Der Weihnachtsschatz. Melanie Stadelbauer

Der Weihnachtsschatz - Melanie Stadelbauer


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muss Pipi!" Hanna steht da und tritt unruhig von einem Bein auf das andere.

      Während Matthias Hanna geduldig hilft, wird Sarah immer hippeliger.

      "Wann geht’s denn endlich los? Wir wollen doch einen Schatz finden! So kommen wir nie ans Ziel. Zieh doch der Nervensäge eine Windel an. Dann müssen wir nicht ständig…"

      Da! Schon wieder! Das Laub raschelt, kleine Zweige brechen.

      "Was ist das?" Lena klammert sich mit zittriger Stimme an ihren großen Bruder.

      "Ich weiß es nicht, Lena." Langsam bekommt es auch der Älteste der Truppe mit der Angst zu tun.

      Und dann ist wieder Totenstille. Nichts ist mehr zu hören. Nicht das kleinste Geräusch. So plötzlich wie das Rascheln gekommen war, ist es wieder verschwunden.

      "Das waren sicher nur Tiere. Die können wahrscheinlich auch nicht schlafen." , versucht Matthias die Mädchen, und vorallem auch sich selbst, zu beruhigen. "Gehen wir weiter. Vom Rumstehen wird uns nicht warm."

      Etwas beklommen machen sich die Kinder auf den Weg und folgen im schwachen Schein ihrer Taschenlampen dem schmalen Pfad im Wald.

      Eine Fährte

      "Irgendwie hab ich das Gefühl, dass wir verfolgt werden!"

      Sarah schaut sich immer wieder ängstlich um. "Hört ihr das nicht? Da raschelts doch ständig!"

      "Sarah, das sind nur Tiere. Du hast doch gehört was Matze gesagt hat. Die wohnen im Wald und sind in der Nacht wach. Solange du ihnen nichts machst, lassen sie uns auch in Ruhe. Jetzt beruhig dich wieder und komm mit. Wenn du ständig stehen bleibst, kommen wir nie ans Ziel! Und du willst den Schatz doch auch finden, oder?"

      Emma nimmt die Hand ihrer jüngeren Schwester und versucht sie zu beruhigen.

      Plötzlich bleibt Matthias wie gebannt stehen. Da liegt doch was im Laub. Es glitzert im Mondlicht und zieht die Blicke der Kinder auf sich.

      "Was ist das?", fragt Lena neugierig. "Nicht anfassen, Hanna. Wir müssen erst einmal vorsichtig herausfinden was das ist." Matthias zieht Hanna, die das glitzernde Etwas aufheben möchte, auf die Seite, bückt sich und schiebt mit seinem Handschuh vorsichtig das Laub auf die Seite.

      "Alter, was ist denn das????". Fasziniert starren die fünf auf ihren Fund. Selbst Lena und Hanna bleiben wie versteinert stehen. "Boah, ist das schön!". Lena schaut begeistert auf den Waldboden. Ihre großen Augen erscheinen noch größer und die Faszination spiegelt sich in ihnen. Langsam geht sie nach unten, kniet sich auf den weichen Waldboden und beginnt mit ihren kleinen Händen vorsichtig zu graben.

      Die anderen Kinder beginnen ebenfalls damit, vorsichtig Laub und Erde auf die Seite zu schieben.

      Immer tiefer graben sie in die Erde, bis der gefundene Schatz in voller Größe vor ihnen steht.

      "Wow, das ging ja schnell. Fast schon zu einfach. Wir mussten ja kaum suchen!" Sarah klingt enttäuscht. Sie hatte sich das so schön ausgemalt. Die ganze Nacht wollte sie mit den anderen Kindern unterwegs sein, vielleicht auf einem Bauernhof in einem Pferdestall im Heu schlafen und am Morgen von den Hühnern geweckt werden. Die Bäuerin findet sie in der Früh und bietet ihnen Kuchen und Kaba zum Aufwärmen an. Mit gepackten Rucksäcken und leckeren Schinkenbroten im Gepäck geht die Schatzsuche dann weiter.

      Und jetzt? Jetzt ist der ganze Traum kaputt. Sie sind doch gerade erst eine halbe Stunde unterwegs und noch nicht einmal aus dem kleinen Dorf, in dem sie lebten, herausgekommen. Sowas Blödes aber auch.

      Während Sarah sich innerlich von ihrem Traum verabschiedet, bemerkt sie gar nicht, wie die anderen die goldene Schatztruhe vorsichtig öffnen. Die Oberfläche glitzert im Mondlicht und lässt erahnen, was sich im Inneren der Truhe befindet.

      Die Schatztruhe

      "Ein Zettel?????? Nur ein Zettel? Ist das jetzt deren Ernst? Wir sind von Zuhause weggelaufen, lassen zu, dass sich unsere Eltern vor Angst um uns fast in die Hosen machen und dann finden wir eine Schatztruhe mit einem Zettel drin????"

      Emma ist außer sich. Das sonst so ruhige Mädchen kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Müde und erschöpft setzt sie sich auf den Boden, lehnt sich an einen Baum und zieht Hanna zu sich auf den Schoß.

      "Hey, nicht weinen. Ein Zettel kann doch auch ein Schatz sein. Da kann doch was draufstehen, was der Schatz ist. Oder ein schönes Bild kann drauf sein. Das ist doch auch ein Schatz. Solange es glitzert ist es doch immer ein Schatz, oder?"

      Hanna wischt die Tränen von Emmas Gesicht und versucht ihre große Cousine zu trösten. Irgendwie scheint ihr das auch gelungen zu sein, denn Emma atmet tief durch und beginnt wieder zu lächeln.

      "Du hast Recht Hanna. Auch ein Zettel kann etwas Wertvolle sein. Sollen wir mal nachschauen, was auf dem Zettel draufsteht?"

      Hanna springt sofort auf und zieht Emma hinter sich her zu den anderen.

      "Ihr habt echt was verpasst," ruft ihnen Sarah zu.

      "Das ist ein Hinweis. Auf dem Zettel steht, wo wir als Nächstes hinmüssen."

      "Wohl so eine Art Schnitzeljagd. Wir suchen jetzt einfach mal weiter und irgendwann werden wir schon zu dem Schatz gelangen. Glaubt mir, ich bin sicher, dass unsere Eltern nicht einfach so vor sich hingeredet haben. Die haben das ernst gemeint mit dem Schatz. Ehrenwort!" Matthias Stimme klingt immer aufgeregter.

      Angesteckt von seiner Entdeckerlust versucht Emma mit Hilfe der Taschenlampe zu entziffern was auf dem Zettel steht.

      "Um zu euerem ersten Zwischenziel zu kommen…!"

      "Pssst, hört ihr das? Es raschelt schon wieder."

      Angespannt blicken die Kinder hinter sich und suchen den Wald mit ihren Lampen ab. Nichts ist zu sehen. Nur die dunkle Nacht.

      Das Rascheln verstummt und scheint in der Dunkelheit zu verschwinden.

      "Wahrscheinlich nur ein Reh!", sagt Matthias beruhigend. Mittlerweile ist er sich allerdings selbst nicht mehr sicher.

      Nachdenklich gehen die Kinder weiter in die dunkle Nacht hinaus.

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