Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019. Pete Hackett

Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019 - Pete Hackett


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      »Los, ab geht die Post!« Stella trieb ihr Pferd an und sprengte davon.

      Dolores hatte Mühe, ihr folgen zu können.

      *

      McCleef schaffte es, im Bett so weit nach unten zu rücken, dass er mit den Beinen gegen den Giebel treten konnte. Die Messingstangen ächzten und rasselten, und das Bett rutschte mit kratzenden Füßen über den Boden.

      McCleef wiederholte das solange, bis er endlich gehört wurde, Schritte im Flur erschallten und die Tür aufflog.

      »Was ist denn hier nur los?«, schimpfte der Keeper auf spanisch.

      Hinter ihm tauchten die wenig oder gar nicht bekleideten Mädchen auf .

      »Holt eine Lampe!«, kommandierte der Keeper.

      Niemand dachte daran, den Befehl zu befolgen. Alle schoben sich hinter dem dicken Mexikaner ins Zimmer und blickten auf den nackten, ans Bett gefesselten Mann. Sie kicherten belustigt.

      Der Wirt zündete schließlich die von der Decke hängende Lampe an, an die er in seiner Nervosität vorher nicht gedacht hatte.

      Kaum war McCleef richtig zu erkennen, kicherten die Mädchen noch lauter.

      »Was ist denn mit Ihnen los?«, staunte der Keeper und verfiel endlich auf den Gedanken, McCleef aus seiner üblen Lage zu befreien. Als der Kopfgeldjäger die Hände frei hatte, riss er sich das Seil vom Mund und spie den Knebel aus. Er atmete durch, raffte seine Sachen auf und zog sie an.

      »Wollen Sie mir nicht endlich sagen, was los ist?«

      »Stella und Dolores haben mich ausgeplündert und sind geflohen! Das ist los!«

      McCleef fuhr in die Stiefel, raffte den Patronengurt vom Stuhl, stand auf, schob die Mädchen zur Seite und hastete hinaus. Er nahm je drei Stufen auf einmal die Treppe hinunter, fand die Vordertür offen und trommelte schon den Stallmann aus den Federn, als der Wirt gerade Alarm schlug.

      Als es McCleef im Stall nicht schnell genug ging, stieß er den Mann aus dem Weg, sattelte sein Pferd selbst, führte es hinaus und schwang sich in den Sattel. Leute liefen auf der Straße zusammen.

      McCleef ritt auf die Büsche im Norden zu, weil er von Stella annahm, dass sie nicht in Mexiko bleiben würde.

      Hinter den Büschen sah er den Gefesselten auf dem Boden und zügelte das Pferd jäh wieder.

      Der Gendarm versuchte sich, so hilflos wie vorher er selbst, zu verständigen.

      McCleef sprang ab und befreite den Gesetzeshüter. »Haben Sie zwei Mädchen gesehen?«

      »Stella und Dolores, sisi, Senor.« Der Gendarm rang noch nach Atem.

      »Wo sind die hin?«

      »Nach Norden, Senor.«

      »Auf zwei Pferden?«

      »Si, Senor.« Der Gendarm nickte heftig.

      McCleef richtete sich auf, wollte schon zu seinem Pferd, blickte jedoch noch einmal zurück. »Wie lange ist das her?«

      »Vielleicht eine Stunde.«

      »So lange«, murmelte McCleef enttäuscht. »Na wartet nur, ihr verdammten Giftschlangen.« Er ging weiter und saß auf.

      »Seien Sie vorsichtig, Senor, wegen des anderen Gringos!«, rief der Gesetzeshüter.

      »Was?« McCleef blickte über die Schulter. »Na eben, die Mädchen haben Sie nicht gefesselt, was?«

      Die sich nähernde Menge war bereits zu vernehmen.

      »Das war der andere Gringo. Sie wissen doch, der, den wir festgenommen hatten.«

      »Cutler!«, stieß McCleef hervor. »Der war also auch hier.«

      »So ist es, Senor. Aber vor den Mädchen. Hatte sein Pferd hier versteckt und war bei der Bodega.«

      »Dann weiß er es auch.« McCleef trieb sein Pferd an.

      »Warten Sie, Senor!« Der Gendarm rannte dem Reiter ein Stück nach, gab es dann jedoch auf, ihn einholen zu wollen.

      Vor den Mädchen tauchte der Wirt im Dickicht auf. Der Alkalde überholte ihn und rief: »Warum haben Sie ihn denn nicht aufgehalten?«

      »Sah ihn zu spät«, gab der Gendarm mürrisch zurück. Er ging noch ein Stück weiter und lockte die Leute damit von der Stelle weg, an der noch die Fesseln herumlagen, über die er lieber nicht reden wollte.

      »Ich verstehe überhaupt nichts«, sagte der Alkalde. »Um was geht es denn nun eigentlich?«

      »Vermutlich um einen Haufen Geld«, entgegnete der Wirt. »Das haben die Mädchen McCleef abgejagt.«

      Der Gendarm verschwieg, dass er auch Cutler gesehen hatte und eine Stinkwut auf ihn hatte. Er schätzte den Vorsprung des verdammten Gringos für zu groß ein, als dass es möglich sein könnte, ihn doch noch zu fassen, und er wollte nicht noch einmal lange sinnlos herumreiten.

      »Wir sollten das vergessen«, sagte er. »Genau genommen haben wir nichts damit zu tun. Ist eine Geschichte der Gringos untereinander.«

      *

      John Cutler hörte die Pferde und sah die beiden Reiterinnen auf der Straße zur Grenze auftauchen. Sie ritten schnell.

      Er ließ sie ein Stück voraus reiten, dann lenkte er den Braunen aus dem Schutz der Kakteen und folgte ihnen. Das Gelände war bereits so unübersichtlich, dass er nicht befürchtete, von ihnen gesehen zu werden. Und wenn sie nicht anhielten, würden sie auch sein Pferd nicht hören.

      Eine knappe Stunde später führte der Karrenweg in wüstenähnliches Gebiet hinaus.

      Cutler blieb noch weiter zurück, bis die Brasada begann und der Morgen graute. Der Rio Grande war nahe. Er musste aufpassen, falls sie auf den Gedanken verfielen, doch noch eine andere Richtung einzuschlagen.

      Durch die Nebelschwaden über Yucca und Ocotillos sah er sie auf einmal vor sich. Sie ritten langsamer, wollten offensichtlich die Pferde schonen.

      In diesem Tempo ging es in immer dickere Nebelwolken hinein, die die Nähe des Flusses ankündigten.

      Cutler blieb so weit zurück, dass er sie nur hin und wieder schemenhaft vor sich sah.

      Die Straße senkte sich, die Radrinnen wurden tiefer und der Boden dunkler.

      Als er die beiden Saloonmädchen wieder einmal sah, hatten sie den Rio Grande erreicht und saßen ab. Dolores betrat eine kurze Landzunge, griff ins seichte Wasser und spritzte es sich ins Gesicht. Stella ließ die Pferde saufen und genierte sich auch nicht, dabei mit Schnürstiefeln an den Füßen ins Wasser zu treten.

      Cutler stieg ab, nahm den Zügel kurz und führte den Braunen bis zu einer Kette Sagebüschen, die einer Mauer gleichend auf dem Steilufer standen.

      Dolores kehrte zu Stella zurück. »Willst du dich nicht ein bisschen erfrischen?«

      »Ich fühle mich fit genug, wenn ich an das Geld denke.« Stella gab der Mexikanerin die Zügel ihres Pferdes. »Können wir wieder?«

      Dolores nickte. Die Mädchen saßen auf und ritten in die Furt.

      Cutler wartete, bis er nichts mehr von ihnen hörte. Dann erst durchbrach er den laut raschelnden Buschgürtel, ritt hinunter zum Fluss und ins Wasser. Immer dichter schoben sich die Nebelbänke zusammen. Keine drei Yards weit reichte der Blick. So hörte Cutler Stimmen, noch bevor er das texani sche Ufer erreichte. Er zügelte das Pferd und lauschte.

      Es handelte sich um die beiden Mädchen, die am nahen Ufer halten mussten.

      »Ein Sheriff«, flüsterte Dolores.

      »Sei still. Kein Wort. Ich rede!«

      Pferde schnaubten. Der Hufschlag vieler Pferde hallte den Strom herauf.

      Als die Geräusche verflogen, meldete sich Hilfssheriff Winters


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