flugzeug. Eine viermotorige Boeing B-29 Superfortress. Die anderen beiden Besatzungsmitglieder sahen hinaus und versuchten sich bereits auf das zu konzentrieren, was ihre Vorgesetzten und ihr ganzes Land von ihnen zu erwarten schien:

      Tod und Verderben in einer Art und Weise über diese Welt zu bringen, wie die es bisher noch nie gekannt hatte.

      Dabei waren sie sich ganz sicher, richtig zu handeln. Denn es hatte sich ihrer eine Ruhe und Zuversicht angenommen, die ein Scheitern des Angriffes von vornherein ausschloss.

      Ort: Psyche, Kunzewo, Wissarews Datscha

      Diesmal hatte Aidoneus auf eine Art und Weise in die Ereignisse auf Psyche eingegriffen, die sein Scheitern von vornherein ausschloss: Auf die Althergebrachte. Den VIP-Fall Wissarew und den Atombombenabwurf regelte er nur mit seinem Geist. Von Akromytikas aus.

      Der begleitete nun nicht nur den Bomber über dem fernen Pazifischen Ozean, sondern auch den Genossen Wissarew auf dem Weg zur Toilette.

      Dass Wissarew aufs Klo ging, war ebenso wichtig, wie die Mission der „Enola Gay“ über Japan. Beides würde die „Operation Unthinkable“ unmöglich machen.

      Wissarew ging nie vor dem frühen Morgen zu Bett und schlief dann meist bis gegen elf. In der Zeit hatten seine Bewacher ihre Ruhe. Umso erstaunter waren sie, als der Genosse bei ihnen erschien. In Pyjamahose und Unterhemd. Sich den Bauch kratzend und ausgiebig vor sich hin schimpfend.

      Nicht über die Wachen, wie die erleichtert feststellten, sondern über hohe Genossen der Regierung.

      Das war so seine Art und nicht weiter verwunderlich.

      Ebenso seine Art war es, die Tür hinter sich zuzuschlagen.

      Dass dem Zuschlagen der Tür noch ein weiteres Geräusch folgte, hörten die Wächter nicht.

      Sie hörten ganz lange nichts mehr vom Genossen Wissarew. Viel länger, als sonst.

      Ort: Psyche, Schloss Gripsholm

      Kowalski blieb viel länger als sonst in seiner Trance, stellte Ala Skaunia mit Verwunderung fest.

      Da er aber lächelte, als er wieder zu vollem Bewusstsein zurückfand, beruhigte sie sich.

      Denn es war jenes Lächeln, in das sie sich einst verliebt hatte. Ein Lächeln, das jedem Gegner Kowalskis furchtbare Angst einflößen musste, so jungenhaft es auch war.

      „Aidoneus hat aus seiner Niederlage gelernt. Gut so. Als Gott ist er viel besser zu kontrollieren, als in seiner menschlichen Form. Diesmal will er auf Nummer Sicher gehen. Da wir das auch wollen, arbeiten wir gut zusammen.“

      „Was er wohl dazu sagen wird, wenn er herausbekommt, wie sehr du ihn manipulierst?“

      Kowalski sah seine Frau an. „Er wird hoffentlich wütend sein. Sehr wütend.“

      Es machte sie ganz verrückt, wenn er so war. Sie schmiegte sich an ihn an und nutze schamlos aus, dass Götter sich nackt in eine Trance versenken.

      Es machte ihn ganz verrückt, wenn sie so war.

      Eine ganze Weile redeten sie nicht.

      Zumindest nichts wichtiges, was in dieser höchst seriösen Chronik erwähnenswert wäre.

      Sondern sie machten das, was Mann und Frau manchmal tun, wenn sie keine Kleidung tragen. Manchmal sogar, obwohl sie miteinander verheiratet sind.

      Danach hatte Ala Skaunia viel von ihrer üblichen Biestigkeit verloren. Und Kowalski meinte, manch schwierige Mission nehme doch ein gutes Ende.

      Trotzdem war er für den richtigen Verlauf der aktuellen verantwortlich.

      Seufzend bette er Ala Skaunias Kopf so in seinen Schoß, dass er sich wieder in Trance versetzen konnte, und sendete seinen Geist zuerst nach Hiroshima.

       Ort: Psyche, Dai Nippon, Hiroshima

      Hiroshima sah von weit oben aus, wie jenes Model, über dem sie den Abwurf so oft besprochen hatten.

      Die Innenstadt war fast komplett aus Holz erbaut. Diesen Baustoff verwendeten die Japaner gern. Gut so. Er würde ausgezeichnet brennen und die Wirkung der Bombe auf fatale Weise verstärken.

      Alles andere war so oft geübt worden, dass es keine Pannen gab. Bombe ausklinken, Wendemanöver einleiten und die Maschine auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigen.

      Ob die Bombe wirkte und wie sie wirkte, das zu beobachten, war Aufgabe der anderen beiden Flugzeuge.

      Der Pilot der „Enola Gay“ starrte verbissen nach vorn.

      Zum Glück, denn so hatte er die Maschine immer noch fest im Griff, als ein Blitz plötzlich eine Helligkeit verursachte, die so blendend war, dass man glaubte, nie wieder etwas sehen zu können.

      Ort: Psyche, Kunzewo, Wissarews Datscha

      „Ihr werdet doch mal nach dem Genossen Wissarew sehen können“, bat der Sekretär.

      Die Soldaten der Leibwache schüttelten den Kopf. Es hätte dem Genossen Wissarew sicher sehr gefallen, welche Angst in den Gesichtern der Genossen zu erkennen war, die vor seiner Schlafzimmertür standen.

      Immerhin war es fast Mitternacht. So lange schlief der große Woschd sonst nie.

      Der diensthabende Sekretär hatte trotzdem allen Mut aufbringen müssen, sein Büro zu verlassen, um den großen Führer in seinem Schlafgemach persönlich nach dessen Befehlen zu fragen.

      Allerdings ließ sich die Schlafzimmertür nicht öffnen.

      Irgendetwas Schweres lag dahinter.

      Das einzig Schwere allerdings,


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