Das Minimalismus-Projekt. Christof Herrmann
dort nicht hingehört (beliebt sind zum Beispiel leere Flaschen und Tüten, Parktickets, Werbung, Schuhe, benutzte Sport sachen), kommt an den dafür vorgesehenen Platz. Müll wird entsorgt.
3 SINGLETASKING STATT MULTITASKING
»Der kürzeste Weg, um vieles zu erledigen, ist, immer nur eine Sache zu machen.«
Samuel Smiles
Möchtest Du Stress reduzieren, produktiver sein und mehr freie Zeit haben? Dann musst Du Dir »nur« das heute sehr geschätzte Multitasking abgewöhnen und fortan Singletasking betreiben. Unter Multitasking versteht man das gleichzeitige oder parallele Erledigen zweier oder mehrerer Aufgaben, Singletasking bedeutet dagegen, eine Aufgabe nach der anderen zu bearbeiten.
Der »way of life« des 21. Jahrhunderts
Wir Menschen sind in der Lage, zwei Tätigkeiten auf einmal zu verrichten – aber nur solange eine davon automatisch im Hintergrund abläuft: Wir können gehen und uns unterhalten, Kaugummi kauen und bügeln, Tee trinken und einen Film schauen. Wir versuchen jedoch auf der Arbeit wie in der Freizeit auch komplexe Aufgaben im Multitasking zu bewältigen. Kein Wunder, irgendwer oder irgend was buhlt ja fast immer um unsere Aufmerksamkeit: das Smartphone oder das E-Mail-Programm, die To-do- oder die Einkaufsliste, Kolleginnen, Freunde oder Familie, Meetings oder Verabredungen und nicht zu vergessen die 10 000 Gegenstände, die ein Bundesbürger im Schnitt besitzt. Forscher der University of California fanden heraus, dass Büroangestellte im Durchschnitt 37-mal pro Stunde das Fenster ihres Computers wechselten, um E-Mails zu checken oder ein anders Programm aufzurufen.
Dieser Lebensstil, der »way of life« des modernen Menschen, ist aber nicht der einzige Grund, warum wir das tun und uns das antun. Wir glauben auch, im Multitasking effektiver und effizienter zu leben. Und wir hoffen, dass wir damit die Angst, etwas zu verpassen, eindämmen können.
Multitasking ist ein »way of lie«
Multitasking ist nicht nur unser »way of life«, sondern auch ein »way of lie«, also eine Art Lebenslüge. Es ist weder effektiv noch effi zient. Unser Gehirn ist nämlich nicht darauf ausgelegt, sich gleichzeitig auf mehrere Dinge zu konzentrieren. Unsere Aufmerksamkeit wird beim Multitasking geteilt oder abwechselnd jeweils auf eine der Tätig keiten verlagert. Und wir verlieren Zeit beim Wechseln und weil wir uns jedes Mal neu orientieren und eindenken müssen. Laut Studien macht das bei einfachen Aufgaben bis zu 25 Prozent der Zeit aus, die wir im Singletasting dafür bräuchten, und bei komplexen Problemen beträgt der Zeitverlust bis zu 100 Prozent oder mehr. Darüber hinaus machen wir beim Multitasking mehr Fehler, weil unser Gehirn der Doppelbelastung nicht gewachsen ist.
Was Du gewinnst, wenn Du Aufgaben nacheinander erledigst
Der Psychologe und Hirnforscher Ernst Pöppel hat einmal folgende These aufgestellt: »Wenn jeder Mensch in Deutschland eine Stunde am Tag ohne Unterbrechung durcharbeiten würde, bekämen wir den größten Innovationsschub aller Zeiten.« Das scheint nicht abwegig, wenn man betrachtet, welche Vorteile es hat, auf Multitasking zu verzichten:
Mehr Zeit, da die Aufgaben deutlich schneller erledigt werden
Bessere Qualität und weniger Fehler
Weniger unerledigte Aufgaben, denn je öfter man wechselt, desto wahrscheinlicher ist es, welche nicht abzuschließen
Mehr Gelassenheit und weniger Stress, was glücklicher machen und sogar das Leben verlängern kann.
Bessere Beziehungen zu Kollegen, Freundinnen, Familie und dem Partner, da man ihnen die volle Aufmerksamkeit schenkt.
MULTITASKING KANN GEFÄHRLICH WERDEN
Eine Studie des psychologischen Instituts der University of Utah hat gezeigt, dass das Unfallrisiko viermal so hoch ist, wenn man beim Autofahren telefoniert. Die Reaktionsfähigkeit entspricht der eines Angetrunkenen mit 0,8 Promille Blutalkohol.
Sieben Tipps, wie Du Dir das Multitasking abgewöhnst
Ich habe viel recherchiert und ausprobiert. Die folgenden Tipps helfen dabei, das Multitasking abzulegen:
1. Ändere Deine Einstellung. Nur wenn Dir die Vorteile des Singletaskings klar sind und Du fest entschlossen bist, es (wieder) zu erlernen, wirst Du diese Gewohnheit etablieren können.2. Bau Dir eine »Höhle« und reduziere so Ablenkungen. Wenn Du ein eigenes Zimmer hast, schließe Dich ein oder hänge einen Bitte-nicht-stören-Zettel an die Tür. Im Großraumbüro kann ein Sichtschutz für etwas Distanz sorgen.3. Habe alles griffbereit, was Du benötigst, um die geplante Aufgabe zu erledigen. Dann musst Du Deine Arbeit nicht unterbrechen und Deine Höhle nicht verlassen.4. Gehe mit allen Geräten offline, die Du nicht für die Erledigung der Aufgabe benötigst.5. Hole Dir Unterstützung. Erkläre Kolleginnen, Freunden und Deiner Familie, warum Du nicht erreichbar bist und wann Du wieder auftauchst. Sie werden vielleicht ablehnend reagieren. Sobald sie aber merken, dass Du bessere Ergebnisse erzielst, zufriedener bist und im Anschluss mehr Zeit für sie hast, kannst Du auf ihre Unterstützung zählen.6. Stell Dich auf Frust ein. Das schnelle Wechseln zwischen Aufgaben und Medien kann einen Ausstoß von Dopamin (»Glückshormon«) bewirken und süchtig machen. Manch einer fühlt sich während des Entzugs daher gelangweilt oder frustriert.7. Vermeide Rückfälle. Nur durch ständige Wiederholung wird eine neue Verhaltensweise zur Gewohnheit (siehe Kapitel 1 >). Das dauert nach der Studie von Phillippa Lally vom University College in London durchschnittlich 66 Tage.
4 WARUM DU ÖFTER »NEIN« SAGEN SOLLTEST
»Die Fähigkeit, das Wort Nein auszusprechen, ist der erste Schritt zur Freiheit.«
Nicolas Chamfort
Bist Du immer für alle da? Schlägst Du ungern Einladungen aus? Lässt Du Dir auf der Arbeit zu viel aufbürden? Hebst Du die Hand, wenn freiwillige Aufgaben verteilt werden? Dann kannst Du schlecht Nein sagen und bist deshalb wahrscheinlich oft in Eile, gestresst oder missgelaunt.
Keine Angst vor Zurückhaltung
Wir sind Jasager aus Gewohnheit. Wir haben Angst, etwas zu verpassen. Und wir versuchen, es allen recht zu machen. Nicht wir, sondern die Angst vor Ablehnung bestimmt also unser Handeln. Wir sagen oft in vorauseilendem Gehorsam Ja, damit unser Gegenüber keine Enttäuschung erlebt.
In der Realität jedoch führt ein Nein weder zu Sanktionen noch zum Ausschluss aus der Gesellschaft. Unsere Mitmenschen haben in den allermeisten Fällen kein Problem damit, wenn wir uns gelegentlich verweigern. Oft werden die, die sich vornehm zurückhalten, sogar mehr respektiert. Und in den seltensten Fällen verpassen wir etwas.
Selbstachtsamkeit statt Fremdbestimmung
Es geht beim Neinsagen nicht darum, egoistisch und verantwortungslos zu werden, sondern darum, besser für sich zu sorgen. Die Selbst sorge ist eine grundlegende Eigenschaft aller Lebewesen. Wer sich vernachlässigt und sein Leben nicht von innen heraus gestaltet, wird von den äußeren Ereignissen und Umständen