5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten. Alfred Bekker

5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten - Alfred Bekker


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Linken. Nachdem er dann tief Luft geholt hatte, meinte er nicht gerade überzeugend: "Die würden den ja doch nicht kriegen!"

      "Ach! Aber wenn dir jemand beim Autofahren den Stinkefinger zeigt, dann bist immer gleich mit einer Anzeige bei der Hand, woll?"

      Feller schluckte, machte einen verlegenen und etwas ratlosen Eindruck. Zweimal setzte er zu einer Erwiderung an, dann sagte er schließlich: "Ich bring jetzt den Wagen in die Werkstatt!"

      Eigentlich kannte er sie gut genug, um zu wissen, dass er die Sache so nicht abtun konnte! Nicht bei Carola!

      Sie fasste ihn am Oberarm.

      "So kommst du mir nicht davon! Du erklärst mir das jetzt erst mal!"

      Martin Feller zuckte die Achseln.

      "Was soll's da zu erklären geben?"

      "Kennst du den Kerl auf dem Motorrad?"

      Er hob die Augenbrauen. Und seine Antwort kam um den Bruchteil einer Sekunde zu spät, um noch überzeugend wirken zu können.

      "Wie kommst du denn darauf?", meinte Martin Feller schwach.

      Carola fuhr sich mit der rechten durch das dichte Haar.

      "Na, irgendeinen Grund muss es doch haben, dass du ihn nicht anzeigen willst!", war ihr messerscharfer Schluss.

      "Ich hab doch die Nummer gar nicht!"

      "Er hatte keine Nummer."

      "Was?"

      "Wie gesagt, ich stand am Küchenfenster und hab's genau gesehen."

      Feller atmete tief durch.

      "Na, siehst du!"

      "Quatsch!", meinte Carola entschieden und äffte ihren Mann dann nach: "Na, siehst du!"

      "Ich meine ja nur, dass die Polizei dann wohl kaum eine Chance hat, den Kerl zu fassen."

      Carola runzelte die Stirn.

      "Wieso DEN KERL?"

      "Häh?"

      Als Carola das Gesicht ihres Mannes sah, dachte sie unwillkürlich an einen Schuljungen, den man dabei erwischt hatte, wie er seine Hausaufgaben abschrieb.

      Carola sagte schließlich: "Na, ich konnte unter der Motorradkluft mit dem Helm und so weiter nicht zweifelsfrei sehen, ob das nun ein Männlein oder Weiblein war. Kennst du IHN vielleicht doch?"

      Er wurde jetzt gereizt, was sie nur noch mehr in der Auffassung bestätigte, dass hier etwas nicht stimmte.

      "Sag mal, was soll das hier?", meinte er. "Wird das ein Detektivspiel oder was?"

      "Irgend etwas verheimlichst du mir."

      "Ach, Unsinn."

      "Hat es vielleicht etwas mit den Anrufen zu tun? Die, bei denen sich keiner meldet?"

      "Ach, Quatsch!"

      "Ich hab das Gefühl, wir müssen miteinander reden, Martin!", meinte sie.

      Martin Feller nickte zögernd.

      "Gut, aber nicht jetzt."

      "Und wann dann?"

      "Nachher. In Ruhe."

      Sie verdrehte die Augen.

      "Ach ja, das musste ja kommen! Nachher!"

      "Schatz..."

      "Du weichst mir aus, Martin! Und ich frage mich, warum! Jeder von uns kennt den anderen wie seine Westentasche. Wir hatten nie Geheimnisse voreinander und jetzt..."

      Sie sprach nicht weiter, und er nahm die willkommene Gelegenheit wahr, das Gespräch erst einmal zu beenden.

      "Ich bring jetzt erstmal den Wagen in die Werkstatt und hol mir einen Kasten Bier", sagte er tonlos, während er sich bereits halb zum Gehen gewandt hatte.

      Carola machte indessen einen letzten Versuch.

      "Soll ich nicht doch die Polizei..."

      Aber ihr Mann schüttelte energisch den Kopf.

      "Keine Polizei, hörst du?", wies er sie sehr eindringlich an. "Ich erklär's dir ja. Aber nicht jetzt."

      Carola seufzte.

      "Du verlangst eine ganze Menge!"

      "Versprichst du mir, dass du den Hörer auf der Gabel lässt?"

      Carola überlegte einen Moment lang.

      Dann sagte sie: "Okay."

      Aber sie sah ihn dabei nicht an.

      19

      Feller fuhr den Wagen direkt in die Werkstatthalle seiner Firma, bremste ziemlich abrupt, zog den Schlüssel ab und stieg aus.

      Charly Wallmeier näherte sich mit gerunzelter Stirn. Er hatte einen Lappen in den Fingern, mit dem er sich gerade die Hände abwischte.

      "Hey, Chef, schon wieder zurück?", meinte er auf seine leuteelige Art, für die sein Chef im Moment allerdings wenig Sinn zu haben schien.

      "Ja", knirschte Martin Feller.

      "Ich dachte, du wolltest für heute Schluss machen."

      Feller ging auf Charly zu und reichte ihm den Schlüssel.

      Dann sagte er: "Mach den Wagen wieder fertig, ja?"

      "Heute noch?"

      "Ja, heute noch!"

      Charly deutete auf den Wagen mit seiner zerstörten Frontscheibe und fragte dann: "Wat haste denn mit dem gemacht?"

      "Hör zu: Lass die Fragerei und mach ihn einfach fertig, ja?"

      "Ja, ja..."

      "Ich nehme inzwischen den Passat mit nach Hause."

      Martin Feller drehte sich um und ging, ohne noch ein Wort zu sagen.

      "Meine Güte, hat der eine Laune heute", murmelte Charly unterdessen vor sich hin.

      "Ey, was ist denn mit dem hier?", war die Stimme von Jürgen Rieke, dem Azubi zu hören, der einige Augenblicke lang mit offenem Mund auf den Wagen gestarrt hatte. "Hat der Chef auf seinen Wagen geschossen?"

      "Quatsch!", knurrte Charly.

      "Ja, guck dir das doch mal an! Dieses Loch hier!"

      Charly hörte, wie sein Chef mit dem Passat davonfuhr und versuchte verzweifelt, sich einen Reim auf alles zu machen.

      20

      Feller fädelte sich grob in den Verkehr der Weststraße ein.

      Der Fahrer eines Lieferwagens verlor die Beherrschung zeigte ihm einen Vogel. Feller bemerkte es nicht einmal, so sehr war er in Gedanken.

      Bei der Kreuzung hielt er rechtzeitig.

      Links ging es in den Rathaustunnel, rechts in die Kölner Straße. Feller fuhr geradeaus und hielt dann am Brighouse-Park. Er stieg aus, sog die stickige Luft ein, die von der vielbefahrenen Sauerfeldstraße herüberwehte und schlenderte ein Stück durch die Grünanlagen.

      Er musste einfach abschalten, einen Moment aussteigen aus dem Laufrad, in das er geraten war.

      Eine Zigarette!, dachte er. Das wär's jetzt.

      Er hatte seit Jahren nicht mehr geraucht. Er hatte sich dieses Laster komplett abgewöhnt. Aber jetzt war das Verlangen danach wieder da.

      Es war kein Zufall, der dich an diesen Ort geführt hat!, ging es ihm dann durch den Kopf, als sein Blick über die niedrigen Sträucher, die Rasenflächen und die mit Vogelkot übersäten Bänke glitt. Heißt es nicht, dass Täter immer wieder an den Ort ihrer Tat zurückkehren?, dachte er.


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