Plastik im Blut. Heike Schröder

Plastik im Blut - Heike Schröder


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eingesetzt in Sitzmöbeln, Matratzen, Gehäusen von Computern oder Fernsehern, in Elektrokabeln, Teppichrückenbeschichtungen, Dämmstoffen und Montageschäumen. Sie sind in Kuscheltieren mit Kunstfell enthalten und in Elektronikspielzeugen. Diese Chemikalien können aus dem Kunststoff entweichen und belasten dann die Innenraumluft und den Hausstaub. Im menschlichen Blut und in Muttermilch findet man seit Jahren ebenso steigende Konzentrationen einiger dieser Chemikalien wie im Hausstaub. (Umweltbundesamt 2008) Die Hauptbelastung erfolgt in der Regel über die Nahrung, vor allem durch fetthaltige Lebensmittel wie Fisch und Muscheln, Fleisch, Milch und Eier. Pflanzen können diese Gifte über den Boden aufnehmen, sodass auch Wurzelgemüse belastet sein kann. Viele polybromierte Flammschutzmittel sind seit Langem im Einsatz, sie sind schwer abbaubar, einige reichern sich in der Umwelt an, gelangen in die Nahrungskette und sind sogar in entlegenen Gebieten im Fettgewebe von Tieren zu finden.

      In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass polybromierte Flammschutzmittel das Nervensystem schädigen und Verhaltensstörungen wie Hyperaktivität auslösen können. (Eriksson 2001) Einige Flammschutzmittel stehen im Verdacht, krebsauslösend zu sein und eine hormonähnliche Wirkung zu haben.

      Tipps: Bevorzugen Sie elektronische Geräte, Baustoffe und Ähnliches mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“. Diese enthalten keine polybromierten Flammschutzmittel. Achten Sie auf das Zeichen „Emissionsarme textile Bodenbeläge“ oder „Öko-Tex“ für Textilien.

      Experimente: Chemikalien lösen sich aus Kunststoffen

      Mit den beiden folgenden Experimenten können Sie selbst zu Hause ganz leicht nachweisen, dass Chemikalien sich aus Kunststoffen lösen. Sie können die Chemikalien schmecken und Sie können sie riechen.

      Geschmackstest

      Wir benötigen:

      • eine Kunststoffflasche (oder einen Kunststoffbecher)

      • eine Glasflasche (oder ein Trinkglas)

      • kochendes Wasser

      Füllen Sie die Kunststoffflasche und die Glasflasche mit kochendem Wasser und lassen Sie das Wasser mehrere Stunden lang auf Zimmertemperatur abkühlen. Trinken Sie zunächst das Wasser aus der Glasflasche in kleinen Schlucken, dann das Wasser aus der Kunststoffflasche.

      Ergebnis: Das Wasser aus der Kunststoffflasche schmeckt anders als das Wasser aus der Glasflasche, denn durch die Hitze des kochenden Wassers haben sich Chemikalien aus dem Plastik gelöst und sind in das Wasser übergegangen.

      Geruchstest

      Wir benötigen:

      • einen Wasserkocher, der zumindest innen mit Kunststoff beschichtet ist

      • einen Kochtopf

      Bringen Sie circa 1 Liter Wasser im Wasserkocher zum Kochen und gleichzeitig etwas Wasser in einem Kochtopf – beides so lange, bis Dampf aufsteigt. Dann riechen Sie vorsichtig am Wasserdampf aus dem Topf – so sollte reiner Wasserdampf aus Leitungswasser riechen. Lassen Sie den Wasserkocher abermals kochen, öffnen Sie den Deckel und riechen Sie vorsichtig (!) am Wasserdampf.

      Ergebnis: Der Wasserdampf aus dem Kunststoffwasserkocher riecht anders – im schlimmsten Fall direkt nach Kunststoff. Durch den Kochvorgang haben sich Chemikalien aus dem Kunststoff des Wasserkochers gelöst und sind in das erhitzte Wasser übergegangen. Kochendes Wasser beschleunigt die Freisetzung von Chemikalien.

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      Spielzeug steht nach Erkenntnissen der Europäischen Kommission auf der Liste der gefährlichen Produkte ganz oben. 2015 musste die EU-Kommission vor mehr als 2000 Produkten warnen – über ein Viertel davon war Kinderspielzeug, bei dem „chemische Risiken“ am häufigsten gemeldet wurden. Mit Spielzeugen kommen Kinder intensiv in Berührung, sie stecken sie in den Mund und nehmen sie mit ins Bett. Aber wohl jedes Kind hat heutzutage mehrere Spielzeuge im Kinderzimmer, die belastet sind.

      Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fand in acht von neun getesteten Kinderprodukten gesundheitsschädliche Stoffe. (BUND 2013) Insbesondere ein Schnorchelset, das Kinder natürlich in den Mund nehmen, war stark mit Weichmachern belastet!

      Weichmacher, Flammschutzmittel oder Bisphenol A – diese Stoffe sammeln sich im Körper an, können sich gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken, bereits in extrem geringen Dosen das Hormonsystem beeinträchtigen und wichtige Entwicklungsprozesse stören. Besonders gefährdet sind Föten im Mutterleib und Kleinkinder, weil sie sich noch in der Entwicklung befinden.

      Die meisten Produkte, die in der EU Alarm auslösen, kommen aus China, einige aber auch aus Deutschland. Im April 2016 musste die Firma Tchibo ein giftiges Kinderspielzeug zurückrufen: eine aufblasbare Spielfigur, die sehr stark mit dem Weichmacher Naphthalin belastet war. Das Online-Shopping verstärkt die Problematik und kann gefährlich werden: Produkte, die per Internet außerhalb der EU bestellt werden, sind möglicherweise niemals einer Sicherheitsprüfung unterzogen worden.

      Man sollte meinen, dass die Hersteller insbesondere bei Produkten für Kinder auf gesundheitsschädliche Stoffe verzichten und höchste Sicherheitsstandards beachten – doch das ist leider nicht der Fall. Deshalb: Plastikspielzeug sollte am besten generell vermieden werden. Wenn das sich nicht konsequent durchhalten lässt, sollte zumindest nur Spielzeug aus Polypropylen (PP) oder Polyethylen (PE) verwendet werden. PVC jedenfalls besteht zu einem großen Teil aus giftigen Weichmachern. Wenn die Angabe des Kunststoffs auf dem Spielzeug oder der Verpackung fehlt, handelt es sich meistens um PVC!

      Gute Informationsquellen bieten Institutionen wie die Stiftung Warentest oder der Verlag Öko-Test, die auf bedenkliche Inhaltsstoffe hinweisen. Indikatoren, auf die viele beim Kauf von Spielzeug achten, sind die Prüfzeichen. Leider sind diese in Bezug auf Schadstoffgehalt und Umweltverträglichkeit nicht unbedingt hilfreich. Hier eine Übersicht über die häufigsten Siegel:

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      • Das Siegel „GS“ (Geprüfte Sicherheit) bescheinigt einem Produkt, dass es den Anforderungen des Produktsicherheitsgesetzes entspricht. Es gilt nur für gesetzlich vorgeschriebene Grenzwerte.

      • Der TÜV Rheinland ist ein privates Prüfunternehmen, das weltweit tätig ist. Die Kriterien für sein Siegel „Sicherheits- und schadstoffgeprüft“ werden vom TÜV Rheinland selbst festgelegt. Welche Schadstoffe getestet und welche Grenzwerte gesetzt werden, ist nur schwer nachvollziehbar.

      • Das Siegel „Spiel gut“ bezieht sich vor allem auf den pädagogischen Wert des Spielzeugs. Schadstoffprüfungen werden nicht vorgenommen, aber das getestete Spielzeug ist zumindest frei von PVC.

      • Das Siegel „CE“ ist kein Prüfsiegel, es wird vom Hersteller selbst angebracht und bietet keinerlei Sicherheit. Es bestätigt nur, dass der Hersteller alle gesetzlichen Normen erfüllt hat, damit das Spielzeug in der EU verkauft werden darf. In der Realität können die damit gekennzeichneten Spielzeuge mit Schadstoffen weit über den gesetzlichen Grenzwerten belastet sein.

      Tipps: Informieren Sie sich bei Öko-Test oder Stiftung Warentest. Kaufen Sie kein Spielzeug, das nach chemischen Inhaltsstoffen oder parfümiert riecht oder sich unangenehm anfühlt. Die gelbe „Quietsche-Ente“ wird oftmals als Negativbeispiel für belastetes Spielzeug verwendet; als Ersatz dafür gibt es eine gelbe Bade-Ente aus 100 Prozent Naturkautschuk (von der Firma Hevea).

      Füllungen, Brücken, Kronen und Zahnspangen sind gesundheitlich nicht unbedenklich. Zahnfüllungen aus Amalgam sind mittlerweile in Verruf geraten – und das zu Recht: Das darin enthaltene giftige Quecksilber wird in kleinsten Mengen freigesetzt und sammelt sich im Körper an. Dieses Risiko und das auffallende Aussehen sind die Gründe dafür, dass Amalgam unter den Zahnfüllungen heute rückläufig ist.


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