Killer im August: 11 Thriller. A. F. Morland

Killer im August: 11 Thriller - A. F. Morland


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      2

      Sie war eine Schönheit. Das enganliegende Kleid verbarg wenig von ihrer aufregenden Figur.

      Die Verführung in Person, das war sie!

      Nur mit ihren Augen stimmte etwas nicht.

      Meergrün waren sie. Aber sie erinnerten nicht an den Duft von Seetang - sondern an die kalten Facettenaugen einer Schlange. Ein eisiger Blick, in dem tödliche Entschlossenheit stand.

      Golden schimmerte die große Automatik vom Kaliber .45 in ihrer Rechten. Eine Waffe, deren Projektile einem Mann den Schädel wegreißen konnten. Viel zu groß für ihre zarten Hände. Mit einer schnellen Bewegung schob sie das Magazin in die Waffe. Ein teuflisches Lächeln huschte über ihren volllippigen Mund.

      Dann steckte sie die Waffe in ihre Handtasche.

      Es konnte nicht mehr lange dauern, dann würde sie endlich den Mann vor ihrer Waffe haben, dessen Tod sie wie nichts sonst herbeisehnte.

      Ein kühler Wind wehte vom East River her über die Industriebrache im Nordwesten von Queens. Eine Fabrikhalle, deren Abriss etwa zur Hälfte vollendet war. Heute war Sonntag, da hatten die großen Maschinen mit den Abrissbirnen Pause.

      Ein Ort, wie geschaffen für einen Mord...

      "Sie lassen sich Zeit", sagte der dunkelhaarige Lockenkopf, der ein paar Meter von der jungen Frau entfernt in Richtung East River stand. Er trat seine Zigarette aus. Eine Uzi-Maschinenpistole hing ihm über der Schulter.

      "Mach dir keine Sorgen, Kelly", sagte sie. "Es wird schon alles glattgehen..."

      "Du nimmst das ziemlich gelassen, Janet."

      "Sollte ich etwa nicht?"

      "Wir bringen hier nicht irgendjemanden um die Ecke."

      "Ich weiß! Ich weiß es besser als jeder andere, Kelly!"

      Sie lächelte.

      Ihr Plan war perfekt.

      Sie vertraute darauf. Es konnte nichts schiefgehen.

      In dieser Sekunde kam die dunkle, überlange Mercedes-Limousine um die Ecke. Parisis Wagen. Aber der bestimmte jetzt nicht mehr, wo es lang ging.

      Der Wagen kam heran, hielt.

      Eine Tür öffnete sich.

      Eine massige Gestalt wurde brutal herausgestoßen.

      John Parisi wandt sich stöhnend auf dem Boden. Er blickte auf.

      Sein bleiches Gesicht verlor den letzten Rest von Farbe.

      "Janet – du?", murmelte er fassungslos.

      Janet hatte indessen ihre Pistole hervorgeholt und durchgeladen. Sie trat näher, fasste die Waffe mit beiden Händen.

      Die Tür der Mercedes-Limousine wurde wieder geschlossen.

      Der Wagen brauste mit quietschenden Reifen davon.

      Parisi sah ihm kurz nach.

      Janet lachte. "Ja, deine Boys haben gute Arbeit geleistet, was?"

      Er versuchte sich aufzurichten. Mit einige Mühe gelang es dem massigen Parisi schließlich auch. Er sah Janet an.

      "Ich verstehe nicht...", murmelte er.

      "Nein?" Ihre Stimme klang wie Eis. Sie trat auf ihn zu. "Du weißt es wirklich nicht? Dann geht es dir jetzt nicht anders als den vielen, deren Lebenslicht du mit einem Fingerschnippen ausgelöscht hast, John!" Sie lachte. "Good bye, Parisi!"

      Und dann drückte sie ab.

      Immer wieder. Und ihr Gesicht verzog sich dabei zur Grimasse. Die erste Kugel traf Parisi im Oberkörper. Er taumelte zurück, während das nächste Projektil sein Kinn durchschlug. Noch bevor die massige Gestalt schwer zu Boden plumpste, hatte Janet ein halbes Dutzend Patronen verschossen. Sie hörte nicht einmal auf zu schießen, als der große Boss schon in eigenartig verrenkter Stellung am Boden lag. Reglos. Und tot.

      3

      "Agent Jesse Trevellian, FBI", stellte ich mich dem hochgewachsenen City Police Sergeant vor. Ich deutete neben mich. "Dies ist mein Kollege Milo Tucker."

      Der Sergeant nickte.

      "Sie sind ja wirklich schnell", meinte er anerkennend.

      Milo und ich waren an diesem Morgen noch gar nicht im Büro gewesen. Ich hatte Milo an der gewohnten Ecke abgeholt, dann war der Anruf aus der Zentrale gekommen. Und anstatt zur Federal Plaza 26 zu fahren, wo der FBI-District New York sein Hauptquartier hatte, hatten wir uns so schnell wie möglich in den Nordwesten von Queens begeben.

      Angehörige einer Abrisskolonne hatten eine Leiche gefunden, als sie mit der Arbeit anfangen wollten.

      Die Mordkommission hatte die Ermittlungen aufgenommen und festgestellt, dass es sich bei dem Toten um ein sehr bekanntes Gesicht handelte.

      John Parisi, eine große Nummer im organisierten Verbrechen.

      Nach unseren Erkenntnissen hatte er ein Syndikat beherrscht, das seine Gewinne vor allem mit der illegalen Beseitigung von Sondermüll machte. Die Gewinnspannen waren da seit einiger Zeit schon genauso hoch wie im Heroinhandel.

      So waren wir ins Spiel gekommen.

      Denn ein gewöhnlicher Mordfall war dies wohl nicht.

      "Kommen Sie", sagte der Sergeant. Wir traten zur Leiche.

      Die Arbeiter der Abrisskolonne standen etwas abseits und sahen zu, wie der Gerichtsmediziner sich über den Toten beugte.

      Es handelte sich um Dr. Frank Clelland. Ich kannte ihn von anderen Einsätzen her. Wir grüßten uns knapp.

      "Mindestens sechs Einschüsse", meinte Dr. Clelland dann.

      "Muss ein großes Kaliber gewesen sein. Eine .45er schätze ich. Genaueres können wir natürlich erst sagen, wenn ich die Projektile aus dem Körper geholt habe."

      "Wie lange ist dieser Mann tot?", fragte ich.

      "Ich denke, dass er gestern Nachmittag erschossen wurde. Auf die Stunde genau möchte ich mich aber ungern festlegen."

      "Sieht aus wie..."

      "...hingerichtet", vollendete mein Freund und Kollege Milo Tucker. "Parisi wurde förmlich durchsiebt."

      Clelland fuhr indessen fort: "Die Schüsse wurden aus einer Entfernung von nicht mehr als zweieinhalb Metern abgefeuert."

      Ich beugte mich nieder.

      Parisis


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