Katholisch...oder?. Oliver Grudke

Katholisch...oder? - Oliver Grudke


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lag in tiefer Dunkelheit. Und dies, obwohl gerade jetzt mindestens fünf Personen sich darin aufhielten.

      Überwacht wurde dies alles von einem Streifenwagen, der direkt vor dem Pfarrhaus auf dem Behindertenparkplatz parkte.

      „Die dürfen das!“, knurrte Alex, der über seinen Strafzettel noch immer nicht richtig hinweg war.

      Oben in seiner Wohnung angekommen leuchteten ihm die grellen Buchstaben seiner futuristischen Uhr am Herd entgegen und konfrontierten ihn mit der nackten Wahrheit.

      Es war 5.29 Uhr.

      Dienstag (4. Tag ohne Sex!!)

      Die heiße Dusche tat gut. Doch der Gestank war hartnäckig, erst nach dem vierten Mal einseifen wurde es besser. Alex beschloss, alle Kleidungsstücke der Nacht zu entsorgen. Seine rechte Hand war geschwollen und heiß.

      Er überlegte, doch die Apotheke war zu. Noch! Er könnte Maria anrufen, vielleicht hatte sie ja Frühdienst, andererseits war sie ja seit dem Sommer recht schlecht auf ihn zu sprechen und damit sich ihr Ehemann wieder beruhigt, hatte sie ja eine Pause vereinbart.

      Galt dies auch für Notfälle? Sicher nicht und wenn er sich seine Hand so ansah, dann war dies ein Notfall.

      Natürlich hätte er auch in die Notaufnahme des neuen fürstlichen Krankenhaus in der Weilheimer Straße fahren können, oder wenn es nicht ging sogar laufen.

      Doch das kam nicht in Frage. Er mochte keine Krankenhäuser, ja er hatte sogar panische Angst davor. Seine Mutter meinte, dies rührte von einem größeren Aufenthalt als Dreijähriger. Egal, eine andere Lösung musste her.

      Sein Hausarzt Dr. Prank. Es hieß, es wäre ein junger kompetenter Arzt. Dr. Kanst wusste es nicht, er hatte diesen noch nicht kennengelernt. Der langjährige Vorgänger war in der Affäre um den Staatsanwalt Habermann im Sommer unter der Verstrickung eines hiesigen Profilers verhaftet worden. Zwei Wochen später hatte sich der Arzt in seiner Zelle erhängt.

      In circa einer Stunde kam Tina, dann würde sie wissen, was zu tun wäre. Also beschloss er, zuerst einmal zu warten. Mit seiner Linken schaltete er das Morgenmagazin ein.

      Der Anblick erheiterte den Psychologen. Eine neue Moderatorin mit langen blonden Haaren lächelte in sein Penthouse. Nun machten sich aber schon wieder die Hormone bereit.

      „Heute Nacht muss ein Date her“, beschloss der Arzt.

      Vor Müdigkeit war ihm nun ganz schlecht. Also beschloss er, einen extrem starken Kaffee zu machen. Er hatte ja einen dieser sündhaft teuren Vollautomaten.

      „Bitte Bohnen einfüllen!“, leuchtete am Display.

      „Herrschaftszeiten!“, fluchte er nun, da er sich in seiner eigenen vier Wänden befand. Hier war Fluchen erlaubt.

      „Aaaaaaa!“ Der Versuch, die Tüte mit den Bohnen aufzureißen, war ein Fehlschlag. Nun schmerzte seine Hand umso mehr. Irgendwo gab es einen Medizinschrank.

      Rot und mit satinierter Scheibe, und gefüllt. Tja, er war ja auch ein Arzt. Es gab alles, Pflaster, Mullbinden, Schmerztabletten, Nasenspray, seine Sinupret und neu im Sortiment Bronchipret. Er hatte ja jedes Jahr einmal eine Bronchitis. Aber es gab keine Zerrsalbe.

      Aber er war sich sicher, er hatte eine. Sogar der Name fiel ihm wieder ein: Reparil. Dies fand er ganz lustig: Reparil repariert deine Knochen.

      Die Tube ließ sich auch mit aller Kraftanstrengung nicht öffnen. Sicher lag dies auch daran, dass er ja nur die linke Hand benutzen konnte. Es half nichts oder vielmehr nur noch rohe Gewalt.

      Mit einem Küchenbeil, das in der Komplettausstattung einer Luxusküche dabei war, aber nie benutzt wurde, haute er die Tube in zwei Teile. Einer der Teile schoss durch die ganze Küche, doch das war egal. Endlich die heilende Salbe, oder?

      Der Inhalt der Tube war schon eher eine feste Masse, alles andere als eine Salbe. Auch konnte man das Zeugs nicht irgendwo draufschmieren.

      Erst beim Aufheben des weggespritzten vorderen Teiles der Tube fiel der Blick von Alex auf das Haltbarkeitsdatum, welches 1995 bereits abgelaufen war.

      „Mist, elender!“, fluchte er nun schon wieder, als ihm einfiel, dass ja Schnaps auch Schwellungen und Entzündungen heilen kann. Also zum Schrank im Wohnzimmer.

      Bier mochte Alex ja schon gerne, aber bei Schnaps war er vorsichtig und er stellte fest, dass keiner mehr da war. Als junger Forstingenieur hatte er einst eigenen Schnaps hergestellt. Der bei so einem Brant zwangsläufig entstehende Vorlauf war hochprozentig und durchaus geeignet, Entzündungen zu heilen, und auch Zerrungen oder Prellungen zu kühlen.

      Bei seinen Eltern! Ja, dort stand noch jede Menge davon. Aber um diese Zeit dort anzurufen, und dann würde gleich die Frage nach dem „Warum“ kommen, und dann würde seine Mutter keine Ruhe geben, bis er im Krankenhaus vorstellig werden würde.

      Nein!

      Aber es gab noch eine Möglichkeit, sein Blick war auf eine Flasche mit brauner Flüssigkeit gerichtet. Zirbenschnaps!

      Eine Seltenheit und Rarität, er hatte diesen bei seinem letzten Südtirol Urlaub, gefühlt um 1995, mitgebracht. In einem Seitental des Schnalstales auf einer Alm, dort hatte er diesen erstanden. Und Schnaps blieb haltbar, da war er sich sicher.

      Als er zitternd mit seiner Linken den Inhalt vorsichtig über seine Rechte träufelte, war diese durch das Herumgehampel bereits dick angeschwollen.

      Zuerst kühlte der Alkohol, doch der Zirbenschnaps war schon eher ein dicker zäher Likör und träufelte leider auf den weißen flauschigen Teppich vor dem Kamin.

      „So eine elendige …!“ Fluchend rannte er in das Bad, um den Rest des Zirbenschnapses abzuwaschen, was ihm leider nicht gelang. Seine Hand hatte nun echt eine eklige braunrote Farbe und tat umso mehr weh.

      Also was nun wirklich half, war Ablenkung: 6.30 Uhr und er ging in die Praxis.

      Alex Kanst konnte sich nicht erinnern, jemals so früh in der Praxis gewesen zu sein. Als Erstes stieß er sich den Kopf, als er gegen die geschlossene Eingangstür rannte.

      Normalerweise war ja Tina vor ihm da und die Tür geöffnet.

      Nicht heute!

      Wie schwer es war, eine Tür nur mit der Linken zu öffnen, das wusste Alex jetzt, und obwohl es im Flur recht kühl war, schwitzte er bereits wieder vor Schmerzen.

      Da stand er nun im Eingangsbereich seiner Praxis. Es war still und dunkel und das flaue Gefühl, welches er seit Sonntag verspürte, machte sich plötzlich umso stärker bemerkbar. Alex spürte eine drohende und sich langsam steigernde Gefahr herannahen, fast so, als käme im Sommer ein Unwetter heran. Kurz vor dem ersten Donner war es still und ruhig, ja fast friedlich.

      So wie jetzt in seiner Praxis.

      Doch etwas kam näher, etwas Unheimliches und Gefährliches.

      Um die Dämonen zu vertreiben, schaltete er das Licht ein und schrie auf!

      „Na warte, Tina, das ist echt gegen die ausdrückliche Anordnung deines Chefs!“, sagte er zu sich selber und unterdrückte ein Lächeln, als er die Arsi-Statue wieder vom Tresen in die hintere Ecke neben dem Drucker stellte.

      „Jetzt bin ich 46 und werde morgens um halb sieben von Darth Vader erschreckt! Ha!“ Doch das mulmige Gefühl blieb beharrlich und er wünschte sich, dass endlich Tina da wäre.

      Einsamkeit machte ihm nichts aus, im Gegenteil! Oft benötigte er die Ruhe und Einsamkeit, um wieder klare Gedanken fassen zu können oder sich von den Strapazen der Arbeit zu erholen. Leute, die mit der Einsamkeit und Stille nicht umgehen können, sind für den Forstdienst nicht geeignet. Und im Grunde und ganz tief im Herzen war er immer noch ein Förster.

      Doch heute, oder in den letzten Tagen war es anders geworden.

      Alex schaltete alle Lichter in der ganzen Praxis ein, sogar auf den Toiletten.

      Vielleicht lag es an den kürzer werdenden Tagen, dem trüben Wetter und der Tatsache,


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