Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis. Conrad Shepherd

Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis - Conrad Shepherd


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sprechen, aber es kam nichts weiter als ein paar unverständliche, entsetzlich schwach klingende Laute über seine Lippen.

      „...noch...hier…”, bekam er noch heraus. Dann verlor er das Bewusstsein.

      „Meint er damit den Informanten?”, fragte Rudi.

      „Vielleicht wurde der auch getroffen”, vermutete ich.

      „Hier ist eine Blutspur”, stellte Ladberger fest. Er leuchtete mit einer Taschenlampe auf den Asphalt.

      In diesem Augenblick waren Sirenen zu hören. Das musste der Rettungsdienst sein. Ich nahm Neschs Waffe vom Boden auf und überprüfte das Magazin. „Fast leer”, sagte ich.

      „Dann hat Kommissar Nesch sich hier eine regelrechte Schießerei geliefert”, stellte Rudi fest.

      „Fragt sich nur mit wem und warum.”

      „Wer immer das auch war, er könnte auch etwas abbekommen haben.”

      19

      Zwei Kollegen blieben bei Kommissar Nesch. Wir sahen uns in der Umgebung um. Inzwischen trafen weitere Einsatzkräfte sowie der Notarzt ein.

      Es dauerte nicht lange und wir fanden einen blutüberströmten Mann am Steuer eines SUV.

      Rudi öffnete die Seitentür. Aber da war nichts mehr zu machen.

      „Der Kerl ist tot”, stellte er fest.

      „Die Blutspuren auf dem Boden dürften sich bis zu Kommissar Nesch zurückverfolgen lassen”, meinte Ladberger.

      „Er ist angeschossen worden und hat es bis hier her geschafft”, sagte ich. „Aber um loszufahren haben dann seine Lebenskräfte wohl nicht mehr gereicht.”

      Eine Waffe lag auf dem Beifahrersitz. Der Griff war blutig.

      Ich umrundete den SUV und öffnete die Beifahrertür und sah im Handschuhfach nach. Dort fand ich einen gültigen Führerschein, ausgestellt auf den Namen Valentin Redymov und mit einem Foto versehen. „Jetzt haben wir es schriftlich”, sagte ich. „Dies war der Informant, mit dem sich Kommissar Nesch treffen wollte.” Ich wandte mich an Ladberger. „Sagt Ihnen der Name Valentin Redymov etwas?”

      „Das ist einer von Kerimovs Helfern hier in Frankfurt”, sagte Ladberger. „Redymov ist Geschäftsführer eines Clubs, der als Drogenumschlagplatz gilt. Dass er als Informant für das hiesige BKA gearbeitet hat, wusste ich nicht.”

      „Ich versuche mir gerade mal vorzustellen, was hier passiert ist”, sagte Rudi. „Nesch trifft sich mit einem Informanten, dann liefern sich beide eine wilde Schießerei…”

      „...mit einem unbekannten Dritten”, schloss Ladberger.

      „Der könnte auch was abgekriegt haben”, glaubte ich. „So viel Blei, wie hier verballert wurde.”

      „Wundert mich, dass das niemand gehört zu haben scheint”, meinte Rudi.

      „Mich wundert das keineswegs”, sagte Ladberger. „In den Gebäuden sind Büros. Da ist um diese Zeit niemand. Und in den Restaurants und Clubs in dieser Gegend ist so ein Lärm, dass niemand was hört.”

      „Deswegen haben die sich ja wohl auch hier getroffen”, meinte Rudi. „Überwachungskameras oder dergleichen sehe ich hier auch nicht.”

      Ich wandte mich an Maik Ladberger. „Ist Redymovs Club hier in der Nähe?”

      Ladberger nickte. Er deutete auf die Gebäudefront vor uns. „Gleich dahinter auf der anderen Straßenseite. Wieso?”

      „Redymov will sich mit einem BKA-Kommissaren treffen, verlässt seinen Club und wird erschossen, als er auspackt…”, begann ich.

      Ladberger unterbrach mich. „Da steckt Kerimovs Brut dahinter! Darauf können Sie wetten!”

      „Worauf ich hinaus will, ist etwas anderes”, sagte ich.

      „Und was?”

      „Wenn der Täter nicht schon vorher von dem Treffen wusste, was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, dann muss er Redymov gefolgt sein. Und ich nehme deswegen an, dass er sich auf demselben Weg auch wieder davongemacht hat!”

      „Er könnte sich einfach in einen Wagen gesetzt haben und weggefahren sein”, gab Ladberger zu bedenken.

      Ich schüttelte. „Nein, das glaube ich nicht.” Ich deutete zu der Gebäudefront, hinter der sich Redymovs Club befinden sollte. „Gibt es da einen Durchgang?”

      „Ganz links. Können Sie nicht sehen, weil es von hier aus im Schatten liegt. Aber da gibt es einen schmalen Durchgang zur Straße. Zu schmal für einen Wagen, aber für einen Fußgänger…”

      „Das sehe ich mir an”, sagte ich und überprüfte kurz die Ladung meiner Dienstwaffe.

      Rudi ergriff das Wort. „Sie kennen sich hier gut aus, Ladberger.”

      „Man sollte seine Stadt gut kennen, wenn man als Polizist was erreichen will”, meinte er. „Drei Blocks weiter bin ich groß geworden.”

      20

      Vorsichtig gingen Rudi und ich bis zu dem Durchgang. Der Schatten fiel so, dass man ihn tatsächlich erst erkennen konnte, wenn man schon ziemlich nahe dran war.

      Wir gingen weiter. Der Durchgang war schmal, aber gut erleuchtet, weil von der Straße aus Licht hereinfiel.

      „Da ist niemand”, meinte Rudi. „Der Kerl ist über alle Berge.”

      „Davon will ich mich erstmal überzeugen.”

      „Harry!”

      Ich ging weiter. Rudi war mir auf den Fersen. Wenige Augenblicke später erreichten wir die Straße. Dort war es fast taghell, so gut war sie beleuchtet. Neonreklamen machten die Nacht zum Tag. Von den Sternen konnte man hingegen so gut wie nichts mehr sehen, wenn man zum Himmel aufblickte. Es gab hier eine ganze Reihe von Clubs und Diskotheken, die sich mit Restaurants und Bars abwechselten. Dazwischen waren ab und zu ein paar Häuser zu finden, die so aussahen, als wären sie Relikte einer früheren Zeit und einfach übrig geblieben, während sich die Umgebung im Laufe der Jahre drastisch verändert hatte.

      Beide Straßenseiten waren mit parkenden Fahrzeugen vollgestellt. Sie standen Stoßstange an Stoßstange. Da war nirgends Platz.

      Vielleicht hatte hier jemand auf den Killer gewartet und ihn abgeholt, überlegte ich. Ich ließ den Blick schweifen. Ein Passant im Smoking wich mir aus, als er sah, dass ich eine Waffe in der Hand hielt.

      „Harry, es ist vorbei”, sagte Rudi und steckte seine Dienstwaffe ein. „Wir kriegen ihn nicht, nicht heute jedenfalls.”

      Die Vernunft sagte mir, dass Rudi recht hatte. Aber irgendetwas in mir wollte das einfach nicht wahrhaben. Mein Blick glitt über die Neonschilder der Clubs, dann tiefer über die parkenden Fahrzeuge. Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, irgendetwas übersehen zu haben. Etwas, von dem ich nicht einmal wusste, was es hätte sein können.

      Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Auf dem champagnerfarbenen Kotflügel eines Mercedes war ein Handabdruck zu sehen, so als hätte sich da jemand aufgestützt. Jemand, dessen Hand voller Blut gewesen war. Jemand, der sich trotz seiner Schussverletzung bis hier her geschleppt hatte.

      „Er ist hier”, sagte ich und fasste die Waffe mit beiden Händen.

      21

      In meinen Kopf arbeitete es fieberhaft, während ich ein paar Schritte auf den Mercedes zuging. Kaum fünf Meter war der von uns entfernt. Wo konnte der Kerl sein? Moderne Wagen kann man nicht mehr kurzschließen. Wenn man keinen Schlüssel hat, ist man aufgeschmissen. Deswegen hat das sogenannte Carjacking in den letzten Jahren Überhand genommen. Die Täter überfallen


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