5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten. Alfred Bekker

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Schuld!, dachte er. Hättest du eben in meinen Omega steigen müssen, Klaus!

      8

      Norbert Wolf stand mit versteinertem Gesicht da und blickte aus dem Wohnzimmerfenster seiner Wohnung in Lüdenscheid-Wettringhof. Von hier oben aus hatte man eine fantastische Aussicht. Wenn die Windrichtung ungünstig war, hörte man allerdings auch den Verkehrslärm von der A45, die wie auf Stelzen über das Tal geführt wurde.

      "Nobbi, so kann's nicht weitergehen!", hörte er die Stimme seiner Frau Barbara hinter sich.

      "Ja, ja..."

      "Es hat doch keinen Sinn! Du musst..."

      "Hör auf", sagte er genervt. "Ich kann's nicht mehr hören, Barbara."

      Barbara war zehn Jahre jünger als er. Obwohl sich die ersten grauen Haare in ihre dunkle Mähne hineingemogelt hatten, war sie immer noch sehr hübsch. Im Gegensatz zu den meisten Frauen ihres Bekanntenkreises, standen ihr die Leggings wenigstens, die sie mit Vorliebe trug.

      "Nobbi, du wärst beinahe umgekommen!", rief sie beschwörend.

      "Das weiß ich selber!", fauchte er zurück. Er fuhr sich mit den Händen über das Gesicht.

      An der Haustür klingelte es.

      Norbert Wolf schaute ruckartig auf.

      "Vermutlich die Kripo", murmelte er.

      Barbara rieb nervös die Handflächen gegeneinander. Sie schluckte. Dann ging sie zur Tür. Norbert Wolf hörte, wie sie mit jemandem redete. Wenig später kehrte sie in Begleitung eines großen, kräftig wirkenden Mannes Ende vierzig ins Wohnzimmer zurück.

      "Martin!", entfuhr es Norbert. Die Erleichterung war unüberhörbar.

      Martin grinste.

      "Na, was hast du denn gedacht, wer da kommt. Der Teufel persönlich, woll?"

      "Martin, ich kann deine Witze jetzt nicht ab!"

      "Schon gut, schon gut..."

      Martin sah Barbara an. "Lässt du uns mal einen Moment allein, Barbara? Ich muss mit deinem Mann ein paar Takte reden..."

      Barbara öffnete halb den Mund, aber es kam kein Ton über ihre Lippen. Stattdessen schluckte sie schließlich.

      "Nun mach schon, Barbara!", forderte Norbert Wolf.

      Martin wartete, bis Barbara den Raum verlassen hatte. "Ich habe gehört, was passiert ist, Nobbi", sagte er dann.

      Norbert stieß ein heiseres Lachen hervor. "Kunststück! Stand ja auch groß genug in der Zeitung!"

      "Du weißt, was ich meine." Martins Stimme klirrte wie Eis.

      Norbert Wolf nickte.

      "Ja", murmelte er düster.

      9

      Die Aufgabe, sich mit Ferdinand Sarow und seinen Kumpels herumzuschlagen und aus ihren verworrenen Aussagen ein richtig schönes, ordentliches Protokoll zu machen blieb an Simitsch hängen. Aber Moeller fand, dass das gerecht war.

      Sollte der ruhig ein bisschen schwitzen für seine Karriere.

      Moeller fuhr indessen nach Lüdenscheid-Wettringhof, um noch einmal mit Norbert Wolf zu sprechen.

      Ich hoffe nur, dass Wolf diesmal etwas besser beieinander ist, ging es Moeller durch den Kopf. Er versuchte dabei, die Melodie von TAKE FIVE zu pfeifen, kam aber immer wieder mit dem Rhythmus durcheinander. Fünf Viertel. Verflucht schwer.

      Moeller jagte seinen rostigen Omega über die Werdohler Landstraße unter der Talbrücke Schlittenbach her und dann vorbei an den Ruinen des Baumarktes Dörner. Links war Wald, rechts das Bett des Schlittenbaches und zwischendurch die Kläranlage.

      Der Stadtteil Wettringhof lag auf einer Anhöhe. Der Anstieg war so steil, dass im Winter bei ungünstiger Witterung kein Bus die Höhenstraße passieren und bis Wettringhof vordringen konnte.

      Als Moeller die gewundene, schmale Straße hinauf nach Wettringhof fuhr, musste er sich voll konzentrieren, um nicht von der Fahrbahn zu geraten. Moeller fuhr nämlich einfach zu schnell.

      Norbert Wolf wohnte in der Timbergstraße. Es gab hier eine Mischbebauung aus Einfamilienbungalows und maximal dreistöckigen Mietshäusern. Es gab hier einen Kindergarten und eine einzige Kneipe, die Bergschenke. Dazu jede Menge Steilhänge zum Rodeln. In der Bergschenke hatte Moeller mal mit einem Kollegen eine silberne Hochzeit gefeiert. Der Kollege war inzwischen längst in Pension und hatte sich in ein Ferienblockhaus an der Listertalsperre zurückgezogen. Er verbrachte seine Tage jetzt damit, am Seeufer zu sitzen und darauf zu warten, dass irgend etwas an einer seiner fünf Angelruten zog.

      Beneidenswert, dachte Moeller.

      Er stellte den Wagen am Straßenrand ab.

      Ein kleiner dicker Junge kickte mit Steinen herum und zielte dabei auf parkende Autos.

      "Hey, was fällt dir ein!", rief Moeller.

      Der Junge verzog das Gesicht und streckte die Zunge heraus.

      "Hör mal, Kleiner, ich bin Polizist!"

      Der kleine dicke Junge zeigte ihm einen Stinkefinger und rief: "Leck mich doch, du Asi!" Dann rannte er davon.

      Moeller kratzte sich am stoppelbärtigen Kinn. Wenn ich jetzt anfange, über die heutige Jugend zu schimpfen, fühle ich mich nur wie ein alter Knochen, dachte er. Also lass ich es besser.

      Wolfs bewohnten das Erdgeschoss eines dreigeschossigen Hauses. Moeller ging zur Tür und klingelte. Die Haustür wurde geöffnet und vor der Wohnungstür empfing ihn eine dunkelhaarige Frau um die vierzig.

      "Moeller, Kriminalpolizei", stellte sich Moeller vor.

      "Barbara Wolf. Kommen Sie, mein Mann hat schon damit gerechnet, dass Sie hier bei uns auftauchen."

      Moeller folgte ihr in die Wohnung. Überladen, dachte er.

      Von allem zuviel. Das war sein erster Eindruck, als er den Flur betrat. Zu viele Möbel vor allem. Zu große Bilder an den Wänden und zu großflächige Teppiche auf dem Boden. Barbara Wolf führte Moeller ins Wohnzimmer.

      Ihr Mann saß in einem der klobig wirkenden Ledersessel. Er nickte Moeller zu.

      Moeller sah kurz zu der dritten anwesenden Person hinüber, einem kräftig gebauten Endfünfziger.

      "Guten Tag", sagte der Abteilungsleiter kühl an Moeller gewandt. "Bitte setzen Sie sich!"

      "Guten Tag, Herr Wolf. Ich hätte gerne mit Ihnen nochmal gesprochen... Wenn es möglich ist, allein."

      Wolf atmete tief durch und deutete auf den kräftigen Endfünfziger. "Das ist Martin Feller, ein guter Freund. Weder vor ihm, noch vor meiner Frau habe ich irgendwelche Geheimnisse. Also stellen Sie bitte Ihre Fragen!"

      Moeller war etwas erstaunt. Er sah Martin Feller mit hochgezogenen Augenbrauen an und fragte dann. "Der Name Feller kommt mir irgendwie bekannt vor..."

      Martin Fellers Lächeln war dünn.

      "Das will ich doch sehr hoffen", meinte er. "Schließlich machen wir jede Menge Werbung, damit unser Name in aller Munde ist!"

      "Gebrauchtwagen-Feller!", stieß Moeller dann hervor.

      "Ganz genau. Aber wir haben in unserem Haus nicht nur Gebrauchtwagen, sondern bieten auch einen Reparatur-Service!"

      "Verzeihen Sie meine Unkenntnis", meinte Moeller dann.

      "Aber ich kaufe meine Wagen immer von Privat - um die Händlerprovision zu sparen!"

      "Gott sei dank denken nicht alle Leute so wie Sie, Herr Moeller!" Martin Feller holte tief Luft. Er blies sich auf wie ein Frosch und fuhr dann mit wichtiger Miene fort: "Schlimme


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