Plötzlich alles anders. Margarete Reinberger
mit seinen Freunden Fußball. Freds Körper schien daher auch nur aus Muskeln zu bestehen, und es schien nahezu unmöglich zu sein, dass er mal müde wurde und sich ruhig mit einem Buch in eine Ecke setzte. Ja, das war Fred, wie ihn die anderen kannten und liebten.
Idee:
- Male ein Bild von Fred, wie du ihn dir vorstellst. Vielleicht spielt er gerade Fußball, klettert auf einen Baum oder spielt Baumcatchen.
- Fertige doch mal einen Steckbrief von Fred an oder beschreibe ein Kind aus deiner eigenen Klasse möglichst genau.
3. KAPITEL
Carlotta
Carlotta ging mit Fred in eine Klasse. Sie fand Fred cool, der so stark und unbesiegbar schien. Ja, sie mochte ihn sehr, aber das hatte sie noch keinem verraten, nicht einmal ihrer besten Freundin Lisa.
Schön war, dass sie jeden Morgen mit Fred zusammen zur Schule gehen konnte, denn sie wohnten fast Haus an Haus. Und obwohl Fred keine große Lust hatte überhaupt zur Schule zu gehen, schlenderte er morgens ohne Murren neben Carlotta her. Nur ab und zu hatte Carlotta ihn auffordern müssen, nicht am Gartenzaun des Nachbarn stehen zu bleiben und noch den Eichhörnchen beim Klettern zuzusehen. Bisher hatten sie es immer noch geschafft rechtzeitig in der Schule anzukommen.
Carlotta war nicht größer als Fred, aber trotzdem ähnlich sportlich. Sie hatte lange braune Haare, die sie meist in einem Pferdeschwanz mit einem Haargummi zusammengebunden trug. Ihr Gesicht sah freundlich aus. Meistens lächelte sie und schaute die anderen mit ihren braunen Augen aufmerksam an. Carlotta trug gerne knöchellange Stoffhosen und pinkfarbene T-Shirts. Ihr Lieblingsshirt zeigte eine Eule aus Pailletten, die man durch Wischen farblich verändern konnte. Dazu trug sie eine grüne Fleecejacke. Ihre Füße steckten zu dieser Jahreszeit meist in knöchelhohen, braunen Schuhen. In ihren Ohren steckten kleine silberne Ohrringe mit Herzchen und am Arm trug sie eine Uhr mit rotem Armband.
Carlotta liebte Pferde. Nachmittags war sie oft am Stall und half beim Striegeln und Ausmisten der Boxen. Aber sie liebte es auch eines ihrer Pferdebücher zu lesen. Damit konnte sie sich mitunter stundenlang in ihr Zimmer zurückziehen. Sie war dann nicht zu hören und nicht zu sehen. Ihre Mama, die noch auf die zwei jüngeren Geschwister Jasmin und Christian aufpassen musste, schaute manchmal herein um zu sehen, ob Carlotta wohl schlief, weil es so leise in ihrem Zimmer war. Dabei genoss Carlotta nur die Ruhe, und sie tauchte zu gerne ein in die Welt von Kindern, die mit Pferden großwerden und gemeinsam mit ihren vierbeinigen Freunden viele Abenteuer erleben durften. Ja, das war Carlotta - ein fröhliches Kind, das jeden Tag mit einem Lächeln aufstand und mit einem Lächeln abends ins Bett ging. Meistens jedenfalls.
Idee:
- Male ein Bild von Carlotta, wie du sie dir vorstellst. Vielleicht ist sie gerade im Pferdestall, liest oder spielt mit ihren Geschwistern. Lass dir etwas einfallen.
- Du kannst auch einen Steckbrief anlegen, den du im Laufe des Lesens ergänzt. Was erfährst du über die Hauptpersonen, ihre Hobbys, Freundschaften und ihren Charakter?
4. KAPITEL
Wer oder was ist Corona?
Die ganze Woche schon sah man die Erwachsenen nachdenklich zusammenstehen und mit ernsten Gesichtern miteinander sprechen. Irgendwas lag in der Luft, das spürten Fred und Carlotta deutlich. Auf ihrem Weg zur Schule erzählte Fred Carlotta, dass sein Papa ihm genau erklärt habe, was los sei. Carlotta schaute Fred erwartungsvoll an: „Also sag es schon!“, forderte sie ihn auf.
Fred setzte eine seiner höchstwichtigen Mienen auf und runzelte seine Stirn. Wenn er das machte, schienen seine Ohren noch weiter abzustehen als gewöhnlich. Ein solches Gesicht setzte er nur auf, wenn er etwas sehr Wichtiges zu berichten hatte, und Carlotta wunderte sich jedes Mal, wie erwachsen er dann aussah. Neugierig blickte sie ihn an.
„Alle haben Angst vor Corona!“, sagte Fred ernst. „Wer oder was ist Corona?“, fragte Carlotta verwirrt. „Das ist so ein unsichtbares Virus, sagt mein Papa. Du siehst es höchstens unter einem ganz starken Vergrößerungsglas. Dieses dumme, kleine Ding macht die Leute krank.“ Ängstlich blickte Carlotta Fred an: „Und was können wir gegen dieses Coro…dingsda tun?“ Carlotta schaute Fred an, als wäre er der schlauste Junge der ganzen Welt, der für jedes Problem eine Lösung wüsste. Und Fred fühlte sich in diesem Moment wirklich gut, denn im Stillen mochte er es sehr von Carlotta bewundert zu werden.
Fred erklärte: „Wenn du dir regelmäßig die Hände wäschst und dir nicht ständig ins Gesicht fasst, dann kann dir eigentlich gar nichts passieren.“ „Aha“, entgegnete Carlotta etwas beruhigt. „Das Corona-Virus möchte nämlich besonders gerne durch den Mund, die Nase oder auch über das Auge in deinen Körper. Also fass dir einfach nicht ins Gesicht! Gib anderen Menschen nicht mehr die Hände! Und wasch dir gründlich die Hände, so oft es geht!“ Wenn Fred das so sagte, klang das irgendwie superleicht. Aber wenn Carlotta darüber nachdachte, dann wurde ihr doch etwas mulmig zumute. Inzwischen waren Fred und Carlotta an der Schule angekommen. Die anderen Kinder hatten die letzten Sätze der beiden aufgeschnappt und nun standen sie in einer dichten Menschentraube beisammen und hörten zu, wie Fred nun ein zweites Mal alles, was er über das Virus wusste, zum Besten gab. „Dieses Virus ist aus China mit Reisenden bis in unser Land gekommen und es macht die Menschen nun krank. Sie bekommen dann hohes Fieber und einige müssen sogar ins Krankenhaus“, wusste Fred zu berichten und er genoss es sichtbar, dass alle seinen Ausführungen gespannt lauschten. „Dieses Virus ist vor allem für alte und kranke Menschen gefährlich“, ergänzte er, denn das hatte ihm sein Papa so gesagt. Lisa mischte sich ein: „Mama hat gestern zu mir gesagt, dass ich besser erstmal nicht mehr bei Oma vorbeischauen soll. Sie hat Angst, dass Oma krank wird, weil sie doch schon so alt ist.“ „Sag ich doch!“, bestätigte Fred Lisas Worte. „Mein Tipp: Wascht euch die Hände gründlich und haltet Abstand zu anderen.“ „Schau mal“, rief da Karl, der schon an der Eingangstür der Schule stand. „Die haben hier ein Schild angebracht.
‚Händeschütteln verboten‘ soll das, glaube ich, heißen.“ Neugierig kamen die Kinder rüber zu ihm. Tatsächlich…an der Schultür hing ein großes Schild, auf dem zwei Hände abgebildet waren, die durchgestrichen waren. Darunter stand in großen Buchstaben: Bitte haben Sie in Zeiten von Grippe und Corona Verständnis dafür, dass wir uns nicht mehr die Hände schütteln, sondern uns stattdessen nur noch freundlich zunicken.
Fred verbeugte sich vor den anderen. „Sag ich doch“, fügte er der Verbeugung selbstbewusst grinsend hinzu. In diesem Moment ertönte die Schulglocke.
Idee:
- Trage zusammen, was du alles über das Corona-Virus weißt.
- Überlege, was du tun kannst, um eine Verbreitung des Virus zu vermeiden und gestalte ein Warnschild.
5. KAPITEL
Was für ein Zirkus!
Obwohl Fred den Kindern am Vortag alles über dieses Virus erzählt hatte, schien am Freitag keiner mehr daran zu denken. Antonias Lämmchen und das bevorstehende Wochenende hatten alle anderen Gedanken verdrängt. Das war auch kein Wunder, denn so normal dieser Schultag auch zu sein schien, so außergewöhnlich war er im Grunde.
Die Kinder hatten in dieser Woche jeden Tag für eine Zirkusvorstellung trainiert. Sie waren Clowns, Artisten,
Fakire, Zauberer, Jongleure und Bodenakrobaten gewesen. Hinter der Schule stand ein echtes Zirkuszelt und an diesem Wochenende sollten die Vorstellungen sein. Da würden sie ihren Eltern zeigen, was sie gelernt hatten.
Alle waren voller Spannung und Vorfreude.
Sogar Fred fand, dass die Schule manchmal vielleicht doch gar nicht so verkehrt war.
Carlotta hatte in dieser Woche als Akrobatin gelernt, wie man auf einem