Schwabinger G'schichten. RAMSES III. (Wolfgang Kramer)
Ramses III. (Wolfgang Kramer)
Schwabinger
G'schicht'n
© 2019 Wolfgang Kramer
Verlag und Druck: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback: | 978-3-7482-1195-2 |
Hardcover: | 978-3-7482-1196-9 |
e-Book: | 978-3-7482-1197-6 |
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Ramses III. (Wolfgang Kramer)
Es gab eine Zeit, da galt dieser Name als Furcht einflößend, machtvoll, politisch.
Heute, ca. 3000 Jahre später, steht er für einen charismatischen, ursprünglichen und begeisterungsfähigen Musiker und Liedermacher aus München.
Ramses Liedkompositionen reichen von Blues über Folk bis zu "Ähnlichkeiten bayerischer Volksmusik". Sie erzählen von Liebe, Leben, Schicksal. Humorig, frech und unverblümt - und Tiefe findet man in seinen Werken, sowie Gesellschaftskritisches. Seine Freiheitsliebe drückt sich in seiner musikalischen Vielseitigkeit aus. Ja. Freiheit, ein Münchner Lebensgefühl mit einer Brise Englischer Garten, Biergartenluft und kosmopolitische Crossover Mentalität schwingt da herüber und erreicht einen ganz ohne Umschweife direkt im Herzen.
Im Verlauf der Jahre, hat sich RAMSES III. auch in andere Richtungen orientiert. Er spielt Country Classics ebenso wie Blues und Rockiges.
Auch gründete er erst 2003 die Band Münchner Gaudihamma, speziell um im Ausland auf bayrischen Veranstaltungen aufzutreten. So zum Beispiel in Huntington Beach, Kalifornien zum örtlichen Oktoberfest, sowie im Hofbräuhaus Las Vegas.
Zudem wird er gerne als "der letzte Schwabinger" gesehen, weshalb er schlußendlich dazu überredet werden konnte, seine Erinnerungen zu Papier zu bringen. Das sind seine "Schwabinger G'schichten".
SCHWABINGER G'SCHICHT'N
- I.-
"Schwabinger kann man nicht werden, man muss es sein!" So gesprochen von "Marietta di Monaco", ein Schwabinger Urgestein, Kabarettistin, Lyrikerin, Dichtermuse und Malermodell, die leider schon 1981 von uns gegangen ist, aber ich durfte sie noch kennen lernen.
Was sie meinte, war nicht, wie man vermuten könnte, dass man in Schwabing geboren sein musste, nein, ganz im Gegenteil, sie meinte damit, egal wo du her kommst, welche Nationalität oder Hautfarbe du hast – du musst "im Herzen" Schwabinger sein, und das kann man nicht lernen, das muss man haben und fühlen!
Soviel zu meiner Entschuldigung, dass ich nicht in Schwabing geboren wurde!
Das hier soll bei weitem keine Biographie werden, aber es könnte sein, dass sich solche, oder ähnlich anmutende, Aspekte einschleichen?!
RAMSES III.
Diesen Spitznamen habe ich mir schon sehr früh eingefangen, da war ich so um die 10 Jahre alt. Das ergab sich völlig blödsinnig, wie das meistens bei Spitznamen so läuft, aus der Begebenheit, dass ich zu dieser Zeit mit Vorliebe das Gedicht von "Ramses dem Ägypterkönig" zitierte. Der Text ist recht derb und frivol, was in meinem zarten Alter natürlich äußerst prickelnd war, geradezu sensationell. Und so geschah es, dass nach einer Weile irgendein Spezi, als er mich sah, mich anredete: Da schau her – "der Ramses"!
Andere hörten es, es machte die Runde, und von da an war ich der Ramses. Erst mal war ich gar nicht erfreut und wollte den Namen wieder loswerden – aber keine Chance…! Wo immer ich hinkam, Internat, Schule in England, Militär, etc., traf ich jemand, der mich unter diesem Namen kannte und ihn weiterverbreitete.
Irgendwann gab ich auf, und so bin ich bis heute der "Ramses" geblieben. Das hatte allerdings auch den Vorteil, dass ich niemals verwechselt wurde. Mit diesem Namen war ich weit und breit der Einzige. Das Prädikat, der "III." wurde mir später beim "Novak" angehängt, wegen einer Tourismus-Schlagzeile in der Zeitung, die lautete: "Ramses III. jetzt auch zu kleinen Preisen". Das wurde auch noch an die Wand geklebt. Man fand es halt lustig.
Da ich immer wieder gefragt wurde und auch noch werde, wieso gerade der "III.", und mir diese Erklärung zu umständlich war, habe ich mir später, als ich Musiker geworden war, die Antwort einfallen lassen: "Weil ich drei Griffe auf der Gitarre spielen kann" – ha-ha.
Oftmals, über die Jahre, wenn mehrere von uns Schwabinger Dinosauriern zusammen in der Kneipe saßen und alte Geschichten hervor gekramt wurden, hielten mich immer wieder Freunde, Bekannte, Spezln an, ich solle doch meine vielfältigen Erinnerungen über das "alte Schwabing" zu Papier bringen, ich wüsste schließlich von allen noch Lebenden am meisten darüber. Also habe ich mich endlich entschlossen, es wirklich zu tun. Sicher werde ich auch einiges vergessen zu erwähnen – Alzheimer ist unterwegs – man möge es mir verzeihen.
Da ich im Vorort aufwuchs, in Großhadern, wo es zu meiner Zeit, soll heißen in den 50er-60er Jahren, ganz schrecklich bürgerlich, langweilig und spießig zuging (hat sich bis heute kaum was geändert), verspürte ich schon in meinem damals zarten Alter die Sehnsucht, nach Schwabing zu ziehen. Das versprach non konformes Leben, Boheme, hübsche Mädchen, verrückte Typen, interessante Kneipen und eine Menge mehr, jedenfalls Zerstreuung und Abwechslung, die wir nicht vor unserer Haustür hatten.
Schwabing war einfach Faszination pur!
Wir hatten einen "Familienhund", einen Pudel. Die Rasse wurde gerade in den Fünfzigern "modern", und meine Mutter wollte unbedingt einen haben.
Meine Aufgabe war es, unseren "Jackie" in entsprechenden Perioden zum Scheren zu bringen. Und obwohl es mir eher peinlich war, mit einem Pudel gesehen zu werden, war es doch ein Highlight für mich, denn der Hundefrisör war in Schwabing, in der Kaiserstrasse.
Somit war es jedes Mal ein Ausflug nach Schwabing!
Zwar waren die Termine bereits am Vormittag, aber das tat meiner Begeisterung keinen Abbruch. Schließlich gab es auch zu früher Stunde Eis auf der "Leo", und ich genoss es damals schon, Leute auf dem "Boulevard Leopold" zu beobachten, aber das Wichtigste – ich war in Schwabing!
Zugegeben – im Nachhinein betrachtet, hatten wir wohl doch eine schöne Kindheit. Wir hatten Wiesen und Wälder vor der Haustür, also fast unbegrenzte Jagdgründe. Im Sommer fuhren wir mit dem Radi zum Baden nach Krailling, an die Würm, oder zum Langwieder See, und bei Lust und Laune auch zum Starnberger See. Deshalb wuchsen wir naturverbunden und unbewusst - ohne Fitnesswahn - sehr gesund auf.
Als Kinder fuhren wir meistens nach Krailling. Dort gab es ein "Familienbad" an der Würm. Die Würm ist der Abfluss vom Starnberger See, der auch bis 1962 offiziell Würmsee genannt wurde. Es ist eigentlich mehr ein Bach als ein Fluss, aber wir waren nicht wählerisch, er war zumindest relativ nah. Vom Eisbach im Englischen Garten wussten wir zu der Zeit noch nichts. Aber von Hadern durch die ganze Stadt zu fahren wäre wohl auch nicht näher gewesen.
Beim Eingang zum Familienbad führte eine Brücke über den Bach, an dem wir beim Hinunterschwimmen gerne halt machten und uns an die Querstreben hängten, um uns von der Strömung umspülen zu lassen.
Hier passierte das Aufregendste unserer frühen Teenagerzeit!
Da gab es die Heidi Brühl, die damals ein Kinderstar war. Sie wurde berühmt durch die "Immenhof" Filme, wovon es drei gab. Sie gefiel uns allen sehr gut, vor allem weil sie sehr gut "entwickelt" war, obwohl erst dreizehn Jahre alt.
Die Heidi wohnte in Gräfelfing, was nicht weit von Krailling entfernt liegt, und war also auch Badegast in "unserem" Bad.
Eines Tages, wir hingen wieder mal an