Sammelband 6 Krimis: Die Konkurrenten und andere Krimis für Strand und Ferien. Walter G. Pfaus

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schloss den Koffer.

      „Findest du nicht, dass die Sachen, die du da eingepackt hast, für Toronto ein bisschen sommerlich wirken?“

      Lee Trentons Ton wurde schärfer. „Herrgott noch mal, was machst du jetzt für dein Aufstand? Ich muss ein paar Tage weg, das ist alles! Eigentlich dachte ich, du hättest dich langsam daran gewöhnt!“

      Das Telefon klingelte.

      Trenton nahm ab.

      „Ja?“

      Keine Antwort. Es klickte in der Leitung. Trenton legte wieder auf. Eine tiefe Furche erschien auf seiner Stirn.

      Abby stemmte die Arme in die Hüften

      „Wer war das?“, wollte sie wissen.

      „Niemand...“

      „Hör mal, ich glaube fast, du tanzt noch irgendwo auf einer anderen Hochzeit! Erzählst mir da irgendwelche Geschichten über Geschäfte in Toronto oder so einen Mist und packst Sachen ein, die dazu nicht passen!“

      „Abby...“

      „Ich habe schon länger den Eindruck, dass du da irgendwo noch etwas anders laufen hast!“

      „Das ist Unsinn!“

      „Besser, du sagst es mir offen und ehrlich, anstatt dieses feige Versteckspiel weiter zu treiben!“

      „Abby, mein Flieger wartet nicht!“

      „Du kannst mir noch nicht einmal gerade in die Augen sehen, Lee!“

      „Vielleicht können wir ein anderes Mal in Ruhe darüber reden...“

      In diesem Augenblick klingelte es am Eingang. Abby ging zur Tür des geräumigen Ein-Zimmer-Apartments.

      „Wer ist da?“, fragte sie über die Sprechanlage, ehe Lee Trenton es verhindern konnte.

      Eine sonore Stimme meldete sich. „UPS-Paketservice. Ich habe eine Sendung für Sie.“

      Abby öffnete die Tür.

      Ein Mann in einer bis über die Hüfte gehenden, taillierten Lederjacke und dazu passenden Lederstiefeln stand auf dem Flur. Eine dunkle Strickmütze bedeckte fast die gesamte Stirn.

      Der Mann in Leder blickte an Abby vorbei in Lee Trentons Richtung und griff unter seine Jacke. Abby sprang zurück, während eine Automatik mit Schalldämpfer unter der Lederjacke hervorgezogen wurde.

      Trenton griff unter sein Jackett und riss einen kurzläufigen Revolver hervor.

      Aber er kam nicht mehr zum Schuss.

      Zweimal kurz hintereinander ertönte ein Geräusch wie bei einem heftigen Niesen. Das Mündungsfeuer leckte blutrot aus dem Schalldämpfer heraus. Trenton zuckte und sackte erst auf die Knie, ehe er mit dem Gesicht nach vorn zu Boden fiel.

      Abby wich zurück und schrie.

      Der Mann in Leder richtete seine Waffe auf sie und drückte noch einmal ab. Getroffen sank sie zu Boden und blieb regungslos liegen. Blut sickerte aus einer Schusswunde an ihrem Kopf.

      Der Killer trat in die Wohnung, schloss die Tür hinter sich und sah sich um.

      Ein zynisches Lächeln spielte um seine Mundwinkel.

      Für jemanden, der in den letzten Jahren so gute Geschäfte gemacht hat, hast du aber ziemlich stillos gelebt, Lee Trenton!, dachte er grinsend

      12

      Milo und ich parkten vor einem einfachen Brownstone-Bau in der West 10th Street. Lee Trentons Adresse lag im vierten Stock.

      Das Haus war gepflegt, verfügte aber über keinerlei besonderen Luxus und auch nicht über besondere Sicherheitstechnik. Die Mieten waren in dieser Gegend aber auf Grund der zentralen Lage trotzdem gepfeffert.

      Wir klingelten nicht bei Trenton, sondern bei einem der anderen Mieter, der uns hereinließ, nachdem wir uns mündlich als FBI-Agenten vorgestellt hatten.

      Mit dem Lift ging es dann hinauf in den vierten Stock.

      Wenig später standen wir vor Trentons Tür. Aus der Wohnung waren Geräusche zu hören.

      „Das hört sich an, als würde dort jemand einen Umzug beginnen!“, meinte Milo und drückte auf die Klingel.

      Die Geräusche verstummten.

      Nichts geschah. Wir postierten uns rechts und links der Tür, die Hand an der Dienstwaffe.

      „Mister Trenton, hier spricht das FBI! Bitte machen Sie die Tür auf! Wir müssen dringend mit Ihnen sprechen!“

      Im nächsten Moment folgten fünf kurz hintereinander abgegebene Schüsse. Die großkalibrigen Projektile stanzten daumengroße Löcher in die Tür.

      Anschließend waren auf der anderen Seite schnelle Schritte zu hören.

      Ich schnellte vor, zog die Dienstwaffe vom Typ SIG Sauer P226 und stürmte los.

      Zwei Schritte weit kam ich.

      Dicke, blassgrüne Schwaden zogen mir entgegen, die die Augen tränen ließen.

      Der Nebel war so dicht, das kaum etwas sehen konnte.

      Nur eine schattenhafte Gestalt. Ein Mündungsfeuer blitzte durch den Nebel hindurch.

      Kein Schussgeräusch.

      Die Kugel zischte dicht an mir vorbei. Ich feuerte zurück ins Nichts hinein. Das Geräusch einer zerspringenden Fensterscheibe war zu hören.

      Dann war die Gestalt verschwunden.

      Ich kämpfte mich durch den beißenden Nebel und presste mir dabei mein Taschentuch vor die Nase.

      Ein paar Schritte vor mir lag dir Leiche einer jungen Frau.

      „Zurück, Jesse!“, rief Milo – und er hatte Recht.

      Ich taumelte zurück zur Tür und hustete erbärmlich. Brechreiz machte sich bemerkbar. Wer diese Wolke durchquerte, war anschießend kampfunfähig.

      Milo klingelte inzwischen an der Tür der Nachbarwohnung und klopfte heftig gegen die Tür. „FBI! Machen Sie die Tür auf!“

      Ich erholte mich unterdessen einigermaßen.

      Ein Mann von Mitte vierzig öffnete die Tür der Nachbarwohnung.

      „Was wollen Sie?“

      „Gehen Sie zur Seite!“, forderte Milo und hielt ihm seinen Dienstausweis unter die Nase. „Wir müssen durch Ihre Wohnung.“

      „Aber...“

      „Gibt auf Ihrer Seite des Hauses Feuerleitern?“

      „Ja.“

      „Dachte ich mir!“

      Milo stürmte voran. Ich schnellte hinterher. Der Wohnungsbesitzer, an dessen Tür der Name ‚Mark Leslie Nelson’ stand, sah uns verdutzt hinterher.

      Mit schnellen Schritten war Milo durch das Ein-Zimmer-Apartment geeilt und hatte die Balkontür erreicht. Ich war ihm dicht auf den Fersen. Milo öffnete die Tür


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