Klimawandel und Energiewende. Dietmar Schäffer
deshalb um den Faktor 2 gestreckt. Zahlreiche verfälschende Faktoren beeinflussen die Interpretation dieser sehr alten Proben, es stehen auch insgesamt nur für 52 Zeitpunkte Messdaten zur Verfügung. Die Rekonstruktion ist deshalb als qualitative Darstellung wärmer und kälterer Perioden zu betrachten und eher nicht als quantitativ aussagefähig. (nach Royer et al. 2004, vereinfacht).
6.3.4 Temperaturen im Paläozän, Eozän, Oligozän und Miozän
Während des gesamten Zeitraumes von 66 bis 5,3 Mio Jahren vor unserer Zeit ergaben die Rekonstruktionen im Vergleich zu heute deutlich höhere Temperaturen. Die Temperaturdifferenz zwischen den kältesten und wärmsten Phasen lag bei etwa 11° C. Abbildung 8 zeigt den rekonstruierten Temperaturverlauf24 25, bezogen auf die heutige Durchschnittstemperatur.
6.3.5 Temperaturen im Pliozän und frühen Pleistozän
Im Pliozän und frühen Pleistozän 5,3 bis 1 Mio. Jahre vor unserer Zeit lagen die Temperaturen relativ nahe am heutigen Niveau. Bis vor etwa 2,8 Mio. Jahren war es etwas wärmer als heute, dann begann eine langsame Abkühlung, die den Beginn der letzten Eiszeit vor rund 2 Mio. Jahren markiert. Abbildung 9 zeigt den Verlauf wieder bezogen auf das heutige Temperaturniveau26:
Abbildung 8: Rekonstruierter Temperaturverlauf für Paläozän, Eozän, Oligozän und Miozän im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1961 – 1990 (Nulllinie). Die Rekonstruktion kann aufgrund der vielen Messdatenpunkte (ca. 17.000) als quantitative Darstellung betrachtet werden (nach Zachos et al. 2008, vereinfacht).
Abbildung 9: Rekonstruierter Temperaturverlauf für das Pliozän und das frühe Pleistozän im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1961 – 1990 (Nulllinie). Die Rekonstruktion beruht auf Sauerstoffisotopendaten von 57 global verteilten Messstellen (nach Lisiecki et al. 2005, vereinfacht).
6.3.6 Temperaturen im späten Pleistozän
Das späte Pleistozän umfasst einen großen Teil der letzten Eiszeit und endet vor 11.700 Jahren. Insgesamt lagen die Temperaturen unter dem heutigen Niveau27. Deutlich erkennbar sind aber einige kurze Interglaziale mit höheren Temperaturen – zu diesen Zeiten gab es gewissermaßen eine „Eiszeitpause“.
Abbildung 10: Rekonstruierter Temperaturverlauf für das späte Pleistzozän im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1961 – 1990 (Nulllinie), Grundlage sind Daten aus den Eisbohrkernen des EPICA Dome C Bohrkerns in der Zentral-Antarktis. Zum Ausgleich der polaren Verstärkung wurden die Werte, wie es übliche Praxis ist, halbiert. (nach Jouzel et al. 2007, vereinfacht).
6.3.7 Temperaturen im Holozän
Die umfangreichsten Proxydaten sind für den Zeitraum seit dem Ende der letzten Kaltzeit vor ca. 11.700 Jahren verfügbar. Entsprechend gut kann damit das postglaziale („nacheiszeitliche“) Klima rekonstruiert werden, wobei wir streng genommen nicht in der Nacheiszeit leben, sondern in einer Wärmephase der immer noch andauernden Eiszeit. Am Ende der letzten Kaltzeit stieg die Durchschnittstemperatur im Laufe einiger tausend Jahre deutlich um ca. 5° C bis 6° C an und pendelt seit über 10.000 Jahren in einem relativ engen Bereich von etwa +/-3° C um das heutige Niveau28 29 30.
Jahre vor heute
Abbildung 11: Rekonstruierter Temperaturverlauf für das Holozän im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1961 – 1990 (Nulllinie), Grundlage sind Daten aus den Eisbohrkernen des EPICA Dome C Bohrkerns in der Zentral-Antarktis. (nach Marcott et al. 2013, vereinfacht).
6.3.8 Zusammenfassung
In der Erdgeschichte gab es enorme Schwankungen der Temperaturen, dafür liefern viele wissenschaftliche Untersuchungen gute Anhaltspunkte. Für die Einordnung des aktuellen Klimawandels mit höheren Temperaturen als im Vergleichszeitraum 1961 bis 1990 und auch für die Entwicklung von Klimamodellen stellen sich einige Fragen:
· Welche Faktoren haben in früheren Zeiten zu Klimaänderungen geführt?
· Gibt es diese Faktoren heute noch?
· Wie groß ist der Anteil dieser Faktoren an der aktuellen Klimaänderung, wenn es diese Faktoren noch gibt?
Diese Fragen sind die Themen der folgenden Kapitel.
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