Mission Unendlichkeit - Das 1529 Science Fiction Abenteuer Paket. Mara Laue
insoweit sie noch erhalten waren. Immer wieder ragten Rohre und Kabelrollen aus den Wänden und der Decke.
Isaak entschied sich für den linken Gang und wanderte den Korridor entlang. Bald entdeckte er eine Leuchtreklame an einer Kreuzung.
Zum Schwarzen Tempel, wurde dort angepriesen.
Er folgte der Beschilderung. Sie führte ihn zu einem Tor mit zwei großen Flügeln, die zischend auseinandergingen, als er sich näherte. Dahinter lag die Kneipe Zum Schwarzen Tempel. Genau wie sein Informant gesagt hatte.
Am Eingang stand ein blasser breitschultriger Mensch, dem ein Ohr fehlte. Obwohl er seine Haare so kämmte, dass sie es verdecken sollten, sah Isaak das sofort.
„Name und Zweck des Besuchs“, knurrte der Einohrige. Er überragte Isaak um einen ganzen Kopf.
„Isaak, ich suche jemanden zwecks eines Kopfgelds“, log Isaak. Es war eine Version der Wahrheit.
Isaak wollte sich an dem Mann vorbeidrängeln, doch der hielt ihn fest.
„Wenn er hier ist, regle das draußen“, sagte er langsam und deutlich. „Sonst wird dir alles in Rechnung gesetzt, Kopfgeldjäger. Sowas kann teuer sein.“
Isaak nickte. „Ich mache keinen Ärger“, beruhigte er den Einohrigen.
Dieser schnaubte verächtlich und gab den Weg frei.
––––––––
DER SCHWARZE TEMPEL war genau das, was Isaak gehofft hatte. Voller Personen, voller möglicher Informanten. Es war ein großer Raum, vielleicht einmal eine Eingangshalle. In der Mitte die runde Theke, an der allerlei Gesindel stand, und rundherum Steh- und Sitzgelegenheiten. Mattes Licht kam von Neonröhren an der Decke und tauchte alles in kaltes Weiß.
Isaak ging zur Theke. Einer der Barkeeper trat zu ihm.
„Was soll‘s sein?“, fragte er unfreundlich. Er runzelte die Stirn, als sich sein und Isaaks Blick trafen. Isaak kannte diesen Blick, den er nun bekam. Er hatte ein grünes und ein blaues Auge. Selbst in den Weiten des Alls und auf einer Milliardenwelt wie Chutala war das bei einem Menschen etwas Ungewöhnliches.
„Informationen“, erwiderte Isaak und reichte eine Chipkarte, auf der zehn Alizes gespeichert waren, zum Wirt. Alizes war die Währung, die überall im Reich der Terranischen Allianz Freier Völker galt. Der Wirt besah sich den Chip. Dann steckte er ihn in die Hosentasche. Er hatte das Hologramm geprüft, das die Echtheit garantierte.
„Ich suche einen Mann namens Julian Sanders. Ein Mensch, hat zwei verschiedenfarbige Augen“, erklärte Isaak.
„Kopfgeld?“
Isaak nickte. „Nichts um sich zur Ruhe zu setzen, aber es zahlt den Treibstoff.“
Der Barmann nickte und lachte dabei. Er besah sich das Bild, das Isaak ihm auf seinem Handcomputer zeigte. Das handtellergroße Bild war ein Profilfoto aus der Datenbank der TriakaCorp, für die Julian lange gearbeitet hatte.
„Er ist jetzt ein paar Jahre älter“, fügte Isaak hinzu.
„Sind sie immer“, erwiderte der Barkeeper. „Wann soll er hier gewesen sein?“
„Vor Monaten.“
„Monaten?“, fragte der Barkeeper skeptisch. „Junge, wissen Sie, wie viel Gesindel ich hier täglich allein sehe?“
„Brauchbare Informationen bekommen einen Bonus“, fügte Isaak hinzu und reichte einen weiteren 5-Alizes-Chip herüber.
Der Barmann kratzte sich nachdenklich am Kinn.
„War hier“, stellte er dann fest.
Isaak horchte auf. „Und?“
„War gehetzt. Das war so mein Bauchgefühl, entwickelt man mit den Jahren hier unten. Nicht nur, dass er es eilig hatte, schon eher so als wär jemand hinter ihm her. Solche Kerle sind mir immer unsympathisch. Bringen oft Ärger in den Schwarzen Tempel. Er hat mit Arig geredet.“
„Irgendwas Genaueres? Wo kann ich Arig finden?“
„Wollte jemand wissen, der ihn runterbringt. Jemand, der sichere Wege in die unteren Ebenen kennt, Sie verstehen?“, fragte der Barmann und zwinkerte. Isaak nickte. Er wusste, was der Mann meinte. Sichere Wege bedeutete Karten, die so aktuell wie möglich waren von der Welt hier unten. So tief unter Chutala-Stadt verirrte sich kein Ordnungshüter und keine Staatsgewalt.
Hier galt das Gesetz des Stärkeren, Banden und Gangs kontrollierten die Gebiete und machten die Gesetze.
In einem Block konntest du Sklaven kaufen, im anderen für Sklavenhaltung hingerichtet werden. Isaak hatte schon die wildesten Geschichten gehört.
Es hieß, dass es hier unten Menschen gab, die wahnsinnig geworden waren und andere intelligente Spezies fraßen. Inklusive ihrer eigenen Artgenossen.
„Wenn du Arig suchst, er ist da hinten“, erklärte nun der Barmann. „Der Kilto.“
Isaak sah sich im Raum um und entdeckte einen grauhäutigen Kilto an einem der Tische weiter hinten. Der Tisch stand leicht erhöht, wobei der Kilto das sicher nicht nötig gehabt hätte, um eine gute Übersicht zu haben. Für einen Kilto war Arig nur durchschnittlich groß, um die drei Meter. Seine graue schuppige Haut wirkte ungesund in dem weißen Neonlicht der Deckenlampen. Kilto erinnerten zwar an Menschen, weil sie humanoid waren, doch für Isaak wirkte es immer befremdlich, dass sie keine Nase hatten. Stattdessen verfügten sie über zwei schräge Schlitze im Gesicht. Er wusste nicht, ob sie als Riechorgan dienten.
„Der da?“, vergewisserte er sich. Der Barmann nickte.
„Danke.“ Bei diesem Wort steckte Isaak dem Barmann noch einen 5-Alizes-Chip zu.
Dann ging er zu Arig.
Als er nur noch einige Schritte von dem Kilto entfernt war, bemerkte Isaak, wie dessen Körperhaltung sich versteifte. Er trug eine dunkle Hose und ein beiges Hemd, darüber eine schwarze, weite Jacke.
Arig griff in seine Jackentasche.
Isaak vermutete, dass er die Hand um den Griff einer Waffe schloss.
Das würde er zumindest tun, wenn jemand wie er selbst auf ihn zukäme.
Isaak hob langsam und ruhig seine Hände etwas von seinen Holstern weg. Arig schien sich zu entspannen.
Isaak wusste, dass er hier einfach niedergeschossen werden konnte. Aber er vertraute darauf, dass der Kilto ungern aus der Bar fliegen wollte. Abgesehen davon, dass er sicher jeden Schaden in Rechnung gestellt bekäme.
„Arig? Sind Sie der Kilto, der sichere Wege kennt?“, fragte Isaak betont gleichgültig, als er sich zu dem Kilto an den Tisch setzte.
Der Hüne blickte auf ihn herab. Seine Stimme war tief und kratzig.
„Für Geld bekommt man hier unten alles“, erwiderte er ausweichend. Er zeigte die Parodie eines Lächelns.
„Das freut mich zu hören.“
„Wer sind Sie?“
„Ich suche Julian Sanders“, erwiderte Isaak. Er zog kurz seinen Handcomputer hervor und zeigte das Bild von Julian. Dabei sah Isaak dem Kilto direkt in die Augen und wich nicht seinem stechenden Blick aus.
„Wieso? Kopfgeld? Sind Sie Jäger?“
Isaak schmunzelte. Ihm gefiel es, dass die Leute immer den offensichtlichen Schluss zogen anstatt nachzudenken.
Irgendjemand hätte immerhin auf die Wahrheit kommen können, oder zumindest nahe daran, nur durch Nachdenken. Julian Sanders hatte immerhin auch verschiedenfarbige Augen. Die Leute glaubten immer, es ginge nur um ein Kopfgeld, um alte Rechnungen. Aber wie wahrscheinlich war es, dass ein Mensch mit einer seltenen,