Shinobi - Der Weg der Schatten. Danny Seel

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schauten die beiden Suzaku an. Rintaro warf ihm einen aufmunternden Blick zu. Du schaffst es, sagte sich Suzaku innerlich. Er hielt sich die Flöte unter dem Korb an den Mund und fing an zu spielen.

      Kaum verging eine Sekunde, als ihn der Samurai unterbrach: „Das habe ich schon hundertmal gehört. Eine andere Melodie!“

      Bedrohlich blickte er auf den Komusō. Suzaku überlegte, welche Melodie er vorspielen sollte, bevor er tief einatmete und von neuem begann. Aufmerksam hörten die drei Wachen zu.

      Yujiro wagte es, sich ein wenig zu entspannen. Alles schien nach Plan zu gehen. Da er sowie seine zwei Gefährten seit mehreren Wochen nicht ganz weit vom lärmenden Marktplatz gewohnt hatten, hörte sich die Musik nun äußerst friedlich an, besonders weil sie fast der einzige Ton war, der am Ortsrand zu hören war. Sie schien die Zuhörer in den Schlaf zu wiegen. Der Flötenspieler blies mit abwechselndem Rhythmus und ließ die Melodie einfach harmonisch klingen.

      Plötzlich machte Suzaku zwei Fehler. Yujiros Herz rutschte ihm in die Hose. Das zufriedene Lächeln des Samurai verschwand und seine Miene verfinsterte sich.

      „Es reicht!“, zischte er.

      Mit der Hand auf seinem Schwertgriff trat er einen Schritt auf Suzaku zu. Aufgrund seines Gesichtsausdruckes schien er nicht besonders glücklich mit der Leistung des Mönchs zu sein. Die drei angespannten Männer hielten den Atem an, als sie auf die Reaktion der Wache warteten.

      Yujiros Hand glitt langsam zu einer verborgenen Waffe, während Rintaro bereits versteckt ein Messer hielt. Die Stille war äußerst bedrückend und die drei Gefährten stellten sich innerlich auf einen Kampf ein. Schließlich vernahmen sie die Antwort des Samurai.

      „Ihr habt schon genug meine Zeit verschwendet – Ihr könnt weitergehen!“

       6. Der Überfall

      „Ich kann immer noch nicht glauben, dass er uns einfach gehen ließ“, berichtete Suzaku aufgeregt, während er und seine Gefährten einem Pfad folgten.

      Yujiro schüttelte vor Unglauben den Kopf. „Und ich hatte schon gedacht, dass ein Kampf unvermeidlich wäre.“

      Einen kurzen Augenblick lang herrschte zwischen ihnen Stille, bevor Rintaro einen Kommentar äußerte, sich an seinen jüngeren Waffenbruder wendend. „Du musst das Flötenspiel unbedingt mehr üben.“

      Suzaku grinste einfach. „Das wichtigste ist, dass wir es geschafft haben.“

      Die anderen beiden tauschten unsichere Blicke aus, mussten jedoch dann zustimmend nicken.

      „Yujiro, was hast du denn?“, fragte Suzaku, als er sah, wie sein Kamerad eher unruhig wurde.

      „Entschuldigung. Ich muss dem Ruf der Natur folgen.“

      „Keine Sorge, wir warten hier auf dich“, antwortete Rintaro mit einem freundlichen Lächeln.

      Suzaku fing mit Rintaro ein Gespräch an, während Yujiro im Wald verschwand, der sich links vom Pfad erstreckte.

      Eine Minute später verband der Letztere erleichtert seinen Obi. Er wollte gerade zu seinen Kameraden zurückgehen, als er plötzlich hinter sich ein Kampfgeschrei vernahm. Gespannt darüber, was es sein konnte, lief er diesem entgegen.

      Sobald er die Ursache des Lärms feststellen konnte, versteckte er sich schnell hinter einem Busch. Vor ihm wurde ein berittener Samurai, der anscheinend auf einem kleinen Weg war, der parallel zu ihrem Pfad verlief, von Banditen überfallen.

      Blitzschnell schoss ein Pfeil aus dem nahegelegenen Gebüsch und traf das Pferd. Es bäumte sich laut wiehernd auf und warf den Reiter ab. Der Bushi landete schmerzvoll auf seinem Rücken, kam zwei Sekunden später ungeschickt auf die Beine, da seine Rüstung ihn etwas zu Boden drückte, und sah gerade noch, wie sein Pferd davon galoppierte.

      Doch obwohl ihn die Rüstung ein wenig behindert, war sie auch sein Lebensretter. Bevor er überhaupt verstehen konnte, was passiert war, sauste ein Yari, ein Speer, auf ihn zu und traf ihn seitlich am Bauch. Wegen der Panzerung prallte es jedoch sofort wieder ab.

      Währenddessen fragte sich Yujiro, ob er weiter zusehen oder lieber fortgehen sollte, bevor man ihn noch entdeckte. Sein Gewissen sagte ihm, er sollte dem Samurai helfen, doch er weigerte sich. Schließlich war es nicht seine Angelegenheit.

      Bedenkenlos hackte der Bushi nach seinem Angreifer, der den Yari hielt. Der Räuber sprang zurück, wurde aber von der Klinge am Arm erwischt. Er fluchte laut und stach erneut zu.

      Diesmal war der Samurai darauf gefasst. Er parierte den Stoß und schlug den Speer mit seinem Katana zur Seite, was seinen Gegner vorläufig ungeschützt ließ. Unverzüglich sprang er schnell auf den Dieb zu und streckte ihn mit einem kraftvollen Schwerthieb nieder.

      „Stirb, du armseliger Bandit!“, schrie der Bushi wütend.

      Da er damit beschäftigt war, sich seinen Gegner vom Leib zu halten, reagierte er zu spät, als zwei weitere Räuber ihre rostigen Waffen auf ihn zuschwangen. Zu seinem Glück konnte er gerade noch dem einem ausweichen, doch der andere traf ihn links am Brustharnisch.

      Der Bushi stöhnte auf und versetzte seinem Widersacher einen Tritt in den Bauch. Vollkommen darauf unvorbereitet, wurde der Dieb aufgrund der Stoßkraft zurückgeschleudert. Der Samurai wollte diesen mit einem weiteren Hieb niedermähen, als plötzlich ein Pfeil wieder aus den Büschen geschossen kam und sich in seinen Fuß bohrte.

      Unvermittelt schrie er auf und taumelte einige Schritte rückwärts. Zähneknirschend und brüllend warf er sich auf die anderen Räuber. Doch dieses Mal folgte eine Menge gegnerischer Stöße kurz nach dem wütenden Angriff des Bushi, welcher nun unsicher auf den Beinen stand und auf einen Fehler seiner Gegner wartete.

      Auf einmal hörten sie einen Pfiff, dann ertönte ein schrilles Geräusch und alle vier Diebe sprangen zur Seite. Der Samurai wusste nicht, was er davon halten sollte. Doch bevor er seinen nächsten Schritt überdenken konnte, sausten zwei Pfeile zwischen den Banditen auf ihn zu. Mit einer blitzschnellen Bewegung seines Schwertes schnitt er eines der Projektile mitten in der Luft entzwei. Das andere konnte er nicht mehr auffangen, doch zu seinem Glück prallte es von seinem Helm ab.

      Diese kurze Ablenkung reichte den Räubern, den Bushi mit ihren Yari zu Boden zu werfen. Der Kopf des Kriegers schlug heftig gegen einen Stein, sodass er halb bewusstlos liegen blieb.

      „Ist er tot?“, fragte einer.

      „Ich glaube schon“, antwortete der Dieb, der über dem Samurai kniete. „Sucht ihn ab und nimmt alles, was von Wert zu sein scheint.“

      Soll ich mich tot stellen?, fragte sich der Bushi, der noch nicht vollständig die Besinnung verloren hatte. Einerseits schrie ihm sein Instinkt zu, er sollte augenblicklich auf die Beine kommen und sich verteidigen. Auf der anderen Seite, wenn er sich nur ein wenig bewegte, würden sie ihn sofort töten. Er musste einsehen, dass er ihnen hilflos ausgeliefert war, und entschloss sich dazu, still liegen zu bleiben, denn so hätte er größere Überlebenschancen.

      Die Sekunden, in denen ihn die Räuber vollkommen durchsuchten, kamen ihm wie Stunden vor.

      „Na sieh mal einer an!“, rief einer der Diebe überrascht. „Er hat einen ganzen Beutel voller Münzen!“

      Durch fast geschlossene Augen sah der Bushi, wie der Bandit einen kleinen Beutel von seinem Gürtel abschnitt. Seine Hand zuckte reflexiv nach dem Messer in seinem Obi, doch einer der Räuber bemerkte seine Bewegung.

      „Hey, er lebt noch! Shigeo, töte ihn!“

      Der Dieb rechts von ihm, der mit dem Namen Shigeo angesprochen wurde, holte einen Dolch aus seinem Gürtel und wollte diesen dem Samurai in die Kehle stoßen, als ein plötzlicher Ruf ihn davon abhielt.

      „Wir werden von einem Mönch beobachtet!“

      Yujiro erwachte auf einmal aus seiner Trance. Die ganze Zeit hatte er dem Kampf gebannt zugesehen und hatte dabei seine eigene Deckung vergessen. Er hatte sich immer weiter vorgewagt,


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