Plötzlich alles anders. Margarete Reinberger

Plötzlich alles anders - Margarete Reinberger


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KAPITEL

      Ein Hustenkurs für Jasmin

      Jetzt hatte Christian sich trotz aller Vorsicht doch erkältet. Mama sah ihn besorgt an, als er an diesem Morgen mit einer Schnoddernase vor ihr stand. „Christian, wir müssen jetzt besonders vorsichtig sein“, sagte sie ernst. „Hier hast du eine Packung Taschentücher. Wenn dir die Nase läuft, musst du sie putzen und das Taschentuch direkt in die Mülltonne werfen. Lass es nicht irgendwo herumliegen.“ Christian nickte folgsam. „Und jetzt gehst du am besten heute mal in dein Zimmer zum Spielen. Ich schaue dann nach dir. Du solltest nicht mit Jasmin und Carlotta in einem Zimmer sein. Okay?“ Christian nahm die Packung Taschentücher, die Mama ihm reichte und seine Trinkflasche und verzog sich in sein Zimmer. Mama rief ihm noch nach: „Und du musst viel trinken, hörst du, Christian?“ „Ja, Mama“, sagte dieser leidend und ließ seine Zimmertür offen stehen, denn es gefiel ihm gar nicht, dass er jetzt noch nicht einmal mehr mit seinen Geschwistern spielen durfte. Auch hätte er viel lieber im Wohnzimmer an seiner tollen Traumlandschaft weitergebaut.

      In Carlottas Zimmer hatten Jasmin und Carlotta es sich auf dem Teppich gemütlich gemacht und zunächst ein Puzzle mit großen Teilen auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt. Das wurde der kleinen Jasmin aber schnell zu langweilig. Viel interessanter fand sie den Arztkoffer, den Carlotta hinter ihrem Schreibtisch aufbewahrte und den sie im Grunde schon ewig nicht mehr hervorgeholt hatte. Aber weil die kleine Schwester nicht locker ließ, krabbelte sie jetzt unter ihren Schreibtisch und zog ihn hervor.

      „Doktor spielen!“, forderte Jasmin ihre große Schwester auf. „Aha, du willst Doktor spielen. Wer soll denn der Doktor sein?“, fragte Carlotta ihre kleine Schwester. „Du. und ich bin krank“, sagte Jasmin und sah ihre Schwester mit ihren großen Kulleraugen an. Also zog Carlotta den weißen Kittel an, der ihr im Grunde schon viel zu klein war und nahm das Stethoskop aus dem Arztkoffer. „Dann atme mal tief ein“, forderte sie ihre kleine Schwester auf. Und sie horchte auf Brust und Rücken, ob alles in Ordnung war. Jasmin machte das riesigen Spaß und sie wollte gar nicht aufhören mit diesem Spiel. Dabei atmete sie so tief ein, dass sie sich verschluckte und fürchterlich anfing zu husten. Sie hustete und hustete. Mama sah besorgt um die Ecke. Aber sie merkte sehr schnell, dass Jasmin sich nur verschluckt hatte. Carlotta hatte in den Kindernachrichten am Abend etwas darüber erfahren, wie die Kinder husten sollten, um mögliche Viren nicht zu verbreiten. Und nachdem sich Jasmin etwas erholt und der Husten sich wieder gelegt hatte, erklärte sie ihr genau wie man husten soll: „Du musst nicht in deine Hand husten, sondern dir deinen Arm so vor dein Gesicht halten und in den Ellenbogen husten“, belehrte sie ihre kleine Schwester.

      Und sie führte ihr vor, wie das geht. Und Jasmin, die es sowieso liebte ihrer großen Schwester alles nachzumachen, hustete jetzt im Spiel in ihre Ellenbogenbeuge.

      „Und wenn du niesen musst geht das auch so“, erklärte Carlotta und machte es Jasmin vor, bis die verstanden hatte, wie das geht. „Und wenn du dich dann noch umdrehst und das zur anderen Seite machst, ist das noch besser. Beim Husten und Niesen musst du dich immer von anderen Menschen wegdrehen“, ermahnte Carlotta ihre kleine Schwester und zeigte ihr noch einmal genau, wie man das machen muss. Jasmin drehte sich jetzt von Carlotta weg und hustete und prustete noch eine Weile im Spiel vor sich hin. Dann ließ sie sich auf den Boden fallen und kugelte sich vor Lachen.

       Idee:

      Spielt das Spiel „Spiegelbild“. Einer macht eine Bewegung vor. Der andere stellt sich genau gegenüber und macht jede Bewegung als Spiegelbild nach. Wenn ihr einen großen Spiegel im Haus habt, könnt ihr auch überprüfen, wie es aussehen muss. Achtung: Wenn der eine seinen rechten Arm hebt, muss der andere seinen linken heben, denn das Ganze ist ja spiegelverkehrt. Wem fallen die verrücktesten Bewegungen ein?

      10. KAPITEL

      Kater Yoda weiß von nichts

      In den vergangenen Tagen hatten die Politiker immer strengere Regeln aufgestellt, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen. Offenbar taten sie alles, um zu verhindern, dass sich die Menschen gegenseitig ansteckten. Papa hatte Fred erklärt, dass dieses Virus sich in anderen Ländern so schnell ausgebreitet hatte, dass die Krankenhäuser hoffnungslos überfüllt waren. „Das wollen sie hier besser machen“, hatte er betont und seine Miene verriet Fred, dass die Lage ernst sein musste. In den Kindernachrichten auf KIKA, die Fred abends mit Papa gemeinsam schaute, hatten sie erklärt, dass die Menschen jetzt unbedingt zuhause bleiben und sich auf gar keinen Fall mit mehreren zum Feiern, Sport machen oder Spielen treffen sollten. Man durfte zwar noch einkaufen und mit Familienmitgliedern, bzw. mit Leuten, mit denen man in einem Haus wohnte, gemeinsam spazieren gehen. Für alle anderen galt aber die strenge Abstandsregel: Keine Umarmungen mehr, kein Gerangel, kein Kräftemessen mit den Freunden. Das konnte man in diesen Zeiten höchstens mit den Eltern oder Geschwistern machen. Wer sich nicht daran hielt, musste unter Umständen viel Geld als Strafe bezahlen.

      Papa wollte deshalb nicht, dass Fred alleine loszog. Und so hielt sich Fred wohl oder übel in ihrer kleinen Wohnung auf. Aber das gefiel ihm gar nicht. Unruhig lief er in seinem Zimmer auf und ab…vom Bett zum Schrank, vom Schrank zurück zum Bett. Er fühlte sich wie ein eingesperrter Tiger im Käfig. Schließlich blieb er missmutig am Fenster stehen und starrte hinunter auf die menschenleere Straße. Was sollte er auch sonst tun? Papa sortierte im Wohnzimmer einige Papiere und wollte nicht dabei gestört werden. Wie gerne wäre Fred jetzt rausgegangen und hätte sich ein wenig in der Gegend umgesehen. Aber das durfte er ja nicht. Versonnen blickte er nach unten und entdeckte Kater Yoda, wie er die verlassene Straße entlang trabte.

      Yoda gehörte dem alten Ehepaar, das in dem Haus ganz am Ende der Straße wohnte. Bestimmt wunderte sich Yoda auch, warum außer ihm niemand unterwegs war. Fred erinnerte sich, wie die Nachbarn damals den Kater als kleines Kätzchen von einem Bauernhof geholt hatten. Er hatte mitbekommen, wie sie das schwarzweiße Kätzchen aus dem Auto ins Haus tragen wollten und fand den kleinen Kater so süß, dass er am liebsten sofort auch einen bekommen hätte. Aber Papa hatte gesagt: „In unserer Dreizimmerwohnung hat ein Tier viel zu wenig Platz. Außerdem muss ich so viel arbeiten, dass ich gar nicht die Zeit hätte, mich genug um dieses Tier zu kümmern.“ Alles Bitten und Betteln hatte damals nichts gebracht. Papa war bei seiner Meinung geblieben. Fred bekam kein Haustier.

      Von da an war Fred regelmäßig zu den Nachbarn gegangen und hatte gefragt, ob er ein bisschen mit dem Kätzchen spielen dürfte. Die beiden hatten nichts dagegen. Schließlich hatten sie sogar Fred erlaubt, den Namen für das Kätzchen auszusuchen. Er hatte lange überlegt und eine ganze Liste möglicher Namen auf ein Blatt geschrieben, aber am Ende war der außergewöhnlichste und einfach passendste Name für diesen Kater der Name ‚Yoda‘ gewesen. Yoda, wie der Meister Yoda aus den Star-Wars-Filmen, die er ja eigentlich noch nicht gucken durfte, weil sie erst ab 12 Jahren freigegeben waren. Aber sein Papa mochte solche Filme, und da hatte Fred eines Abends doch mitbekommen, dass es diesen Yedi-Meister Yoda gab, der so komisch sprach, aber unglaublich klug und weise war. Mit seiner grünen, runzeligen Haut und den spitzen Ohren hatte sein Kopf in Freds Augen Ähnlichkeit mit dem einer Katze…Zuletzt war er sich sicher: Yoda sollte er heißen.

      Nun lief Yoda die Straße entlang und schien tatsächlich keine Ahnung zu haben von alldem, was zurzeit so in der Welt passierte. Für ihn war es ein Tag wie jeder andere. Er würde sich auf die Jagd nach einem Mäuschen machen, und wenn er genug gejagt hatte, würde er es sich irgendwo an einem sonnigen Plätzchen gemütlich machen und ein ausgiebiges Schläfchen halten. „Katze müsste man sein“, dachte Fred neidisch und blickte träumend aus dem Fenster. Und was sollte er nun machen? Da kam Fred eine Idee: Er kramte Stifte und seinen Zeichenblock hervor und malte Kater Yoda, wie er herumstreunte, um sich, wo immer er wollte, einen schönen Schlafplatz zu ergattern und wenn es auf dem abgesperrten Spielplatz war, den Fred ja jetzt schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr betreten durfte. Aber in seiner Fantasie war alles erlaubt…Er würde seine Träume auf einem Blatt festhalten. Das konnte ihm keiner verbieten.

       Idee:

      - Male


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