Trojanische Hühner. Ado Graessmann

Trojanische Hühner - Ado Graessmann


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etwas verändern.

      Ich sagte zu Ali, weißt du der Hauptgrund, warum es bei uns so gut funktioniert ist der, dass keiner von uns beiden einen Besitzanspruch auf Terri erhoben hat, das ist das besondere Geheimnis an unserer Dreierbeziehung.

      Als ich den Konferenzraum betrat, war es noch alles Dunkel, ich machte das Licht an, schenkte mir einen Kaffee ein, ohne Milch und ohne Zucker.

      Ali hatte die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt und war kurz vor der Flucht des Tyrannen in seine Heimat zurück gekehrt und hatte mit seinen Kenntnissen sofort eine zentrale Stellung im Forschungsministerium erhalten, das auch für die Waffenentwicklung zuständig war. Es gab ja nur eine kleine Anzahl von Wissenschaftlern, die die nötige Kompetenz hatten und vom neuen Regime ebenfalls akzeptiert wurden, nach eingehender Gesinnungsüberprüfung.

      Als ich Ali nach einigen Monaten zum ersten Mal wieder sah, war seine erste Frage, wie geht es Terri, er hatte sie seit seiner Rückkehr nicht mehr gesehen. Ali hatte sich äußerlich verändert, er trug schwarze Kleidung, hatte sich einen langen Bart wachsen lassen und sah wie ein gläubiger Muslime aus. Trotz aller Verkleidung erkannte ich sofort, dies war immer noch der alte Ali wie ich ihn aus Boston kannte.

      Zuerst kamen einige hohe Militärs in Uniform in den Konferenzraum, sagten kein Wort, nicht einmal guten Morgen und schenkten sich Kaffee ein. Etwa dreißig Minuten später erschien der Botschafter, ein Mittvierziger mit kurzem Haar und ausdrucksvollen Gesichtszügen, alle standen auf und begrüßten seine Exzellenz.

      Das erste Thema befasste sich mit der Sicherheitslage in der Stadt und die Frage wie man sich vor einem möglichen Übergriff durch den Mopp schützen konnte. Es war nicht zu übersehen, dass es in der Bevölkerung rumorte. Die Militärs meinten, mit den zwanzig gut ausgebildeten Marins als Sicherheitssoldaten könnte die Botschaft lange verteidigt werden, Waffen und Munition wären mehr als genug vorhanden, damit könne man einen ganzen Krieg führen und die Verpflegung würde für etwa zwanzig Tage reichen. Ich schaute den Botschafter ins Gesicht und konnte dessen Zweifel erkennen, offensichtlich schätzte er die Lage anders ein als sein Militär, verzichtete aber auf eine weitere Diskussion.

      Bevor ich meinen Bericht erstatten konnte, ertönte ein lautes Hämmern und Klopfen an der Sicherheitstür, dies war ungewöhnlich, normalerweise durften Geheimsitzungen nicht gestört oder unterbrochen werden.

      Der Wachposten berichtete von Menschenmassen, die sich vor der Botschaft versammelt hätten, und einige von ihnen, junge Studenten, seien schon über den Zaun auf das Botschaftsgelände vorgedrungen. Seine Exzellenz möge sich bitte schnell nach oben begeben und entscheiden was zu machen ist, die Wachposten ständen schon um das Haus herum verteilt, mit Gewehren im Anschlag, mit scharfer Munition.

      Der Botschafter war ein gebildeter Mann, mit guten Sprachkenntnissen, der auch nicht zu unüberlegten Handlungen neigte. Noch bevor er an der Eingangstür angekommen war, gab er den Befehl, dass sich alle Wachposten in das Botschaftsgebäude zurückziehen müssen und es darf auf keinen Fall von der Schusswaffe Gebrauch gemacht werden, dies war eine eindeutige Anordnung, der sich auch die Offiziere unterwerfen mussten, die Nichteinhaltung würde nur zu einer Eskalation führen. Durch Fenster im Erdgeschoss hindurch konnten wir sehen, dass das Tor zur Botschaft schon offen stand und immer mehr Personen auf das Botschaft Gelände strömten.

      Der Botschafter öffnete die Eingangstür und von hinten reichte ihm jemand ein Megaphon. Mit ruhiger Stimme bat er die Eindringlinge in der Landessprache, das Gelände zu verlassen, dies sei exterritoriales Gebiet. Seine Ansage wurde nur durch hundertfaches Hohngelächter beantwortet.

      Aus der Masse traten drei junge Männer hervor, sie waren dem Aussehen nach Studenten und nicht älter als fünfundzwanzig, Einer von ihnen schien der Mann mit dem Motorrad zu sein, sein Gesicht war nicht genau zu erkennen, er hatte die Kapuze seiner Jacke weit über das Gesicht gezogen und sich ein Tuch über die Nase und den Mund gebunden. Trotz aller Bemühungen war er auch nicht in der Kartei des Geheimdienstes erfasst, sie nannten in nur Mohamed, er war eindeutig der Rädelsführer, auffällig waren seine Hände an denen jeweils einige Finger fehlten, ich nannte ihn daher für mich den Fingerlosen, irgend einen Namen musste ich ihm halt geben.

      Er erklärte die amerikanische Botschaft sei hiermit besetzt und sie hätten das Sagen, ab sofort, er sei der Sprecher des Rats der freien Studenten.

      Ihre Hauptforderung ist die sofortige Rückführung des Schahs aus den USA und die Auslieferung der Unsummen an Gold und Geld, das sein Klan über Jahre hinweg dem Land geraubt und auf private Konten in der Schweiz und in anderen Ländern deponiert hatten, hierüber kann nicht verhandelt werden.

      Nach dieser Mitteilung drangen etwa einhundert Stunden in das Botschaftsgebäude ein, entwaffneten das Personal und fanden kurz danach den Waffenraum, den sie sofort leer räumten und den gesamten Inhalt aus dem Gebäude heraus transportierten. Die entwaffneten Wachsoldaten sahen dem Geschehen datenlos zu, was sollten sie auch anderes machen. Hunderte von Schnellfeuerwaffen aller Art und Kisten mit Munition wurden auf einen bereitstehenden Lastwagen geladen und abtransportiert. Nach einer Stunde waren sämtliche Räume der Botschaft besetzt und das gesamte Personal wurde in Geiselhaft genommen.

      Im Büro des Botschafters wurden alle Regale umgekippt und der Inhalt auf den Boden geworfen, ebenso der Inhalt aller Schreibtischschubladen. Hinter dem Bild von G. Washington entdeckten sie den Botschaftssafe und forderten freundlich den Botschafter um die Herausgabe des Codes auf. Im Safe befanden sich die gesamten Passe des Personals, frische Passport Formulare sowie die entsprechenden Stempel für die Ausstellung eines gültigen Passes, Geheimdokumente und eine größere Summe an Bargeld, alles nur US Dollars, die nicht nur für den Kauf von Lebensmittel vorgesehen waren, das meiste war für dunkle Geschäfte bestimmt und tauchte in keiner Bilanz je auf. Zunächst weigerte sich der Botschafter den Safe zu öffnen, schließlich erkannte er die Sinnlosigkeit seiner Weigerung, hatten die Besatzer doch nun hinreichend Mittel den Safe mit Gewalt zu sprengen, so nannte er die Zahlenkombination.

      Der Fingerlose hatte das Botschaftsgebäude selbst nie betreten, auch seine Beifahrerin nicht, keiner der Mitarbeiter hatte jemals ihre Gesichter richtig gesehen um Fotos davon machen zu können.

      Andere Studenten hatten am ersten Tag nach der Besetzung Fotos von allen Personen der Botschaft gemacht und die Namen registriert, egal ob sie einen roten Diplomatenpass hatten oder nicht. Internationale Regeln interessierten sie nicht. Mein Name nützte ihnen nicht viel. Die CIA, wir nannten sie untereinander nur die Firma, hatte eine lange Liste von Pseudopersonen, die es nicht wirklich gab, für die aber Bankkonten, Telefonrechnungen und weitere Identitäten vorhanden waren, aber von keinen gab es Frontalfotos oder Porträtfotos, nur solche, die Jedermann sein konnten.

      Aus dem einen Tag wurden viele, die Anzahl der Besetzer die Tag und Nacht in der Botschaft blieben war fast immer gleich geblieben, nur die Gesichter waren meist anders. Im Konferenzraum wurden Tische und Stühle entfernet und 30 Matten für die männlichen Mitarbeiter als Aufenthalts und Schlafraum ausgelegt. Die Frauen der Botschaft bekamen einen kleinen separaten Raum. Nur der Botschafter und der Militärhäuptling durften ihr Zimmer behalten. Alle anderen Räume okkupierten die Besetzer. Die Besatzer verhielten sich uns gegenüber indifferent, es kam zu keinen Tätlichkeiten oder Übergriffen auch Grundnahrungsmittel wurden nach zwei Wochen zur Verfügung gestellt, die Alkoholvorräte waren bald aufgebraucht, Bier oder Wein zu den Mahlzeiten gab es nicht mehr. Belastend waren die hygienischen Bedingungen, zwar hatte der Botschafter seine Dusche auch für die anderen zur Verfügung gestellt, nur der Militärhäuptling nicht, er meinte ihm stehe auf Grund seines hohen Dienstgrades die alleinige Benutzung seiner Dusche zu und damit basta, trotzdem bildeten sich morgens und am Abend lange Schlangen vor den Duschräumen und die Duschdauer wurde auf fünf Minuten begrenzt.

      An manchen Tagen schikanierten sie uns, stellten Strom und Wasser für einige Stunden ab. Am dritten Tag der Belagerung versuchte ich heimlich einen Fluchtversuch aus der Botschaft. Nur dem Botschafter teilte ich am Nachmittag mein Vorhaben mit, er erzählte mir von der Existenz des Geheimgangs als möglichen Fluchtweg und händigte mir den Schlüssel für die Sicherheitstüren aus.

      Am späten Abend betrat ich den kleinen Abstellraum im Kellergeschoss hinter dem Sitzungssaal, schob den Schrank zur Seite und verharrte noch eine Weile


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