Das Minimalismus-Projekt. Christof Herrmann
Fernsehen, soziale Medien, Internet, Smartphone (siehe Kapitel 26 >) …
Umweltsünden: Plastik, Fliegen, Autofahren …
Hobbys: Reisen, Shoppen, Fotografieren …
Sonstige Gewohnheiten: permanent Nachrichten verfolgen, Sprechen, Lamentieren (siehe Kapitel 28 >).
Vorbereitung auf das Fasten
Lege zunächst fest, was, wie lange und in welchem Rahmen Du fasten möchtest. Es soll eine Herausforderung sein. Als Anhaltspunkt kannst Du Dir diese Frage beantworten: »Ich könnte nur schwer ____ Tage auf __________________ verzichten.« Vielleicht entscheidest Du Dich, eine Woche nicht zu rauchen, einen Monat nicht zu lamentieren oder ein Jahr Deinen Konsum auf Lebensnotwendiges einzuschränken.
Es kann hilfreich sein, mit Deinem Partner, einer Freundin oder in der Gruppe zu fasten. So könnt Ihr Euch gegenseitig motivieren und austauschen.
Siehst Du das Fasten eher als persönliche Herausforderung, musst Du das Durchhaltevermögen alleine aufbringen. Einem Unterstützer oder jemandem mit Fastenerfahrung von Deinem Fortschritt zu erzählen, wird Dir allerdings über Krisen hinweghelfen. Triff außerdem Vorkehrungen, die das Vorhaben erleichtern. Wenn Du eine Zeit lang nicht fernsehen möchtest, empfiehlt es sich zum Beispiel, das Gerät im Keller zu verstauen. Während einer Auszeit vom Alkohol könntest Du dafür sorgen, dass Deine Lieblingstees und -säfte zur Belohnung griffbereit sind.
Schlage kurz vor dem Fasten nicht über die Stränge, sondern reduziere die schlechte Gewohnheit lieber bereits im Vorfeld. Das vereinfacht die Umstellung.
Die Fastenzeit
Wiederhole zum Start Deiner Fastenzeit folgende Sätze immer wieder – in Gedanken oder laut:
Ich habe mich freiwillig zum Verzicht entschlossen.
Ich werde es schaffen.
Ich bin neugierig, wohin mich das Fasten führt.
Es wird sich lohnen.
Notiere die Sätze am besten in ein Fastentagebuch. Dort kannst Du auch Deine Empfindungen, Wahrnehmungen und Fortschritte festhalten. So bleiben sie keine flüchtigen Beobachtungen und sind jeder zeit verfügbar.
In der ersten Phase des Fastens wirst Du oft nur den Mangel spüren. Das Verlangen nach genau dem, worauf Du verzichtest, wird dann aber schwächer. Es passiert viel – im Äußeren wie im Inneren. Du bemerkst die körperlichen Vorteile. Last fällt von Dir ab. Alles fühlt sich freier und leichter an.
Stell Dich auch auf Krisen ein. Bleib aber trotzdem dabei. Die schwierigen Phasen gehen vorüber. Konzentriere Dich auf das Positive. Auch die Tipps in Kapitel 1 > können hier helfen.
Falls Du rückfällig geworden bist oder sogar abbrichst, hast Du trotzdem etwas gelernt. Finde heraus, warum Du nicht durchgehalten hast. Starte einen neuen Versuch – jetzt oder später.
Das Fastenende
Hast Du Dein Ziel erreicht, kannst Du stolz auf Dich sein. Du hast den Teufelskreis schlechter Gewohnheiten durchbrochen. Du bist damit persönlich gewachsen und hast an Selbstbewusstsein und Stärke gewonnen.
Den Fastengewinn erhalten
Während des Fastens hast Du etwas Essenzielles gelernt, nämlich mit weniger genießen zu können. Drei gekochte Kartoffeln mit einem Esslöffel Olivenöl und einer Prise Salz schmecken wie ein Festmahl, nachdem man eine Woche lang nichts gegessen hat.
Lass es langsam angehen. Genieße mit Bedacht. Lass die alte Gewohnheit nicht wieder so stark zurückkommen, dass Du sie nicht mehr unter Kontrolle hast und sie Dir schadet.
Das Fasten hat Dir viel Mut und Energie geschenkt. Du kannst Entscheidungen treffen, die vorher undenkbar waren. Vielleicht wirst Du Dich fragen, ob die alte Gewohnheit überhaupt noch zu Deinem neuen Leben passt. Warum nicht mit dem Rauchen auf hören und stattdessen sieben bis zehn Jahre länger leben, den Fernsehapparat verschenken und die gewonnene Zeit sinnvoller nutzen, nicht mehr lamentieren und stattdessen glücklicher sein …
8 LASS DICH ÖFTER UNTERBRECHEN – BEI SCHÖNEN TÄTIGKEITEN
»Die Gewöhnung stumpft unsere Sinne ab.«
Michel de Montaigne
Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass wir eine Tätigkeit gerne unterbrechen, wenn sie uns unangenehm ist oder keinen Spaß macht? Alles, was wir gerne machen, ziehen wir dagegen meist nonstop durch. Ist das sinnvoll?
Fehler 1: Drei Wochenenden für die Steuererklärung
Statt auf der Arbeit endlich den Bericht zu verfassen, lassen wir uns zunächst von den Kollegen, dann vom Kaffeeautomaten und schließlich im Internet ablenken. Beim Putzen der Wohnung kommen wir nicht ohne längere Pausen am Kühlschrank, am Smartphone oder am Bücherregal vorbei. Und mit der Steuererklärung, die eigentlich an einem Nachmittag erledigt wäre, plagen wir uns drei Wochenenden ab.
Fehler 2: Nur 5,4 Minuten für den Liebesakt
Bei schönen Tätigkeiten hingegen lassen wir uns nicht gerne unterbrechen. Eine Tafel Schokolade ist im Nu verputzt. Der Liebes akt dauert im Durchschnitt 5,4 Minuten. Und die Weihnachts geschenke reißen wir alle noch vor dem Festmahl auf.
Wir handeln so, weil wir davon überzeugt sind, dass Unterbrechungen unser Glück stören und den Genuss schmälern.
Besser: Angenehmes unterbrechen und auskosten
Es ist aber genau andersherum! Bei unangenehmen Tätigkeiten vermindert jede Unterbrechung die Gewöhnung und lässt uns noch mehr leiden, wenn wir wieder zum Unerfreulichen zurückkehren. Außerdem verlieren wir Zeit, da wir uns nach jeder Unterbrechung neu in die Aufgabe hineindenken müssen.
WAS STECKT HINTER DER GEWÖHNUNG?
Unter Gewöhnung oder Habituation versteht man in der Psycho logie folgenden Prozess: Wenn wir irgendeinem Reiz (etwa einem Geräusch) zum ersten Mal ausgesetzt sind, erfolgt eine Orientierungsreaktion. Das heißt, unsere Aufmerksamkeit richtet sich auf diesen Reiz. Nehmen wir denselben Reiz immer wieder wahr, lässt diese Reaktion nach – wir gewöhnen uns an ihn. Umgekehrt reagieren wir wieder auf den Reiz, wenn wir ihm eine Zeit lang nicht begegnet sind. Das Reizwort »Steuererklärung« ruft also jedes Wochenende wieder eine unan genehme Reaktion in uns hervor.
Wir können also das Phänomen der Gewöhnung für uns nutzen, indem wir eine unangenehme Verrichtung nicht unterbrechen. Da sie ihren negativen Reiz verliert, je länger wir sie am Stück ausführen, erscheint sie immer weniger lästig. Ein weiterer Vorteil ist, schneller mit der unerfreulichen Tätigkeit fertig zu werden.
Eine schöne Beschäftigung hingegen sollten wir öfter unterbrechen. So vermeiden wir die Gewöhnung. Nach jeder Unterbrechung freuen wir uns wieder auf diese Tätigkeit. Wir haben also viel länger etwas davon und können es mehr genießen.
Umsetzung: Mit viel Übung wird es zur Gewohnheit
Probiere es selbst aus. Putze Deine