Jahrestage-Buch. Siegfried Reinecke
heute vom gesellschaftlichen Ansehen her gar nicht mehr.
Trotzdem darf niemand die Aussicht auf ein lebenswertes Leben ohne entfremdete Plackerei niemals nicht aufgeben, auch wenn wohl eine Option noch immer in weiter Ferne ist: „Eine Kombination von Halbtagsarbeit und revolutionärer Berufspraxis scheint bislang am effektivsten.“ [Schwendter, ebd.] Solche Arbeitsverträge sind, soweit bekannt, eher selten. Aber glücklicherweise geht uns ja angeblich die Arbeit aus, und wenn wir nicht mit sinnlosen Dienstleistungstätigkeiten bei der Stange gehalten werden, bilden wir uns derweil weiter („die permanente Weiterbildung [muss] erotisch besetzt“ sein, Schwendter). Lest die alten Bücher wieder, sie sind wahr!
Glücklicherweise gibt es für all diejenigen, die sich für die wahre, lebenswerte Alternative entscheiden, eine passende Zeitschrift. Es ist müßig, mehr als ihren Titel zu nennen: „Muße. Ein Magazin.“ Nur eines: Man findet hier – auch online – viele überraschende Querverweise. Wie etwa diesen hier in dem Beitrag „Wir brauchen den Exzess“:
„So kommt dieser Exzess an eine Grenze, die er gelten lässt, weil sie das Recht und die Würde der anderen Geschöpfe neben ihm hütet. Aktion und Passion bestimmen den Exzess, der sich in einem Widerspiel von Bewusstheit und Unbewusstheit ereignet. Das Unbewusste hat sicher seinen Anteil am Erfolg des Exzesses, aber ohne das zum Bewusstsein gebrachte Neuland, dass der Grenzen Überschreitende entdeckte und nun erkundet, wäre aller Exzess nur der verzweifelte Wettlauf eines Blinden in der Nacht. Nicht zuletzt zeigt sich, wie viel das Konzept des Exzesses mit dem der Muße gemein hat: die ambivalente und die paradoxe Grundstruktur, die Transgression oder auch die Eröffnung neuer Räume und Möglichkeiten.“
[http://mussemagazin.de/2017/09/wir-brauchen-den-exzess/, Aufruf am 04.12.2019]
Noch näher dran am Thema des Ehrentags aller Müßiggänger ist ein Beitrag über den Dandy. Wodurch zeichnete der sich noch aus? „Zumindest der klassische Dandy des 19. Jahrhunderts verweigert sich einem bürgerlichen Arbeitsethos, indem er exzessiv der Muße frönt.“ [Julia Bertschik: Dandy. In: Muße. Ein Magazin, 3. Jhg. 2017, Heft 1, S. 64-66. URL: http://mussemagazin.de/2017/ /09/dandy/, Aufruf am 04.12.2019]
Na also, exzessive Muße. Wobei man sich eine solche Lebensweise natürlich auch leisten können muss. Demonstrativer Müßiggang ersetzt den demonstrativen Konsum. Ein prächtiger Ehrensold für Dandys sollte ein nicht zu hoch gegriffenes Ziel in den anstehenden Verteilungskämpfen sein.
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