Das Monster Krimi Paket Februar 2019 - 1300 Seiten Spannung. Alfred Bekker

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bei der Mordkommission. Sie wusste, dass unmittelbar hinter der Querstraße, die vorfahrtsberechtigt war, das weitläufige Gelände eines Autofriedhofs begann. Der Fahrer stutzte, als er unverhofft die Bremslichter des VW-Golfs aufflammen sah.

      Katharina lenkte ihren Wagen nach rechts. Der Mercedes hatte ein viel zu hohes Tempo und fuhr weiter geradeaus. Sofort trat der Fahrer auf die Bremse. Doch es gelang ihm nicht, den Wagen rechtzeitig zum Stehen zu bringen. Panik ergriff die beiden Männer, als sie auf den hohen Maschendrahtzaun mit den dahinter gestapelten Autowracks zurasten. Entsetzt schlugen sie die Hände vor die Augen, um das, was jetzt kam, nicht mit ansehen zu müssen. Verhindern konnten sie es nicht mehr.

      Wie ein Fußball im Tornetz beulte der schwere Wagen den Zaun aus, als er das Drahtgeflecht einem Belastungstest unterzog. Die Umzäunung erwies sich als nicht sonderlich haltbar und riss plötzlich auseinander. Der Mercedes hatte zwar etwas an Geschwindigkeit verloren, als er durch die Lücke raste, trotzdem schaffte er es noch bis zu einem Stapel rostiger Fahrzeuge, die übereinander getürmt waren.

      Lautes Scheppern ertönte, als der Turm wie ein Kartenhaus zusammenstürzte. Eines der Wracks bekam sogar Aufwind, flog über den Zaun und überwand ihn mit einem eindrucksvollen Salto. Aber auch der Mercedes blieb von dem Unheil, das er ausgelöst hatte, nicht verschont. Ein ausgemusterter Fiat landete krachend auf dem Dach des Wagens, bevor er zu Seite rollte. Das Dach wurde zwar etwas eingebeult, aber letzten Endes hielt die stabile Konstruktion dem Aufprall doch stand.

      Katharina parkte ihren VW-Golf am Straßenrand, stieg aus und kletterte durch das Loch im Zaun. Das Gelände war mit Autowracks übersät, ein klassischer Autofriedhof, der ihr gepflegter erschien, als die meisten anderen, die sie kannte. Als sie näher kam, stellte sie fest, dass er sogar in einzelne Sektoren unterteilt war. Da gab es ein Feld für Mercedes-Produkte, eines für VWs, eins für BMWs, und so weiter. Jedes Feld war mit einem Schild markiert und nach Modellen und Jahrgängen geordnet.

      Ein riesiger Kran stand neben der Zufahrtsstraße und wartete auf den nächsten alten Schlitten, den er zu seiner letzten Ruhestätte befördern sollte. Auf der gegenüberliegenden Seite gab es einen fensterlosen Holzbau mit einem Tor, umgeben mit dem üblichen Wirrwarr aus Schubkarren, Motorblöcken, Triebwerken, Benzinkanistern, Kotflügeln, Abschleppwagen und rostigen Öldosen.

      Während Katharina an den Autowracks vorbeiging, waren die Insassen des Mercedes gerade damit beschäftigt, an den hoffnungslos verklemmten Türen zu rütteln. Erstaunlicherweise waren die Scheiben unversehrt. Und die Männer hatten bis jetzt noch nicht den Einfall gehabt, das Glas zu zertrümmern, um ins Freie zu gelangen.

      „Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte Katharina, nachdem sie diskret an die Scheibe geklopft hatte.

      Die Antwort bestand aus einigen wilden Flüchen und Beleidigungen, aber die Detektivin ließ sich davon nicht im Mindesten beeindrucken.

      „Ich kann Ihnen helfen“, sagte Katharina, nachdem die beiden Männer sich einigermaßen beruhigt hatten. „Aber nur unter einer Bedingung.“

      „Und welche wäre das?“, erkundigte sich der Fahrer misstrauisch.

      „Sie sollten Ihre Waffen aus den Schulterhalftern ziehen und nach hinten werfen.“

      „Schusswaffen?“, fragte der Beifahrer verblüfft. „Wie kommen Sie denn darauf? Wir sind friedliche Menschen und haben nicht mal ein Taschenmesser dabei.“

      „Tja, dann ist es wohl besser, wenn ich die Polizei verständige“, erwiderte Katharina. Sie wandte sich ab und tat so, als wolle sie das Gelände verlassen.

      „Nein, halt! Warten Sie doch!“, ertönte es aus dem Wageninnern. Gleich darauf landeten zwei Pistolen im hinteren Fußraum des Wagens.

      Katharina griff nach einem schweren Eisenrohr, holte aus und schlug die Frontscheibe ein. Auf Händen und Füßen krochen die Männer über die scherbenbedeckte Motorhaube nach draußen.

      „Scheiße!“, fluchte der Beifahrer. „Ich hab mich geschnitten.“ Er war ein Hüne mit schwarzem Vollbart und irritierendem Blick.

      „Selbst schuld“, erwiderte der andere. „Weshalb passt du nicht auf.“

      Vorsichtig zog der Mann den Splitter aus der Hand. Dabei jaulte er wie ein Hund, der mit dem Schwanz in eine Drehtür geraten war, und taumelte zwei Schritte zurück. Anschließend setzte er sich entnervt auf die Motorhaube.

      „Wer ist euer Auftraggeber?“, wollte Katharina wissen.

      „Wieso Auftraggeber?“, machte sich jetzt der Fahrer bemerkbar, weil sein Komplize unter akuten Artikulationsschwierigkeiten zu leiden schien. „Was soll die Frage?“

      „Ich will wissen, wer euch beauftrag hat, hinter mit herzufahren?“

      „Niemand. Sie leiden offenbar unter Verfolgungswahn“, widersprach der Mann und entblößte seine gelben Zähne zu einem breiten Grinsen. „Uns gefällt Ihr Wagen, und deshalb wollten wir ihn uns mal aus der Nähe ansehen.“

      „Ach ja? Ich glaube eher, dass Reinhold Mirschel euch beauftragt hat.“

      „Stimmt“, bestätigte der Fahrer umgehend. „Er hat uns gefragt, ob wir ihm einen Gefallen tun könnten.“

      „Und wie lautet der Gefallen?“, hakte Katharina nach.

      „Wir sollten Ihnen unauffällig folgen und einige Informationen sammeln“, behauptete der Mann und grinste abermals.

      Bevor Katharina die nächste Frage stellen konnte, stoppte ein Fahrzeug mit quietschenden Reifen auf dem Gehweg unmittelbar vor der Lücke, die der Mercedes in den Maschendrahtzaun gerissen hatte.

      „Halt! Polizei!“, rief eine Männerstimme. „Was ist hier los?“

      Weder der Fahrer noch sein Komplize hielten es für nötig, dem Beamten zu antworten. Sie warteten nicht einmal, bis der Mann durch den Zaun geklettert war, sondern absolvierten einen Blitzstart, der sich durchaus sehen lassen konnte.

      „Ich glaube, die beiden sind betrunken und haben deshalb die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren“, behauptete Katharina.

      „Das kann ich mir denken“, brummte der Polizist und winkte seinem Kollegen, der noch im Wagen saß. „Wir werden die Burschen gleich haben. Warten Sie bitte hier, bis wir zurück sind. Wir brauchen Sie als Zeugin.“

      Katharina sah den Beamten nach, die zwischen den Wracks hindurchrannten. Dann lief sie in die entgegengesetzte Richtung, kletterte durch die Zaunlücke, setzte sich in ihren Wagen und fuhr los. Als sie zwanzig Minuten später ihre Wohnung in der Krummen Straße betrat, fand sie auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht von Reinhild Mirschel mit der Bitte um Rückruf. Es dauerte fast eine Minute, bis am anderen Ende abgenommen wurde.

      „Mirschel!“

      „Hier Ledermacher!“

      „Oh, Hallo. Gut, dass Sie sich melden“, sagte der Pornoverleger. „Ich habe Ihnen doch versprochen, meine Verbindungen spielen zu lassen, und nach diesem Fotografen Ausschau zu halten. Allerdings habe ich selbst nicht damit gerechnet, dass ich Ihnen so schnell helfen könnte.“

      „Sie wissen, wie er heißt und wo er wohnt?“

      „Sein Name ist Eckard Hafner. Ein alter Freund von mir, mit dem ich zufällig telefonierte, sagte mir, dass er eine Villa in Wilmersdorf hat. Güntzelstraße 56.“

      „Vielen Dank“, sagte Katharina.

      „Nichts zu danken, Frau Ledermacher. Gern geschehen“, erwiderte der Anrufer. „Und viel Erfolg.“

      Mit unbewegter Miene legte Katharina den Hörer auf. Jetzt war es schon zu spät, um dem Mann einen Besuch abzustatten, aber gleich morgen früh, wollte sie sich Eckard Hafner vorknöpfen.

      11

      Das fahlgraue Licht des Morgens filterte durch die zugezogenen Gardinen und tropfte wie bei einer chinesischen


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