Killer im August: 11 Thriller. A. F. Morland
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Edward Loomis blickte sich in der Runde um, die sich zur Lunchzeit im exquisiten Spiegelsaal des Restaurants von Jean Marquanteur versammelt hatte. Loomis hatte eine Vorliebe für französische Küche. Und außerdem gehörte ihm das Restaurant zu zwei Dritteln.
"Die Geschäfte gehen schlecht", meinte Loomis. "Das Ganze liegt meiner Ansicht nach an einzig und allein an dem Krieg mit den Ukrainern. Wir finden kaum noch Spediteure, die mit uns zusammenarbeiten, selbst wenn wir ihnen preislich entgegenkommen."
"Was schlagen Sie vor, Loomis?", fragte ein hochgewachsener Grauhaariger.
"Wir müssen uns mit den Ukrainern einigen. Es geht kein Weg daran vorbei, Mister Ericson!"
Ericson zuckte die Achseln. "Nichts dagegen, zumal das FBI in nächster Zeit bei dem einen oder anderen von uns auftauchen wird. Aber ich fürchte, diese Bastarde aus Little Ukrainia sind daran gar nicht interessiert! Die wollen unsere Vernichtung."
"Früher oder später werden sie einsehen, dass der Kuchen groß genug ist für uns alle", meinte Loomis.
Jetzt meldete sich ein hochgewachsener Lockenkopf zu Wort, dessen dunkler Maßanzug mindestens tausend Dollar gekostet hatte.
"Fragt sich nur, ob früher oder später", meinte er kühl. "Wenn es nämlich zu spät ist, sind wir erledigt!"
"Kelly hat recht", meinte jemand anderes.
"Was schlagen Sie vor, Kelly?"
"Wir müssen die Ukrainer tödlich treffen ! Das muss doch möglich sein! Von einer Einigung halte ich gar nichts. Sie kann doch nur bedeuten, dass wir etwas abgeben müssen und sie etwas bekommen, das kann niemandem von uns gefallen..."
"Wenn der Krieg weiter geht, geraten wir ins Visier der Cops", gab Loomis zu bedenken.
Kelly verzog das Gesicht.
Er hob sein langstieliges Weinglas.
"Es wundert mich, dass Sie überhaupt den Schlag gegen den alten John Parisi gewagt und sich dabei nicht in die Hose gemacht haben, Loomis."
Von draußen waren jetzt Geräusche zu hören.
Schritte, dann ein ächzender Laut.
Alle Anwesenden verstummten.
"Teufel, was ist da los?", schimpfte Loomis.
In diesem Moment sprang die Doppeltür zum Spiegelsaal auf.
Schwerbewaffnete Maskierte stürmten herein. Alles ging blitzschnell. Mit Maschinengewehren und kugelsicheren Westen ausgerüstete Männer verteilten sich im Raum und gingen überall in Stellung. Mindestens ein Dutzend MPis und mehrere Automatiks waren auf die Männer an der Tafel gerichtet.
Jean Marquenteur, der Chef de la cuisine wurde in den Raum geschleudert. Er taumelte, fiel zu Boden und rutschte ein Stück über das glatte Parkett. Durch die offene Tür konnte man die Wächter seltsam verrenkt auf dem Boden liegen sehen.
Ein Mann mit einer Schalldämpfer-Waffe ging gemessenen Schrittes in den Spiegelsaal. Von seinem Gesicht waren nicht mehr als die Augen zu sehen. Er trug eine Sturmhaube.
Der Mann mit der Schalldämpfer-Waffe blieb stehen, blickte in die Runde...
Als sich einer am Tisch etwas zu schnell bewegte, feuerte der Mann mit der Schalldämpferwaffe blitzschnell und ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde zu zögern. Das Projektil fuhr dem Mann mitten in die Stirn. Die Wucht des Geschosses riss ihn nach hinten und ließ ihn mitsamt seinem Stuhl zu Boden knallen.
Niemand bewegte sich.
"Wer sich rührt, ist so tot wie die unfähigen Gorillas, die ihr da draußen postiert hattet!" zischte der Mann mit der Schalldämpferwaffe unter seiner Sturmhaube hervor. Er sprach undeutlich und war kaum zu verstehen. Er ließ den Lauf seiner Waffe umherkreisen. Keiner der Anwesenden wagte es, auch nur zu heftig zu atmen.
"Für jeden, der sich aus dem Geschäft zurückzieht, gibt es eine Prämie", sagte der Mann mit der Schalldämpfer-Waffe.
"Die zweite Möglichkeit ist, für uns weiterzumachen. Alle anderen erwartet das hier..."
Er machte eine schnelle Bewegung mit seiner Waffe.
Zwei Maskierte trugen ein Paket herein.
Es hatte in etwa die Form eines menschlichen Körpers, eingewickelt in eine dicke, undurchsichtige Plastikfolie.
Die beiden Maskierten warfen das Paket auf den Boden.
Dann wickelten sie es aus.
Loomis wandte den Blick zur Seite. Ihm wurde schlecht bei dem Anblick. Er würgte und konnte nur mit Mühe verhindern, dass er sich übergab.
"Ich hoffe, das war euch Schwachköpfen eine Warnung und ihr habt endlich kapiert, dass ihr uns nicht gewachsen seid!", zischte der Mann mit der Schalldämpfer-Waffe.
Er gab seinen Gorillas ein Zeichen.
Die MPis knatterten los. Und innerhalb von Sekunden verwandelte sich der Spiegelsaal in einen Scherbenhaufen.
Die großen Spiegel wurden von den Dutzenden von Projektilen zerschmettert und regneten in vielen tausend kleinen Stücken zu Boden.
Die Maskierten waren dann ebenso schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht waren.
Sekundenlang sagte niemand an der Tafel ein Wort.
Schließlich war Kelly es, der sich als erster erhob.
Er ging auf das grauenerregende Paket zu, das die Maskierten hinterlassen hatten. Seine Stirn zog sich in Falten als er den furchtbaren Inhalt ansah.
Er kniete davor nieder.
"Mein Gott", flüsterte er. "Das ist Jed Raglan..."
"Jedenfalls einer unserer Leute, ist doch klar", meinte Loomis kalt.
Kelly flüsterte: "Was haben diese Hunde nur mit ihm gemacht... Entsetzlich!"
Schweigen herrschte.
Kelly erhob sich wieder. Er wandte sich an die anderen, deren bleich gewordene Gesichter völlig konsterniert waren.
"Wir müssen sehen, dass wir die Toten verschwinden lassen! Und zwar schnell! Es sind zwar unsere eigenen Leute und wir haben sie auch nicht umgebracht, aber die Cops werden uns sonst mit Fragen löchern. Und im Moment können wir uns keinen Krieg an zwei Fronten leisten - gegen die Ukrainer und das FBI!"
Keiner sagte ein Wort.
Nicht einmal Loomis.
Um die Nummer eins zu werden, brauchst du bessere Nerven, Loomis, dachte Kelly, während er den Mann mit der Halbglatze abschätzig musterte.
"Ihr wollt mir doch nicht erzählen, dass einer von euch das Angebot dieser Bastarde annehmen wird", sagte Kelly dann in die betretene Stille hinein. "Wenn jemand das wagen sollte, lege ich ihn persönlich um!"