Western Action Großband Februar 2019 - 1000 Seiten Spannung. Pete Hackett

Western Action Großband Februar 2019 - 1000 Seiten Spannung - Pete Hackett


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Seiten.

      Der Pulk riss auseinander. Der ge­troffene Reiter am Boden wimmerte. Big Jim kümmerte sich nicht darum. »Folgt mir!«, kreischte er und stob hinter John Landers her. Gleich dar­auf wehte rumorender Hufschlag über den Hügel hinweg, der an das Grollen erinnerte, das ein Erdbeben ankündigt. Big Jim fühlte sich am letz­ten Rest seiner Ehre gepackt, und die Besessenheit in seinen Zügen ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er der mitleidlosen Menschenjagd in dieser Nacht ein Ende bereiten woll­te.

      Lane ritt nach Osten. Sein Pferd lief gleichmäßigen Galopp. In Lane war eine tiefe, fast grimmige Genug­tuung. Er hatte Big Jim da, wo er ihn haben wollte. Fünf Mann ritten noch auf seiner Fährte. Eine deutliche Übermacht. Hier, im offenen Gelän­de, war er chancenlos. Ihnen hier entgegenzutreten hätte sein Todesurteil bedeutet. Seine Chance sah er in der Felswüste. Sie würden auf ihn in den Schluchten und Canyons ein Kessel­treiben veranstalten und er könnte sie sich einzeln schnappen.

      Nun, sein Plan war voll tödlicher Gefahren. Wie leicht konnten sie ihn in die Enge treiben und fertigmachen. Aber dieses Risiko nahm Lane auf sich.

      Von hinten quoll der Hufschlag der Verfolgergäule unter dem Abendhim­mel heran. Lane ließ sein Pferd weit ausgreifen, aber er trieb es nicht zu sehr. Von den Reserven des Tieres konnte noch eine Menge abhängen. Lane hatte die Winchester gehalftert und führte die Zügel mit beiden Hän­den.

      Das Land senkte sich zum San Louis River hin ab. Überall standen Büsche, vereinzelt und in dichten Gruppen. Am Fluss drosselte Lane das Tempo. Die Hufe platschten durch das seichte Wasser und versanken im Treibsand, schließlich aber hatte Lane den Creek überwunden und das Pferd kämpfte sich die steile Böschung auf der anderen Seite hinauf. Zwischen verfilztem Buschwerk hielt Lane an und schaute zurück.

      Es war zwischenzeitlich so finster, dass von den Verfolgern nichts zu se­hen war. Aber das heranbrandende Hufgetrappel kündete überlaut von ihrem Nahen.

      Dann lösten sich ihre Schemen aus der Dunkelheit. Sie kamen in einer breiten Linie durch den Fluss. Lane wartete, bis sie die Flussmitte erreicht hatten.

      »Hier, Big Jim - hier bin ich!«

      Die Gewehrkolben flogen an ihre Schultern. Eine Salve prasselte in die Büsche. Abgeschossene Äste und Zweige fielen zu Boden, Blätter segel­ten hinterher. Das steile Ufer warf den ohrenbetäubenden Knall zurück und schleuderte ihn über den Creek.

      Lane zielte ruhig. Er konnte in der Finsternis nicht unterscheiden, wen er vor dem Lauf hatte. Und darum zö­gerte er. John Landers wollte er näm­lich auf keinen Fall töten. Ihn brauch­te er lebend, damit er bestätigen konnte, dass er Bill Forsyth in Not­wehr erschossen hatte. Niemals sollte ein Zweifel an seiner Unschuld beste­hen. Aber das würde der Fall sein, wenn nur Zeugen, die auf seiner Seite standen, dem Sheriff gegenüber die Notwehrsituation bestätigten.

      Big Jim konnte er ausmachen. Die breitschultrige, vierschrötige Gestalt hätte er unter Hunderten auf Anhieb erkannt. Er nahm an, dass sich Lan­ders neben seinem Boss hielt, was ihn veranlasste, einen der äußeren Reiter aufs Korn zu nehmen. Er schwang das Gewehr etwas herum, visierte sorg­fältig und drückte ab, im selben Se­kundenbruchteil, als sie ihre Pferde antrieben, um in den Schutz der Ufer­böschung zu gelangen.

      Lanes Kugel saß. Der Mann wankte im Sattel, ließ die Zügel fahren und ruderte haltsuchend mit den Armen. Plötzlich aber sank er auf den Pferde­hals, rutschte langsam zur Seite und kippte vom Pferd. Das Wasser spritz­te, sein Pferd machte einige unkontrollierte Sprünge und kämpfte sich dann durch die Fluten, die ihm an dieser Stelle kaum bis zum Bauch reichten. Der Cowboy wurde von der Strömung fortgetragen.

      Die Great Sand Mannschaft er­reichte das Ufer. Ohne Befehl spran­gen die Männer aus den Sätteln. Vor­sichtig arbeiteten sie sich den steilen Abhang hinauf. Aber ehe sie oben waren, verriet ihnen der trommelnde Hufschlag, dass Lane Turpin seine Flucht fortsetzte.

      Sie scharten sich um Big Jim. »Wen hat's erwischt?«, fragte er, und unter der Oberfläche seiner belegten Stimme schwangen Wildheit, aber auch Verwirrung.

      »Tom Brennan«, murmelte einer der Männer heiser.

      »Noch ein Grund mehr, Turpin das Tor zur Hölle aufzustoßen!«, kreisch­te John Landers wie besessen. »Sie werden doch nicht aufgeben, Boss?«

      »Niemals!«

      »Weiter!« John Landers lief zu sei­nem Pferd, und auch Big Jim wollte sich abwenden, aber plötzlich stutzte er und hielt mitten in der Bewegung inne. Die beiden Cowboys standen wie zu Salzsäulen erstarrt und mach­ten keine Anstalten, Landers' Auffor­derung Folge zu leisten. Big Jim spür­te den Verdruss plötzlich tief in seiner Seele.

      Landers hatte seinen Fuß in den Steigbügel gestempelt und das Sattelhorn gepackt, nun aber erkannte auch er, dass etwas nicht mehr stimmte. Und da hörte er auch schon einen der Cowboys sagen: »Wir machen nicht mehr mit. Tur­pin will uns in die Felsen locken und nacheinander fertigmachen. Dafür zahlen Sie uns nicht, Forsyth. Bei dreißig Dollar im Monat ist der Tod nicht inbegriffen. Brennan hat für Ih­ren Irrsinn ins Gras beißen müssen. Wir fühlen uns aber noch nicht alt ge­nug zum Sterben.«

      Landers trat von seinem Pferd weg. Langsam schlenderte er heran. Die Winchester hielt er mit beiden Hän­den. Das Hufgetrappel von Lanes Pferd war schwächer geworden.

      »Ihr wollt mir doch nicht etwa den Gehorsam verweigern, Stuart?«, hör­te er Big Jims drohendes Organ.

      »Ich glaube, wir waren Ihnen viel zu lange treu, Sir. Wir haben Dinge getan, die schamlos und niederträch­tig waren. Kameraden von uns sind gestorben oder wurden übel zusam­mengeschossen. Es ist genug, Big Jim. Der Wahnsinn hat für uns ein Ende.« Der Mann, den Big Jim Stuart nannte, hatte hastig und eindringlich gespro­chen.

      »Ist das auch deine Meinung, Lonelly?«, fragte der Rancher.

      »Ja. Falls es Ihnen noch nicht aufge­fallen sein sollte, Mister Forsyth: Wir sind nicht mehr die Jäger und Turpin nicht mehr das Wild, das wir hetzen. Jetzt verteilt er die Karten. Er veran­staltet mit uns ein höllisches Katz- und Mausspiel. Und er wird jeden von uns erwischen. Ja, Sir, ich bin Stuarts Meinung. Die Sache wird mir zu heiß. Für dreißig Dollar monatlich lohnt es sich wirklich nicht zu sterben.« Der Cowboy verstummte.

      »Elende Feiglinge!«, schrie Lan­ders, und es lag mehr kochende Wut in seiner Stimme als Verachtung. Gif­tig musterte er durch die Dunkelheit die beiden Cowboys.

      »Okay«, murmelte Big Jim. »Es mag Turpins Absicht sein, uns in eine Falle zu locken. Ich habe diesen Bur­schen unterschätzt.« Seine Stimme hob sich. »Demjenigen, der mir Lane Turpin vor die Füße legt - egal ob tot oder lebendig -, zahle ich tausend Dollar. Tausend gute, harte Dollar! Und ich verspreche ihm einen Job auf Lebenszeit. Seid ihr bereit, zu diesen Bedingungen weiter mitzumachen?«

      Stuart und Lonelly wurden unsi­cher. Für tausend Dollar musste ein Cowboy fast drei Jahre arbeiten. Stu­art meinte nach kurzer Zeit des Nach­denkens bedächtig: »In Ordnung, Mi­ster Forsyth. Für diesen Preis nehme ich das Risiko auf mich.« Er straffte die Schultern und stiefelte zu seinem Pferd.

      »Und was ist mit dir, Lonelly?«

      Der Angesprochene hob die Schul­tern, ließ sie wieder sinken und ver­setzte rau: »Wenn Stuart mitmacht, bin ich ebenfalls dabei.«

      »Well, dann verlieren wir keine Zeit mehr.«

      *

      Das Gelände stieg an. Lane ließ das Pferd traben. Der Weg bohrte sich zwischen hohes Gestrüpp, dessen Ranken und Geäst so dicht ineinander verflochten war, dass es schier un­durchdringliche Hecken bildete. Lane ritt am Saum des Buschgürtels ent­lang, bis der Trail nach Osten wieder frei war.

      Nachdem er eine Hochebene über­quert hatte, lag wild zerklüftetes, wie von Urgewalt zersplittertes Land vor ihm. Weit hinten zeichneten sich schwarz und unheimlich die Umrisse des der Sangre de Cristo-Kette vorge­lagerten Gebirgszuges im kalten Licht der Gestirne ab.

      Lane trieb sein Pferd zwischen eini­ge Felsen und ließ sich aus dem Sattel gleiten. Mechanisch


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