Schwabinger G'schichten. RAMSES III. (Wolfgang Kramer)

Schwabinger G'schichten - RAMSES III. (Wolfgang Kramer)


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      Eines Abends führte ich eine neue weibliche Errungenschaft aus, natürlich in die "Reitschule".

      Ich bestellte mein bescheidenes Bier, meine Begleiterin aber schon gleich mal einen Cocktail. Da wurde es mir bereits mulmig, wenn ich nur an mein Budget dachte, und ich überlegte krampfhaft, wie ich die Zeche bezahlen sollte? Es schmeckte ihr sichtlich, und der Peter animierte sie zu noch mehreren anderen Cocktails, sodass mir schier schlecht wurde - sie musste einen ansehnlichen Teil des Angebots aus der Cocktail-Karte konsumiert haben. Meine Stimmung sank auf den Nullpunkt, und ich überlegte mir, dass ich Peter wohl bitten musste, meinen "Deckel" anzuschreiben.

      Als sich der Abend dem Ende zuneigte, nahm ich ihn zur Seite und fragte ihn, wie viel ich denn zu bezahlen hätte? Ich war perplex! Er stellte lediglich meine paar Bier in Rechnung, und mein Mädel soff umsonst! Das war der Peter!

      Es war auch die Zeit, als die ersten Discos auf machten. Die warben damals noch damit, dass jede Nacht Weltstars Musik spielen würden. Den Ausdruck "Diskothek" gab es noch nicht. Ich glaube, solche Läden wurden noch "Nachtlokal" genannt.

      Naiv, wie wir waren, warteten wir aufgeregt auf die Stars, bis wir endlich kapierten, dass die von der Konserve gemeint waren.

      Die erste mir bekannte Disco war der "Scotch Club" in der Leopoldstrasse, nahe der Münchner Freiheit. Es war ziemlich teuer, für unsere Verhältnisse zumindest, aber wir hatten eine ganz liebe, verständnisvolle Bedienung. Es gab keine alkoholfreien Drinks, aber wenn wir einen "Whisky Cola" bestellten, goss sie an der Ausgabe heimlich etwas Cola ins Glas, so dass es aussah, als wäre Whisky drin, und so servierte sie uns die Drinks. Also mussten wir jeweils nur eine Cola bezahlen.

      So also sah meine zaghafte Einführung ins Schwabinger Leben aus, aber das sollte ja erst der Anfang sein.

       - III.-

      Wir hatten die Sexualität entdeckt, zumindest theoretisch. Wir wohnten alle noch zu Hause, was damals noch üblich war im Alter von 18 Jahren. Aber wir hatten den Drang nach mehr Freiheit, und so überlegten wir, wie wir das in die Tat umsetzen könnten.

      Keiner von uns durfte Mädels mit nach Hause bringen, wenn sich denn überhaupt die Situation ergeben hätte, und an "aushäusiges" Übernachten war natürlich auch noch gar nicht zu denken!

      Da fällt mir ein "Vortrag" meines Vaters ein! Man stelle sich vor, wie naiv und unaufgeklärt meine Elterngeneration noch war: Eines Abends beschimpfte er mich, ich solle endlich mit dem "Handgetriebe", wie er das Wichsen nannte, aufhören. Ich wäre so blass davon!

      Ich solle mir lieber eine Freundin suchen.

      Er glaubte das offenbar ernsthaft, und ich glaubte es auch noch! Aber zu meiner Rechtfertigung konnte ich nur entgegnen, dass ich das ja wohl kaum ändern könnte, da ich weder über Nacht ausbleiben noch ein Mädel mit nach Hause bringen durfte.

      Aus solchen Beweggründen spannen meine Spezln und ich den Gedanken an ein Appartement, quasi als Absteige für unsere bislang fiktiven amourösen Abenteuer, welches wir gemeinsam finanzieren wollten. Aus Geldmangel wurde die Idee aber bald verworfen – es war ja eh nur Wunschdenken. Die Alternative war, einen VW-Bully zu kaufen und ihn so auszustatten, dass man darin "schnaxeln" konnte (wieder Wunschdenken). Wir kauften einen nahezu schrottreifen VW-Bus für DM 300. Mehr Geld konnten wir nicht zusammen kratzen, und anspruchsvoll waren wir nicht! Zwar sackte die Beifahrertür beim Öffnen etwa 10 cm ab, die Scheinwerfer waren halbvoll mit Wasser, und er hatte jede Menge Rostlöcher, aber er fuhr! Allerdings hatte er auch keinen TÜV mehr, logisch, bei dem Gesamtzustand.

      Wir fingen an, die Innenausstattung zu planen. Aber erst mal wurde er bemalt. Sehr bunt, mit einem Emblem vorne drauf, das aus den Buchstaben "I.G.L." bestand, mit goldenem Eichenlaub umrahmt. Die Initialen standen für "Interessengemeinschaft für freie Liebe". Wir fanden das äußerst provokativ, denn freie Liebe war 1961 noch lange keine Selbstverständlichkeit. Das war zwar ohnehin nur Angeberei, aber wir fanden es "pfundig", oder, wie man heute sagen würde, supercool!

      Dann kam das Interieur dran. Aus der Planung, ein Bett einzubauen, wurde nichts, es war einfach zu aufwendig, aber es wurden zwei Sofas, gegenüberliegend, eingebaut, und es wurden irgendwelche alten Teppiche rein gelegt, die uns Wolfs Mutter überließ – es wurde richtig gemütlich. Um es gleich vorweg zu nehmen – Sex fand nie statt in diesem Mobil! Aber wir hatten trotzdem viel Spaß damit. Wir fuhren damit an die Seen zum Baden und machten jede Menge Ausflüge, auch nach Kloster Andechs zum Saufen. Tja, damals ging das noch! Der relativ nüchternste musste uns dann immer nach Hause fahren. Es kam schon vor, dass der Bus total überladen war, mit bis zu zwölf Leuten. Und es passierte auch, dass wir von der Polizei kontrolliert wurden, aber wir kamen immer mit einer Verwarnung davon.

      Die wichtigsten Exkursionen waren natürlich nach Schwabing!

      Obwohl der "I.G.L. Bus" als Liebesmobil nicht genutzt wurde, ging es allmählich los – mit dem SEX! Um ehrlich zu sein, die Ausübung desselben war noch äußerst verklemmt und zurückhaltend, denn wir waren ja noch alle sehr puritanisch und keusch erzogen worden, natürlich auch die Mädels – die sexuelle Freiheit der 70er Jahre lag noch weit vor uns. Es passierte meist auf Parties, in irgendeiner Ecke oder einem freien Zimmer, im Dunkeln und möglichst geräuschlos. In diesem Alter dauerte es auch nur wenige Minuten bis zur Ejakulation – wir waren schließlich unausgelastet und blitzartig auf Hundert. Und so hatte ich das Gefühl, das "Schnaxeln" würde niemals so toll werden, wie ich es mir beim Wichsen vorstellte, und das blieb auch so für etliche Jahre. Erst mit ca. 20 durfte ich erfahren, wie es wirklich GUT sein sollte!

      Doch - ich erinnere mich an ein Erlebnis mit einem Mädel in meinen Anfängen, das schrie, während ich auf ihr "werkelte", am laufenden Band: Fick mich, fick mich, fick mich! – Und ich strengte mich ungeheuer an, schwitzte wie eine Sau und dachte bei mir, verdammt, was tue ich denn hier die ganze Zeit?!?! Tja, zu der Zeit wusste ich eben noch nicht, dass es Verbalerotik gibt.

      Aber das schlimmste Sexerlebnis von allen war mein "erstes Mal"!

      Im Grunde fing es so romantisch an, wie es besser nicht hätte sein können. Wir waren ein Haufen junger Leute in einer Kneipe und unter anderem eine Schönheit, an die sich alle ranmachen wollten. Sie wurde "Bambi" genannt, war DAS Top Model seiner Zeit und war auch zwei-drei Jahre älter als der Rest von uns.

      Wie gesagt, ich war noch sehr schüchtern zu dieser Zeit, was mir aber meinen völlig überraschenden Erfolg bescherte. Sie wurde permanent und penetrant von allen Jungs belagert, was ich aus einiger Entfernung mit Amüsement beobachtete. Ich saß etwas abgeschieden in einer Ecke eben wegen meiner Schüchternheit, aber genau die Tatsache, dass ich sie nicht anbaggerte, machte offenbar Eindruck auf sie, und sie kam plötzlich zu mir rüber und fragte mich, ob ich denn Lust hätte, mit ihr an den Langwieder See zu fahren. Ich war zwar erst mal verblüfft, aber natürlich wollte ich – ich war begeistert!

      Ich hatte kein Auto, aber sie hatte eins.

      Es war eine laue Sommernacht, und nachdem sie auf dem Weg zum See bei sich zu Hause noch eine Flasche Whisky mitgenommen hatte, fuhren wir weiter.

      Kein Mensch weit und breit, der Vollmond schien, und wir suchten uns ein lauschiges Plätzchen zwischen Büschen, nahe am See. Eigentlich eine perfekt romantische Situation!

      Wir zogen uns aus, aber obwohl es finster war und uns niemand gesehen hätte, nicht nackt! Dafür waren wir wohl doch noch zu prüde! Wir hatten unser Badezeug an und sprangen erst mal in den See. Nach unserem Bad nahmen wir ein paar kräftige Schlucke aus der Flasche, und dann legte ich los! Ich dachte bei mir: "Jetzt wirst Du ein Mann"!

      Ich war unglaublich naiv und unbeholfen und hatte noch keinerlei Ahnung, wie und dass man eine Frau mit Vorspiel auf den Liebesakt vorbereitet.

      Sie hatte einen Einteiler an, welchen ich zunächst von ihrem Körper zu schälen versuchte. Da dieser nass war, wurde das ein mühseliger Akt, und sie half mir auch nicht dabei. Obwohl sie älter war, hatte sie kaum mehr Erfahrung als ich (wie sich später herausstellte), aber schließlich war es geschafft.

      Wie gesagt – keine Ahnung von "Präliminarien", also wollte ich sofort "zustoßen", was sich aber als äußerst schwierig


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