Jahrestage-Buch. Siegfried Reinecke

Jahrestage-Buch - Siegfried Reinecke


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fassen. Der besondere Service für Sie: Nutzen Sie den Raum für Vorsätze am Ende dieses Beitrags!

      Nicht auszurotten ist anscheinend die Ansicht, dass – nur weil wir wieder einmal von vorne zu zählen beginnen – etwas ganz Außergewöhnliches, nie Dagewesenes, Großes, Schönes oder auch Schlechtes, Grausiges, Entsetzliches ins Haus steht. Oder dass wenigstens so viel selbst beeinflusste Veränderung eintritt, dass man sich durch Askese und Läuterung zu einem besseren Menschen entwickelt (siehe „Vorsätze“). Dazu ist es sinnvoll, die Dinge von ihrem Ende her zu betrachten, so wie es unsere langjährige Kanzlerin immer anzuregen pflegte. Wobei sich das Problem zu stellen scheint, dass wir in unserer übergroßen Mehrheit nicht recht wissen, wie das Jahr zu Ende gegangen sein wird, um entsprechend die Konsequenzen zu ziehen, angemessene Vorsätze zu fassen.

      Aber vielleicht ist es ja auch gar keine so gute Idee die Zukunft zu antizipieren. Das liegt zum Teil daran, dass man nicht weiß, was sie bringt, und zum Teil daran, dass man es nicht wissen will. Nehmen wir nur einige – nicht ganz beliebige – Beispiele.

      Das Rauchen aufgeben, sich gesünder ernähren, mehr Bewegung und ähnliche Banalitäten: Viel zu wenige Menschen nehmen sich zum Jahreswechsel etwas ganz Besonderes vor – etwas wirklich ganz Bedeutendes. Aber wenn schon ein Blick in die Zukunft, dann auch richtig: Warum nicht einmal eine Zeitreise antreten? Zugegeben, Sie wären nicht der erste, der das tut. Vielleicht aber der oder die erste, der/die nicht in der Zukunft verloren geht, wie jenes verkannte Genie am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert. Sie wissen, von wem die Rede ist. Richtig, von George. So heißt jedenfalls der Zeitreisende in der Verfilmung des H.G. Wells-Romans „The Time Machine“ aus dem Jahr 1960. In der Vorlage von 1895 ist der Wissenschaftler noch namenlos, verfolgt aber das gleiche Projekt, das er seinen Freunden am Silvesterabend des Jahres 1899 vorstellt. Zumindest zeigt er ihnen ein Modell seiner Zeitmaschine, das im Film ungefähr so aussieht:

      Klassisches Design, robuste Karosserie: TM Wells 1899

      Er lässt es in der Zukunft verschwinden, doch seine Besucher glauben an einen Trick und verlassen ungehalten die Feier zur Verabschiedung des alten Jahrhunderts. George aber macht sich darauf mit dem wirklichen Zeitschiff auf in die Zukunft: In den Jahren 1917 und 1940 erlebt er die Weltkriege, 1966 einen Atomschlag. Er flieht, bevor er selbst vernichtet wird, mit Highspeed und stoppt seine Maschine erst wieder, als er sich sicher vor weiterem Unheil glaubt. Es ist der 12. Oktober 802.701. Er hat somit eine erkleckliche Anzahl von Neujahrs bzw. Neujahren überflogen und ebenso viele Vorsatzlisten versäumt.

      Er findet eine Welt vor, in der glückliche, schöne Menschen leben. Sie werden allerdings von hässlichen, bösen Menschen wie Vieh gehalten. Und dafür soll man in die Zukunft reisen? Will man das wissen?

      Jedoch: Zuhause ist es auch nicht besser. George rettet sich mit Müh' und Not in seine Zeit zurück und trifft unverändert auf Ignoranz. Da beschließt er, zurück in die Zukunft (das wäre mal ein schöner Titel für einen Film gewesen) zu reisen, um die nur ein paar hunderttausend Jahre entfernte Dame seines Herzens wiederzutreffen. Um diesmal aber besser gewappnet zu sein und den schönen Menschen helfen zu können, nimmt er drei Bücher mit.

      Und hier ist eine Empfehlung an Sie, die etwas vorgestrig klingen mag, aber unvergleichlich erfolgversprechender und nachhaltiger sein wird, als jeder noch so krachend scheiternde Vorsatz: Nehmen Sie sich nur etwas Zeit, überlegen Sie gut und entscheiden Sie dann, welche drei Bücher Sie durch das kommende Jahr begleiten sollen (also welche beiden außerdem, außer dem, Sie verstehen?). Es wird Sie am Ende des Jahres nicht gereut haben (Futur II).

      Für diejenigen, die es dennoch nicht lassen können und tatsächlich glauben, sie könnten das, was in den folgenden zwölf Monaten tatsächlich auf sie zukommt, irgendwie durch die Macht ihres Willens beeinflussen, hier der angekündigte

       Raum für Vorsätze

      Tipp des Verlags: Durch Erwerb weiterer Bände erweitert sich der Umfang des Raums für Vorsätze um ein Vielfaches. Bitte bevorraten Sie sich!

      Noch ein Nachsatz: Der beliebteste Vorsatz der Deutschen ist auch in diesem Jahr derselbe wie im letzten Jahr. Und in dem davor. Das hat den Vorteil, dass man sich den Vorsatz gut merken kann. Es hat den Nachteil, dass er dann noch nie eingelöst wurde. Man sollte sich also vornehmen, diesem Vorsatz im bevorstehenden Jahr nachzukommen. Vorsicht: „Nach mir die Sintflut!“ auch nur zu denken ist keine Option. Denken Sie nach, bevor Sie sich am Ende Vor-würfe machen müssen.

       4. Januar – Tag des Trivialwissens – National Trivia Day (USA)

       Hätten Sie's gewußt?

      Wer weiß denn sowas?

      Der Airbag in Autos fällt in Deutschland unter das Sprengstoffgesetz.

      [https://www.unnützes-wissen.de/site/nutzloses-Wissen.html]

      Säugetiere brauchen allesamt durchschnittlich 21 Sekunden zum Entleeren der Blase.

      [https://www.genialetricks.com/trivialwissen/]

      Bei der größten bekannten Primzahl handelt es sich um 277232917-1, eine Zahl mit 23.249.425 Stellen.

      „Hätten Sie's gewußt?“ So lautete der Titel der Mutter aller Ratesendungen im deutschen Fernsehen, in der Quizmeister Heinz Maegerlein zwischen 1958 und 1969 seine meist gut informierten, ja geradezu gebildeten Kandidaten traktierte. Wie gut hätten Sie ausgesehen? Hätten Sie die Sache mit den Airbag/Pipi/Primzahl-Fakten „auf dem Kasten“ gehabt? Sicher nicht. Und wenn doch: warum?

      Wer braucht schon so viel Spezialwissen. Im Allgemeinen reicht uns doch eine überschaubare enzyklopädische Übersicht über eine begrenzte Anzahl von Gegenständen und Sachverhalten aus. Auch bei Maegerlein (selbiger, der als Sportreporter mit einem einzigen Hauptsatz, dem vormals witzigen „Sie standen an den Hängen und Pisten“, unsterblich wurde) wären Fragen nach Fakten wie die eingangs genannten natürlich nicht gestellt worden, es war schließlich kein Expertenquiz.

      Als die Quizz- und Wissenden noch weggesperrt wurden: Hätten Sie's gewußt?, 1960.

      Hier waren Allrounder gefragt. Die gab es auch in den Fußballspielersammelbildchenheften der Siebziger Jahre noch; Herren, die nicht allein Spezialisten des Toretretens oder des Gegenspielerummähens waren, sondern beides leidlich beherrschten. Von „Allroundwissen“ spricht heute auch noch ein „Trainingsbuch für Quizmillionäre". Bei Magerlein mussten sich die immerhin oft auf einem Gebiet besonders versierten Damen und Herren Ratefüchse auch aufs Glatteis begeben, in dem sie Fragen aus Rubriken wählen mussten wie „Sport“, „Film“ oder „Operette“ und – eine Kostbarkeit der Quizkategorien – „ABC der Frau“.

      In dieser Rubrik lautete z.B. eine Frage: „Welcher Kontinent exportiert das meiste Gefrierfleisch?“ Für die souveränen Antworten der Kandidatin „USA? Amerika?“ und die Replik des Meisters „Richtig! Südamerika“ gab es ganze drei Punkte. Ihr männlicher Konkurrent überraschte in dieser Frage durch geographisches Detailwissen.

      Den nachhaltigsten Eindruck machte bzw. macht dem Flaneur des Wissens damals wie heute aber die Abteilung

      Die Paradedisziplin der Kollektivkenntnisse. (Hätten Sie's gewußt?, 1968) Zeichnung: Manfred Schmidt

      Maegerlein hebt also zu fragen an: „Ein italienischer Naturforscher, Mathematiker und Philosoph, der von 1564 bis 1642 lebte, wurde zu einem der Bahnbrecher der modernen Naturwissenschaft. Seine Fallgesetze und seine Parteinahme für Kopernikus haben ihn berühmt gemacht. Legende ist freilich wohl sein berühmter Ausspruch: 'Und sie bewegt sich doch'. Wer war denn das, bitte?“ Die Antwort der Kandidatin kam wieder schnell und klar.

      Ist das nun Trivialwissen? Solches scheint


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