Hexenherz. Goldener Tod. Monika Loerchner

Hexenherz. Goldener Tod - Monika Loerchner


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schmiegt sich wortlos in meine Arme. Seine Ringe drücken gegen meine Haut. Ich hatte ganz vergessen, dass er ja auch über Magie verfügt.

      »Hilf Simone«, flüstere ich ihm ins Ohr. »Und hör auf sie, sollte es zu einem Angriff kommen. Sie hat wesentlich mehr Erfahrung als du.«

      Kolja nickt und ich muss schlucken, um den Kloß in meinem Hals zu vertreiben. Das ist nicht richtig, ich sollte so etwas sagen wie »Und wenn ihr angegriffen werdet: Lauf! Lauf, so schnell und so weit du nur kannst! Scher dich nicht um die anderen, sondern rette dein Leben!«

      Doch welchen Mann würde ich so aus ihm machen, und was für eine Mutter aus mir?

      Kapitel 15

      »Wie wollen wir vorgehen?«

      »Gute Frage.« Désirée runzelt die Stirn. »Wir wissen nicht, wie stark sie sind, aber ich denke, dass wir davon ausgehen können, dass es sich bei den vier Damen allesamt um Frauen handelt.«

      Ich nicke. »Fragt sich nur, ob sie auch alle unter Magie sind.«

      »Glaubt du nicht?«

      »Ich weiß nicht. Die Anführerin, diese Sybille, auf jeden Fall. Hast du auch diese Vibrationen gespürt?«

      »Ja. Wir sollten uns vor ihr in Acht nehmen!«

      »Genau. Was die anderen betrifft: Wenn so eine wie Sybille ankommt und rumbrüllt, ihr Mann sei verschwunden und dass sie gefälligst ihre faulen Ärsche hochbekommen und ihr beim Suchen helfen sollen – denkst du, eine sagt dann sowas wie: ›Tut mir leid, liebe Sybille, aber ich habe gerade meine magiefreien Tage‹?«

      »Du hast recht. Trotzdem sollten wir davon ausgehen, dass wir es im schlimmsten Fall mit vier Gegnerinnen zu tun haben.«

      »Sehe ich auch so.« Ich mustere Désirée. »Du hast Rauch, bist wirklich gut in der Abwehr. Wie sieht’s in Sachen Angriff aus?«

      Sie grinst breit. »Kennst du was, wo Rauch nicht reinkommt?«

      »Hm, gute Frage. Aber wenn Pflanzen intakt sind?«

      »Pflanzen ziehen sich Stoffe aus der Luft, um dann mit Hilfe von Licht Nahrung zu erzeugen. Ich hülle sie ein und das war’s dann.«

      »Oh. Clever. Aber wie schnell wirkt so etwas?«

      »Gar nicht schnell im Grunde.« Désirées Grinsen wird schadenfroh. »Aber das weiß eine Pflanze ja nicht. Dementsprechend geht sie in den Panikmodus über.«

      »Soll heißen?«

      »Schadensbegrenzung und Schutz. Einfahren und zusammenklappen, was immer geht. Überflüssige Teile abstoßen.«

      »Und die Magie?«

      »Reagiert entsprechend. Glaub’s mir, es haben schon mehrere Pflanzenhexen meinen Weg gekreuzt.«

      »Oh. Schön.«

      »Ja.«

      »Gut. Sollte es also zu einer Konfrontation mit den Frauen kommen, bist du für Sybille zuständig. Ich kümmere mich um die anderen drei.«

      Désirée lacht. »Ich weiß ja, dass du gut sein musst – aber so gut?«

      »Ja, ich bin so gut!« Mit meiner Eismagie wäre ich sogar noch besser. »Ich war Zweite der Ostgarde. Das bin ich nicht geworden, weil ich so schön Blümchen pflücken kann.«

      »Na gut.« Die Rebellin sieht nicht sonderlich überzeugt aus, aber wir haben jetzt keine Zeit für lange Debatten.

      »Also: Wenn du ein Mann wärst und vorhättest zu fliehen – wo würdest du hingehen?«

      »Ich würde mich auf jeden Fall bei keinem Freund und auch bei keiner Verwandten verstecken. Viel zu offensichtlich und viel zu gefährlich«, sagt Désirée langsam.

      »Sehe ich auch so. Außerdem würde er Gefahr laufen, dass ihn die Frauen wieder zurückschicken.«

      »Die Frage ist: Würde er versuchen, die Stadt zu erreichen, wo er in der Masse verschwinden kann, oder würde er, da er weiß, dass wiederum seine Frau von seinem Traum von der Stadt weiß, im Gegenteil in die andere Richtung fliehen?«

      »Ist richtig«, sage ich, »und auch wieder nicht. Kann ja auch sein, er weiß, dass Sybille weiß, dass er weiß, dass sie das weiß. Dann würde er … Mist, jetzt habe ich den Faden verloren!«

      Die blonde Rebellin lacht. »Oh Frau! Aber gut, was machen wir jetzt?«

      »Wenn Arno versucht, in den Süden oder sonst wohin zu fliehen, werden wir ihn sowieso nicht finden.« Ich kann nur hoffen, dass ihm die Flucht gelungen ist. »Wir wissen ja nicht mal, wo sein Heimatdorf ist, von dem aus er geflohen ist. Wir können ihn nur dann finden, wenn er sich tatsächlich auf dem Weg nach Annaburg befindet.«

      »Das leuchtet ein. Und Sybille scheint das ja auch für die wahrscheinlichste Variante zu halten.«

      »Dann ist es beschlossen: Wir reiten Richtung Norden.«

      Désirée nickt. »Denkst du, wir finden ihn?«

      »Keine Ahnung. Auf jeden Fall haben wir bessere Karten als die anderen. Ich habe Jahre meines Lebens damit verbracht, Leute aufzuspüren und zu jagen.« Ich spüre, wie die Vorfreude in mir kribbelt. Endlich mal wieder was anderes! »Ich wette, die haben keine Ahnung vom Spurenlesen.«

      »Gut. Aber wo fangen wir an? Sollten wir es nicht zunächst mit Magie versuchen?«

      »Das kannst du gern versuchen«, ich schüttele den Kopf, »aber in Gegenden wie diesen ist das vergebliche Liebesmüh.«

      »Wieso?« Désirée macht eine umfassende Bewegung. »Ist ja nicht so, als wären hier allzu viele Leute unterwegs.«

      »Das nicht«, gebe ich zu, »aber verdammt viel Wild. Da kommst du mit Magie nicht weit, du kannst es ja gern ausprobieren!«

      Die Frau schenkt mir ein halbes Lächeln, dann verschließt sich ihr Gesicht und ein konzentrierter Ausdruck erscheint darauf. Wenige Sekunden später sehe ich erste Schweißtröpfchen auf ihrer Stirn. Wer nicht hören kann …

      »Uff.« Sie schüttelt sich. »Du hattest recht. Verdammt, ist hier viel los. Das hätte ich echt nicht gedacht!«

      »Na, sag ich doch! Die gute Nachricht ist, dass die anderen Arno so ebenfalls nicht orten können. Er hat wirklich Glück, dass es hier so viele große Tiere gibt.«

      »Aber wie wollen wir ihn dann finden?«

      »Ganz einfach: Wir reiten so lange im Zickzack Richtung Annaburg, bis wir eine Spur von ihm finden.«

      »Und das funktioniert?« Désirée kratzt sich am Kopf. »Ernsthaft?«

      »Ja, ernsthaft!«

      »Na dann … «

      Die Suche erweist sich als genauso mühselig, wie in den guten alten Zeiten. Göttin, wie oft habe ich schon im Stillen die Mondin gebeten, etwas voller zu strahlen und so der Dämmerung mehr Licht zu verleihen. Da Désirée im Gegensatz zu mir in der Lage ist, ihre Magie zu erneuern, fällt es somit ihr zu, für Licht zu sorgen. Eine kleine Flamme bekommt jede Frau hin und die Laterne aus dem Gepäck der Rebellin tut ihr Übriges. Der Atem der Pferde und einer guten Kameradin neben mir, die Sinne entfaltet, die Magie in Alarmbereitschaft, was braucht es mehr? Ich hatte ganz vergessen, wie aufregend so eine Jagd ist!

      Wir sind erst eine Stunde unterwegs, als ich seine Fußspur finde. Ich zügele mein Pferd und sitze ab,

      »Da!« Ich deute auf den Boden. Wenn ich jetzt Eis hätte, würde ich die Spur damit ausfüllen, um sie für Désirée sichtbarer zu machen. »Von der Größe her eindeutig eine Männerspur.« Weibliche Menschen hinterlassen deutlich grazilere Spuren, sind so viel besser an das Leben in der Wildnis angepasst.

      Ohne Magie wäre es schwierig,


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