Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019. Pete Hackett

Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019 - Pete Hackett


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waren sie durch und Hochwald nahm sie auf. Am Boden wuchs dichtes, kniehohes Beerengestrüpp. Unter dem Blätterdach, das die Baumkronen bildeten, war es schon ziemlich düster. McQuade zerrte das Pferd in den Stand und sprang ab. Ohne lange zu fackeln riss er den Banditen vom Pferderücken. Parker landete auf dem weichen Teppich aus Moos und abgestorbenen Blättern. Der Kopfgeldjäger griff nach seinem Gewehr und repetierte es. Sein Mund war eine dünne, harte Linie, die grimmige Entschlossenheit verriet.

      Gray Wolf war verschwunden.

      Das Hufgetrappel der Verfolgerpferde rollte heran und sickerte zwischen die Bäume. McQuade zog den Revolver Ed Parkers aus dem Hosenbund und warf ihn neben dem Banditen auf den Boden. »Solltest du auch nur den Versuch machen, die Waffe auf mich zu richten«, warnte er, »erschieße ich dich. Klar?«

      Der Bandit, der ziemlich unsanft auf dem Waldboden gelandet war, kam mit zusammengebissenen Zähnen auf die Knie hoch und schnappte sich den Sechsschüsser. Der Blick, mit dem er McQuade bedachte, war voller Heimtücke und Hass. Er zwang seine verkrampften Kinnbacken auseinander und presste zwischen den Zähnen hervor: »Es ist wichtiger, uns diese Hurensöhne vom Hals zu halten. Denn wenn wir ihnen in die Hände fallen, ist es mit uns aus.«

      McQuade versetzte seinem Pferd mit der flachen Hand einen klatschenden Schlag auf die Kruppe. Das erschreckte Tier rannte weiter in den Wald hinein. Der Kopfgeldjäger lief in die Deckung eines Baumes. Ed Parker folgte seinem Beispiel. Den stechenden Schmerz, der von seiner Schulterwunde bis unter seine Schädeldecke pulsierte, ignorierte er.

      Und dann kamen die Banditen. Sie erwarteten wohl nicht, dass sich die beiden Männer, die sie verfolgten, ihnen zum Kampf stellen würden. Unerbittlich trieben sie die Pferde durch das dicht ineinander verflochtene Unterholz. Das Prusten der Tiere, das Knacken trockener Äste, die unter den stampfenden Hufen zerbrachen, sowie das Rascheln der Blätter an den zurückschnellenden Zweigen begleiteten den Anmarsch der Bravados.

      McQuade eröffnete das Feuer. Ein Pferd brach zusammen. Der Reiter konnte nicht mehr abspringen und sein linkes Bein wurde unter dem schweren Pferdekörper begraben. Er brüllte irgendetwas auf Spanisch. Sein Geschrei ging unter im zweiten Schuss des Kopfgeldjägers. Und nun begann Parkers Revolver zu wummern. Geschrei kam auf. Ein Pferd wieherte schrill. Trampelnde Schritte erklangen. Und jetzt erwiderten die Banditen, soweit sie dazu noch in der Lage waren, das Feuer. Sie waren von den Pferden gesprungen, lagen am Boden oder waren in die Deckung dicker Stämme gehetzt.

      McQuade und Parker schossen nicht mehr. Der Kopfgeldjäger schaute zu dem Banditen hinüber. Der schien den Blick zu spüren, denn er drehte den Kopf. Der Texaner bedeutete ihm, sich tiefer in den Wald zurückzuziehen. Denn McQuade war klar, dass die Mexikaner versuchen würden, sie in die Zange zu nehmen.

      Sie nutzten den Schutz der Bäume aus.

      Auch das Feuer der Bravados hatte nachgelassen. Sie schienen McQuades Absicht durchschaut zu haben und folgten dem Kopfgeldjäger und Ed Parker, ebenfalls von Baum zu Baum huschend. Plötzlich erklang ein grässlicher Aufschrei, der im nächsten Moment erstarb. Ein Gewehr peitschte. Und dann war Gray Wolfs zorniges Bellen zu vernehmen.

      McQuade feuerte auf einen der huschenden Schemen. Der Bursche brach zusammen. Auch Parkers Revolver dröhnte wieder. Der Wald schien die Detonationen festzuhalten. Sie verschmolzen mit dem Krachen der Schüsse, mit denen die Bravados das Feuer ihrer Gegner erwiderten.

      »Zieh du sie auf dich, Parker!«, rief McQuade halblaut. Als Parker zu ihm herschaute, bedeutete er ihm mit Handzeichen, dass er die Mexikaner umgehen wollte, um in ihren Rücken zu gelangen. Parker zeigte mit einer Geste seiner Linken an, dass er verstanden hatte. Und während McQuade mit einzelnen Schüssen die Banditen auf Distanz hielt, lud Parker seinen Colt nach. Als er fertig war, gab er McQuade ein Zeichen.

      Parker wirbelte herum und rannte in Zickzacklinie hangaufwärts. Sofort nahmen ihn die Bravados unter Feuer. Er zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. McQuade ging zu Boden und kroch wie eine riesige Eidechse nach links davon. Die Beerensträucher boten ihm notdürftigen Schutz vor den Blicken der Mexikaner. Er setzte mit dieser Aktion alles auf eine Karte. Denn wenn ihn einer der Bravados erspähte, reichte ein gezielter Schuss, um ihn für alle Zeiten auszuschalten.

      Er blieb liegen, als trockenes Knacken zu hören war. Ein leises Klirren folgte. Und dann sah McQuade einen der Banditen hinter einem dicken Stamm hervorpirschen. Das leise Klirren stammte von seinen großen, gezackten Radsporen. Der Bursche hatte den Blick starr nach oben gerichtet. Er ging geduckt, das Gewehr hielt er an der Seite im Anschlag, den Kolben hatte er sich unter die Achsel geklemmt.

      Etwa zwanzig Schritte weiter rechts schlich ein zweiter der Bravados. Und bald darauf sah McQuade den dritten. Der Bursche huschte in den Schutz eines Baumes, spähte an dem Stamm vorbei nach oben, schließlich glitt er vorsichtig weiter, um nach ungefähr zehn Schritten wieder hinter einem Baum in Deckung zu gehen.

      McQuade kam zu dem Schluss, dass nur noch diese drei Kerle in der Lage waren, ihnen zu folgen. Ihn erfüllte eine grimmige Genugtuung. Sie hatten ihn nicht bemerkt. Als sie an ihm vorbei waren, erhob er sich. Halblaut rief er: »Amigo!«

      Der Mexikaner, der keine fünfzehn Yards von ihm entfernt war, wirbelte erschreckt herum. Er sah den Kopfgeldjäger und wollte abdrücken, aber da traf es ihn schon. Die hohe Gestalt in dem langen, braunen Staubmantel war der letzte Eindruck in seinem Leben. Er bäumte sich auf, kippte über seine Absätze nach hinten und schlug lang auf den Boden.

      Der Bandit halblinks vor McQuade hatte sich mit dem Brechen des Schusses herumgeworfen. McQuades Geschoss mähte ihn regelrecht von den Beinen. Der Kopfgeldjäger sprang zur Seite. Da knallte es auch schon bei dem dritten Banditen. Sein Sprung rettete dem Kopfgeldjäger das Leben. Ein zweiter Satz brachte ihn in den Schutz eines Baumes. Der Bravado feuerte erneut. Seine Kugel riss eine Furche in die Rinde. Und plötzlich löste sich schattenhaft die Gestalt Gray Wolfs aus der Düsternis des Waldes. Der Bandit zielte. Gray Wolf kam lautlos wie ein Puma. Er stieß sich ab und prallte gegen den Rücken des Bravados. Dessen Finger krümmte sich, aber die Kugel pfiff schräg zum Himmel. Der Bandit taumelte einige Schritte nach vorn, strauchelte und stürzte. Der Wolfhund flog regelrecht auf ihn zu. Ein ersterbender Aufschrei war zu vernehmen.

      Es war vorbei.

      McQuade richtete den Blick nach oben. Von Parker keine Spur. Die Gefahr, die von den Bravados ausging, war gebannt. Jetzt musste McQuade eine hinterhältige Kugel aus dem Revolver Parkers fürchten. Der Kopfgeldjäger gab sich keinen Illusionen hin. Parker war klar, dass er für viele Jahre lebendig in den Steinbrüchen von Yuma begraben sein würde, wenn es McQuade gelang, ihn einem Sheriff oder Marshal auszuliefern. Darum würde er alles daransetzen, sich den Kopfgeldjäger vom Hals zu schaffen.

      Gray Wolf strich heran und wedelte mit dem Schweif. Vorsichtig stieg McQuade weiter den Hang hinauf. »Parker!« Seine Stimme sickerte zwischen die Bäume und versank in der Stille. Er erhielt keine Antwort. Der Kopfgeldjäger machte sich auf die Suche nach seinem Pferd. Aber auch das Tier blieb verschwunden, als hätte es die Erde verschluckt.

      McQuade wurde klar, dass sich Parker das Tier unter den Nagel gerissen und die Flucht ergriffen hatte.

      Der Texaner machte kehrt. Bald stieß er auf eines der Banditenpferde. Er schwang sich in den Sattel und trieb das Tier mit einem Schenkeldruck an. Es gehorchte. McQuade ritt den Abhang hinunter. Der Wald endete. Er erreichte die Sohle der Hügellücke und folgte ihr nach Westen. Wahrscheinlich würde er Ed Parker in Nogales wiedersehen.

      *

      Am Abend des übernächsten Tages erreichte McQuade die Ortschaft an der Grenze. Es handelte sich um eine verhältnismäßig große Stadt, die zwischen Hügeln und Felsketten eingebettet auf einer weitläufigen Ebene lag. Die Staatsgrenze teilte die Stadt. Um auf die mexikanische Seite zu gelangen, musste man einen Grenzposten passieren. Doch dieser war nur tagsüber besetzt.

      McQuade kannte sich aus in dem Ort. Er suchte O'Briens Mietstall auf. Der Stallmann war ein über sechzigjähriger, bärtiger Bursche, der ständig einen Priem im Mund hatte. Er saß am Stalleingang im Licht einer Laterne auf einem Dengelbock und bearbeitete die Schneide einer Sense mit einem Hammer. Das Stalltor stand offen. Auch im Stall blakte eine Laterne, die an


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