9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017. Frank Rehfeld
verausgabt, dass sie entweder die Kontrolle verloren und in Unfälle geraten oder der Highway Patrol aufgefallen waren.
Eric Pittkin verfolgte die Entwicklung allerdings mit gemischten Gefühlen. Er zog an seiner Havanna und hielt ein Whiskyglas in der Hand.
Möglicherweise wurde es jetzt nötig, in das Geschehen auf der Strecke direkt einzugreifen. Diese Option hatte sich Pittkin offen gelassen. Es war immer gut, auf jede mögliche Entwicklung vorbereitet zu sein.
Ein Mann im grauen Dreiteiler setzte sich zu ihm an den Tisch.
„Ray!“, stieß Pittkin hervor.
„Ich habe mich erst etwas frisch machen müssen, bevor ich hier herkam“, sagte Ray Jordan. „In diesen engen Flugzeugen schwitzt man immer so…“
Pittkin deutete auf die große Leinwand.
„In Kürze werden ein paar Leute mehr auf der Welt sich einen Privatjet leisten können und diese Probleme nicht mehr haben!“, stellte er fest. „Ich hoffe, Sie gehören dazu, Ray!“
Ray Jordan seufzte und lehnte sich zurück. In seinem Glas war Mineralwasser. Das passt zu ihm!, dachte Pittkin. Nüchtern bis ins Mark – um nicht zu sagen eiskalt.
„Ich habe mir als erstes die Wettquoten angesehen und die Auswirkungen betrachtet, die durch den Ausfall einiger Fahrer entstanden sind. Wir haben ein Problem!“
„Ich weiß. Ich hatte gedacht, dass mein Mann aus Cleveland das lösen könnte, aber ich habe ihn nicht früh genug erreicht.“
„Gibt es jemand anderen?“
„Natürlich. Glauben Sie vielleicht, ich wäre auf diese Entwicklung nicht vorbereitet?“
Ray Jordan lächelte dünn. „Nein, ehrlich gesagt kann ich mir eine Situation, auf die Sie nicht vorbereitet sind schwer vorstellen!“
„Eben. Also machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe das Ganze unter Kontrolle. Das Spiel entwickelt sich noch eine Weile in die Richtung, in die es jetzt geht und dann bekommt alles durch einen überraschenden Zug eine neue Wende!“
„Warten Sie nicht zu lange“, riet Ray Jordan. „Ich habe unten auf dem Parkett schon die ersten ärgerlichen Stimmen gehört. Und angeblich soll eine Gruppe aus Shanghai bereits vorzeitig abgereist sein.“
Pittkin bleckte die Zähne. „Wer zu früh aussteigt, den bestraft das Leben!“, prophezeite er. „Sie werden sehen!“
„Ach, noch was…“
„Ja?“
„Was ist mit diesen beiden G-men?“
25
Der Porsche war hinter der nächsten Hügelkette verschwunden. Die ersten Siedler, die in das hügelige, Gras bewachsene Prärieland kamen, berichteten davon, dass es den Betrachter seekrank machen würde. In der Ferne tauchte das Logo eines Mineralölkonzerns auf. Es ragte über den Horizont und wenig später konnte man eine Tankstelle mit Drugstore sehen.
„Er ist abgebogen und steht an der Zapfsäule!“, stellte Milo fest.
„Eine Art Boxenstopp also!“
Milo überprüfte den Sitz seiner Waffe. Dann langte er in dem engen Fond des Sportwagens, wo wir unsere Kevlar-Westen hinter den Vordersitzen verstaut hatten. Sicher war sicher. Eine davon legte sich Milo an.
Ich ließ den Motor des Wagen noch einmal laut brummen, dann bog ich im letzten Moment von der Interstate ab und hielt auf die Zapfsäulen zu.
Mein Fuß war auf dem Bremspedal.
Mit quietschenden Reifen kam der Sportwagen zum Stehen.
Milo sprang heraus, die Dienstwaffe vom Typ SIG Sauer P226 in beiden Händen.
‚George Smith’ hängte gerade die Zapfpistole wieder an seinen Ort.
„Hände hoch, keine Bewegung! FBI!“, rief Milo, kurz nachdem er hinausgestürzt war.
Ich sprang ebenfalls aus dem Wagen und griff zur Waffe. Um eine Kevlar-Weste anzulegen blieb mir natürlich keine Zeit mehr.
Der Mann, der sich George Smith genannt hatte, und von dem wir annahmen, dass er in Wahrheit Robert Dawn war, drehte sich vorsichtig herum. Sein Gesicht wurde zur Grimasse. Der Mund bildete einen dünnen, geraden Strich. Jeder Muskel und jede Sehne seines Körpers waren angespannt und plötzlich wurde offensichtlich, dass dies gar nicht der Körper eines älteren Menschen sein konnte, der trotz allen Trainings sich diese katzenhafte Geschmeidigkeit nicht hätte antrainieren können.
Einen kurzen Blick ließ er schweifen, um die Lage abzuschätzen. Im Hintergrund waren die Sirenen der Polizeifahrzeuge der Highway Patrol von North Dakota zu hören.
Es mussten mindestens zwei oder drei Fahrzeuge sein, die inzwischen hinter uns her hetzten.
Robert Dawn griff unter seinen hellen Blouson. Dann wirbelte er herum und riss eine Waffe hervor.
Er feuerte sie sofort ab. Es handelte sich um eine großkalibrige Automatik. Kaliber 45 oder 44 schätzte ich.
Der erste Schuss traf Milo in den Oberkörper. Die Kugel wurde zwar durch das Kevlar aufgefangen, aber die Wucht des Aufpralls blieb erhalten.
Wie durch einen heftigen Tritt wurde Milo zu Boden gestreckt, wo er stöhnend liegen blieb.
Ehe ich feuern konnte, schoss Dawn auch in meine Richtung. Die Kugel ging dicht über mich hinweg. Ich ging hinter dem Sportwagen in Deckung.
Dawn sprang in den Wagen, brauste los. Die Reifen quietschten. Der Porsche raste voran und stellte seine Beschleunigungsfähigkeit unter Beweis. Ich zielte auf die Hinterreifen, traf aber nur den Kotflügel. Dawn warf einen eiförmigen Gegenstand aus dem Fenster, der auf die Zapfsäulen zurollte.
Eine Handgranate.
Die Explosion riss ein Loch in den Asphalt und ließ eine der Stützen des Vordachs einknicken, das sich über die Zapfsäulen spannte. Ich ging in Deckung. Das Dach neigte sich herab und wurde sogleich wieder hochgerissen, als die erste Zapfsäule explodierte. Innerhalb von wenigen Augenblicken bildete sich ein Feuerball und verpuffte. Eine Welle aus Druck und Hitze brandete über mich hinweg.
Die Scheiben des Drugstore zerbarsten. In diesem Moment trafen die Fahrzeuge der Highway Patrol ein.
Ich kümmerte mich als erstes um Milo.
„Alles in Ordnung?“, fragte ich und riss ihn hoch.
Er nickte nur und versuchte Luft zu bekommen. Wir stiegen in den Sportwagen, ich setzte zurück, denn mir war klar, dass wir bislang nur den Anfang des Infernos gesehen hatten. Weitere Explosionen folgten. Eine schwarze Rauchsäule, die meilenweit zu sehen sein musste, stieg auf. Ein beißender Geruch verbreitete sich.
Milo rang noch immer nach Atem.
Er hielt sich den Brustkorb. „Das war eine ganz schöne Ladung, die ich da abbekommen habe…“
Einer der Highway Patrol Männer kam an mein Seitenfenster. Ich ließ es herunter und zeigte ihm meine ID-Card.
„Der Fire Service ist verständigt, aber wir müssen mit weiteren Explosionen und Bränden rechnen. Schließlich gibt es hier große Tanks.“
„Wir hängen uns an den Kerl heran!“, kündigt ich an.
„Brauchen Sie keinen Arzt?“
Besonders Milo sah ziemlich ramponiert aus. Seine Kleidung war verschmutzt. Aber das war nicht der springende Punkt schließlich waren wir nicht hier, um einen Schönheitspreis zu gewinnen.
„Alles bestens!“, behauptete Milo, hustete sogleich und strafte sich selbst damit Lügen. Natürlich hatten wir von dem beißenden Rauch einiges abbekommen.
Und vielleicht hätte eine ärztliche Untersuchung an den