9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017. Frank Rehfeld
hat und zweitens…“
„Mach es nicht so spannend, Milo!“
„Es hat genau zu fraglichen Zeit jemand eine Maschine ausgeliehen. Ein gewisser Gary Fisher. Er hat den Helikopter für den ganzen Tag gemietet.“
„Sie sollen versuchen ihn aufzuhalten, wenn er zurückkehrt – was schätzungsweise in den nächsten zwanzig Minuten der Fall sein wird.“
„Wie sollen sie das machen, Jesse? Ich meine, ohne ein Risiko einzugehen. Der Kerl ist ein Killer.“
„Vielleicht stimmt ja was mit seinem Flugschein nicht oder dergleichen. Seit dem 11. September haben sich doch die ganzen Meldebestimmungen gerade in diesem Bereich extrem verschärft! Denen wird schon was einfallen. Danach ruf die State Police an, damit der Flughafen abgeriegelt wird. Der Kerl darf nicht entkommen.“
Ich fuhr zurück auf den Highway.
Der Sportwagen schaffte es mühelos die Böschung hinauf. Die 510 PS waren in dieser Situation natürlich sehr wertvoll. Dann zog ich auf die Fahrbahn herüber und startete voll durch. In wenigen Sekunden hatte der Motor seine Höchstumdrehungszahl erreicht. Milo telefonierte und wurde dabei so in den Sitz gedrückt, dass er sich kaum rühren konnte.
„Die Flughafenleitung spielt mit“, berichtete er schließlich. „Und unsere Kollegen von den hiesigen Polizeibehörden auch.“
„Dann hoffe ich, dass sie inzwischen auch die Straßensperre abgebaut haben, die in ein paar Meilen auf uns warten müsste, bevor man die erste Abfahrt von Bismarck erreicht.“
„Hast du dir mal überlegt wie unser kleiner Trip eben auf der großen Leinwand ausgesehen haben muss?“
„Vielleicht denken die, dass wir mal kurz tanken waren.“
„Hoffen wir einfach, dass die Darstellung so stark vergrößert ist, dass sich das nicht allzu stark abzeichnet.“
„Also, was Robert Dawn angeht, wussten die ganz genau wo er sich befindet. Auf den Meter genau.“
Milo stimmte zu. „Ja, das ist wahr. Mir geht schon die ganze Zeit durch den Kopf, warum sich Dawn alias Smith nicht gewehrt hat. Er ist ein Killer und auf uns hat er sofort geschossen. Es war ihm gleichgültig, ob dabei vielleicht die ganze Tankstelle in die Luft fliegt und er mit ihr. Er hat sich kompromisslos gewehrt…“
„Aber davon war dort, wo er ermordet wurde, nichts zu sehen“, stellte ich fest. Milo hatte Recht. Dawn hatte einfach nur dagesessen, wie jemand, der zu spät begriffen hatte, was eigentlich vor sich ging. Er hatte nicht einmal mehr die Chance gehabt, zur Waffe zu greifen. Abgesehen davon hatten wir auch keinerlei Beschädigungen am Wagen feststellen können.
Ich versuchte, die Tat im Geiste zu rekonstruieren.
Die Kugel hatte Dawn in die Stirn getroffen. Er musste seinem Mörder also das Gesicht zugewandt haben. Furchtlos. Vielleicht sogar in der Erwartung, dass man ihm helfen wollte. Möglicherweise hatte er sogar selbst die Tür seines Sportwagens geöffnet, bevor der Mann, dessen Fluglizenz auf den Namen Gary Fisher ausgestellt war, seine Waffe gezogen und geschossen hatte.
„Ich glaube, Dawn hat erwartet, dass man ihn abholt“, meinte ich. „Um ihm zu helfen! Warum hätte er sich da wehren sollen? Als er erkannte, dass seine Freunde es doch nicht so gut mit ihm meinen wie gedacht, war es schon zu spät.“
Milo bestätigte meine Ansicht. „So muss es gewesen sein.“
„Setz das Rotlicht aufs Dach, Milo.“
„Wir sind noch immer Teilnehmer des Northern Cannonball. Wenn wir mit dem Rotlicht fahren und einer der anderen Teilnehmer …“
„Milo, das Rennen ist beendet. Die anderen Teilnehmer wissen es nur noch nicht. Aber es hängt jetzt alles davon ab, dass wir früh genug am Mandan Airport ankommen, ehe es dort zu ernsthaften Problemen kommt.“
Milo atmete tief durch.
„Wie du meinst.“
Dann ließ er das Fenster herunter und setzte das Rotlicht auf das Dach.
Ich hoffte nur, dass der Magnet stark genug war, um den auftretenden G-Kräften in der Beschleunigungsphase zu trotzen.
Ich trat das Gas voll durch, während die Seitenscheibe wieder empor glitt. Der Motor verbreitete ein angenehmes, kraftvolles Brummen und ließ den Sportwagen wie eine Rakete über den schnurgeraden Highway Richtung Bismarck schnellen.
32
In einer Rekordzeit legten wir die Strecke bis Mandan zurück. Zwischendurch hatten wir immer wieder telefonischen Kontakt mit den hiesigen Kollegen sowie den Kollegen des Flughafenpersonals.
Danach war der Mann, der sich Gary Fisher nannte, tatsächlich zurückgekehrt, obwohl er den Helikopter für den ganzen Tag gemietet hatte.
Inzwischen waren auch Einsatzkräfte der State Police eingetroffen und hatten das Gelände weiträumig und unauffällig abgesperrt.
Der Mann, der sich Gary Fisher nannte, diskutierte gerade mit einer Mitarbeiterin der Flughafenleitung darüber, weshalb es unbedingt nötig war, von seinem Flugschein noch eine zweite Kopie anzufertigen.
„Die Vorschriften sind nun mal verschärft worden und wir sind alle gehalten, uns danach zu richten“, erklärte die ziemlich entnervte Mitarbeiterin, die sich große Mühe gab, ihre Ruhe nicht zu verlieren.
„Hören Sie, ich bin nicht irgendwer! Ich fliege in der Woche meine vierzig, fünfzig Stunden und ich bin über alles, was es an Vorschriften gibt, genauestens informiert.“
„Das kommt vielleicht daher, weil Sie aus Montana kommen und man dort manche Vorschriften wiederum etwas anders auslegt, als es bei uns hier vorgeschrieben ist. Es tut mir leid, ich will Ihnen ja auch wirklich keine unnötigen Umstände machen, aber…“
Wir hatten ihn erreicht. Er drehte sich um und schien instinktiv zu spüren, dass etwas nicht stimmte.
„Mister Gary Fisher?“
„Ja?“
„Jesse Trevellian, FBI. Wir verhaften Sie wegen des dringenden Verdachtes, Robert Dawn alias George Smith ermordet zu haben.“
Gary Fisher wirbelte herum und griff unter die Lederjacke mit dem Flieger-Emblem, die er trug.
Er riss eine Beretta hervor und erstarrte dann, als er in die Mündung meiner Dienstwaffe blickte.
Milo hatte ebenfalls seine SIG Sauer P 226 gezogen und die Waffe auf den Mann gerichtet.
Die Mitarbeiterin des Flughafens war zur Seite gesprungen und hatte sich in Sicherheit gebracht.
Einsatzkräfte der State Police betraten jetzt den Raum und machten jeden Gedanken an Flucht endgültig absurd.
Gary Fisher senkte die Waffe.
Ich nahm sie ihm ab. Milo legte ihm Handschellen an. „Sie haben das Recht zu schweigen“, belehrte ich ihn. „Falls Sie aber auf dieses Recht verzichten, kann alles, was Sie von nun an sagen, gegen Sie verwendet werden, haben Sie mich verstanden?“
„Ich bin ja nicht taub“, knurrte er.
„Aber wenn Sie mich fragen, dann sollten Sie darauf verzichten und zusehen, dass Sie möglichst schnell Punkte für Ihren Prozess sammeln.“
„Ach wirklich?“
„Mit der Waffe, die Sie bei sich trugen, haben Sie Robert Dawn alias George Smith erschossen. Das werden die ballistischen Untersuchungen sicherlich ergeben. Damit sind Sie geliefert, es sei denn, Sie haben irgendetwas zu bieten.“
„Und was sollte das sein?“
„Ihre Auftraggeber natürlich“, sagte ich. „In wessen Auftrag haben Sie das getan?“
Er atmete tief durch.
„Ich