5 lange und 7 kurze Krimis. A. F. Morland

5 lange und 7 kurze Krimis - A. F. Morland


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Nummer zehn arbeiten oder eine Stellung in einem der großen Häuser in wirklich Ihrem Wissen und Können angepasster Form finden. Ich denke da zum Beispiel an meinen Freund und Kollegen Professor Baekker in Milwaukee, der ein Haus leitet, das Weltgeltung hat. Dort Stationsarzt gewesen zu sein, prädestiniert Sie in New York automatisch in jeder Klinik unseres Genres zum Oberarzt, ja vielleicht anderswo gleich zum Chef. — Aber nun wollen wir unsere Arbeit tun und diese ganze Diskussion rasch vergessen“, fügte er lächelnd hinzu.

      Er sah sie beide an. Der eine nickte gleich. Dr. Lyser zögerte noch und sagte dann nicht ganz so überschwänglich, wie das Hamilton offenbar erwartet hatte: „In Ordnung, Herr Chefarzt.“

      Als die beiden Assistenten hinaus waren, überlegte sich Hamilton, ob es nicht doch besser gewesen wäre, Oberarzt und Stationsarzt mit der Betreuung von Helen Teflin beauftragt zu haben. Bei längerem Nachdenken bereute er allgemein, sich auf diese Geschichte eingelassen zu haben. Plötzlich erfüllte ihn Angst und Sorge, es könnte etwas schiefgehen. Und während er noch versuchte, seine düsteren Gedanken zu verscheuchen, meldete ihm seine Pinup Sekretärin einen Anruf. Er übernahm das Gespräch. Es war sein alter Bekannter Zlanabitnik.

      Mürrisch sagte Hamilton: „Was gibt es schon wieder?“ Er sah in Zlanabitnik den Mann, der ihm das alles eingebrockt hatte und überlegte, wie er sich aus dieser Geschichte wieder herausmogeln könnte.

      „Hören Sie, Joe, ich muss Ihnen da ein paar Männer schicken“, begann Zlanabitnik. „Im Übrigen will ich gleich vorausschicken, dass Sie es in Zukunft mit Jim Jancton zu tun haben.“

      „Wer ist das?“

      „Ein sehr bedeutender Mann, Joe. Tun Sie, was er sagt, und Sie brauchen sich um gar nichts mehr Sorge zu machen. — Haben Sie noch Polizei im Haus?“

      „Zwei Beamte sind im Garten, einer vor der Tür. Es dürften ruhig mehr sein.“

      „Warum?“

      „Falls jemand diese Person befreien will. Sie hat es einmal angedroht, dass sie mächtige Freunde hätte.“

      „Keine Sorge. Deshalb schicken wir Ihnen ja Jim Jancton und seine Leute. Die haben schon heiklere Sachen erledigt.“

      „Gangster?“

      „Aber, Joe! Das sind doch keine Gangster. Das sind Männer, die für Geld ein Objekt schützen, und diesmal ist das Objekt ein Mensch.“

      Hamilton wollte schon sagen, dass er Kummer mit Dr. Lyser hätte, aber dann unterließ er es, weil er sich sagte, das würde ihm selbst womöglich nur Ärger bei Zlanabitnik eintragen.

      „Joe, wir schicken Ihnen in ein paar Minuten Sinclair, den Sie kennen, und Poweridge. Jancton kommt sicherlich auch vorbei. Aber er meldet sich vorher an. Können wir Sinclair nicht ins Zimmer von der Teflin lassen?“

      „Ausgeschlossen! Das fällt der letzten Schwester auf. Unmöglich!“

      „Also gut, dann auf dem Gang. Vielleicht habt ihr ein abgelegenes Zimmer oder so?“

      „Das hat sie schon. — Noch etwas?“, fragte Hamilton missvergnügt.

      „Ja, noch etwas. Es wäre uns recht, wenn Sie nicht mehr allein im Wagen fahren oder allein irgendwohin gehen. Es gibt Leute, die nur darauf warten, Joe.“

      „Soll ich vielleicht einen Leibwächter ...“

      „Genau. Und wir haben Ihnen einen beschafft. Sinclair wird Ihnen davon berichten. — Bis später, Joe! Halten Sie sich wacker!“

      Hamilton legte auf und wischte sich über die Stirn.

      „Auch das noch!“, murmelte er, und die Zukunft kam ihm mit einem Mal sehr düster vor. Doch dann regte sich in ihm Widerspruch. Nein, dachte er, ich gebe nicht auf! Ich wehre mich. Und ich muss einen Weg suchen, um mich aus der Affäre zu ziehen, mich, nicht andere. Ich gebe dieser Teflin eine Injektion Renetio. Sie wird Zwangsvorstellungen bekommen. Lyser muss sich das ansehen, und wenn ich ihn auf der Seite habe, ist alles klar. Nein, ich muss die Diagnose festigen. Das ist es. Alles andere ist dann etwas, das uns nichts angeht. Und niemand darf von der Injektion erfahren. Ich muss das ganz allein machen. Am besten heute Nacht ...

      11

      „Ich habe diesen Inspektor Wyan gefragt“, sagte Robert Burton, der Sekretär des Barons, der seit Jahr und Tag als so etwas wie die wandelnde Kartei seines Chefs herumlief, mitunter auch phänomenale Gehirnakrobatik betrieb, die Normalverbraucher staunen ließ.

      „Und was sagt dieser Bursche, Robby?“, fragte Le Beau. Michel Dupont, den Freunde Le Beau nannten, war wochenlang auf See gewesen. Man sah es ihm an. Sein etwas ramponiertes Belmondo-Gesicht hatte eine Kupferfarbe angenommen, die Wind und Sonne in die Haut gebrannt hatten. Offenbar waren ihm auch die paar Pfund Körpergewicht verloren gegangen, denn er wirkte noch sehniger als sonst. Ein Bündel Muskeln, Sehnen, Knochen und Pfeffer, sagte einmal ein Bekannter von ihm. Es kam den Tatsachen ziemlich nahe.

      „Er sagt, dass er einiges tun wird, um die Cops, die vor und hinter der Anstalt offiziell Schmiere stehen müssen, etwas nachlässig sein zu lassen. Vielleicht kann er was arrangieren, um sie ganz abzuziehen“, berichtete Robert. Er wischte sich über sein immer spärlicher werdendes Kopfhaar, hantierte an der Brille herum, wie er das immer tat, wenn er aufgeregt war. Und er war wirklich ganz schön aus dem Häuschen. Was der Baron da plante, sah sich leichter an, als es war.

      Baron Strehlitz hatte sich über die Bauzeichnung gebeugt, die Robert aus vielen Einzelzeichnungen zu einem riesigen, fast das halbe Zimmer füllenden Plan zusammenkopiert hatte. Da war jedes Waschbecken, jeder Stromanschluss verzeichnet.

      „Also, wenn ihr mich fragt, Freunde, es kommt nur darauf an, ob das, was Wyan von diesem Jancton sagt, auch richtig ist.“

      Er blickte Robert an.

      „Und was sagt Wyan?“

      „Er sagt, dass er Jancton bei Zlanabitnik in dessen Haus gesehen hat. Mit dem Flugzeug ist es bis hierher nur ein paar Stunden. Ein gewisser Sinclair, der bei Zlanabitnik die Rolle eines Privatsheriffs spielt, ist bei Dr. Hamilton aufgetaucht. Fazit: Zlanabitnik lässt Hamilton schützen. Auch die beiden Amtsärzte, die komischerweise beide in Urlaub gegangen sind, stehen unter Schutz, denn sie sind ausgerechnet in das Ferienhaus von Zlanabitnik in die Sierra Nevada gefahren. Mit ihren Familien allerdings.“

      „Sagt Wyan?“, erkundigte sich der Baron.

      „Sagt er.“ Robert blickte auf Le Beau. „Du solltest dir die Fotos ansehen, Le Beau!“

      „Die Fotos von diesen Hampelmännern?“ Le Beau lachte abfällig. „Von denen stecke ich mir fünf in jede Tasche und lege mich pennen. — Alexander, ist das denn wirklich so eine Sache, dass wir uns hier gebärden wie im Generalstab? Ich finde, die Sache ist von euch viel zu kompliziert worden. Ich spiele den Elektriker, spaziere ins traute Heim der Verrückten, angle mir den lieben Schatz und bringe das liebe Kind nach Vancouver. Ihr braucht dort nur auf mich zu warten. Je mehr Affenzirkus ihr macht, umso problematischer wird das doch. Was meinst du, Alexander?“

      Der Baron blickte Le Beau kurz an und beugte sich wieder über die Karte.

      „Blödsinn“, brummte er. „Bis jetzt hast du dir nur dieses Bild von Helen Teflin angesehen. Aber Robert hat recht. Du solltest dir die Gesichter der Männer noch viel mehr einprägen, mit denen wir es zu tun bekommen. — Dein Plan, das allein zu machen, taugt nichts, Le Beau. Wir haben es bei Jancton nicht mit einem Kleinstadtgangster, auch nicht mit einem Mafioso, sondern mit einem mit allen Wassern gewaschenen Profi zu tun. Le Beau, fang mal allmählich an, dich von deinen Freudenhausträumen zu lösen und beginne zu denken! Debora-Konzern, das ist auch Chilloe. Und Chilloe baut was?“

      „Handgranaten, Kartuschen, Bomben bis vierzig Kilo“, leierte Robert herunter wie ein Automat, „Schnellfeuergewehre, Selbstzündersprengstoffe, automatische Selbstschussanlagen und ...“

      „Das genügt“, sagte der Baron und winkte


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