Whitney Houston. Mark Bego

Whitney Houston - Mark  Bego


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mit Linda Creed zusammen das Duett „Hold Me“ geschrieben. Da Whitney durch ihre Beteiligung an dem Material-Projekt bei Elektra bekannt war, wurde sie eingeladen, bei diesem Song mitzusingen. „Hold Me“ wurde für das Duo Teddy Pendergrass und Whitney Houston zum Hit.

      Währenddessen hatte Michael Jacksons älterer Bruder Jermaine das Label Motown nach langen Jahren verlassen und einen Solovertrag bei Arista unterzeichnet. Das Jahr 1984 stand ganz im Zeichen des King of Pop, der kurz zuvor mit Thriller eines der erfolgreichsten Alben aller Zeiten abgeliefert hatte, und daher machte es große Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass sich Michael, Jermaine, Tito, Randy, Jackie und Marlon Jackson für ein neues Album und die Victory-Tour noch einmal zusammenfinden würden. Jermaine brauchte eine kraftvolle Soloplatte, die er auf dieser ausverkauften Tour, um die so viel Rummel gemacht wurde, vorstellen konnte, und genau die gelang ihm auch. Jermaine Jackson erschien 1984 auf Arista, kam in den USA bis in die Top Twenty und wurde mit Gold ausgezeichnet. Neben der Hit-Single „Dynamite“ befanden sich unter anderem zwei bemerkenswerte Duette auf der Platte – „Tell Me I’m Not Dreamin‘ (Too Good To Be True)“ mit seinem Bruder Michael und „Take Good Care Of My Heart“ mit Whitney Houston.

      Im August 1984 veranstaltete Arista in einer New Yorker Diskothek namens Limelight eine große Party für Jermaine. Zur Unterhaltung der Gäste sang Whitney dort „Home“ und eine Reihe anderer Solo-Songs. Dann kam Jermaine zu ihr auf die Bühne, und beide brachten gemeinsam „Take Good Care Of My Heart“.

      Der Starfotograf Charles Moniz war bei der Veranstaltung im Limelight zugegen, um Fotos zu machen, und er berichtete: „Damals war Jermaine Jackson der große Star. 1984 standen alle Jacksons im Blickpunkt der Öffentlichkeit, und ich erinnere mich, dass Janet und LaToya auch im Club waren, um sich den Auftritt ihres Bruders anzusehen. Als Whitney auf die Bühne kam, war sie noch relativ unbekannt, jedenfalls im Vergleich zu Jermaine. Aber es war sofort klar, dass eine große Zukunft vor ihr lag. Sie wurde auch so präsentiert, als sei sie schon ein Star.“

      Am letzten Novemberwochenende 1984 gab Arista Records eine große Party, um das zehnjährige Bestehen des Unternehmens zu feiern. Die Veranstaltung fand im Museum Of The City Of New York statt, und es wurde eine umwerfende Party mit viel Klasse. Einige Arista-Künstler waren dabei, beispielsweise Patti Smith, Alan Parsons und Dionne Warwick. Dionne sorgte auch für die musikalische Begleitung des Abends, und Whitney Houston trat ebenfalls auf. Die Anwesenden, der Autor eingeschlossen, waren von dem, was sie zu sehen und zu hören bekamen, äußerst beeindruckt.

      Das ganze Jahr über hatte man bei Arista dafür gesorgt, dass Whitneys Talent bei verschiedenen Veranstaltungen zu Gehör gekommen war, obwohl es noch immer keine Platte von ihr zu kaufen gab. Unter anderem war sie auch mit Jermaine Jackson zusammen als musikalischer Gast in der beliebten TV-Soap As The World Turns, die in den USA im Nachmittagsprogramm lief, zu sehen gewesen. Davon abgesehen hörten Millionen amerikanischer Fernsehzuschauer Whitneys Stimme bereits mehrere Male am Tag. Das Weichspülmittel Bounce wurde damals mit einem Spot beworben, der mit einer Version von „Jump“ der Pointer Sisters unterlegt war, gesungen von Cissy Houston. Im Hintergrund war ganz klar Whitneys Stimme zu erkennen.

      Bei Arista arbeitete damals Kenneth Reynolds, der die Abteilung R&B Product Management leitete und dabei auch direkt für Whitney zuständig war. Er ist zudem in ihrem ersten Video zu sehen, als Koch des Restaurants, in dem Whitney „You Give Good Love“ vorträgt. Reynolds berichtete: „Als ich im Oktober 1983 zu Arista kam, war der Vertrag mit Whitney bereits abgeschlossen und innerhalb des Unternehmens ausführlich kommunziert worden. Jeder wusste von ihr, jeder wusste, dass ihre Karriere mittels einer riesigen Marketing- und Promotionkampagne angeschoben werden sollte. Es stand fest, dass sie die neue große Sängerin werden sollte. Nicht nur eine neue Sängerin. Wir redeten von einem Star, der in derselben Liga spielen sollte wie Aretha Franklin oder Diana Ross.“

      Es fanden Managementbesprechungen darüber statt, wo sie gesehen werden sollte, wen sie treffen sollte, was sie tragen sollte und wie sie frisiert sein wollte. Jeder Aspekt der Werbekampagne wurde genau festgelegt, und es wurde immer wieder darauf verwiesen, dass Clive Davis bei allen Entscheidungen das letzte Wort haben würde.

      Hinsichtlich des Stylings und der Vermarktung Whitney Houstons erklärte Reynolds 1986: „Man kann es auch übertreiben. Und es ist schwer, wenn jemand so hübsch ist wie Whitney, denn dann hat man eigentlich nur sehr wenig zu tun. Man muss sie nur ein bisschen stylen, was ihre Garderobe betrifft, und sich eine Richtung für die Vermarktung überlegen. Aber jeder in der Firma hatte seine ganz persönliche Vorstellung von dem, was das Mädchen einmal werden sollte. Das ging schließlich soweit, dass Clive sich persönlich einmischte und sagte: ‚Mir gefallen die Ideen allesamt, und das ist alles gut und schön, aber da wir hier überhaupt keine Übereinstimmung haben, stelle ich euch jetzt mal meine Ideen vor.‘“ Davis machte deutlich, dass er sich hinsichtlich aller Marketingstrategien bei Whitney Houston ein Vetorecht vorbehielt.

      Ken Reynolds, der schon mit vielen Stars zusammengearbeitet hatte, lernte Whitney zu Beginn ihrer Karriere als höchst charmant und professionell kennen. Über die Aufnahmen zu ihrem ersten Video erzählte er: „Sie wirkte wie ein sehr erfahrener Profi, und das spürte ich in allem, was sie tat. Sie war zwar eigentlich ganz neu im Geschäft, aber sie verhielt sich wie jemand, der schon eine Ewigkeit dabei war. Sie hat immer etwas Cooles, Weltgewandtes an sich.“

      Sie brauchte jetzt nur noch das richtige Album und die richtige Solo-Single – und beides bekam sie mit ihrem Debüt Whitney Houston, das erst im Februar 1985 erschien. Beinahe zwei Jahre hatte man daran gearbeitet, damit dieser musikalische Meilenstein auch richtig einschlug. Keine andere Platte wurde in der jüngeren Pop-Geschichte so gründlich durchdacht und geplant, was das Material, den Sound, die Verpackung und das Marketing betraf.

      Um die richtigen Produzenten und Songwriter zu finden, entschied man sich für eine ungewöhnliche Maßnahme: Im Sweetwaters in New York und im Vine Street Bar & Grill fanden spezielle Showcases statt, bei denen Whitney eine Stunde lang ihre aktuell stärksten Songs präsentierte, und Produzenten und Songwriter wurden eingeladen, um live zu erleben, wie die Legende Whitney vor ihren Augen Gestalt annahm. Am Schluss dieser beider Sessions gingen Clive Davis und Gene Harvey dann das Material durch, das diese Produzenten und Songwriter eingereicht hatten.

      Harvey erklärte: „Es ging nur darum, das richtige Material und die richtigen Produzenten zu finden. Clive vertrat, wie wir auch, die Meinung, dass wir diese Sängerin nicht mit Gewalt und übereilt an die Öffentlichkeit zerren sollten. Wir beschlossen zu warten und alles aufs Beste vorzubereiten, und wenn das ein wenig länger dauern würde, dann war das eben so.“ Diese Herangehensweise funktionierte offenbar hervorragend.

      Clive hielt von große Stücke auf Whitney und wollte sichergehen, dass das erste Album in jeder Hinsicht gelang: „Sie verfügt über eine enorme Bandbreite, von Musical bis Gospel und Soul.“ All die verschiedenen Seiten, die Whitney hatte, sollten auf dieser Platte ins beste Licht gerückt werden. Was das alles kostete, spielte für Davis dabei keine Rolle, er wollte nur dafür sorgen, dass die Platte ein Riesenhit wurde.

      Whitney selbst verließ sich auf ihr Bauchgefühl, als es darum ging, die richtigen Songs auszuwählen. Schließlich hatte sie schon seit Jahren dabei zugesehen, wie ihre Mutter und Stars wie Aretha Franklin Hits einspielten, und daher wusste sie, worauf sie bei einem Song achten musste, damit er zu ihr passte: „Meine Mutter kennt das Geschäft sehr gut, und sie hat mir alles darüber beigebracht!“

      Cissy selbst formulierte es einmal so: „Ich versuche, Gefühl in jeden Song zu legen, den ich singe. Ich muss ihn erst einmal selbst fühlen, bevor ich ihn so bringen kann, dass andere, wenn sie ihn hören, auch etwas empfinden. Alles, was ich tue, ist absolut echt.“ Diese Einstellung übertrug sich offenbar auf ihre Tochter, denn Whitney sollte diese Grundsätze stets beherzigen.

      Über die zweijährige Entstehungsphase ihres ersten Albums sagte Whitney: „Ich gab Showcases und lud Leute aus dem Musikgeschäft dazu ein. Schon seit ich fünfzehn war, hatten sich die Plattenfirmen für mich interessiert – es war, als ob alle darauf warteten, dass ich endlich erwachsen wurde. Und dann reichten sie ihre Angebote ein. Ich saß dann später mit meinen Managern und meinen Eltern da, und ich erinnere mich an eine extrem lange Besprechung, bei der es darum ging,


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