SF Abenteuer-Paket 1006 - Raumkapitän am Schwarzen Loch: Science Fiction Sammelband 1006. Margret Schwekendiek

SF Abenteuer-Paket 1006 - Raumkapitän am Schwarzen Loch: Science Fiction Sammelband 1006 - Margret Schwekendiek


Скачать книгу
Tau Ceti zu verschwinden.

      Aber Rollins hatte wegen der personellen Zusammensetzung der Siedler, die ihm auf den ersten Konvoi gefolgt waren, keinerlei Bedenken. Nordamerika war zu Anfang von religiösen Sektierern besiedelt worden, Australien gar von Kriminellen. Dagegen nahm sich die Crew der EXODUS-1 schon fast wie das bescheidenere Abziehbild der gesellschaftlichen Elite aus.

      Pilot Ndonga verstand sein Handwerk. Das war die Hauptsache. Im Tiefflug ging es über die weiten Ebenen.

      Riesige Herden von gigantischen Laufvögeln beherrschten das Bild.

      „Wir werden überprüfen müssen, ob diese Giganten gefährlich sind“, meinte Andropow.

      Der Kommandant des Sicherheitsdienstes ließ sich gerne Colonel nennen, obwohl er diesen Rang nach Rollins’ Erkenntnissen nie bekleidet hatte.

      Vielleicht war genau das der Grund dafür, sich so nennen zu lassen. Und hier draußen lag eine Reise von 19 Jahren zwischen dem neuen und dem alten Leben. Es spielte also im Grunde genommen gar keine Rolle, wer man gewesen war. Es spielte nur eine Rolle, was man konnte.

      „Wir werden schon einen Ort finden, an dem diese Biester unsere Gebäude nicht in Grund und Boden trampeln können“, war Rollins überzeugt.

      „Elektrozäune müssten da Wunder wirken“, meinte Ndonga.

      „Diese Riesenvögel lassen sich doch sicher auch als wandelnde Eiweißreservoire nutzen“, meinte der Colonel.

      Rollins lächelte.

      „Das ist der Optimismus, den wir brauchen!“, erklärte er.

      Rollins wählte einen Landeplatz. Das Shuttle sank langsam auf die moosbewachsene Oberfläche zu und setzte sanft auf.

      Ndonga überprüfte noch einmal alle Werte. Auch einige der Wissenschaftler und die Schiffsärztin beteiligten sich daran.

      „Nach wie vor alles in Ordnung“, sagte Myling Smith. „Ich empfehle allerdings, dass wir zunächst mit Schutzanzügen ins Freie gehen.“

      „Wieso das denn?“, fragte der Colonel. „Es gibt hier drei Prozent mehr Sauerstoff als auf der Erde - und ganz bestimmt weitaus weniger Schadstoffe!“

      „Da sind Sie möglicherweise im Irrtum“, erklärte Dr. Myling Smith. „Es gibt hier anscheinend Pollenwolken von gigantischen Ausmaßen. Und eine dieser Wolken kommt geradewegs auf uns zu, wenn sich der Wind nicht noch kurzfristig drehen sollte.“

      „Glauben Sie, dieser Blütenstaub könnte ein Problem werden?“, wollte Rollins wissen.

      Dr. Myling Smiths asiatisch geprägte Gesichtszüge blieben bis auf ein Anheben der Augenbrauen vollkommen regungslos.

      Sie zögerte einen Moment, ehe sie sich schließlich äußerte. Sie sagte: „Wir wissen es einfach nicht. Deshalb sollten wir vorsichtig sein und auf Nummer sicher gehen.“

      So erfolgte der erste Ausstieg auf Second Earth im Schutzanzug und schwer bewaffnet. Jeder Teilnehmer der Erkundungsexpedition verfügte über eine Hochleistungs-Projektilwaffe. Die Angehörigen des Sicherheitsdienstes außerdem noch über Gewehre und portable Raketen- und Granatwerfer.

      Viele Teilnehmer des ersten Konvois rätselten darüber was Arthur Rollins wohl bewogen haben mochte, mit einer Schar derart schwer bewaffneter Männer und Frauen eine Welt zu betreten, die den Erkenntnissen nach von keiner intelligenten Art besiedelt wurde. Nicht das geringste Anzeichen für eine selbst in den bescheidensten Kinderschuhen steckende Zivilisation waren bislang entdeckt worden.

      Und um die trampelnden Riesenvögel in Schach zu halten hätten sicherlich ein paar Bewaffnete vom Wachpersonal genügt.

      Niemand wusste, welches Detail seiner Biografie ihn dazu veranlasste, sich so sehr vor dem Fremden zu fürchten und selbst auf eine scheinbar jungfräuliche Welt so zu treten, als glaubte er, dort mit Feindschaft rechnen zu müssen.

      Er sprach nie darüber. Nicht zu seinem Sohn Arthur II noch gar zu seinem Enkel.

      So nahm er dieses Geheimnis eines Tages mit sich in den Tod. Aber es gab immer wieder jemanden, der die Frage aufwarf, ob sich die Geschichte Tau Cetis nicht ohne diese Empfindlichkeit des Konvoi-Anführers ganz anders entwickelt hätte.

      5

      Arthur Rollins ging als Erster ins Freie. Das war sein Privileg als Kommandant und wesentlicher Finanzier des gesamten Unternehmens. Zwar hatten auch die anderen Teilnehmer des Konvois Anteile gezeichnet, aber es gab niemanden der mehr aufgebracht hatte als Rollins. Wozu hätte er auch irgendetwas von seinem Besitz zurückhalten sollten? Schließlich rechnete er nicht damit die Erde jemals wieder zu sehen und tatsächlich sollte erst sein Enkel in seiner Eigenschaft als Vertreter des Tau Ceti Systems im Humanen Rat eine Reise zur Erde antreten.

      Rollins genoss das Gefühl, den wahrhaft festen Boden eines Planeten unter sich zu wissen. Das Gelände, auf dem das Shuttle gelandet war, hatte einen sehr felsigen Untergrund. Darüber wucherte das Moos in einer Schichtdicke, die zwischen wenigen Millimetern und zwanzig Zentimetern schwankte.

      Es hatte wohl etwas damit zu tun, welche und wie gute Nährstoffe das Moos aus dem jeweiligen Boden aufnehmen konnte.

      „Dieses Moos scheint mir ein ausgezeichneter Spender von Kohlenhydraten zu sein“, stellte Dr. Myling Smith fest. „Auf jeden Fall müsste sich dafür eine Fabrikationsanlage schaffen lassen, in der dieses Moos als Rohstoff benutzt werden könnte.“

      Dr. Smith kniete in ihrem klobig wirkenden Raumanzug nieder und analysierte noch einmal die Werte. „Nach wie vor keinerlei Anzeichen für schädliche Mikroorganismen. Die Frage ist für mich sowieso eher, was wir wohl für Erreger mitbringen, die dann hier für eine Pandemie ungeahnten Ausmaßes verantwortlich sein könnte.“

      Rollins hörte die Stimme der Ärztin über seinen Helmfunk. „Sie haben zuviel Skrupel“, meinte er. Er lächelte nachsichtig. „Bei den Äußerungen, die Sie in letzter Zeit so von sich gegeben haben, frage ich mich manchmal, weshalb Sie sich überhaupt für den Konvoi gemeldet haben, wenn…“

      „Wenn was?“, hakte Myling Smith kühl nach und hob dabei das Kinn. Ohne ihren Raumanzug hätte ihr dies vielleicht eine Haltung gegeben, die sich mit dem Begriff Arroganz assoziieren lässt. So konnte ihr Gegenüber davon so gut wie nichts erkennen. Gut so, dachte Myling. Sie hasste es, unfreiwillig Dinge preiszugeben, die entweder etwas mit ihren Gedanken oder ihren persönlichen Empfindungen zu tun hatte.

      6

      Die Pollenwolke kam wie ein formloses gelblich-braunes Ungeheuer über den Horizont. Die Partikel schwebten in der Luft und ließen sich vom sehr moderaten Wind vorantreiben.

      Gleichzeitig zeichneten die Außenmikros der Schutzanzüge ein Rascheln auf. Rollins schaltete die interne Ortungsanzeige seines Helms an und stellte fest: „Da kommt etwas aus Nordosten!“

      Colonel Andropow bestätigte dies. Er richtete den Scanner seines Ortungsgerätes in die entsprechende Richtung. „Dreißig Objekte. Sie bewegen sich mit etwa fünf Stundenkilometern auf uns zu!“

      „Warum sieht man nichts?“, fragte Rollins.

      „Es sind raupenähnliche Lebensformen… Allerdings mehrere Meter lang. Diese Dinger befinden sich in einem Areal, in dem der Moosbewuchs etwa einen Meter hoch ist. Sie graben sich einfach hindurch. Hier befinden wir uns auf felsigem Untergrund mit dünnerer Moosschicht, da werden Sie an die Oberfläche steigen.“

      „Wann?“

      Der Colonel zuckte mit den Schultern. „Schätzungsweise in ein paar Minuten. Und es gibt noch ein paar interessante Messwerte. Bodenvibrationen.“

      „Das muss eine Herde der Riesenvögel sein“, vermutete Dr. Smith.

      Der Colonel nickte. „Ja – vielleicht hundert Kilometer entfernt, so würde ich schätzen.“

Скачать книгу