Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019. Pete Hackett
nach Norden. In Dunst und Flimmern tauchte er auf der endlos scheinenden Straße unter.
ENDE
Sattelwölfe
Der Kopfgeldjäger
Western von Pete Hackett
Über den Autor
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress
Tex Foster war auf dem Weg zum Saloon. Der kleine Ort, in dem er Halt gemacht hatte auf seinem Weg nach Mexiko, hatte den Namen Warren. Die Grenze war nur einen Steinwurf entfernt. Sobald die Nacht vorbei sein würde, wollte er sie überqueren. Im Arizona-Territorium war ihm der Boden ziemlich heiß geworden unter den Füßen. Es sollte ein Abschied für längere Zeit werden.
In Warren gab es kein Gesetz. Niemand würde ihn erkennen. Der Bandit wollte sich noch ein saftiges Steak gönnen und einige Gläser Whisky trinken …
Die Abenddämmerung wob bereits zwischen den Häusern der Stadt. Die Alltagsgeräusche waren verstummt. Von Süden her wehte ein schraler Wind, der den Staub auf der Fahrbahn in kleinen Spiralen vor sich hertrieb.
Tex Foster bewegte sich auf dem Gehsteig. Dieser war manchmal unterbrochen, wenn es eine größere Baulücke zwischen den Gebäuden gab. Dann mahlten seine Sohlen im feinen Sand und riefen ein leises Knirschen wach. Bei jedem seiner Schritte streifte sein Handballen den Knauf des Revolvers, der an seinem rechten Oberschenkel hing.
Foster erreichte den Saloon und stieg die drei Stufen zum Vorbau hinauf. In einem Schaukelstuhl neben der Pendeltür saß ein Mann in einem braunen, zerschlissenen Staubmantel. Seine Stiefel waren verstaubt, ihr Leder war brüchig. Der Bursche hatte sich den schwarzen, flachkronigen Stetson über das Gesicht gelegt und schien zu dösen. Zu seinen Füßen lag ein großer, grauer Wolfshund, den mächtigen Kopf zwischen die Vorderpfoten gebettet, die runden, braunen Augen auf Tex Foster gerichtet.
Foster ging an dem Mann im Schaukelstuhl vorbei, ohne ihn zu beachten und erreichte die Pendeltür. In dem Moment kam Leben in den Burschen mit dem braunen Mantel. Mit der linken Hand schob er den Hut zurück, zugleich erhob er sich und zog mit der Rechten den schweren, langläufigen Coltrevolver. Ein Schritt brachte ihn an Tex Foster heran. Er drückte Foster die Mündung des Revolvers gegen den Hinterkopf. »Endstation, Foster!«, stieß er mit klirrender Stimme hervor.
Tex Foster war total überrumpelt und zu keiner Reaktion fähig. Die beiden Worte klangen in ihm nach. Seine Hände lagen auf den geschwungenen Rändern der Pendeltür. Er war wie erstarrt.
Dieser Zustand nahm drei – vier Sekunden in Anspruch, dann gelang es Foster, seine Lähmung abzuschütteln. In seinem Gesicht begann es zu arbeiten, in seine Augen trat ein lauerndes und zugleich tückisches Schillern. »Wer bist du?«
»Mein Name ist McQuade.« Der Kopfgeldjäger hatte während der Zeit, die Foster benötigte, um seine Erstarrung zu überwinden, den Revolver des Banditen aus dem Holster gezogen. Er schob ihn hinter seinen Hosenbund und trat zwei Schritte zurück. »Dreh dich um, Foster. Und keine Dummheiten! Du würdest es bereuen. Dir ist sicherlich klar, dass zu dem Gesetz auch tot sechshundert Dollar wert bist.«
Der Bandit mahlte mit den Zähnen. Sein fieberndes Hirn suchte nach einem Ausweg. Auf ihn fiel der Schatten des Galgens. Er hatte bei einem Postkutschenüberfall den Begleitmann des Kutschers getötet. Und auf Raubmord stand der Strang.
»Mach schon!«, gebot McQuade ungeduldig und mit stählern klingender Stimme. Gray Wolf hatte sich erhoben und schmiegte sich nun an das linke Bein des Texaners. Dessen Daumen lag auf der Hammerplatte des Revolvers. Sein Zeigefinger krümmte sich um den Abzug. Sein hohlwangiges, stoppelbärtiges Gesicht drückte Entschlossenheit aus, die Augen blickten hart.
Zögerlich, mit marionettenhaften Bewegungen kam Foster der Aufforderung nach. Er hatte die Hände in Schulterhöhe gehoben. McQuade sah einen dunkelhaarigen Mann Anfang dreißig. In seinem kantigen Gesicht hatten Lasterhaftigkeit und ein unstetes Leben jenseits von Recht und Ordnung unübersehbare Spuren hinterlassen. Das hinterhältige Glitzern in den Augen des Banditen blieb McQuade nicht verborgen. Es mahnte ihn zu Wachsamkeit und Vorsicht.
McQuade griff in die Manteltasche und holte ein Paar Handschellen heraus. »Ich werde dich jetzt fesseln, Foster. Du solltest es geschehen lassen. Gray Wolf wird darauf achten, dass du vernünftig bleibst. Falls nicht, machst du Bekanntschaft mit seinem Gebiss.«
Foster versuchte Zeit zu gewinnen. Solange seine Hände nicht gefesselt waren, hatte er eine kleine Chance. »Bist du ein Sheriff oder gar ein Staatenreiter?«, fragte er schnell. Seine Stimme klang belegt. Er räusperte sich.
»Nein. Aber du bist ein niederträchtiger und skrupelloser Bandit. Und ich werde dich dem Gesetz ausliefern. Kerle wie du gehören hinter Schloss und Riegel. Ihr seid eine Gefahr für die Allgemeinheit. Dich bringe ich nach Tucson, Foster. Dort werden sie dir den Prozess machen und dich dann hängen.«
»Du bist also ein verdammter Mannjäger, einer, der für Geld die Seele seiner Großmutter dem Satan verkaufen würde.«
»Du täuscht dich, Foster. Aber über meine Beweggründe werde ich nicht mit dir diskutieren. Streck die Arme vor!«
»Verdammt, McQuade, ich wollte den Kerl nicht erschießen. Aber er griff nach dem Revolver, und ich …«
»Es war sein Job, zu verhindern, dass die Stagecoach überfallen wird«, unterbrach McQuade den Banditen mit klirrender Stimme. »Willst du dich etwa auf Notwehr hinausreden? Das klingt ja geradezu wie Hohn in meinen Ohren. Du hast die Postkutsche überfallen und den Begleitmann erschossen. Das ist Raubmord. Und darauf kennt das Gesetz nur eine Antwort.«
Foster zog den Kopf zwischen die Schultern. Seine Gestalt krümmte sich ein wenig nach vorn. Er wirkte jetzt sprungbereit. Das Flackern in seinen Augen verriet, dass er nicht daran dachte, aufzugeben.
»Gray Wolf!«, brach es scharf über McQuades Lippen. »Gib acht!«
Sofort ließ sich der Wolfshund auf die Hinterläufe nieder, stieß ein drohendes Knurren aus und seine Lefzen hoben sich ein wenig über den gefährlichen Fang.
»Zum Henker mit dir und diesem grauen Mistvieh!«, knirschte Foster. Er gab sich geschlagen, entspannte sich, seine Schultern sanken nach unten, und er streckte McQuade die Hände hin. Der Kopfgeldjäger stieß den Colt ins Holster, dann klickten die Handschellen.
*
Zwei Stunden später kamen McQuade und sein Gefangener in Bisbee an. Es war Nacht. Aus verschiedenen Fenstern fiel Licht. Der penetrante Geruch von Tierausscheidungen wehte von den Corrals, Koppeln und Pferchen am Stadtrand her zwischen die Häuser. Leise Klaviermusik war zu hören. Sie wies McQuade den Weg. Je näher er dem Saloon kam, desto deutlicher wurden die verworrenen Geräusche, die sich mit dem Klimpern des Klaviers vermischten und auf die Main Street trieben. Am