Western Action Großband Februar 2019 - 1000 Seiten Spannung. Pete Hackett

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Aber wir soll­ten uns nicht streiten, Lisa. Finde dich ganz einfach damit ab, dass ich einen Weg beschritten habe, den ich nicht verlassen kann und nicht verlassen will. Ich stehe zwar in deiner und dei­nes Vaters Schuld, aber es gibt Dinge, über die sich ein Mann nicht hinweg­setzen kann, wenn er nicht die Ach­tung vor sich selbst verlieren will.«

      »Entschuldige, Lane. Meine Ner­ven sind wohl etwas überreizt. Ich hätte es nicht sagen sollen.« Sie ritt wieder an.

      »O doch«, versetzte er und brachte ein mattes Lächeln zustande. »Es war angebracht. Ohne deine Worte wäre ich vielleicht blindlings ins Verderben gerannt. Ich will leben, yeah, aber oh­ne Angst vor der Rache Big Jims.«

      »Du reitest also nicht zur Bar-T?«, fragte sie hoffnungsvoll.

      »Doch. Aber wenn Big Jims Sattel­haie dort schon auf mich warten, wer­de ich ihnen nicht den Gefallen erwei­sen, vor ihre Kanonen zu reiten.«

      »Was hast du vor?«

      Auf diese Frage schwieg Lane. Es hatte keinen Sinn, Lisas Protest aufs Neue herauszufordern.

      Lisa war verwirrt und ratlos. Sein harter Gesichtsausdruck erschreckte sie und sie zog es vor, von nun an kei­ne Fragen mehr zu stellen.

      Sie erreichten den San Louis Creek und folgten ihm. Und als die Sonne hinter den Bergen versank, lag die Reed-Farm vor ihnen. Es berührte Li­sa schmerzlich, dass die Stunde des Abschieds gekommen war. Nichts würde Lane zurückhalten können.

      *

      Big Jim hatte die Jagd nach Lisa ab­gebrochen, weil er einsehen musste, dass sie sie nicht mehr einholen konn­ten. Düster starrte er dem winzigen schwarzen Punkt tief unten auf dem Grund des Canyons hinterher, bis er ihn nicht mehr sehen konnte. »Ich werde ihr die Flügel stutzen!«, grollte sein Bass. »Doch sie läuft mir nicht da­von. Wir reiten zur Bar-T.« Er zerrte sein Pferd herum und schaute in die vor Übermüdung erschlafften Gesich­ter seiner Männer, sah ihre rotgerän­derten Augen und spürte selbst, wie sehr ihm der Schlaf fehlte.

      Diese Mannschaft war nur noch die Hälfte wert. Er erkannte es plötzlich mit aller Klarheit. Aber konnte er den Männern Ruhe gönnen? Er selbst dachte nicht daran, eine Pause einzulegen. Sein Rachedurst war stärker als die psychische und physische Erschöp­fung. Doch die Pferde waren ebenfalls vollkommen ausgelaugt. Sie ließen die Köpfe hängen, ihren Augen fehlte der Glanz.

      Er nickte und murmelte schwerfäl­lig: »All right, ich sehe, ihr seid fertig. Also ruhen wir uns an dem See unten in der Schlucht ein paar Stunden aus. Ist das in Ordnung?«

      Landers nickte beifällig. »Das ist notwendig, Boss«, erwiderte er mit trockener Stimme. »Wenn es zum Treffen mit Turpin kommt, muss jeder von uns hellwach sein. Dieser Bur­sche ist gefährlicher als eine Kobra. Ich schätze, drei Stunden Ruhe rei­chen. Außerdem muss Turpin einen Umweg durch das Gebirge machen. Wir werden trotz der Rast vor ihm auf der Bar-T sein.«

      »Hoffen wir es.« Big Jim ruckte im Sattel.

      Nach drei Stunden hatten sie die Alderschlucht verlassen. Sie waren einigermaßen ausgeruht, auch die Pferde griffen wieder kraftvoll aus. Es ging nach Nordosten. Sie überquerten den San Louis River und folgten dann dem Saguache Creek. Und mit dem beginnenden Abend verhielten sie auf dem Kamm der Anhöhe, an deren Fuß die Bar-T Ranch lag.

      Sie war nur noch ein Haufen von Schutt und Asche. Zwei Schuppen waren von den Flammen verschont geblieben. Der Rest war ein Bild der brutalen Zerstörung. Der laue Wind wirbelte die Asche auf und trug sie über den Fluss. Hier und dort stiegen noch Rauchsäulen aus den Trüm­mern. Verkohlte Balken ragten aus dem Schutt. Der gemauerte Kamin überragte alles wie ein Mahnmal.

      Vor einem der Schuppen stand ein Pferd. Auf seinem Rücken lag der Sat­tel. Es schlug mit dem Schweif nach den lästigen, blutsaugenden Bremsen an seinen Flanken. Teuflische Zufrie­denheit drückte sich in Big Jims Zü­gen aus. »Jetzt haben wir ihn!« Es war, als tropften die Worte von seinen Lippen, aus dem Gefühl einer bösartigen Genugtuung heraus ge­sprochen, kalt und triumphierend.

      In diesem Moment verließ ein Mann den Schuppen. Er beschattete mit der flachen Hand seine Augen und spähte zu ihnen herauf.

      »Das ist nicht Turpin!«, geiferte Landers. »Das ist Dudley. Er war da­bei, als Turpin Billy erschoss. Und er half mit seinem Gewehr, uns in Schach zu halten.«

      Big Jims Gesicht wurde hart und kantig. Auf dem Grund seiner Augen glomm wieder die schwelende Glut des Hasses. »Yeah«, grunzte er, »und der Narr wird dafür bezahlen. Kommt, schnappen wir ihn uns.«

      Tex Dudley rannte zu seinem Pferd. Mit einem Ruck zog er den Bauchgurt an. Mit fliegenden Fingern löste er die Leine. Dann war er mit ei­nem Satz im Sattel. Er nahm das Pferd herum und spornte es an. Seine rauen Anfeuerungsrufe erreichten die Ohren der Männer auf dem Hügel, die jetzt ebenfalls ihren Tieren die Köpfe freigaben. Im gestreckten Galopp feg­ten sie den Abhang hinunter. Tex Dudley preschte nach Westen. Die Hufe seines Braunen wirbelten und schienen kaum den Boden zu berüh­ren. Immer wieder schaute der Cow­boy über die Schulter zurück. Die Great Sand-Mannschaft stob an den Überresten der Bar-T vorbei. Die Rei­ter hatten sich in den Steigbügeln auf­gestellt und lagen fast auf den ge­streckten Hälsen ihrer Pferde.

      Tex Dudley spürte Entsetzen und Verzweiflung. Gnadenlos hetzte er sein Pferd. Die Muskeln und Sehnen des Tieres arbeiteten. Die bewaldeten Hügel, auf die er zuhielt, waren greif­bar und schienen doch unendlich fern und unerreichbar. Der Reitwind riss ihm den Hut vom Kopf und ließ ihn am Kinnband auf seinem Rücken tan­zen. Wieder warf Tex einen Blick über die Schulter nach hinten. Der Pulk war etwas auseinander gefallen. Er sah ihre verzerrten Gesichter und glaubte sogar das Weiße in ihren Au­gen erkennen zu können.

      Er wusste, was ihm blühte, wenn er Big Jim und John Landers in die Hän­de fiel. Das Grauen stieg wie ein Schrei in ihm auf. Die Hügel schienen förmlich auf ihn zuzufliegen. Wie Sturmgebraus zerrte das trommelnde Hufgetrappel an seinen Trommelfel­len. Es war für ihn ein Wettlauf mit dem Tod.

      Aber die Pferde der Verfolger ver­langsamten bald ihren Hufewirbel. Big Jims Arm flog in die Höhe. »Stopp!«, brüllte er und riss das Pferd unerbittlich auf die Hinterhand. Die bremsenden Hufe schlitterten über das Gras und ließen tiefe Spuren zu­rück. Big Jim zerrte das gepeinigte Tier vorne hoch und presste ihm mit einem gnadenlosen Schenkeldruck die Luft aus den pumpenden Lungen. Mit zitternden Flanken und rollenden Augen stand das Tier.

      Seine Crew hielt ebenfalls an. »Brennan!«, schnarrte Big Jim und starrte finster hinter Tex Dudley her, der sein Pferd mit dem langen Zügel­ende peitschte. Der Cowboy hatte die Horde anhalten sehen und ein Hoffnungsschimmer, dass sie das In­teresse an ihm verloren hatten, flackerte in ihm auf. Hätte er Big Jims Ge­danken erraten können, wäre ihm wahrscheinlich das Blut eingefroren. So aber atmete er tief durch. Die Spannung, die ihn bis in die letzte Nervenfaser erfasst hatte, ließ nach.

      »Boss?« Tom Brennan drängte sein Pferd auf Big Jim zu.

      »Gib mir deine Sharps!«, sagte Forsyth, in dessen Tonfall eine tödliche Ruhe lag. Sein Verstand arbeitete mit teuflischer Präzision. Er griff nach dem Gewehr, das ihm der Cowboy reichte. Es war eine Sharps Borschardt, ein Weitschussgewehr vom Kaliber 45. Ruhig lud der Rancher, dann zog er den Kolben an die Schul­ter. Sein kaltes Auge ruhte über Kim­me und Korn hinweg auf dem unruhigen Ziel. Das Sonnenlicht wurde vom Stahl des Laufes reflektiert. Big Jim zog durch. Der Schuss brüllte.

      Der Knall holte Tex Dudley in dem Moment ein, als durch sein Pferd ein Ruck ging. Im nächsten Moment brach es hinten ein, krachte auf die Seite und rutschte ein ganzes Stück über das Gras. Schließlich kippte es endgültig auf die Seite und sein Kopf fiel schwer auf den Boden. Ein Zittern durchlief den Pferdekörper, ein letz­tes Aufbäumen, dann lag das Tier still.

      Tex Dudley war wie von einem Ka­tapult geschleudert durch die Luft ge­segelt. Hart prallte er auf. Funken sprühten vor seinen Augen. Er stemmte sich verbissen gegen die blei­erne Benommenheit, die gegen sein Bewusstsein anbrandete. Dumpfer Druck lag auf seinem Gehirn, aber sein fiebernder Verstand hämmerte ihm ein, dass er in die Höhe musste. Mühsam rappelte er sich hoch. Nur mit übermenschlichem


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