Das Monster Krimi Paket Februar 2019 - 1300 Seiten Spannung. Alfred Bekker

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nickte.

      „In diesem Fall bin ich leider zu sehr beschäftigt, um ...“

      „Wenn Sie natürlich etwas zu verbergen haben, kann es durchaus sein, dass ich mit jemandem zurückkomme, der offizielle Befugnisse hat.“

      Die glatte Stirn der Platinblonden war jetzt von den Falten der Verärgerung durchzogen. „Was soll das heißen?“

      „Eine ehemalige Schülerin von ihnen glaubt, dass dieser Model-Kurs glatter Betrug sei. Sie hat mich beauftragt, die Gebühren zurückzufordern.“

      „Das ist ja lächerlich.“

      Katharina zuckte mit den Schultern. „Möglich. Ich glaubte nur, ich würde Ihnen eine Menge Ärger und schlechte Reklame ersparen, wenn wir uns in Ruhe darüber unterhielten. Aber vielleicht ist es Ihnen lieber, wenn sich die Frau an die Gewerbeaufsicht wendet.“

      Die Unmutsfalten waren noch immer da. „Wer ist diese ehemalige Schülerin?“

      „Melissa Steinwedel.“

      Das Stirnrunzeln wurde heftiger. „Wir hätten sie von Anfang an nicht nehmen sollen.“

      „Ganz recht. Sie hätten sie nicht nehmen sollen, und ihr Geld auch nicht. Denn als Sie ihr alles abgeknöpft hatten ...“

      „Frau Ledermacher, dies ist eine angesehene Schule. Draußen im Vorzimmer sitzen Frauen, die regelmäßig Aufträge bekommen. Sie können sie gern fragen.“ Sie trat zu dem Aktenschrank an der Wand und öffnete die Türen. „Hier sind die Unterlagen von hunderter von Frauen, die bei mir die Prüfung abgelegt haben. Einen Stock höher wird der Unterricht erteilt.“ Sie schloss die Schranktüren wieder. „Aber es ist ganz klar, dass wir keine hundertprozentigen Erfolge aufweisen können. Melissa Steinwedel war einfach nicht der Typ, der zu uns passte.“

      „Ich glaube doch. Sie hatte nämlich Geld.“

      Die Frau lief rot an.

      „Sie war solange Ihr Typ, bis ihr Geld alle war.“

      „Wenn Ihnen Melissa Steinwedel das erzählt hat, ist sie eine schamlose Lügnerin.“

      „Sie hat mir gar nichts erzählt. Melissa Steinwedel ist tot. Selbstmord.“

      „Das tut mir natürlich sehr leid.“ Anneliese Köster trat hinter ihren Schreibtisch und setzte sich. Sie nahm eine Zigarette, zündete sie an und fuhr dann fort: „Melissa Steinwedel war einfach zu ungeduldig. Wir haben einen festen Lehrplan und legen Wert darauf, dass die Frauen gründlich ausgebildet werden, bevor sie Engagements annehmen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Melissa wollte Jobs übernehmen, bevor sie unserer Meinung reif dafür war.“

      Sie nahm die Zigarette aus dem Mund und betrachtete das rot verschmierte Mundstück. „Sie ist nicht die Erste, die sich nicht der Disziplin unterwerfen will, die ein Model haben muss. Und sie wird nicht die Letzte sein.“

      „Diese Frauen draußen im Vorzimmer. Auf welche Art von Aufträgen warten die?“

      „Modeaufnahmen. Model-Fotos.“

      „Aktfotos?“

      Mit eisiger Ruhe drückte Anneliese Köster ihre Zigarette aus. Als sie aufblickte, blitzten ihre Augen vor verhaltener Wut.

      „Ich bin nicht gewillt, mir diese Verdächtigungen länger anzuhören. Sie kommen hierher und geben vor, Polizistin zu sein ...“

      „Ich habe gar nichts vorgegeben. Sie haben es lediglich angenommen.“

      „Das spielt keine Rolle. Sie unterstellen mir, das sei eine betrügerische Schule und wir würden unseren Frauen unmoralische Aufträge vermitteln.“ Sie zog das Telefon zu sich heran. „Das geht zu wirklich zu weit. Wir sind ein seriöses Unternehmen. Ich werde mir das nicht gefallen lassen.“

      „Warum rufen Sie dann nicht die Polizei?“, fragte Katharina provozierend.

      Anneliese Köster hob den Hörer ab und wählte.

      „Schon gut“, sagte die Detektivin. „Sie haben gewonnen. Ich gehe.“

      4

      Katharina stieg wieder in ihren Wagen. Während sie den Motor startete, überlegte sie, wie sie weiter vorgehen sollte. Sie hatte keine Spur, nichts, wo sie ansetzen konnte. Vielleicht sollte sie sich an Herbert Paschke wenden. Wenn jemand wusste, welche krummen Dinger in Berlin liefen, dann er. Paschke hatte sich vor einigen Jahren bei einem Feuer schwere Brandverletzungen zugezogen. Als Folge der nachfolgenden schmerzhaften Operationen war er drogenabhängig geworden.

      Im Laufe der Zeit wurde die Sucht immer stärker. Paschkes kriminelle Aktivitäten warfen nicht genug ab, um den benötigten Stoff zu finanzieren. Deshalb musste er sich andere Einnahmequellen suchen. Paschke verlegte sich auf den Verkauf von Informationen, weil er festgestellt hatte, dass es eine Menge Leute gab, die bereit waren, dafür zu bezahlen. Als die Sucht immer größer wurde, musste er sein Angebot zwangsläufig erweitern. Manchmal waren seine Informationen vollkommen wertlos, aber oft genug überstieg der Wert den geforderten Preis. Katharina wusste aus jahrelanger Erfahrung, dass sie ihm vertrauen konnte.

      Fünf Minuten später parkte sie ihren Wagen am Straßenrand, stieg aus und betrat „Harrys Bierstube“. Die Kneipe war einer von diesen billigen Amüsierschuppen, die seit einiger Zeit wie Pilze aus dem Boden schossen. Normalerweise war der Laden gerammelt voll. Doch um diese Uhrzeit saßen nur drei Männer und eine Frau am Tresen. Oft genug schien es hier auch zu gewalttätigen Auseinadersetzungen zu kommen. Davon zeugten zumindest die unzähligen Kampfspuren auf den Tischen und Stühlen. Kaum einer der Anwesenden beachtete Katharina, als sie zu dem korpulenten Mann hinüberging, der am Zapfhahn stand. Seine dicken Arme waren von oben bis unten tätowiert. Der massige Kopf glänzte vor Schweiß.

      „Guten Morgen“, sagte Katharina. „Ich bin auf der Suche nach Herbert Paschke.“

      Der Wirt musterte sie kurz und schüttelte dann den Kopf. „Ist nicht da.“

      „Ich dachte, er wäre hier Stammgast.“

      „Ja.“

      „Wann kommt er für gewöhnlich?“

      „So um zehn.“

      Katharina blickte auf ihre Armbanduhr. „Es ist bereits halb elf.“

      „Ja.“

      „Und warum ist er dann noch nicht hier?“

      „Er kommt nicht mehr.“

      Katharina verlor allmählich die Geduld. „Warum nicht?“

      „Er hat eine neue Leidenschaft: Alkohol“, sagte der Wirt. „Schnaps, Whisky, Cognac – er trinkt alles. Manchmal schüttet er sich dermaßen zu, das er kaum noch den Weg nach Hause findet. Das hindert ihn auch daran, pünktlich zu sein.“ Er musterte Katharina mit gerunzelter Stirn. „Vielleicht sollten Sie später wiederkommen.“

      „Ja, vielleicht.“

      Sie verließ die Kneipe, stieg wieder in ihren Wagen und startete den Motor. Sie hatten schon seit einigen Wochen keinen Kontakt mehr zu Herbert gehabt, trotzdem fand sie es merkwürdig, dass er von Drogen auf Alkohol umgestiegen war. Was mochte ihn dazu veranlasst haben?

      Sie stoppte an einer Telefonzelle, steckte eine Münze in den Schlitz und wählte eine Nummer. Es läutete, doch niemand nahm ab. Nach dem zwanzigsten Klingeln hängte sie ein und starrte gedankenverloren auf den Apparat. Sie fand es merkwürdig, dass er sich nicht meldete. Wenn er nicht in der Kneipe saß, hielt er sich meistens zuhause auf. Vielleicht war ihm etwas zugestoßen. Dann erinnerte sie sich daran, dass er davon gesprochen hatte, Berlin zu verlassen, weil ihm das Klima hier zu ungesund erschien. Aber dann hätte er vermutlich das Telefon abgemeldet.

      Katharina verließ die Telefonzelle, stieg in ihren Wagen, startete den Motor und fädelte sich in den fließenden Verkehr ein. Zehn Minuten


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