Royal Horses (2). Kronentraum. Jana Hoch
mir hörte ich ein lautes Räuspern, viel zu auffällig, um ohne Bedeutung zu sein. Und es klang verdächtig nach Mr Merlin. Hatte ich etwas falsch gemacht?
Er meint die Begrüßung, schoss es mir in den Kopf und ich konnte spüren, wie ich rot anlief. Wie um alles in der Welt sprach man einen Adligen von Edwards Rangs korrekt an? Durfte man überhaupt etwas sagen oder musste man warten, bis er das Wort ergriff? Warum noch mal hatte ich das vorher nicht gegoogelt? Es war doch klar gewesen, dass ich Edward in seiner Rolle als Prinz nicht einfach mit seinem Vornamen ansprechen konnte. Zumindest nicht, solange wir in Gegenwart anderer Leute waren.
»Eure … Königliche … Majestät«, druckste ich herum. Wieder ein Räuspern aus dem Hintergrund. Ein Knicks! Es fehlte ein Knicks!
Mit gesenktem Kopf stellte ich einen Fuß hinter den anderen, beugte die Knie und kam mir dabei ziemlich bescheuert vor. Jetzt noch den Oberkörper nach vorne beugen und dabei bestenfalls nicht umfallen. Wie tief musste man das eigentlich machen und wie lange? Hätte ich mich doch bloß darauf vorbereitet, dass …
»Was wird das, wenn es fertig ist?« Edward legte den Kopf schief und seine Augen funkelten belustigt.
»Ich begrüße dich«, sagte ich und stand mühselig wieder auf. »Mit einem Knicks.«
»Aha.« Er lächelte und es war schwer zu sagen, ob es ihm gefiel oder ob er sich über mich lustig machte. »Das sah ziemlich anstrengend aus. Normalerweise macht man das nicht so tief und der Rücken bleibt gerade.«
Letzteres, eindeutig Letzteres.
»Außerdem bin ich nicht der König«, fügte er hinzu und grinste. »Und zum Glück werde ich es wohl auch nie, weil meine Cousins und ihre Sprösslinge noch vor mir dran sind.«
Der König? Ich blickte ihn verständnislos an.
»Du hast mich Königliche Majestät genannt. Das ist die Anrede für den Monarchen.«
»Oh.« Mehr brachte ich nicht hervor und Edward winkte ab.
»Wenn wir uns das nächste Mal begrüßen, sagst du einfach Königliche Hoheit oder aber … « Sein Grinsen wurde breiter. »Hi, Edward, schön, dich zu sehen. Das hätte mir auch gereicht.«
»Ja, aber …«, setzte ich an, als das Räuspern hinter mir erneut laut wurde. Ich warf einen Blick über die Schulter und sah gerade noch, wie Mr Merlin mein Gepäck abstellte und ein Bonbon aus der Tasche seines Jacketts zog. Er schenkte mir keinerlei Beachtung. Meine Wangen begannen zu glühen und ich blickte vor mir auf den Boden, als könnte sich dort ein Loch bilden, in das ich verschwinden konnte.
»Wir versuchen es einfach noch mal, okay?« Edward lachte leise und ich nickte und biss mir auf die Lippe. Sollte ich ihn umarmen? Nein, besser nicht. Dafür war zwischen uns zu viel passiert und ich wusste überhaupt nicht, wie wir zueinander standen. Aber was dann? Edward schien dieselbe Frage durch den Kopf zu gehen, denn er fuhr sich über den Nacken und sah aus, wie wenn er etwas sagen wollte, die Worte aber nicht herausbrachte. Schließlich, als das Schweigen immer unangenehmer wurde, trat er auf mich zu und hielt mir die Hand entgegen. Ich ergriff sie und schüttelte sie unbeholfen.
»Schön, dass du das bist, Greta«, sagte Edward.
»Ja, echt … schön.«
Kannst du auch normal mit ihm reden?
Beschämt löste ich meine Finger und Edwards Hand schoss zurück, als hätten wir uns gegenseitig einen elektrischen Schlag verpasst.
Ein Stöhnen erklang. »Oh Mann, ihr müsst ja nicht gleich knutschen, aber das ist wohl ein bisschen übertrieben, findet ihr nicht?« Sixton kam zu uns herübergestiefelt, blickte vielsagend von einem zum anderen und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ihr kleinen Schnuckelchen müsst noch so viel lernen. Aber keine Sorge. Das kommt, wenn ihr in meinem Alter seid.«
»Dreiundzwanzig?«, fragte ich und zog dabei die Augenbrauen hoch. »Das ist jetzt echt nicht so viel älter.«
»Sechsundzwanzig«, korrigierte Sixton und tätschelte mir väterlich den Kopf. »Das macht einen Unterschied.«
»Klar, du Urzeitdino.« Ich knuffte ihn leicht in die Seite, aber Sixton sah mich an, als wolle er sagen: Mehr hast du nicht drauf, halbe Portion?
»Ich mache jetzt Feierabend und haue mich aufs Ohr. Perry bringt das Gepäck nach oben und du, Elfie …« Er klopfte Edward auf den Rücken. »… zeigst deiner Lady ihr Zimmer.«
Edward nickte, warf Sixton bei dem Kosenamen aber einen scharfen Blick zu. Der tat, als hätte er es nicht bemerkt, zog uns rechts und links zu sich an die Seite und legte uns die Arme über die Schultern.
»Normalerweise würde ich jetzt sagen, stellt nichts an, was mich in eine unangenehme Situation bringen könnte. Aber so putzig, wie ihr euch gerade gebt, wird da in nächster Zeit absolut nichts laufen und das bedeutet …« Er streckte sich und gähnte. »… dass ich schlafen werde wie ein Baby. Keine Vorträge über Blumen und Bienchen, und deinem Bruder, Greta, muss ich auch nicht erklären, wieso, weshalb, warum. Einfach perfekt! Also …« Sixton grinste und wandte sich zum Gehen. »Ab ins Körbchen, ihr Küken! Bis morgen.«
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