Die Jüngerbriefe. Roman Nies

Die Jüngerbriefe - Roman Nies


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und Herrlichkeit kommen können. Das war das Evangelium von Jesus Christus.

      Alles was Jesus gepredigt hatte, passt dazu. Die Apostel legten vehement los und sorgten mit diesem Evangelium für einige Aufregung in Jerusalem, aber sie hatten auch ein Problem, das immer größer wurde.

      Zwar kamen immer mehr „Gläubige" zum Kreis der Jesusjünger in Jerusalem und den umliegenden Orten hinzu, aber sie blieben in der Minderheit und es war klar, solange sich das nicht änderte, kam der Messias nicht! Es bedurfte einer nationalen Erhebung! Die Jünger erkannten irgendwann, die Rückkehr Jesu rückte in weite Ferne. Sie mussten eine bittere Pille schlucken. Das Volk bekehrte sich nicht! Im Gegenteil, es entstanden sogar innerhalb der messianischen Juden Streitereien. Und dann erfasste der Zwist auch nichtjüdische Christusgläubige.

      In Ap 6,1 erfährt man zum ersten Mal etwas über Streit innerhalb der Gemeinde. Die hellenistischen Juden aus der Diaspora sahen sich benachteiligt gegenüber den hebräischen Juden.

      Es wurden Männer gewählt, die das regeln sollten. Stephanus war einer von ihnen. Er wurde von den Hohepriestern festgesetzt, vermutlich, weil er für ihren Geschmack ein loses Mundwerk hatte. Dass Jesus der Messias gewesen sein sollte, hatte man zur Kenntnis genommen, aber man wollte sich keinesfalls so bloßstellen und beleidigen lassen. Bei dieser Gerichtssache, die späteren Christen aus sicherer zeitlicher und örtlicher Entfernung sehr imponiert hat, fällt zweierlei auf. 1. In seiner langen Verteidigungsrede befindet sich Stephanus voll auf der Linie des Alten Testaments. Es geht wieder nur um Israel. 2. Von einer Unterstützung durch die anderen Gemeindemitglieder oder die Apostel erfährt man nichts.

      Stephanus wird gesteinigt und man fragt sich, ist er der einzige Messiasgläubige in Jerusalem? Und sogleich gibt die Schrift die Antwort: Nein, denn „Von da an beginnt eine große Verfolgung gegen die Gemeinde" (Ap 8,1). Sie wurde zerstreut über Judäa und Samarien, nur die Apostel blieben in Jerusalem. Und sie dachten sicherlich darüber nach, wie man sich künftig verhalten sollte, denn wer verfolgt wir, kann nicht verkündigen. Man musste jeglichen Konflikt mit der Obrigkeit vermeiden, wenn man in Jerusalem und in Israel unbehelligt bleiben wollte. Man hatte ja seinen Auftrag zu erfüllen. Und man erinnerte sich, dass auch Jesus lange gewartet hat, bis er es kundgetan hat, dass Er der Messias war. Immer wieder hatte Er den Jüngern verboten, es in der Öffentlichkeit zu offenbaren.

      Da fehlen uns von Lukas wichtige Informationen. Stephanus steht allein vor dem Richter wie Jesus damals, aber nicht, weil er der einzige Jesusgläubige weit und breit ist, sondern weil die anderen einfach nicht präsent sind.

      Wie ist das heute, wenn wieder gegen Israel gehetzt wird oder ein bibeltreuer Pastor mit Schmutz von den Medien beworfen wird. Nutzen wir dann unsere Kanäle und Möglichkeiten des Einspruchs? Ist es richtig, wenn wir uns gänzlich heraushalten aus den Auseinandersetzungen zwischen den Mächten der Welt, Satan, dem Antichristentum, dem Anti-Israelismus und dem Volk Gottes oder den Gliedern des Leibes Christi auf der anderen Seite, zu denen wir uns doch auch zählen? Sind wir nicht einmal in der Lage, dem Bäcker, der ein „Boykottiert Israel Aufkleber" an seiner Ladentür angebracht hat, unsere Meinung zu sagen? Für manche gute Christen gilt es als klug, wenn man keine Spuren im Internet hinterlässt und deshalb auch nie einen kritischen Kommentar abgibt. Jesus sagte einmal solchen Menschen, die ihn als Herrn anerkannt haben, aber dabei anonym geblieben sind: „Ich kenne euch nicht", weil sie nicht da gewirkt haben, wo sie hätten wirken können. Und auch sie hatten die Ausrede, „Wo soll das gewesen sein? Wir haben doch jede Tür aufgemacht, wo Jesus Christus draufstand!“ Ja, aber Jesus schreibt nicht auf jede Tür, hinter der er steht, Jesus Christus drauf! Da soll sich jeder selber überprüfen.

      Wenn Stephanus ein Schweiger und Verheimlicher gewesen wäre, wäre er nicht dazu gekommen, vor Gericht gestellt zu werden. Er wäre dann aber auch nicht dazu gekommen, zu einem echten Zeuge Christi zu werden und den Himmel offen stehen zu sehen!

      Ab Ap 9, gleich nach der Hinrichtung von Stephanus, der Saulus noch beigewohnt hat, erfolgt die Bekehrung des Saulus. Die Jünger waren zunächst skeptisch und fürchteten sich sogar vor ihm (Ap 9,26). Als die hellenischen Juden ihn töten wollen, bringen ihn die Brüder ans Meer, nach Cäsarea und: „so hatte nun die Gemeinde Frieden in ganz Judäa und Galiläa und Samarien.“ (Ap 9,31) Sie waren sicherlich ganz froh, dass dieser schwierige Paulus weg war, denn nun hatten sie wieder Ruhe. Dieser Paulus war ja auch noch sehr klug und gelehrt, während die Jünger Jesu sicherlich noch keine so hervorragenden Bibelkenntnisse hatten wie er. Da braucht es sowieso eine gewisse Zeit, bis man sich versteht! Man bedenke, bisher hatte man viel Ärger mit den sogenannten Schriftgelehrten und Pharisäern. Jesus hatte vor ihnen gewarnt und Paulus war ein Pharisäer und Schriftgelehrte in einem!

      Die Frage musste gestellt werden: war es möglich ein Pharisäer, Schriftgelehrter und Anhänger Jesu zu sein? Vielleicht hatten sie ja bereits solche in ihren Reihen, aber klar ist, dass die Jünger Jesu wussten, dass es allein auf die Aufrichtigkeit des Glaubens an Jesus Christus ankam. Aber das war eine Theorie, bei der es nicht immer sicher war, wie man sie in der Praxis anwenden musste. Und dabei muss man bemerken: es gibt Störenfriede, es gibt aber auch solche Störenfriede, die nur einen faulen Frieden stören!

      Und was machte Petrus inzwischen? Nach 9,32 zog Petrus überall im Land umher. Gemeint ist das Land Israel. In Lydda heilt Petrus einen Lahmen und in Joppe weckt er ein Mädchen von den Toten auf (Ap 9,32ff). Man kann sagen, das war ein Höhepunkt im Leben des Petrus. Er hatte unzweifelhaft Vollmacht von Jesus. Und genau hier kommt es zu einem Einschnitt im Leben des Petrus, denn nun kommt die Geschichte von Ap 10 mit dem Hauptmann Kornelius. Petrus hat eine Vision über unreine Speise, die zeigt, dass er an der Torah festhielt, denn nach der Torah war es verboten, diese Tiere zu essen und Petrus weigert sich mehrfach. Petrus rätselt, was diese Vision zu bedeuten hat, denn sie kann ja nicht das bedeuten, was sie aussagt! Mochte ja sein, dass man nur dann wirklich verunreinigt wird, wenn das böse Herz etwas aus sich herauslässt, unabhängig davon, was man in den Magen tut (Mk 7,19). Aber das hebt ja dennoch nicht die rituelle Ordnung auf! Da wird er zu dem Heiden Kornelius abgeholt und endlich versteht er, dass die Torah bezüglich des Umgangs mit unreinen Heiden nicht mehr gültig war!

      „Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht; sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und Recht tut, der ist ihm angenehm." (Ap 10,34-35) Eigentlich eine überraschende Aussage, denn die Wahrheit dieses Satzes konnte man bereits im Tenach bestätigt finden. Leider hatte man sich als Angehöriger Israels bei all den nationalen Katastrophen der letzten Jahrhunderte so sehr auf Israel und das Heil für Israel konzentriert, dass man die bösen Nationen aus den Augen der Gnädigkeit verloren hatte. Man muss an dieser Stelle wissen, dass es den Juden seit Jahrhunderten klar war, dass man nur als Jude, und zwar als Torah-Bund-Jude, vor Gott wohlgefällig sein konnte. Und so dachte auch der Jude Petrus und die anderen Apostel. Gute Werke waren für die Juden nichts Anderes als Werke, die die Torah anwies. Das zeigt ja auch Jakobus in seinem Brief an die Juden in der Diaspora, wenn er schreibt: „Wenn ihr wirklich das königliche Gesetz ‘Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst’ nach der Schrift erfüllt, so tut ihr recht.“ (Jak 2,8) Die Torah ist für Jakobus das königliche Gesetz. Oder: „Denn wer das ganze Gesetz hält, aber in einem strauchelt, ist aller Gebote schuldig geworden.“ (Jak 2,10) Wenn man also das Sabbatgebot nicht befolgt, hat man sich an dem ganzen Gesetz versündigt, weil alles, was die Torah gebietet, Gottes Willen ist. Welche Kirche hält sich an das Sabbatgebot? Die messianisch - jüdischen Gemeinden tun es! Das ist das, was Jakobus sagt, man muss jedes einzelne Gebot halten! Und er sagt es, weil er es so meint.

      Oder: „Ihr seht also, dass ein Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein.“ (Jak 2,24) So wie Jakobus dachten alle zwölf Apostel und all die anderen messianischen Juden in Jerusalem. Davon ist jedenfalls auszugehen. Das ist immer die jüdische Geisteshaltung gewesen: Vertraue Gott und beweise das durch das Befolgen Seines Willens, der sich in der Torah ausgedrückt hat. Ebenso klar ergibt sich aber aus der Bibel, dass Paulus das Verhältnis Mensch-Torah-Gott in Bezug auf die Nichtjuden anders sah, denn er sagte: „Ihr seid von Christus abgetrennt, die ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen.“ (Gal 5,4) Oder: „Wenn ihr aber durch den Geist geleitet werdet, seid ihr nicht unter dem Gesetz.“ (Gal 5,18) Klar, dass Paulus der am meisten gehasste


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