War das schon alles?. Andrea Tuma
8 – Ankommen & Rückkehr
Das Versprechen weiterzugehen
Die Entscheidung liegt bei uns
Leichter machen
Schritte zurück in den Alltag
Rückschritt und Fortschritt
Der Umwelt begegnen
Übung: Kleine Schritte mit großer Wirkung
Ankommen
Bis zur nächsten Reise
Literatur
Einleitung
»Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, sind
Kleinigkeiten zu dem, was in uns liegt.
Und wenn wir das, was in uns liegt, nach außen
in die Welt tragen, geschehen Wunder.«
Henry David Thoreau
Ein Leben als Selbstversorger auf dem Land. Ein Jahr lang um die Welt reisen, ohne zu wissen, in welches Land es einen als Nächstes führt. Bilder malen und sie in einer eigenen kleinen Galerie ausstellen. Selbst geschriebene Liebesromane veröffentlichen. Welche Träume haben Sie? Ähnliche oder ganz andere? Womöglich glauben Sie auch, keine Träume (mehr) zu haben. Sind Sie sich da wirklich sicher?
Jeder Mensch hat Träume. Sie begleiten uns auf unserem Weg, laufen meist eher im Hintergrund mit, machen sich gelegentlich als spontane Idee bemerkbar – und dienen oft auch als kurze Flucht aus dem Alltag. Selbst dann, wenn es doch eigentlich gar keinen Grund gibt zu fliehen. Im Beruf läuft alles gut, die Partnerschaft ist stabil, die Familie gesund. Nichts Wesentliches fehlt. Und dennoch ist da diese Vorstellung von einem anderen Leben. Ist da der Gedanke, diese Fantasien vielleicht eines Tages wahr werden zu lassen. Irgendwann genügt es nicht mehr, seine Pflichten zu erfüllen, materiell abgesichert zu sein und sich mit dem zufriedenzugeben, was wir haben. Da muss es doch noch mehr geben. Unabhängig davon, wie schön das gegenwärtige Leben sein mag, taucht früher oder später die Frage auf: War das schon alles?
Bei mir kam dieser Punkt mit Anfang dreißig. Ich hatte eine gut bezahlte Position im Projektmanagement, war glücklich verheiratet, hatte eine schöne Wohnung und war gesund. Trotzdem fühlte ich mich oft leer und erschöpft. Wirkliche Freude erlebte ich meist nur, wenn ich im Urlaub war. Ein paar Tage oder Wochen Auszeit. Die Rückkehr ins Büro kostete mich danach jedes Mal Überwindung. Also machte ich mich auf den Weg, um diese Frage für mich zu beantworten.
Nachdem ich begonnen hatte, Menschen im Rahmen von Seminaren, Aufstellungen und Coachings bei ihren Veränderungsprozessen zu begleiten, kamen immer wieder Klientinnen und Klienten mit genau derselben Frage zu mir: War das schon alles?
Wie Maria, eine Frau mit zwei bezaubernden Kindern, einem liebevollen Mann, einem Job, der ihr Spaß machte und viel Möglichkeit zur freien Zeiteinteilung bot. Und dennoch verspürte sie immer wieder die Sehnsucht, ins Ausland zu gehen. Oder Susanne, bei der ein Tumor in der Gebärmutter diagnostiziert wurde. Letztlich stellte er sich als gutartig heraus, doch durch ihn rückte die Vorstellung, mit Singen und Musizieren den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen, auf einmal wieder in den Vordergrund. Oder Johannes, der nach jahrelanger harter Arbeit und unzähligen Überstunden in eine internationale Managementposition befördert wurde, inklusive Verdoppelung des bisherigen Gehalts und Firmenauto, wodurch er die Prioritäten im Leben aus einem neuen Blickwinkel betrachtete. Schließlich Daniela, die eine harmonische Partnerschaft führte, in der der eine den anderen fast ohne Worte verstand, es keinen Streit gab, gemeinsame Interessen verbanden, und trotzdem stieg gelegentlich der Gedanke in ihr auf, wie es denn wäre, alleine zu leben.
Finden Sie sich in der einen oder anderen Situation wieder? Vielleicht ja. Vielleicht können Sie diese Beispiele aber auch überhaupt nicht nachvollziehen, weil es bei Ihnen ganz anders ist. Doch die Frage selbst scheint auch in Ihnen zu sein. Warum sonst hätten Sie zu diesem Buch gegriffen?
Unabhängig davon, ob wir uns die Frage bewusst stellen oder ob sie nur in unserem Inneren wirkt – ab dem Zeitpunkt ihres Erscheinens bekommen Bilder und Ideen, die bisher als reine Träumerei abgetan wurden, eine neue Bedeutung. Das ist gut so. Sie weisen auf tiefe Sehnsüchte und innere Bedürfnisse hin. Und zwar auf jene, die wir (noch) nicht leben. Sie zeigen das Potenzial auf, das noch ungenutzt in uns schlummert. Sie sind Hinweise auf innere Anteile, deren Existenz wir entweder noch nicht kennen oder mit viel Disziplin versuchen zu unterdrücken. Diese Visionen von einem anderen Leben sind keine illusorischen Wunschvorstellungen ohne Anspruch auf Verwirklichung. Sie sind Botschaften unserer Seele. In ihnen finden wir Hinweise, in welche Richtung es in unserem Leben gehen kann. Sie bringen uns auf den Weg.
In diesem Buch geht es nicht ums Träumen, Wünschen oder Hoffen. Stattdessen möchte ich Sie ermutigen, ein erfüllendes Leben zu führen. Ein Leben, das Sie subjektiv als sinnvoll empfinden, in dem Sie Freude an den Dingen haben, die Sie tun, und an dessen Ende Sie aus vollem Herzen sagen können: Ich habe gelebt.
Spricht man mit Menschen auf dem Sterbebett, so bedauern sie in der Rückschau nicht, keine Karriere gemacht oder zu wenig Geld besessen zu haben. Sie bedauern vielmehr, sich für ihre eigenen Interessen nicht genügend Zeit genommen, den Menschen, die sie lieben, dies nicht oft genug gesagt, ihre Chancen nicht genutzt, zu wenig gewagt und sich zu oft für den sicheren Weg entschieden zu haben. Sie haben die Frage War das schon alles? ignoriert oder verdrängt.
Genau das soll dieses Buch verhindern. Anstatt die Frage als bedeutungslos abzutun, lade ich Sie ein, ihr Raum zu geben. Ich habe das vor einigen Jahren gewagt, so schwer es mir anfangs fiel. Ich habe die Sehnsucht nach mehr Selbstständigkeit nicht mehr ignoriert, sondern bin ihr gefolgt. Beruflich, und später auch in meinem Privatleben. Ich erkannte, dass mein Bedürfnis nach Freiheit und Unabhängigkeit größer war, als ich es mir eingestehen wollte. Und ich erkannte, wie mein ständiges Streben nach Sicherheit und Absicherung verhinderte, mich auf das Leben voll und ganz einzulassen.
Der perfekte Zeitpunkt, etwas zu ändern, wird nie kommen. Es wird immer eine ganze Reihe von Ablenkungen geben, die Sie daran hindern, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Sie werden nie lange suchen müssen, um einen Grund zu finden, jetzt doch nicht mit der Reise zu beginnen. Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Ich möchte Ihnen zeigen, dass jeder von uns nicht nur das Recht auf ein erfüllendes Leben hat, sondern wir uns selbst gegenüber verpflichtet sind, jenem Weg zu folgen, der unserer individuellen Bestimmung entspricht. Doch muss ich Sie warnen. Ich verspreche Ihnen nicht die schnelle Lösung. Stattdessen möchte ich Sie ermutigen, einen nachhaltigen Richtungswechsel in Ihrem Leben vorzunehmen. Sofern Sie das möchten.
Dieses Buch beginnt nicht mit dem ersten Schritt, auch wenn das Lesen dieser Zeilen vielleicht Ihr erster Schritt in Richtung Veränderung ist. Bevor Sie entscheiden können, ob Sie bereit sind aufzubrechen, ist es notwendig, dass Sie in sich hineinfühlen, erkennen, was gerade in Ihnen ist – und ob der Zeitpunkt, sich auf Reise zu begeben, schon gekommen ist. Auch ein Blick in die Vergangenheit ist dafür hilfreich. Er hilft zu verstehen, warum wir sind, wie wir sind. Und es ist gut zu wissen, woher wir kommen, bevor wir dorthin gehen, wo wir hinwollen.
Wenn Sie sich entscheiden, den Weg zu beschreiten, begleitet Sie dieses Buch durch die Höhen und Tiefen, die darauf folgen können. Den eigenen Weg zu gehen, bedeutet nicht, von nun an ausschließlich auf Wolke sieben zu schweben. Sie werden auch Schmerz, Kummer oder Rückschläge erleben. Hindernisse müssen überwunden, Widerstände, innere wie äußere, abgebaut werden. Das klingt nach viel Arbeit. Und manchmal ist es das auch. Sie werden mit Fragen konfrontiert, deren Antworten sie erst einmal nicht kennen. Sie werden in die Tiefe gehen und Ihren wahren Wesenskern in all seinen Facetten kennenlernen. Nicht alles, was Sie dabei entdecken, wird Ihnen gefallen.
Mein Anliegen ist es nicht, Ihnen den besten und schnellsten Weg zu zeigen, wie Sie Ihre Ziele erreichen. Dazu gibt es schon mehr als genug Bücher. Vielmehr möchte ich Sie dabei unterstützen, wieder mehr in Kontakt mit Ihrem wahren Wesenskern, Ihrer Seele, zu kommen. Und ich möchte Sie mit Ihren inneren Ratgebern vertrauter machen. Ihre Ziele spielen dabei natürlich auch eine Rolle. Es macht allerdings viel mehr Freude, Ziele zu verfolgen, die wirklich aus dem Herzen kommen und