Spuren am Bali Strand. Stefani Kang

Spuren am Bali Strand - Stefani Kang


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Frankreich. Maurice kennt auch das Losmen in dem Britta gewohnt hat. Direkt im Monkey Forest, über die Brücke hinweg, ist es der erste Homestay auf der linken Seite. Von Maurice erfahren sie auch noch wer den besagten Retreat geleitet hat. Eine gewisse Sindy. Man tauscht Handynummern und verabschiedet sich.

      „Auf zum Monkey Forest” ruft Ellen gut gelaunt.

      Es ist ein Zimmer mit einer Terrasse davor, zwei Bambusstühlen und einem kleinen Tischchen. Innendrin gibt’s es ein Bett, eine Nachtkommode, ein kleines Regal für Kleider und ein winziges Bad, das heißt, ein superkleines Waschbecken, ein WC und einen Wasserschlauch, der an einem Haken befestigt ist. Also mehr als einfach. Brittas Sachen scheinen noch alle da.

      Ellen, die sich als Brittas Schwester ausgibt, erklärt dem Land Lord, dass Britta schon abgereist sei und sie, Ellen, den Auftrag habe Brittas Rechnung zu bezahlen und ihre Sachen abzuholen. Das geht alles recht schnell und unkompliziert, wie so manches hier in Bali, wenn das Bargeld stimmt.

      Ohne auf Details zu achten packen sie schnell Brittas sieben Sachen zusammen, was recht überschaubar ist. Sie begleichen die Rechnung, und machen sich schnellstens vom Acker.

      Ellen ist richtig „gedopt“ vom Adrenalin ihrer Aktion, und kann nicht schnell genug nach Batubelig zurückkommen, um ihre Beute zu begutachten.

      Sie kaufen unterwegs ein paar Flaschen Bintang und Martabak. Letzteres ist ein indisches, hauchdünnes Omelett, welches man direkt an der Straße von einem „Kaki Lima“, so nennt man die fliegenden Händler, kaufen kann. Kaki Lima bedeutet 5 Beine, synonym für einen Verkaufskiosk auf 3 Rädrn und der dazugehörigen Person, die das kleine Geschäft bedient.

      Martabak ist gefüllt mit allerlei Kräutern und Gewürzen, dazu gibt es eine Handvoll superscharfer Chilis. Total lecker, und ein köstliches Essen wenn’s mal schnell gehen soll.

      In Ellens Haus wird die Beute genauestens inspiziert. Das Bier und ein bisschen „Sting“ aus der Stereoanlage, potenziert die Stimmung aufs Höchste. Es wird gerätselt und kombiniert, gegessen und Bier konsumiert. Man geht nochmals zum Warong, und holt Nachschub, und schließlich fällt man sich in die Arme, und der Abend endet eine Etage höher.

      7

      Klare Gedanken

      Der Morgen beginnt mit einem mittelschweren Erwachen. Der Kopf dröhnt, nicht nur von all den neuen Informationen, nein, die Bintangs machen sich bemerkbar.

      Dieter ist schon auf und davon. Naja, vielleicht war es ihm ein wenig unangenehm. Man hatte sich im Eifer des Erfolges etwas angetrunken, nicht unbedingt die passende Gelegenheit eine Beziehung anzufangen. Nun gut, das passt auch. Ellen ruft Schlingel zu sich ins Bett, trollt mit ihm herum, der dann auch bald aufgeheizt die Treppe hinunterspringt.

      Sie zieht sich ihren Morgenmantel über, es ist ein kleiner, kurzer Kimono aus 100% Seide, mit einem japanischem Blumenmotiv. Sie hatte ihn vor langer, langer Zeit von einer Reise nach Japan mitgebracht. Es ist das angenehmste Kleidungsstück, dass man sich vorstellen kann, nach so einer Nacht. Sie geht gedankenversunken, ganz langsam die Treppe hinunter.

      „Made, minta kopi“ tönt es melodisch, und trotz der leichten Kopfschmerzen, gutgelaunt aus Ihr heraus. Made kommt lächelnd um die Ecke mit einem Bali Kaffee auf dem Tablett.

      „Terima kasih Made, …oh was für ein Tag!“ Ellen setzt sich zwischen die Kissen des riesigen Bambussofas, und inspiziert die Unordnung vor ihr. Sie lässt Revue passieren. Was war das gestern. Erstmal diese Nacht, hoppla, hat sie gar nicht mitgerechnet, aber es war angenehm. Sie hatte schon länger keine Beziehung, und das mit Dieter war nun das erste Mal seit Jahren.

      Ihre Gedanken schweifen noch etwas im Dunst der vergangenen Nacht, als sie sofort zurück auf den Boden der Tatsachen geholt wird. Schlingel verbeißt sich in einen Schal, und will ihn gerade nach draußen zerren, als Ellen aufspringt und eingreift. Halt, mein Freund, dies ist meiner. Der Schal, es war ihrer, Brittas. Schnell ist Ellen wieder in der Wirklichkeit, und sie kann immer noch nicht das Unfassbare fassen.

      Hier liegen Beweisstücke vor Ihr. Ein Schal, Brittas Pass und ein Ticket nach Deutschland, ein Briefumschlag mit Fotos. Ein Handy…und einige Klamotten.

      Sie sieht sich die 4 Fotos noch einmal an.

      Ein Mann, so Anfang 50, und eine junge Frau, so Mitte 30, spazieren am Strand:

      • Ein Foto von hinten, es ist ein Paar zu sehen, Arm in Arm.

      • Das Paar küsst sich.

      • 2 kleine Kinder, vielleicht 3 und 6 Jahre alt, kommen hinzugelaufen.

      • Gruppenfoto. Es umarmen sich alle.

      „Was hat das zu bedeuten? Wenn der Mann auf den Fotos, Brittas Mann war?“ fragt sie sich.

      Ellens Handy ertönt, es ist eine Sprachnachricht von Dieter. Er fragt etwas schüchtern nach Ellens Wohlbefinden, dann aber kommt er zum Kern seiner Nachricht.

      „Meinst Du nicht wir sind gestern ein bisschen zu weit gegangen? Ich meine mit der Ubud Aktion. Du hättest dich nicht als Brittas Schwester ausgeben dürfen und einfach so die Sachen mitnehmen. Das geht doch nicht. Das ist kriminell.”

      „Hätte, hätte, Fahrradkette”, brummt Ellen. Ihre gute Laune ist sofort auf den Nullpunkt gesunken. Bevor sie auch nur zu antworten gedenkt, packt sie alle Beweise sofort zusammen, und trägt sie in ihr Schlafzimmer, ein Bereich zudem keiner zutritt hat, außer ihr selbst und vielleicht einem Auserwähltem.

      Sie duscht übereilt, frühstückt aber ganz normal wie immer, um nur ja keinen Zweifel aufkommen zulassen, dass etwas ungewöhnlich ist. Sie sagt noch „sampai sore, Made”, und ist mit Ihrem Moped auch schon auf und davon.

      Natürlich hat sie die Fotos bei sich. Sie steuert den erstbesten Warong an, ordert sich einen Bali Kaffee und setzt sich. Sie grübelt. Was hat das alles zu bedeuten? Sie hat keine Lust mit Dieter eine Diskussion zu starten, deshalb spricht sie ihm einfach aufs Band:

      „Hallo Dieter. Ich weiß du bist vielleicht anderer Meinung. Du meinst ich lehne mich zu weit aus dem Fenster. Aber hier geht gerade etwas ab, da muss ich einfach einschreiten. Ich fühle, dass etwas Unrechtes passiert ist, und ich muss die Wahrheit erfahren. Wenn Du mich dabei begleiten magst, wäre das einfach genial, wenn nicht, mach ich alleine weiter. Wir sehen uns!“

      Was ist nun zu tun? Soll sie zur Polizei? Zum Konsulat? Aber was würde geschehen? Garnichts.

      Sie bekäme nur ungeahnte Schwierigkeiten mit der Polizei, aufgrund der entwendeten Gegenstände.

      Sie beschließt zu einem Smartphone Shop zu gehen, um das Password des Handys zu knacken. Hier ist alles möglich! Gut so!

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