Vor und nach der Jägerprüfung. Herbert Krebs

Vor und nach der Jägerprüfung - Herbert Krebs


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sind Direktabzüge (also ohne Druckpunkt oder Stecher), die in allen Waffenarten Verwendung finden.

      159 | Welcher Abzug ist bei Flinten ­gebräuchlich?

      Flinten haben Ein- bzw. Doppelabzüge. Bei ­Einabzügen ist der Lauf meist wählbar, d. h., der Schütze bestimmt, welcher Lauf (zuerst) feuert. Bei Doppelabzügen ist der vordere Abzug für den rechten bzw. bei Bockwaffen für den unteren Lauf bestimmt und der hintere Abzug für den linken bzw. oberen Lauf.

      160 | Was ist ein Druckpunktabzug?

      Beim Druckpunktabzug ergibt sich zunächst ein leichter Vorzug bis zum Druckpunkt, sodass sich der Abzugsfinger am Züngel »anlehnen« kann. Erst nach Überwinden des Druckpunkts mit seinem genau definierten Abzugswiderstand bricht der Schuss. Der Matchabzug ist ein besonders leicht stehender Druckpunktabzug.

      Bockbüchse mit Doppelabzug und Handspannung

      161 | Was ist ein Kombiabzug?

      Der Kombiabzug ist ein Direktabzug plus ­Rückstecher. Er wird überwiegend ungestochen als Flintenabzug geschossen.

      Französische- oder Rückstecher an einem Repetierer (Stecherschraube verdeckt). Eingestochen wird durch das Vordrücken des Abzugs.

      162 | Wann spricht man von einem ­Einabzug?

      Bei Doppelflinten, insbesondere bei Bockflinten, bevorzugt man den Einbau eines Abzuges für beide Läufe, da man den 2. Schuss, ohne Umgreifen schneller auslösen kann.

      Deutscher Stecher bei einem Repetierer. Eingestochen wird durch das Zurückziehen des hinteren Züngels bis zum Einrasten. Die Schuss­auslösung erfolgt durch den vorderen Abzug.

      163 | Wozu dient ein Stecher?

      Der veraltete Stecher dient zur Feineinstellung des Abzugs, um den Schuss durch feinste Berührung des Abzuges auslösen zu können. Achtung: Die hohe Empfindlichkeit des gestochenen ­Abzugs ist eine erhebliche Gefahrenquelle!

      164 | Welche Stecherarten werden unterschieden?

      Rückstecher (auch französischer Stecher – nur ein Abzugszüngel) und deutscher Stecher (auch Doppelzüngelstecher – 2 Abzugszüngel)

      165 | Wie erkennt man, ob ein Gewehr einen Stecher hat?

      Beim deutschen Stecher (nur an einläufigen ­Büchsen zu finden) am Vorhandensein von 2 Abzugszüngeln samt Stecherschraube, beim Rückstecher an der Stecherschraube.

      166 | Wie funktioniert der französische ­Stecher?

      Der Rückstecher (französischer Stecher) wird durch Druck nach vorne eingestochen, d. h. feingestellt.

      167 | Wie wird der deutsche Stecher eingestochen?

      Durch Zurückziehen des hinteren Abzugs.

      168 | Wann wird gestochen?

      Erst im Anschlag, kurz vor dem Schuss.

      169 | Was heißt Entstechen?

      Hat man ein Gewehr eingestochen und kommt nicht zum Schuss, so muss es gesichert und entstochen werden. Der durch Rückstecher oder Doppelzüngelstecher »gespannte« Abzug wird durch Entstechen wieder in seine ursprüngliche Lage gebracht.

      170 | Wann muss unbedingt entstochen ­werden?

      Kommt man nicht zum Schuss, muss sofort ent­stochen werden. Es ist gefährlich, eine gestochene Waffe außer im Anschlag handzuhaben oder gar abzustellen.

      171 | Wie wird entstochen?

      Achtung: Vor dem Entstechen ist zu sichern bzw. die Handspannung zurückzunehmen. Wenn möglich, wie bei Kipplaufwaffen, ist auch der Verschluss zu öffnen. Beim Rückstecher wird der Abzug zwischen Daumen und Zeigefinger langsam zurückgeführt. Beim Doppelzüngelstecher hält der Mittelfinger den Stecherabzug gedrückt und gibt ihn erst wieder frei, wenn der Zeigefinger den vorderen Abzug betätigt hat.

      172 | Welche zusätzliche Gefahr birgt der deutsche Stecher bei falscher Handhabung?

      Drückt man aus Versehen (weil man diese ­Bewegung vom Rückstecher so gewohnt ist) das hintere Züngel nach vorne, so kann der Schuss brechen!

      A-Tec-Maxim-Schalldämpfer

      Schalldämpfer

      Sinn und Wirkungsweise: Der Knall beim Schuss der Jagdwaffe setzt sich im Wesentlichen zusammen aus dem nicht dämpfbaren, da an jeder Stelle der Flugbahn auftretenden Geschoss­knall sowie dem Mündungsknall. Der Mündungsknall entsteht meist durch die schlagartige Entspannung des hohen Überdrucks an der Mündung, wenn das Geschoss dieselbe verlässt. Nur der Mündungsknall ist dämpfbar, sodass der Knall bei Jagdwaffen mit einem Schalldämpfer zwar nur teilweise, aber gehörtechnisch effektiv reduziert werden kann. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass ein Gewehrknall von ca. 160 dB (eine Lautstärke, die bereits bei nur einem Schuss eine irreparable Gehörschädigung hervorrufen kann) mit einem guten Schalldämpfer bis auf zwar immer noch laute, aber im Freien verträgliche etwa 130 dB reduziert werden kann.

      Schalldämpfer wirken auf den Mündungsknall hauptsächlich durch die Kombination aus Verwirbelung des Gasstroms, Entspannung des Gasdrucks, Reduktion von Gastemperatur und Gasgeschwindigkeit (sowie Frequenzmodulation).

      Die vor allem in technisch unaufgeklärten Traditionskreisen verbreitete Meinung, dass dem Schalldämpfer an Jagdwaffen eine Deliktrelevanz zugewiesen werden müsse und mit ihm der Wilderei Vorschub geleistet würde, ist freilich weder technisch noch kriminalstatistisch haltbar. Schall­dämpfer an Jagdwaffen dienen fast ausschließlich dem Gesundheitsschutz, indem sie Schützen, Umstehende und Jagdhunde vor irreparablen Gehörschäden bewahren helfen. Zudem verringern Schalldämpfer den Hoch- und Rückschlag der Waffe (was das leidige »Mucken« bekämpft) und verbessern die Präzision der Waffe, sodass der Schütze allgemein erfolgreicher wird.

      Rechtlich sind Schalldämpfer den Waffen gleichgesetzt, d. h., sie müssen in die WBK ein­getragen werden.

      Oben: einschüssige Kipplaufpistole, unten: Pistole und Revolver

      Kurzwaffen

      Im Unterschied zu Langwaffen (Gewehren) haben Kurzwaffen – früher sagte man Faustfeuerwaffen dazu – eine Gesamtlänge von weniger als 60 cm. Kurzwaffen sind keine Jagdwaffen. Ihr Hauptzweck ist die Verwendung als Polizei- und Militärwaffe, im jagdlichen Bereich dienen sie zum Fangschuss. Treffsicherheit und vor allem Wirksamkeit lassen auf größere Entfernung rasch nach. Neben den »Gebrauchswaffen« für den Jäger gibt es »Sportwaffen« zum (jagd)sportlichen Schießen.

      Das Waffengesetz stellt an Erwerb, Besitz und Führen von Kurzwaffen strengere Anforderungen als bei Langwaffen, jedoch wird für Jagdschein­inhaber das »Bedürfnis« im Sinn des Waffen­gesetzes zum Erwerb und Besitz von 2 Kurzwaffen ohne besonderen Nachweis anerkannt. Das BJagdG verbietet es, mit Kurzwaffen auf Wild zu schießen (gesundes Wild zu »jagen«), ausgenommen bei der Bau- und Fallenjagd sowie bei Fangschüssen auf verletztes oder krankes Wild. Bei Fangschüssen auf Schalenwild mit der Kurzwaffe muss die Mündungsenergie des Geschosses mindestens 200 Joule betragen, bei Fangschüssen auf anderes Wild als Schalenwild ist keine Minimalleistung gefordert.

      Die jagdliche Verwendung von Kurzwaffen beschränkt sich somit auf

      • das Töten von Wild bei der Fallenjagd

      •


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