Kurze Morde, kurzer Prozess: Krimisammlung. Alfred Bekker

Kurze Morde, kurzer Prozess: Krimisammlung - Alfred Bekker


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in New York schon gar nicht. Und solange wenigstens das Wasserzeichen okay ist… Ich bin mir ganz sicher, dass Sie damit auf keinerlei Schwierigkeiten stoßen werden, Hornig.“

      Womit er natürlich meinte, ich würde die dreißig Dollars wohl oder übel aus meiner eigenen Börse ersetzen müssen. Unser Hauptkassierer war da genau. Mit einem öligen Lächeln auf den Lippen nickte er mir ein letztes Mal zu und verschwand dann im Fahrstuhl.

      Dass Larry Koenig seine Hände tief in schmutzigen Händen hatte, wusste ich leider zu gut. Neu war mir nur, dass er auch in der Falschgeldszene mitmischte – und das auch noch mit so jämmerlichen Exemplaren.

      Da stand ich nun und konnte mich nicht wehren. Hätte ich die Geschäftsführung des Hotels oder gar die Polizei hinzugezogen, Larry Koenig hätte nur mit den Fingern zu schnippen brauchen, und seine Gorillas hätten mich auf die Mülldeponie von Long Island verfrachtet. Im Nu. Und ohne Rückfahrkarte, versteht sich.

      Noch niemals zuvor in meinem Leben hatte ich mit solchen Leuten zu tun gehabt. Koenig hatte mich völlig in seiner Hand. Also das fing so an:

      Vor etwa drei Wochen war ich bei einem abendlichen Straßenbummel durch die Bowery in eine Hinterzimmer-Spielhölle geraten.Das Abenteuer hatte mich gepackt; und wenn ich die Spielkarten erst einmal in der Hand habe, lassen sie mich so schnell nicht wieder los.

      Manhattan-Poker. Streng untersagt. Die Einsätze waren ganz hübsch hoch, doch ich hatte Glück und gewann mehr, als ich verlor. Als ich merkte, dass meine Glückssträhne allmählich nachließ, beschloss ich, aufzuhören. Doch nach meinem letzten Drink überraschte mich plötzlich die Finsternis. Totaler Blackout!

      Dass dies nicht allein an dem Fusel gelegen haben konnte, war mir sofort klar, als ich am anderen Morgen wieder die Augen aufschlug. Ich lag direkt vor meiner Haustür. In meiner Brieftasche fehlten nur 10 Dollars, wahrscheinlich für das Taxi. An meine Krawatte geheftet fand ich den Durchschlag eines Schuldscheines. Spielschulden! Höhe: 2000 Dollars, zahlbar an Larry Koenig.

      Ich konnte mich beim besten Willen an nichts mehr erinnern, aber die Unterschrift war echt. Eindeutig. Es war die meinige!

      Bill, der Hausdetektiv im ‚Royal‘ meinte, ich hätte da keine Chance. Klarer Fall also: ich musste zahlen.

      Sie ließen mir drei Wochen Zeit, das Geld aufzutreiben. Dann erschienen Larry Koenigs Schergen und kündigten an, dass die Frist für die Einlösung meines Schuldscheines nun bald abgelaufen sein dürfte.

      „Du tust wirklich gut daran, mein Freund, Mr. Koenig das Geld zurückzuzahlen“, riet mir der eine von den beiden, der die Statur eines Kleiderschrankes besaß.

      Und der andere, groß und drahtig – Koenig musste ihn von einer unglückseligen Boxerkarriere erlöst haben – gab fleißig seinen Senf dazu: „Ja ja, die meisten taten das auch. Und diejenigen, die so unvernünftig waren, es nicht zu tun, haben es inzwischen bitter bereut.“

      Er ließ ein geschmackloses Meckern hören, das auch nur er als Lachen bezeichnen würde.

      „Du weißt, dass die Sache völlig legal ist, mein Freund“, mischte sich der Kleiderschrank erneut ein. „Das wird Dir Dein Rechtsverdreher doch schon verklickert haben.“

      Er hatte zwar ein halbwegs menschliches Lachen, dafür aber die Unart, seinen Gesprächspartnern seinen widerlich stinkenden Atem direkt ins Gesicht zu blasen.

      „Okay, Jungs.“ Ich wollte die beiden so schnell wie möglich wieder von meinem Tresen weg haben, bevor sie noch die ganzen Gäste abstießen. „Ich denke, ich hab‘s langsam begriffen.

      Kommt also heute Abend wieder, dann bekommt Ihr Euer Geld.“

      So gegen Mittag kam dann Larry Koenig vorbei und informierte mich, dass er am anderen Tag abreisen würde. „Machen Sie schon mal die Rechnung fertig, Hornig“, forderte er mich leutselig auf.

      Da kam mir eine Idee. Koenig würde sich wundern, wie wörtlich ich seiner Aufforderung nachkam. Denn auch der ‚kleine Mann‘ sollte sich zu wehren wissen. Es gibt überall noch Gerechtigkeit – man muss sie nur suchen!

      Ich griff also zum Telefon und ließ mich mit meinem alten Freund Charley verbinden. „Hallo, Charley“, begrüßte ich ihn herzlich. „Du bist noch immer Buchhalter in diesem Laden dort unten?“

      Er war es immer noch.

      „Fein, Charley. Kann ich Dich um einen kleinen Gefallen bitten? Du musst mir da aus der Patsche helfen. Also, hör zu…“

      Am anderen Morgen kam Larry Koenig mit seinem Köfferchen noch einmal bei mir am Empfang vorbei.

      „Ich habe meine Schulden beglichen, Sir“,m meinte ich höflich.

      „Weiß ich“, nickte er und übergab mir ein zusammengefaltetes Stück Papier. Ich warf nur einen kurzen Blick darauf, dann zerriss ich aufatmend meinen Schuldschein.

      „Wäre nun an der Zeit, dass Sie die Ihrigen begleichen“, meinte ich dann weiterhin.

      Koenig blickte etwas verwirrt drein, und wirklich, der verschlafene Ausdruck in seinen Augen verschwand.

      „Meinen Sie etwa die Hotelrechnung, Hornig?“ fragte er verunsichert.

      Ich nickte nur.

      „Sie scherzen! Sie wissen genau, dass ich sie gestern schon bezahlt habe. Und zwar bei Ihnen!“

      „Haben Sie eine Quittung?“ wollte ich höflich wissen.

      Während er sie umständlich aus seiner Brieftasche nestelte, bemerkte ich, wie er immer nervöser wurde. „Hören Sie, nur weil ich rechtmäßig Ihre Schulden eingetrieben habe, erlaubt dies Ihnen noch lange nicht, mich zu ärgern!“ entrüstete er sich und reichte mir die Quittung, die ich ihm am Tag zuvor ausgestellt hatte.

      Ich schüttelte bedauernd den Kopf. „Das kann sie nicht sein“, und zeigte mit dem Finger auf den Stempel.

      „Hier steht: ‚Hotel Loyal‘, Park Avenue 231, und wir beide befinden uns hier im ‚Hotel Royal‘, Park Avenue 321.“

      Ich buchstabierte es ihm, damit er besser begriff.

      „Und das Datum stimmt auch nicht ganz. Scheint eine Rechnung von letztem Jahr zu sein. Die heben Sie aber ganz schön lange auf!“

      „L – Loyal?“ stotterte Larry Koenig entgeistert.

      „‘Loyal‘? Aber ich bin noch nie im ‚Loyal‘ gewesen…“

      Was ich ihm auch aufs Wort glaubte. Ein Mann mit seinem Geld würde niemals in der Absteige logieren, in der mein armer Freund Charles Empfangschef und Buchhalter war. Bei ihm hatte ich mir nämlich Quittung und Stempel ausgeliehen. Leute wie Larry Koenig warfen nie mehr als einen lässigen Blick auf Wechselgeld und quittierte Rechnungen. Darauf hatte ich meine Rache aufgebaut. Mit Unterschrift. Und alles völlig legal.

      Larry Koenig war nur ein kleiner Gauner , da hatte ich ihn richtig eingeschätzt. Er würde seine Lektion schlucken, so wie ich das auch getan habe. Wenn ich auch mit meinem Trick meine 2000 Dollars nicht ganz mehr zurückholen konnte.

      Koenig starrte noch immer auf den Stempel.

      „Kleiner Druckfehler!“ erlaubte ich mir zu scherzen. „Die haben wohl neuerdings einen Chinesen in der Stempelfabrik eingestellt.“

      Während er allmählich begriff, bestand ich erneut auf das Begleichen der Rechnung. „Oder sollen wir erst den Geschäftsführer kommen lassen?“

      ENDE

      Eddies Flucht

      von Alfred Bekker

       Schon als Eddie Kostner die Bank betrat, hatte er ein schlechtes Gefühl. Es war sein erster Coup und er war alles andere als ein erfahrener Profi. Einen breiten Schal hatte er um den Mund gelegt, eine Mütze tief ins Gesicht gezo-gen. Jetzt oder nie! dachte er, als er vor der Frau am Schalter stand und den Revolver herausriß. "Überfall! Keine falsche Bewegung!" Aber


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