Zwei besondere Krimis - Im Zeichen der Fliege & Die toten Frauen. Alfred Bekker

Zwei besondere Krimis - Im Zeichen der Fliege & Die toten Frauen - Alfred Bekker


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Arzt war indessen zu dem am Boden liegenden Gerratti gestürzt. Mehr als dessen Tod feststellen konnte er aber auch nicht.

      "Bitte bewahren Sie Ruhe, Ladies and Gentlemen...", bemühte sich der Conferencier.

      Vergeblich.

      Das Grauen war stärker.

      Kein noch so vernünftiges Argument konnte jetzt noch diese Menschenmenge unter Kontrolle halten. Das blanke Chaos brach aus...

      2

      Als ich an diesem Morgen im Büro von Mister McKee saß, war ich noch ziemlich müde. In der Nacht zuvor hatte wir eine Razzia im BLUE MOON durchgeführt, einem Glitzerschuppen, von dem wir schon lange vermutet hatten, dass er ein Umschlagplatz für Designer-Drogen war. Diese Operation saß mir jetzt noch in den Knochen. Aber wenn ich mir die anderen Gesichter der FBI-Agenten ansah, die sich im Büro unseres Chefs versammelt hatten, war ich nicht der einzige.

      Ich nippte an meinem Kaffee.

      Mein Freund und Kollege Milo Tucker schien meinen Gesichtsausdruck bemerkt zu haben. Er saß neben mir.

      "Mandy hat Urlaub", raunte er mir zu.

      "Das erklärt alles", erwiderte ich.

      Mandy war die Sekretärin unseres Chefs. Und ihr Kaffee war im gesamten Hauptquartier des FBI-Districts New York eine Legende. Das Gebräu, das ich jetzt vor mir hatte, konnte damit auf keinen Fall konkurrieren.

      Außer Milo und mir waren noch Agent Medina und Agent Clive Caravaggio anwesend.

      "Sie werden von dem jüngsten Vorfall im Madison Square Garden gehört haben", begann Mister McKee. Natürlich hatten wir das. Das war gar nicht zu vermeiden. Schließlich waren sämtliche Zeitungen und die Nachrichten in Fernsehen und Radio voll davon. "Vorgestern ist bei einem von der World Wrestling Association ausgetragenen Kampf im Freistil-Catchen der Star des Abends umgebracht worden, ein gewisser William Gerratti. Er mag dem einen oder anderen, der an dieser Sportart interessierter ist als ich, vielleicht unter dem Namen THE FURY ein Begriff sein."

      "Ich habe nur die Plakate vor dem Madison Square Garden gesehen", sagte Orry Medina, ein Special Agent indianischer Abstammung, der als bestangezogendster G-man des Districts galt.

      Mister McKee schaltete einen Projektor ein und zeigte uns erst einige Aufnahmen von Gerratti, dann vom Tatort.

      "Es gibt sogar eine Videoaufnahme des Geschehens", erklärte Mister McKee dann. "Ein Kabelsender, der sich auf Catchen spezialisiert hat, hat den Kampf nämlich live übertragen. Die Aufnahme stelle ich Ihnen für die Ermittlungen zur Verfügung.

      Aber zunächst möchte ich Ihnen die Ermittlungsergebnisse kurz darlegen, die unsere Kollegen von der Homicide Squad des zuständigen Reviers der City Police bereits gewonnen haben.

      Vielleicht haben Sie die entscheidenden Ausschnitte der Videoaufzeichnung ohnehin schon im Frühstücksfernsehen bewundern können." Mister McKee schüttelte angewidert den Kopf.

      "Das, was da im Madison Square Garden passiert ist, ist schlimm genug. Aber die Art und Weise, wie manche Medien das ausbeuten, gefällt mir ebenfalls nicht."

      Anhand mehrerer weiterer Aufnahmen erläuterte Mister McKee uns den Tathergang, so wie er bisher rekonstruiert worden war. Der Täter hatte aus dem Publikum heraus geschossen. Die Ballistiker hatten inzwischen sogar feststellen können, von welchem Platz aus. In der allgemeinen Panik hatte der Täter dann unerkannt flüchten können. Die Leute waren aus dem Garden gestürzt und hatten die Sicherheitsleute und Ordner einfach über den Haufen gerannt. Einige Dutzend Verletzte waren mit Prellungen und Knochenbrüchen in Krankenhäuser eingeliefert worden.

      Insgesamt ein halbes Dutzend Personen glaubten, den Täter beobachtet zu haben.

      Die City Police hatte ihre Aussagen aufgenommen, aber sie waren dermaßen unterschiedlich, dass ihr Wert gleich Null war.

      Vermutlich hatte keiner dieser Menschen wirklich etwas gesehen.

      Bei den verwendeten Projektilen handelte es sich um Kugeln vom Kaliber 38.

      "Wieso ist das unser Fall?", erkundigte ich mich.

      Mister McKee hob die Augenbrauen. "Dazu komme ich sofort, Jesse." Er hielt eine Fernbedienung in der Hand, mit der er den Projektor bediente. Das Gesicht eines Mannes in den mittleren Jahren erschien jetzt an der Wand. "William Gerratti hatte Verbindungen zur Unterwelt. Insbesondere zu Sly Jordan!"

      "Dem Wettkönig aus der Lower East Side?", meinte Milo.

      Mister McKee nickte.

      "Genau! Jordan ist eine große Nummer im illegalen Glücksspiel und Wettgeschäft. Er betreibt mehrere Bars und ein paar Wettbüros. Außerdem vermuten wir, dass er in großem Maßstab Wettbetrug betreibt. Abgesprochene Pferdewetten und manipulierte Kämpfe beim Boxen und Catchen. Allerdings ist bislang nichts Gerichtsverwertbares dabei herausgekommen. Sly Jordan macht sich selbst die Hände nicht schmutzig. Dafür hat er seine Leute. Im letzten Jahr wollte ein Aussteiger aus Sly Jordans Organisation als Kronzeuge aussagen. Er wurde auf dem Weg zum Staatsanwalt von einem Scharfschützen erschossen. Dass Sly Jordan dafür den Auftrag gab, konnte nie bewiesen werden."

      "Und weshalb sollte er etwas mit dem Tod von William, THE FURY Gerratti zu tun haben?", fragte Milo.

      "Gerratti stand praktisch auf der Gehaltsliste von Jordan. Jedenfalls sagen uns das unsere Informanten. Aber es gibt auch andere Anhaltspunkte, die das mehr als nahelegen. Gerrattis Manager hat früher für Jordan gearbeitet. Mit Jordans Geld ist Gerratti aufgebaut worden."

      "Und je nach dem, wie die Wettquoten standen, ist Gerratti dann entweder umgefallen oder als Sieger vom Platz gegangen!", schloß Caravaggio. Der flachsblonde Italo-Amerikaner schlug die Beine übereinander.

      Mister McKee zuckte die Achseln. "Es spricht sehr viel für diese Vermutung. Jedenfalls soll Gerratti sich mit seinem Mentor verkracht haben. Gerade jetzt, wo er groß im Kommen war und für Jordan richtig Geld gebracht hätte!"

      "Und deshalb musste er sterben?", fragte ich.

      "Es wäre nicht das erste Mal, Jesse, dass Sly Jordans Leute aus seinem Imperium, die nicht parieren, wenig später auf mysteriöse Weise eine Kugel in den Schädel bekommen! Jordan ist, was das angeht nicht unbedingt ein kalt kalkulierender Unterwelt-Boss. Er kann mitunter sehr emotional reagieren. Sein nachtragender Hass ist berüchtigt. Eine Beleidigung genügt und ihm brennen sämtliche Sicherungen durch..."

      "Klingt nicht gerade nach jemandem, den ich näher kennenlernen möchte", raunte mir Milo zu.

      "Gehört wohl leider zum Job", erwiderte ich.

      Mister Jonathan D. McKee wandte sich an Orry. "Sie und Clive ermitteln bitte am Tatort. Nehmen Sie sich jedes Detail noch einmal unter die Lupe und arbeiten Sie dabei mit Captain Krings, dem Leiter der zuständigen Mordkommission zusammen. Insbesondere möchte ich, dass Sie sich mit den Organisatoren des Catch-Events in Verbindung setzen und ermitteln, ob es vielleicht im Vorfeld des Attentats irgendwelche Auffälligkeiten gab."

      Orry Medina nickte.

      "In Ordnung, Sir."

      Mister McKee vollführte eine halbe Drehung in meine Richtung.

      "Sie und Milo ermitteln in Gerrattis Umfeld... Es wäre nicht


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