99 Fragen, mit denen Eltern ihre Kinder wirklich erreichen. Ralph Caspers
einkaufen warst? Oder wann du das erste Mal gekocht hast?
Vielleicht erinnerst du dich auch eher an das, was du zwar irgendwann zum ersten Mal gemacht hast, aber was du danach nie wiederholt hast. Ich weiß noch, wie ich das erste Mal einen Fallschirmsprung gemacht habe. Es blieb aber auch das einzige Mal. (Nicht, weil es mir nicht gefallen hätte – im Gegenteil, der Sprung war toll. Es hat sich einfach nur kein weiterer ergeben.) Ich weiß noch, wie ich das erste Mal mit Atemgerät tauchen war. (War auch großartig, habe ich aber auch nur ein einziges Mal gemacht.) Und ich weiß noch, wie ich das erste Mal gespürt habe, dass Panik ganz langsam meine Beine hochkroch, als ich in einer engen Höhle tief in einem Berg die Gewissheit hatte: Wenn ich jetzt hier am Felsen hängen bleibe, kann mir keiner helfen. (Ich konnte die Panik mit ruhigen Atemzügen wieder kleinkriegen. Höhlen erforschen ist nicht zu meinem Hobby geworden.)
Wie ist es bei dir? An was kannst du dich erinnern? Und hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du irgendwann etwas auch zum letzten Mal machen wirst?
Gibt es Zufall?
Einundzwanzig
Hin und wieder passiert mir Folgendes: Ich möchte einen Freund anrufen und nehme mein Telefon in die Hand – da klingelt mein Telefon und genau dieser Freund ist dran. Ich sage: „Das ist aber ein Zufall. Ich wollte dich gerade anrufen!“ Er antwortet: „Es gibt keine Zufälle.“
Wenn Menschen so etwas sagen, dann meinen sie meistens, dass unser Leben von einer höheren Macht vorbestimmt wird – sei es das Universum, Gott oder die eigenen Eltern. Es gibt eine Vorhersage, die eintreffen wird, egal was du tust. Nichts passiert zufällig, alles hat einen tieferen Sinn. Wenn sich zwei Menschen treffen und daraus eine große Freundschaft entsteht, dann ist das eben kein Zufall, sondern geplant. Von wem auch immer.
Das ist allerdings nicht, was mein Freund meint. Für ihn ist ein Zufall zwar auch das Gegenteil von einem Plan. Er behauptet aber, es gäbe gar keinen Plan von einer höheren Macht. Und wo es keinen Plan gibt, gibt es auch nicht das Gegenteil von einem Plan.
„Ja, ja“, antworte ich dann, „vielleicht gibt es keine höhere Macht, aber trotzdem gibt es ja wohl Ordnung und Unordnung, also Plan und Zufall.“ Wenn ich zum Beispiel auf ein Blatt Papier ganz viele Punkte im gleichen Abstand male, ergibt das ein Muster. Muster erkennen wir überall in der Natur. Es gibt also Pläne. Und das Gegenteil kommt in der Natur auch oft genug vor. Also gibt es auch Zufälle.
„Ja“, meint mein Freund, „vielleicht denkst du nur, du erkennst geplante Muster, weil dein Gehirn das so erwartet. In Wirklichkeit könnten diese ‚Muster‘ auch nur optische Täuschungen sein, die ganz ohne Plan entstanden sind.“
„Also doch Zufall“, denke ich, antworte aber nur: „Auf jeden Fall schön, dass du angerufen hast.“
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